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Circus Krone - Januar 2014
www.circus-krone.de ; 55 Showfotos

München, 25. Januar 2014: Kuba ist so etwas wie das "Gastland" des ersten Winterprogramms 2013/14 im Münchener Bau des Circus Krone. Drei der Darbietungen kommen aus diesem Land. Sie sind an den prominenten Stellen in der Show platziert. Spricht, sie bilden Auftakt-, Pausen- und Schlussnummer. Auch das Finale kommt lateinamerikanisch daher. Die Clowns Mister Fips und Charlie geben auf den Zuschaueraufgängen in exotischen Kleidern tanzend den Rhythmus vor. Alle anderen Artisten stimmen mit Musikinstrumenten und bunten Puscheln in der Manege ein.

Zu diesem originellen Rahmen kommen alle Elemente des klassischen Circus. Zwar fehlen die ganz großen Artistenpersönlichkeiten, dieses erste Winterprogramm ist aber dennoch eine runde Sache. Ergänzt werden die kubanischen Truppennummern durch schöne Tierdressuren, würdige Vertreter des artistischen Fachs und wirklich witzige Clowns. Die musikalische Begleitung übernimmt wie gewohnt das Orchester unter der Leitung von Oleksandr Krasyun. Für Abendregie und Ansagen ist Ringmaster Nikolai Tovarich verantwortlich.


Jana Mandana, Kid Bauer, Namayca Bauer

Wenn man aktuell über Tierdressuren bei Krone spricht, spricht man unweigerlich auch von Jana Mandana. Unter ihrer Peitschenführung erleben zwölf prächtige Araberhengste - zumindest in dieser Zusammenstellung - ihr Manegendebüt. Es ist wirklich ein "Traum in weiß". Die Pferde laufen gut, insbesondere wenn man bedenkt, dass sie in dieser Zusammensetzung erstmalig auftreten. Ein Steigerpferd bildet den Abschluss. Sechs Elefantendamen aus Indien sowie Afrika gehorchen in der zweiten Programmhälfte auf Jana Mandanas Kommandos und die von James Puydebois. Es ist wiederum ein Querschnitt durch das Repertoire der Kroneelefanten. An die Arbeit auf Postamenten schließt sich eine schöne Laufarbeit an. Effektvoll ist die Elefantenschaukel, welche das Plakatmotiv bildet. Herrliche Großkatzen bringt Kid Bauer in den Zentralkäfig. Insgesamt zehn Löwen gehören zu seiner Gruppe, darunter drei weiße. Dauert der Auf- und Abbau der Pyramide noch relativ lange, ist der weitere Ablauf kurzweilig. Ganz besonders gilt dies für das rasante Überspringen von zwei Hürden durch die gesamte Gruppe. Bauers Tochter Namayca präsentiert eine Haustierrevue mit Ziegen, Hund und Schwein. Passend in Tracht gekleidet, leitet sie ihre vierbeinigen Partner zu allerlei Kunststücken an. Am Ende geht es für Ziegen und Schwein auf die Rutschbahn.


Sharon Berousek, Duo Volkov, Truppe Dneprovski

Wie Namayca Bauer hat auch Sharon Berousek einen Vater, der erfolgreich in der Manege steht. Gleich Papa Mario jongliert Sharon Berousek mit Keulen, wobei sie ihre Arbeit tänzerisch mit einem Twirlingstab einleitet. Danach wirbeln die silbernen Requisiten nur so. Ihr Auftritt endet mit der rasanten Jonglage von drei Keulen. Das Duo Volkov verortet seine Liebesgeschichte unter der Circuskuppel. Als Fluggerät dienen weiße Tücher. Das Ehepaar Sergej und Nataly zelebriert sein Pas de deux so elegant, dass selbst riskante Tricks ganz leicht erscheinen. Gleich zu Beginn ihrer Nummer laufen die Dneprovski im Drei-Personen-Hoch über das Seil. Die Artistin in der obersten Etage ist sogar kopfüber dabei. Am Ende trägt Umidollo drei seiner Partner gleichzeitig über das Seil. Dazwischen gibt es viele weitere außergewöhnliche Touren des russischen Sextetts über das Hochseil. Insbesondere beim Salto wird allerdings klar, wie wichtig hier die Longen sind.


Costin, Mister Fips und Charlie

Grenzgänger zwischen Akrobatik und Clownerie ist Costin (Bellu). Nimmt das Publikum ihm zu Beginn die Rolle des ungeschickten Requisiteurs noch ab, wird bald klar, dass die scheinbar unbeholfenen Aktionen perfekt einstudiert sind. So spritzig, witzig und akrobatisch versiert wird das komische Trampolin heute selten gezeigt. Costin hat den Bogen einfach raus und begeistert sein Publikum einmal mehr. Hoch her geht es auch beim Tapezierer-Entree von Mister Fips und Charlie. Die Handlung ist hier Nebensache. Vielmehr geht es darum, ein möglichst großes Chaos anzurichten. Das gelingt den beiden britischen Spaßmachern bestens. Zunächst spritzen sie mit Wasser, später schießen Fontänen von farbigem Schaum durch die Manege. Das Publikum wird ebenfalls einbezogen. Mister Fips, alias Jan-Erik Brenner, überbrückt zudem mit seinen Reprisen einige der Umbaupausen. Insbesondere seine letzten beiden Auftritte sind originell. In dem einen katapultiert er zunächst mittels Schleuderbrett ein Stofftier in ein von einem Zuschauer (Sven Jahn-Munoz) gehaltenes Netz. Dann wird die Versuchsanordnung erweitert. Jetzt soll der erste Zuschauer fliegen und in einem von einem weiteren Gast aus dem Publikum gehaltenen größeren Netz landen. In der anderen Reprise verhilft er einem Besucher zu einem "Fensterplatz".


Truppe Estrella

Acht Personen stark ist die Truppe Estrella. Zunächst erleben wir sie an einer manegenfüllenden Konstruktion: In der Mitte stehen zwei Reckstangen, jeweils rechts und links davon ein Fangstuhl. Das erlaubt den zwei Damen und sechs Herren aus Kuba interessante Flugkombinationen. Doch nicht nur das. Durch ihr lebhaftes Auftreten bringen sie zudem die Lebensfreude ihrer Heimat nach München. Das tun sie natürlich ebenfalls bei der Schlussnummer, wenn sie von der Russischen Schaukel aus zu hohen Sprüngen starten. Diese werden zumeist auf einer Matte gelandet. Nur beim Spitzentrick, dem Dreifachen Salto, ist ein auf einer Perchestange befestigter Sessel das Ziel. Den Dreifachen haben auch ihre Landsleute von Mambo Five im Repertoire. Das rein männliche Quartett hat sich den Russischen Barren als Disziplin ausgesucht. Musikalische Begleitung ist der Mambo No. Five von Lou Bega. Mit ihren eleganten, waghalsigen Sprüngen sorgen die muskulösen Artisten für das Pausengespräch.

Mit diesem ersten Programm ist dem Circus Krone ein schöner Start in die Winterspielzeit 2013/14 gelungen. Insbesondere das kubanische Motiv sorgt für einen sympathischen Gesamteindruck. Beim Finale beweist der "größte Circus Europas" einmal mehr Kreativität. Somit scheint man den neu eingeschlagen Weg, das Abschiedsbild möglichst originell zu gestalten, treu zu bleiben. Eine absolut begrüßenswerte Entscheidung.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch