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Circus Krone - März 2014
www.circus-krone.de ; 85 Showfotos

München, 1. März 2014: Da gibt es den wahnsinnig coolen Russen, der die „Klaviatur der Equilibristik“ virtuos beherrscht. Den feurigen Spanier, der Ping Pong-Bälle und Teller so gekonnt jongliert, wie kaum ein anderer. Oder den Hasardeur aus Kolumbien, der Kopf und Kragen riskiert. Dann ist da der smarte Brite, der mit 18 wahnsinnig goldigen Löwenkindern spielt. Zudem die Circusprinzessin, welche äußerst gekonnt die Hohe Schule reitet. Ganz zu schweigen von dem spendablen Russen, der seiner Gattin ständig neue Kleider auf den Leib zaubert und auch noch sichtlich Spaß dabei hat.

Es sind diese – und viele weitere - Manegenpersönlichkeiten, die dem dritten Programm der laufenden Winterspielzeit ihren Stempel aufdrücken und es zu einem wahren Genuss werden lassen. Mag sein, dass es nicht ganz so stark ist wie jenes im Februar. Aber es begeistert nicht weniger. Lang anhaltende Ovationen gleich in der ersten Vorstellung beweisen dies. Und diese Nachmittagspremiere läuft gleich (nahezu) reibungslos ab. Ein großes Lob insbesondere an das hervorragende Orchester unter der Leitung von Oleksandr Krasyun. Der überwiegende Teil der Darbietungen wird von den Musikern begleitet, was eine wertvolle Aufwertung bedeutet. Auch das Licht ist bereits so eingespielt, wie man das bei Krone gewohnt ist. Die Requisiteure um Sprechstallmeister Nicolai Tovarich haben sich schnell auf die neuen Auf- und Umbauten eingestellt. Last not least hat auch das Finale wieder eine kleine Rahmenhandlung bekommen.


Pierino

Dafür sind Olga und Pierino zuständig. Mit ihren Seifenblasen geben sie das Thema vor. Sie sind zudem der rote Faden der Show. Die beiden haben sich im Circus Krone kennen und lieben gelernt. Sie war Tänzerin im Ballett und er schon damals der „zauberhafte Clown“. Einige wenige Ideen von damals, sein Engagement im Tourneeprogramm endete vor 14 Jahren, sind noch dabei. Etwa der große Nilpferdkopf, auf den damals der Auftritt von Flusspferd Poppäa folgte. Jetzt hat die Geschichte eine andere Handlung. Viele neue Szenen sind zu sehen. Immer sind sie poetisch, anrührend, einfach liebevoll. Pierino und Olga beweisen, dass man auch mit den viel zitierten „leisen Tönen“ für Freude, ja Lachen sorgen kann. Sie bilden damit einen schönen Kontrast zum Tapezier-Entree aus dem Januar-Programm. Das Münchner Stammpublikum bekommt so verschiedenste Facetten der Clownerie zu sehen. Ohne Zweifel erreicht das Paar sein Publikum und dessen Herzen.


Martin Lacey junior, Jana Mandana

Mit gleich drei Darbietungen ist Martin Lacey junior von seinem Winterengagement in Spanien zurückgekehrt. Als besonderes Highlight präsentiert er eine große Gruppe mit jungen weißen und normalfarbenen Löwen aus seinem Bestand. Man kommt mit dem Zählen nicht mehr hinterher. Dankenswerterweise übernimmt Lacey das selbst, kommt auf 17, meint aber, es müssten 18 Tiere sein. Die Löwen sind natürlich ungeheuer knuffig und faszinieren schon durch bloße Anwesenheit sowie ihre Spielereien. Für den kommenden Winter kündigt Lacey eine Gruppe, an die so groß sein wird, dass sie einen Eintrag ins „Guiness Buch der Rekorde“ erhält. Auf die Jugend folgen die Routiniers. Seine bekannte Gruppe ausgewachsener Löwen hat es dagegen fast schon etwas schwer, überzeugt aber natürlich durch Trickstärke und die zumeist gewollt wilde Präsentation. Der weiße Löwe King Tonga schließlich erhält seinen Applaus wie gewohnt für die Fahrt auf der Spiegelkugel. Hinzu kommt eine Runde durch die Manege an der Seite von Martin Lacey junior. Ein Umzug mit Pferden, Kamelen und Lamas leitet die Elefantendressur ein. Drei Inderinnen zeigen auf Kommando von James Puydebois einen eindrucksvollen Querschnitt durch das Repertoire der Wappentiere des Circus Krone. Die Reiterinnen tragen dabei die Kostüme der aktuellen Sommerproduktion, die Tiere den passenden Kopfschmuck. Nachdem sie im Januar und Februar Pferdefreiheiten präsentierte, erleben wir Jana Mandana jetzt mit einer Hohen Schule. In spanischem Kostüm reitet sie zunächst auf einem Lusitano, dann auf einem Friesen. So entstehen schöne Bilder hervorragender Reitkunst.


Quing Dao-Truppe, Elisa Khatchatrian, Crazy Wilson

Die Quing Dao-Truppe bestreitet Eröffnungs- und Schlussnummer. Die Truppe besteht aus jungen Chinesen und ist sowohl in den Ikarischen Spielen als auch in der Mastenakrobatik versiert. Ein Goldener Pierrot beim diesjährigen Festival in Budapest unterstreicht dies. Die Ikarischen Spiele werden ganz in Gold dargeboten. Da die Trinkas in die Kostüme integriert sind, entstehen ständig neue wunderbare Bilder der großen Truppe. Ungeheuer flink und geschmeidig erklimmen die Artisten zur Schlussnummer die beiden nebeneinander aufgestellten Masten. Kleine Trampoline sorgen für zusätzliche Effekte. Wie bei den Ikarischen Spielen, folgt auch die Mastenakrobatik einer gesamtheitlichen Choreographie. Eine aktuelle Preisträgerin des Festivals von Monte Carlo (Bronzener Clown) ist Elisa Khatchatrian. Sie ist, wie das Programmheft zutreffend beschreibt, tatsächlich eine „Prima-Ballerina auf dem Hochseil“. Den größten Teil ihrer longierten Arbeit in zehn Metern Höhe bestreitet sie auf den Zehenspitzen. Hilfe beim Balancieren gibt ihr dabei ein Fächer. Elegant tanzt sie gekonnt über den dünnen Draht. Eine Nummer, die bei uns Seltenheitswert hat. Volles Risiko geht Crazy Wilson. Der Kolumbianer ist ohne Frage einer der waghalsigsten Artisten auf dem Todesrad. Nicht zuletzt beweist er dies mit seinem Salto auf dem rotierenden Außenrad. Wie im Rausch wiederholt er den Trick an diesem Nachmittag mehrere Male. Das Publikum tobt und hat sich danach eine Pause verdient.


Duo Minsaov, Picasso junior, Roman Khapersky

Wahre Begeisterungsstürme entfacht zudem die Quick Change-Performance des Duos Minasov. Das Publikum geht enorm mit, wenn Elena und Victor zu fetzigen Rhythmen enthusiastisch tanzend in immer neuen Varianten die Kostüme wechseln. Es geht wirklich Schlag auf Schlag. Kaum haben die Zuschauer das neue Kleid wahrgenommen, ist es schon wieder fort und durch ein wiederum neues ersetzt. Bestens kommt auch Victors Solo in einem großen weißen Ballon an, den er sich zunächst über den Kopf stülpt, um dann komplett darin zu verschwinden. Das Kostüm des Matadors ist nicht neu für einen Jongleur. Originell sind aber definitiv die Jonglagen mit Tischtennisbällen und Tellern von Picasso junior. Zunächst jongliert er die Zelluloidkugeln mit einem Holzschläger, dann mit dem Mund. Die Anzahl der Bälle, die er gleichzeitig mit dem Mund in der Luft hält, dürfte aktuell unerreicht sein. Seine mitreißende Präsenz macht diesen Auftritt zu einem ganz besonderen. Für die Abkühlung sorgt gleich darauf Roman Khapersky. Der „cool guy“ aus Russland drückt seine Handstände mit auffallender Lässigkeit und flirtet nebenbei noch mit den Damen im Publikum. Der blonde Spross einer Circusdynastie hat zudem durch sein spezielles Requisit ungewöhnliche Effekte in seine Kür eingebaut.

Das war es also schon wieder mit der Winterspielzeit 2013/14 im Kronebau. Zumindest was die Premieren angeht. Denn die aktuelle Produktion läuft ja noch bis 6. April. Gelegenheit genug also, sich dieses dritte Programm anzuschauen. Es lohnt sich auf jeden Fall. Diesmal ganz besonders wegen der Manegenpersönlichkeiten – den von heute im artistischen Bereich und den von morgen bei den tierischen Stars.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch