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Gelsenkirchener Weihnachtscircus '13
www.gelsenkirchener-weihnachtscircus.de ; 60 Showfotos

Gelsenkirchen, 29. Dezember 2013: Den Circus Probst und auch seinen Weihnachtscircus in Gelsenkirchen verbindet man einfach mit Tieren. Kein Wunder also, dass für die diesjährige Produktion mit „Ein tierisches Weihnachtsfest“ dazu noch das passende Programmmotto gefunden wurde. Und doch war in diesem Jahr etwas ungewöhnlich und höchst selten: So sehr man die Familie Probst auch mit wunderbaren Tierdressuren in Verbindung bringt, in der Manege standen diesmal andere Tierlehrer. Das hatte es zuletzt 2008 und davor 2001 gegeben.

Dieser Umstand war der Tatsache geschuldet, dass Stephanie Probst, Tochter des Hauses und im Wesentlichen für die Tiere zuständig, zusammen mit ihrem Lebensgefährten Sergiu Musanu beim zweiten Weihnachtsgeschäft in Krefeld weilte. Die übrigen Familienmitglieder hielten sich dagegen in Gelsenkirchen, aber dezent im Hintergrund auf. Sichtbar wurde nur das gute Lichtdesign, für das sich Sohn Andreas verantwortlich zeigte.


Adriana Spindler, Ludvik Berousek, Gerd Koch

Auf viele tierische Akteure mussten die Gelsenkirchener Besucher aber auch in diesem Jahr nicht verzichten. Der Name Probst verpflichtet. Zwei kleine weiße Löwenkinder waren so die Begleiter von Ludvik Berousek in Opening und Finale, wo sich alle Artisten den Zuschauern vorstellten bzw. sich von ihnen verabschiedeten. Traditionell nach der Pause brachte Berousek auch die großen Verwandten, sechs weiße Löwen, in die Manege, die ein umfangreiches Repertoire beherrschen. Höhepunkt ist der Rachentrick. Ebenfalls „Löwen“, allerdings zwei Seelöwen, waren die Partner von Adriana Spindler. Neben Balance-Übungen und Gesangsversuchen schloss ein Tragetrick, bei dem Spindler vom Meeressäuger mit der Schnauze gehalten wurde, diese schöne Darbietung. Voller Elan präsentierte Gerd Koch seine Pferde mit abschließendem Gruppensteiger. Koch war bereits auf Saison zu Probst gestoßen und hatte dort die Schwangerschaftsvertretung von Stephanie Probst übernommen. Er wird auch 2014, ebenso wie die weißen Löwen mit Ludvik Berousek, mit auf Tournee gehen.


Carmen Leyseck, Angelique Leyseck, John Leyseck

Eine weitere Tier-Darbietung steuerte auch die Familie Leyseck bei. Ziegen, Hunde und ein Esel zeigten unter der Anleitung von Carmen und Andreas Leyseck ihr Sprung- und Balancevermögen. Seit 14 Jahren begleiten die Leysecks, die ansonsten bekanntlich den Varieté-Circus Rolandos mitbetreiben, den Gelsenkirchener Weihnachtscircus. Präsent ist vor allem Carmen Leyseck, die auch in diesem durch das Programm führte und zusammen mit dem großen Live-Orchester so etwas wie ein beständiger Begleiter geworden ist. In diesem Jahr war zudem auch die nächste Generation Leyseck in der Manege aktiv. Angeliques Tücher-Kür, bei der sie nebenbei auch Hula Hoop-Reifen in Bewegung hielt, gewann zusätzlich durch die durchdachte Aufmachung. Als Lady im 20er-Jahre-Dress erhielt sie von ihrem Bruder John als Vampir auf einem Pferd den „Todesbiss“ und war daraufhin selbst der Vamp an den Tüchern, nun im schwarzen Kostüm. Bruder John stand auch selbst im Mittelpunkt, nämlich mit seiner starken Todesrad-Darbietung im sehr schmalen Kessel. Für Begeisterung sorgten neben Sprüngen und Blindlauf ganz besonders der Salto im Innenrad sowie die Fackeljonglage auf der Außenseite des rotierenden Rades.


Mongolian Fascination

Ein echter Glücksgriff war die Verpflichtung des 13-köpfigen Ensembles „Mongolian Fascination“ vom Staatscircus in Ulan Bator. In allen Auftritten wussten die Artisten zu überzeugen, brachten sie neben Leistung auch ordentlich Ausstrahlung mit. Los ging es gleich mit richtig starken Handvoltigen als Truppe „Ulaangom“. Neben zahlreichen Sprüngen wurden zugleich hohe Menschentürme bis zum Vier-Personen-Hoch gebaut. Vielleicht war dies gar ihr stärkster Auftritt und wäre anderer Stelle – zum Beispiel als Schlussnummer – noch besser platziert gewesen. Diesen prominentesten Platz im Programm nahmen indes die Seilsprung-Variationen unter dem Titel „Mongolian Jumpers“ ein. Alle relevanten Tricks dieses lebhaften Genres, inklusive Sprüngen von Menschentürmen oder synchrone Passagen, sorgten zum Schluss nochmals für ein enthusiastisches Publikum. Neben einer rasanten Gruppenjonglage gestaltete die Truppe als „Temudschin Acrobats“ auch einen originellen Auftritt mit ikarischen Spielen. Hier wurden Zuschauer zu Untermännern und Fliegern, nicht auf deren Kosten, sondern als ernst gemeinte Manegen-Partner. Super. Drei weibliche Truppenmitglieder, die „Kubilai Sisters“, demonstrierten mit starken und meist synchron gearbeiteten Figuren ihr Handstand- und Kontorsionistik-Können.


Vladimir und Denis Stoliarov, Carmen Marariu

Abgerundet wurde das Programm durch die Familie Stoliarov. Vater Vladimir Stoliarov und Sohn Denis waren gleich zu Beginn als Jäger aktiv, bis sie von Carmen Leyseck darauf hingewiesen wurden, dass Circusleute mit ihren Tieren freundschaftlich verbunden sind. Im weiteren Verlauf des Programm waren auch die bekannten Reprisen des Duos, so das Marionettenspiel, die Rola Rola-Meisterschaft, der brennende Fotoapparat oder die komische Quick Change-Version mit Frau bzw. Mutter Irada eingestreut worden. Schön, dass die Familie mit eigenen, nicht kopierten Reprisen Anklang fand. Carmen Marariu, Ehefrau von Denis Stoljarov, steuerte darüber hinaus eine Nummer am Luftring bei.

Mit der großen leistungsstarken Truppe aus Ulan Bator, angenehmer Clownerie und vielen unterschiedlichen Tieren bleibt die Familie Probst dem klassischen Circus mehr denn je treu – auch ohne eigene Beteiligung in der Manege. Der Erfolg gibt ihr Recht: ausverkaufte Vorstellungen, vertröstete Zuschauer, Pläne für ein größeres Zelt und dazu noch ein komplett neuer, zweiter Weihnachtscircus in Krefeld sprechen für sich. Hut ab, Familie Probst!

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Stefan Gierisch