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Cirque d'Hiver - Nanterre 2013
www.cirquedhiver.com ; 79 Showfotos

Nanterre, 8. Dezember 2013: Im vierten Jahr sind die Bougliones, zusammen mit Promoter Jean Arnauld, im großen Gala-Geschäft aktiv und betreiben neben dem Herzstück, dem Cirque dHiver, auch Produktionen in den Pariser Vororten Nanterre und Le Bourget. Im Vergleich zum Vorjahr wurden die Showkonzepte getauscht: während es in den Messehallen in Bourget „Circus on Ice“ mit großem Ballett auf Kufen, aber nur wenigen Artisten gibt, lädt man in Nanterre – wo im Zelt gespielt wird nun wieder zum Spektakel in der Sägemehl-Manege. Nur nach der Umsetzung des Programmmottos „Tous à Rio“ sucht man weitestgehend vergeblich. Eigentlich sorgen nur zwei Capoeira-Tänzer, begleitet von sechs Tänzerinnen in den obligatorisch knappen Kostümen des Karnevals in Rio, kurzzeitig für südamerikanische Atmosphäre.


Salto Dancers, Arta Sosnowski Danetto
 

Stattdessen gibt es die von den Bouglione-Shows bekannte, formvollendete Aufmachung. Über dem Artisteneingangs sitzt auch hier ein achtköpfiges Orchester, das alle Darbietungen schwungvoll begleitet (im Finale gar mit Live-Gesang), „Madame Loyal“ Arta Sosnowski Danetto führt charmant durch die Vorstellung, und im Opening, vor der Pause und im Finale tanzen die „Salto Dancers“. Während die Eis-Shows, die hier in Nanterre im ersten sowie dritten Jahr gezeigt wurden, den Einsatz von Tier-Darbietungen natürlich beschränken, bietet die klassische Sägemehl-Manege deutlich mehr Gelegenheiten, auch große Tiere zu präsentieren; vor zwei Jahren waren neben Elefanten zum Beispiel Haustiere, Ponys und auch Raubtiere dabei. Elefanten gibt es auch in diesem Jahr, ansonsten hat man die Tierarten komplett gewechselt.


Lars Hölscher mit Partnerin, Pat Clarrison, Marek Jama

So werden heuer eine Pferdefreiheit und ein großes Exoten-Tableau präsentiert. Beide Nummern stammen vom Zirkus Charles Knie. Gleich zu Beginn bringt Marek Jama seine Friesen mit der bekannten Laufarbeit in die Manege, an die sich die Steiger mit den Arabern anschließen. Das große Exoten-Tableau im zweiten Teil muss aufgrund behördlicher Bestimmungen ohne Zebras auskommen, so dass Kamele und Pferde zunächst alleine agieren, ehe die exotischen Rinder hinzustoßen. Die Rinder und abliegenden Kamele werden dann von drei Nandus umrundet, ehe das Erscheinen des Kängurus auch in Paris für staunende Gesichter sorgt. Mit der Laufarbeit der Lamas und dem Sprung des Guanakos über eine hohe Hürde endet der Block. Die bereits erwähnten Elefanten stammen wie schon vor zwei Jahren von Lars Hölscher, der nun mit neuer Partnerin nach Nanterre zurückgekehrt ist. Diese reitet auf einem der Dickhäuter, lässt sich überschreiten und schaukelt auf einem Seil, das die Tiere mit dem Mund halten. Bei der abschließenden Pyramide drückt Lars Hölscher zudem einen Handstand auf den Stoßzähnen des afrikanischen Elefanten. Genauso gefällig ist die Hunde-Comedy von Pat Clarrison, der seine „Hot Dogs“ hier im ersten Jahr auf Eis (bzw. auf einer Matte darauf) präsentierte und nun ebenfalls ein zweites Mal in Nanterre zu sehen ist - was keineswegs einen Nachteil darstellt, sind Clarrison‘s Hunde doch mit vollem Eifer bei der Sache und machen richtig Laune.


Jimmy Folco und Sohn, Costin Pity 

Das gilt auch für Costin Pity, der auf und am Trampolin nebst dazugehörigem Sprungturm auf herrliche Weise Slapstick und akrobatische Fähigkeiten verbindet. Für die weiteren Späße ist Jimmy Folco verantwortlich. Er gibt den jonglierenden Koch, kämpft mit dem Hai und stellt eine Band zusammen. Seinen schönsten Auftritt aber hat er zusammen mit seinem Sohn. Folco mimt einen Tramp, der in einer Mülltonne Essen findet. Kurz bevor er es jedoch schafft zuzugreifen, ist das Essen bereits wieder verschwunden, denn sein Sohn, in Gestalt eines zweiten Tramps, der sich in einem Fass versteckt hält, ist einfach schneller. Am Ende, wie sollte es anders sein, teilen beide partnerschaftlich.

 
Ambra und Yves Nicols, Truppe Alexander

Komplettiert wird das Programm von gerade mal drei artistischen Darbietungen. Da dabei aber ausschließlich starke Vertreter ihrer Genres ausgewählt wurden, fällt dies kaum ins Gewicht. Genau wie Marek Jama mit seinen Tieren sind auch Ambra und Yves Nicols mit ihren Nummern direkt vom Zirkus Charles Knie nach Frankreich gereist. Im ersten Programmteil begeistern beide mit ihrem leistungsstarken Tango an den Tüchern, nach der Pause kehrt Yves Nicols als versierter Jongleur mit Bällen, Bumerangs und Keulen noch mal zurück. Beide werden anschließend im Offenburger Weihnachtscircus zu sehen sein. Dort war im vergangenen Winter die Truppe Alexander engagiert, heuer wird man sie in Heilbronn erleben können. Zunächst einmal setzen die jungen Artisten aber in Nanterre mit ihren Sprüngen vom Schleuderbrett den großartigen Schlusspunkt. Inzwischen ist die Truppe auf sieben Personen, zwei Damen und fünf Herren, angewachsen, was neue Sprungvariationen und höhere Menschentürme zulässt. Neuer Höhepunkt ist nun das Fünf-Personen-Hoch (mit Stange).

Viele Tiere, ausgesuchte Artisten und Clowns sowie die üppige Aufmachung sorgen so für klassischen Circus im besten Sinne. Der Umstand, dass nur selten das aktuelle Programmmotto umgesetzt wird, kommt dabei kaum zum Tragen. Die Bougliones verstehen es einfach, eine wunderbare Show zu gestalten. Das beweisen sie in Nanterre in diesem Jahr einmal mehr.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Tobias Erber