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Karlsruher Weihnachtscircus 2013/14
www.karlsruher-weihnachtscircus.de ; 80 Showfotos

Karlsruhe, 22. Dezember 2013: Als Joachim Sperlich vor fünf Jahren zusammen mit seiner Familie einen Weihnachtscircus auf dem Karlsruher Messplatz aus der Taufe hob, war der Erfolg dieser Veranstaltung so sicherlich nicht absehbar. Zum „kleinen Jubiläum“ peilen die Macher nun die Marke von 40.000 Besuchern in der aktuellen Spielzeit an. Und nicht nur bei den Zuschauerzahlen zählt der Karlsruher Weihnachtscircus in der Zwischenzeit zur Spitzengruppe der unzähligen Circusveranstaltungen zum Jahreswechsel; auch und gerade in punkto Programm und dessen Gestaltung sind die Sperlichs vorne mit dabei.

In der Zwischenzeit hat sich gar eine eigene, unverkennbare Handschrift herausgebildet. So werden die unterschiedlichen Produktionen der Familie, egal ob Weihnachtscircus oder Tournee-Geschäft, mittlerweile regelmäßig zur „großen Show“. Der Anspruch an die Programme und die Akteure ist klar: „Die Ausstrahlung ist sehr, sehr wichtig und die Verpackung. Deshalb legen wir großen Wert auf die Musik, auf die Choreografie und auf die Kostüme“, erläuterte Monika Sperlich das Konzept gegenüber den Badischen Neuesten Nachrichten. Die Direktionstochter ist auch in diesem Jahr für die künstlerische Leitung verantwortlich, wird dabei von David Weiser (Regie) und Camilla Bevans (Choreographie) unterstützt.


Vegas Showgirls, Zdane Fox

Sechs langbeinige Grazien aus Bevans’ Ensemble „Vegas Showgirls“ bilden in diesem Winter Deutschlands wohl schönstes Circusballett. Doch die Damen sind nicht nur wunderbar anzusehen, sondern gefallen auch mit stets passenden Choreografien und tänzerischem Können. Auffallend ist die moderne Ausrichtung, so erklingen zu ihren Auftritten unter anderem Songs der amerikanischen Popstars Rihanna und Miley Cyrus. Auch einen Sänger gibt es wieder: der Londoner Zdane Foxx gibt mit seinem starken Gesang vor allem dem Opening und dem Finale die besondere Note. Geht es im Opening zu „Merry Christmas Everyone“ mit tanzendem Ballett, vier weiteren Engeln und Weihnachtsmann ganz der Jahreszeit entsprechend zu, sorgen Foxx und die „Vegas Showgirls“ zu Lionel Richies „Angel“ für einen berührenden wie glamourösen Schlusspunkt vor dem Finale.


Sasha the Frog, Aurélie Brua

Darüber hinaus zeichnet sich auch die diesjährige Show wieder durch ausgezeichnetes Lichtdesign und zahlreiche Effekte aus. Feuer- und Nebelsäulen etwa schießen in diesem Jahr aus einem Bühnenboden. Die aktuelle Programmzusammenstellung ermöglicht es, auf die Bühne der Tournee-Produktion „Zirkus des Horrors“ – allerdings nicht ganz so hoch aufgebaut wie dort – zurückzugreifen. Beste Sicht von allen Plätzen ist so garantiert. Die Verpackung stimmt also auch in diesem Jahr – und Ausstrahlung bringen nicht nur Ballett und Sänger mit, auch die eigentlichen Artisten verfügen über das gewisse „Extra“. Bestes Beispiel ist etwa Extrem-Klischnigger Oleksandr Yenivatov („Sasha the Frog“), der mit seinen beiden Darbietungen als Frosch auf einem Hut und später im „Foltergestell“ für Staunen und Schaudern zugleich sorgt. Als sei es die normalste Sache der Welt, werden die verrücktesten Verrenkungen geradezu zelebriert. Schade nur, dass er – genau wie seine Partnerin Aurélie Brua, die ihre kräftezehrenden Posen am doppelten Mast zeigt – auf Bandmusik zurückgreift. Das achtköpfige Orchester spielt nämlich so druckvoll und mitreißend, dass es eine wahre Freude ist. Zudem ist der Sound optimal eingestellt.


Los Alamos, Maik und Siegfried Sperlich

Auch die Auftritte von Patrick Brumbach mit wechselnden Partnern („Los Alamos“) vereinen Ausstrahlung, Verpackung und nicht zuletzt auch artistisches Können. Beeindruckend sind seine gezielten, schnellen Messerwürfe auf die sich mit seiner Frau drehenden Zielscheibe sowie die Blindwürfe. Nicht minder spektakulär ist die gemeinsame Feuershow mit seinen Stiefsohn Henry. Meterhohe Feuerfontänen, brennende Bolas, die Funken sprühen, und eine fliegende und von Brumbach gefangene Kanonenkugel sind Bestandteile dieser Nummer. Klassische Circuskünste werden hier modern umgesetzt und neu gestaltet. Das Ballett sorgt jeweils für die gelungene Einleitung. Das tut es auch – zusammen mit Sänger Zdane Foxx – zu Billy Idols rockigem „Shock to the System“ bei der Todesrad-Darbietung von Maik und Siegfried Sperlich. Beide laufen nicht nur in einem hohen Tempo über das Rad, sondern haben auch ihre Trickstärke noch weiter ausgebaut. Neben Aufschwüngen außen am Rad und doppeltem Blindlauf gibt es jetzt noch mehr Sprungvariationen im Rad und einen Handstand-Lauf von Maik Sperlich auf dem Außenrad.


Messoudis

Noch ein wenig sensationeller sind da nur die Messoudis, Vater Said mit seinen Söhnen Yassin, Soffien und Karim. Nach dem sie gleich zu Beginn ordentlich Tempo auf die Bühne bringen, variantenreich mit Bällen und Keulen jonglieren und die Junioren sogar mit Hilfe der fliegenden Jonglierkeulen dem Vater Zigarette, Hut und Sonnenbrille vom Gesicht nehmen, ist ihre Hand-auf-Hand-Darbietung tatsächlich die im Programm angekündigte Sensation. Mit zwei einarmigen Handständen auf den Köpfen der anderen Partner legen sie los, um sich anschließend vom Ballett die Oberteile der Kostüme abnehmen zu lassen. Gleich darauf wird artistisch nachgelegt. Zum Schluss etwa werden die drei Brüder von ihrem Vater gehalten. Noch grandioser sind aber die Passagen, in denen Karim Messoudi auf den Füßen seines Bruders Yassin – der auf dem Rücken liegt und die Beine in die Luft streckt – einen Handstand drückt und in denen sich Yassin daraufhin so windet, dass er zunächst auf dem Bauch und anschließend wieder zurück auf dem Rücken liegt, wohlgemerkt stets mit Karim im Handstand auf seine Füßen. Wahnsinn.


Duo Shmarlovski, Balders, Kharah Kavak Jr. und Jolanda

Für die Komik sind dieses Mal die Gebrüder Balder zuständig. Die beiden sind wahre Sympathieträger. In vier kleinen Szenen spielen sie sich durch das Programm. Sei es beim Duell in Zeitlupe, beim Hund im Whiskey-Fass, bei Reiterspielen mit Plüschpferd und -strauß oder bei der Wasserschlacht, stets sind ihre Einfälle nett und charmant. Das lässt sich auch über die Sittiche des Duo Shmarlovski sagen. Die kleinen Vögel gehen beispielsweise über Kugeln, hüpfen durch Hindernisse und nehmen eine Rutsche. Zum Abschluss drehen zwei große Aras ihre Runden durchs Zelt. Die unpassende Karnevalsmusik wurde von der Regie gegen circensische Klänge und Melodien aus „Fluch der Karibik“ ausgetauscht, so dass die Nummer nun auch musikalisch zum wunderbaren Piraten-Look von Requisiten und Kostüm passt. Von vorneherein stimmig inszeniert und wie gemacht für dieses Programm ist die große Reptilienshow von Kharah Kavak Jr. (Tommy und Jolanda Kocka). Schlangen, Spinnen, Skorpione, Kaimane und Krokodile verschiedenster Größen sind die tierischen Akteure in diesem aufwendig gestalteten „Indiana Jones“-Bild, welches folgerichtig vor der Pause platziert ist. Spätestens wenn Kocka seine Frau mit Schlangen und Skorpionen bedeckt, sich beide Vogelspinnen ins Gesicht setzen oder die Krokodile sich den Weg Richtung Logen suchen, hat dieses schaurig-schönes Spektakel seine Höhepunkte.

Ausgesuchte Akteure und eindrucksvolle Bilder prägen somit auch die fünfte Auflage des Karlsruher Weihnachtscircus, der einmal mehr ein Garant für beste circensische Unterhaltung ist. Eine stark besetzte, glanzvoll inszenierte, eben eine „große Show“ – sie ist längst das Markenzeichen der Familie Sperlich.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Tobias Erber