Die
Auseinandersetzungen mit den zuständigen Ämtern hätten die Proben für
die neue Produktion ordentlich beeinträchtigt, erzählt der junge Samuel
Pauwels kurz nach Saisonstart. Gerade diese sind wichtig, setzt dieser
belgische Circus doch auf eine liebevoll inszenierte Vorstellung, die
von sympathischen Akteuren getragen wird. Atmosphäre spielt hier eine
ganz besondere Rolle. Dies beweisen nicht zuletzt weitere Investitionen
in die ohnehin schon üppige Lichtanlage.
Opening
Ganze
drei Vorzelte muss der Zuschauer durchschreiten, um in das Spielzelt zu
gelangen. Toiletten, Restauration und ein kleiner Jahrmarkt mit
Hüpfburg, Eisenbahn und Karussell sind darin untergebracht. Im
Chapiteau selbst erwartet ihn ein modernes Gradin mit Klappsitzen und
einem warmen Ambiente. Es ist einfach eine Wohlfühl-Atmosphäre, die
hier geschaffen wird. Immer ganz dem klassischen Circus verpflichtet.
Klassisch ist auch das stimmungsvolle Charivari zu Beginn. Artisten
zeigen Ausschnitte aus ihrem Repertoire. Dies in der Manege und in der
Luft. Samuel Pauwels mischt sich mit seiner Spieluhr unter die
Akrobaten. Gleich darauf ist er es auch, der aus einem großen
Geschenkpaket erscheint. Magierin für diesen „Zaubertrick“ ist seine
Patentante Celia Berthier-Caroli, Enkelin des großen Weißclowns
Francesco Caroli. Sie moderiert die Vorstellung hinreißend charmant.
Eine bessere Gastgeberin kann man sich kaum vorstellen. Auch beim
Entree und den Zwischenspielen der Clowns ist sie dabei. Die
Intermezzi, oftmals auch im Zuschauerraum, sorgen dafür, dass die
gesamte Show ohne Unterbrechungen läuft.
Richard Bormann, Camille Rech, Eric Bormann
Passenderweise
komplett in die Küche verlegt hat Richard Bormann seine
Tellerjonglagen. Will heißen, er holt seine Requisiten aus einem
Picknickkorb und jongliert nebenbei mit Nudelhölzern. Dass hier ein
weiterer Showman aus den Familien Pauwels und Bormann – Richard ist der
Sohn von Samuel Pauwels Schwester Alexandra Bormann – heranwächst,
ließ sich schon erahnen, als wir ihn vor einigen Jahren im Cirque
Moreno-Bormann in Paris sahen. Damals führte er Laufenten vor und
agierte als Clown. Der Jugendliche präsentiert sich selbstbewusst,
charmant und auf sympathische Weise frech. Etwas zurückhaltender agiert
Camille Rech bei ihrer Kür auf einem Fahrrad. Nichtsdestotrotz findet
sie ebenfalls bestens den Kontakt zu Publikum. Sie zeigt interessante
Figuren, wie das Jonglieren auf dem fahrenden Rad, während sie auf
Lenker und Sattel steht. Während Samuel Pauwels gemeinsam mit
seinem Vater im Gradin Xylophon spielt, wird in der Manege das nächste
Requisit aufgebaut. Auf ihm zeigt Eric Bormann seine Rola
Rola-Artistik. Er tut dies unterstützt von Ehefrau Alexandra im Stil
der Blues Brothers. Die beiden fegen zunächst in Anzug und Hut singend
über den Holzboden. Danach folgt ein interessanter Aufstieg auf die
Plattform: Eric Bormann schnallt sich ein Brett unter die Füße und springt über
die Stufen, auf denen sich jeweils eine Rolle befindet, nach
oben. In seiner eigentlichen Nummer legt er nicht nur eine
erstaunliche Anzahl an Rollen übereinander, um darauf zu
balancieren. Des weiteren stapelt er Bretter übereinander, wobei
zwischen jeder Lage vier Trinkgläser stehen.
Duo Melenzias, Samuel Pauwels, Celia Berthier-Caroli
Nach
einer Tücherzauberei von Celia Berthier-Caroli und Marquis Pauwels sind
die Hunde los. Mit Vierbeinern unterschiedlichster Rasse und Größe
bringt das Duo Melenzias noch mehr Leben in die Vorstellung. Der
Berliner Peter Schmidt hat gemeinsam mit seiner Partnerin eine
quirlige, mit viel Humor präsentierte, Rasselbande zusammengestellt und
trainiert. Es ist herrlich anzusehen, wie hier Dalmatiner,
Bernhardiner, Husky und weitere Rassen zusammen agieren. Als besonderen
Clou zeigt Schmidt in Frack und Zylinder ein Huhn, das offensichtlich
Klavier spielt. Die Pausennummer gehört Samuel Pauwels selbst. Dies
vollkommen verdient, ist er doch nicht nur ein exzellenter Jongleur,
sondern gleichzeitig der unbestrittene Publikumsliebling. Charming
Samuel beschränkt sich dabei sinnvollerweise auf Reifen und Keulen als
Requisiten. Als kurze Zugabe bringt er zudem fünf Fackeln. Mit Reifen
und Keulen zeigt er ungeheuer variantenreiche Touren. Er gehört ganz
sicher zur Spitzengruppe in diesem Genre. Nach der Pause präsentiert
sein Schwager Eric Bormann die beiden weißen Tiger im Zentralkäfig. Die
beiden prächtigen Großkatzen beherrschen ein schönes Repertoire,
welches mit der Fahrt auf der sich drehenden Spiegelkugel endet.
Celine
Moreno, Sylvana Bormann, Alexandra Bormann
An
Seilen, es sind zwei Schlaufen und ein sehr kurzes Schwungseil, steuert
Celine Moreno die einzige Luftnummer bei. Bei den interessanten und
selten gezeigten Tricks wird auch sie vortrefflich von der wunderbaren
Lichtanlage unterstützt. Von Anfang an erzählt Sylvana Bormann die
Geschichte von Barbie, springt sie doch aus einer überdimensionalen
Verpackung mit Klarsichtfolie in der Front. Im pinken Kostüm mit
Tigerkopf auf dem Shirt lässt das Mädchen mit vollem Einsatz die Hula
Hoop-Reifen kreisen. Sicherlich trägt ihr junges Alter zur Wirkung bei.
Die gezeigten Tricks tun es aber ebenfalls. So lässt sie einen Reifen
um die Hüfte kreisen, während sie am Luftring hängt oder einen Spagat
macht. Ihre Mutter Alexandra Bormann schwebt auf einer großen Weltkugel
ein, nachdem Koch Peter Schmidt ein überdimensionales Huhn gejagt hat.
Wie ihr Bruder Samuel Pauwels jongliert Alexandra mit Keulen und
Reifen. Sie tut dies ebenfalls gewinnend und mit sehr großem Können.
Familiensache ist zudem das Clownsentree zum Abschluss der Spielfolge.
Celia Berthier-Caroli gestaltet es gemeinsam mit Vater und Sohn
Pauwels. Zur Aufführung kommt ein Kunstschützen-Entree mit Revolver und
Luftballon, welches dank sehr viel Spielfreude für große
Erheiterung im Publikum sorgt. |