CHPITEAU.DE

Cirque Samuel Pauwels 2013
www.pauwelscircus.com ; 70 Showfotos

Boitsfort, 27. Oktober 2013: In diesem Winter sind die weißen Tiger die Stars im Programm des Cirque Samuel Pauwels. Dass in der Show tatsächlich das zu sehen ist, was die Plakate ankündigen, stand allerdings bis kurz vor der Premiere auf der Kippe. Die Behörden durchkreuzten die Pläne, wonach Eric Bormann mit seiner gesamten Tigergruppe auftreten sollte. Letztendlich erlaubten sie es, dass zwei weiße Tiger gezeigt werden dürfen. Diese haben jetzt hinter dem Chapiteau ein luxuriöses Leben mit großen Wagen und einem für zwei Tiere riesigen Außengehege.

Die Auseinandersetzungen mit den zuständigen Ämtern hätten die Proben für die neue Produktion ordentlich beeinträchtigt, erzählt der junge Samuel Pauwels kurz nach Saisonstart. Gerade diese sind wichtig, setzt dieser belgische Circus doch auf eine liebevoll inszenierte Vorstellung, die von sympathischen Akteuren getragen wird. Atmosphäre spielt hier eine ganz besondere Rolle. Dies beweisen nicht zuletzt weitere Investitionen in die ohnehin schon üppige Lichtanlage.


Opening

Ganze drei Vorzelte muss der Zuschauer durchschreiten, um in das Spielzelt zu gelangen. Toiletten, Restauration und ein kleiner Jahrmarkt mit Hüpfburg, Eisenbahn und Karussell sind darin untergebracht. Im Chapiteau selbst erwartet ihn ein modernes Gradin mit Klappsitzen und einem warmen Ambiente. Es ist einfach eine Wohlfühl-Atmosphäre, die hier geschaffen wird. Immer ganz dem klassischen Circus verpflichtet. Klassisch ist auch das stimmungsvolle Charivari zu Beginn. Artisten zeigen Ausschnitte aus ihrem Repertoire. Dies in der Manege und in der Luft. Samuel Pauwels mischt sich mit seiner Spieluhr unter die Akrobaten. Gleich darauf ist er es auch, der aus einem großen Geschenkpaket erscheint. Magierin für diesen „Zaubertrick“ ist seine Patentante Celia Berthier-Caroli, Enkelin des großen Weißclowns Francesco Caroli. Sie moderiert die Vorstellung hinreißend charmant. Eine bessere Gastgeberin kann man sich kaum vorstellen. Auch beim Entree und den Zwischenspielen der Clowns ist sie dabei. Die Intermezzi, oftmals auch im Zuschauerraum, sorgen dafür, dass die gesamte Show ohne Unterbrechungen läuft.


Richard Bormann, Camille Rech, Eric Bormann

Passenderweise komplett in die Küche verlegt hat Richard Bormann seine Tellerjonglagen. Will heißen, er holt seine Requisiten aus einem Picknickkorb und jongliert nebenbei mit Nudelhölzern. Dass hier ein weiterer Showman aus den Familien Pauwels und Bormann – Richard ist der Sohn von Samuel Pauwels Schwester Alexandra Bormann – heranwächst, ließ sich schon erahnen, als wir ihn vor einigen Jahren im Cirque Moreno-Bormann in Paris sahen. Damals führte er Laufenten vor und agierte als Clown. Der Jugendliche präsentiert sich selbstbewusst, charmant und auf sympathische Weise frech. Etwas zurückhaltender agiert Camille Rech bei ihrer Kür auf einem Fahrrad. Nichtsdestotrotz findet sie ebenfalls bestens den Kontakt zu Publikum. Sie zeigt interessante Figuren, wie das Jonglieren auf dem fahrenden Rad, während sie auf Lenker und Sattel steht.  Während Samuel Pauwels gemeinsam mit seinem Vater im Gradin Xylophon spielt, wird in der Manege das nächste Requisit aufgebaut. Auf ihm zeigt Eric Bormann seine Rola Rola-Artistik. Er tut dies unterstützt von Ehefrau Alexandra im Stil der Blues Brothers. Die beiden fegen zunächst in Anzug und Hut singend über den Holzboden. Danach folgt ein interessanter Aufstieg auf die Plattform: Eric Bormann schnallt sich ein Brett unter die Füße und springt über die Stufen, auf denen sich jeweils eine Rolle befindet, nach oben. In seiner eigentlichen Nummer legt er nicht nur eine erstaunliche Anzahl an Rollen übereinander, um darauf zu balancieren. Des weiteren stapelt er Bretter übereinander, wobei zwischen jeder Lage vier Trinkgläser stehen.


Duo Melenzias, Samuel Pauwels, Celia Berthier-Caroli

Nach einer Tücherzauberei von Celia Berthier-Caroli und Marquis Pauwels sind die Hunde los. Mit Vierbeinern unterschiedlichster Rasse und Größe bringt das Duo Melenzias noch mehr Leben in die Vorstellung. Der Berliner Peter Schmidt hat gemeinsam mit seiner Partnerin eine quirlige, mit viel Humor präsentierte, Rasselbande zusammengestellt und trainiert. Es ist herrlich anzusehen, wie hier Dalmatiner, Bernhardiner, Husky und weitere Rassen zusammen agieren. Als besonderen Clou zeigt Schmidt in Frack und Zylinder ein Huhn, das offensichtlich Klavier spielt. Die Pausennummer gehört Samuel Pauwels selbst. Dies vollkommen verdient, ist er doch nicht nur ein exzellenter Jongleur, sondern gleichzeitig der unbestrittene Publikumsliebling. Charming Samuel beschränkt sich dabei sinnvollerweise auf Reifen und Keulen als Requisiten. Als kurze Zugabe bringt er zudem fünf Fackeln. Mit Reifen und Keulen zeigt er ungeheuer variantenreiche Touren. Er gehört ganz sicher zur Spitzengruppe in diesem Genre. Nach der Pause präsentiert sein Schwager Eric Bormann die beiden weißen Tiger im Zentralkäfig. Die beiden prächtigen Großkatzen beherrschen ein schönes Repertoire, welches mit der Fahrt auf der sich drehenden Spiegelkugel endet.


Celine Moreno, Sylvana Bormann, Alexandra Bormann

An Seilen, es sind zwei Schlaufen und ein sehr kurzes Schwungseil, steuert Celine Moreno die einzige Luftnummer bei. Bei den interessanten und selten gezeigten Tricks wird auch sie vortrefflich von der wunderbaren Lichtanlage unterstützt. Von Anfang an erzählt Sylvana Bormann die Geschichte von Barbie, springt sie doch aus einer überdimensionalen Verpackung mit Klarsichtfolie in der Front. Im pinken Kostüm mit Tigerkopf auf dem Shirt lässt das Mädchen mit vollem Einsatz die Hula Hoop-Reifen kreisen. Sicherlich trägt ihr junges Alter zur Wirkung bei. Die gezeigten Tricks tun es aber ebenfalls. So lässt sie einen Reifen um die Hüfte kreisen, während sie am Luftring hängt oder einen Spagat macht. Ihre Mutter Alexandra Bormann schwebt auf einer großen Weltkugel ein, nachdem Koch Peter Schmidt ein überdimensionales Huhn gejagt hat. Wie ihr Bruder Samuel Pauwels jongliert Alexandra mit Keulen und Reifen. Sie tut dies ebenfalls gewinnend und mit sehr großem Können. Familiensache ist zudem das Clownsentree zum Abschluss der Spielfolge. Celia Berthier-Caroli gestaltet es gemeinsam mit Vater und Sohn Pauwels. Zur Aufführung kommt ein Kunstschützen-Entree mit Revolver und Luftballon, welches dank sehr viel Spielfreude für große Erheiterung im Publikum sorgt.

Die Winterspielzeit in Boitsfort wird ergänzt durch Projektarbeit mit Jugendlichen. So sind die Pauwels nicht ausschließlich vom Besuch der Vorstellungen abhängig. Dass diese immer großen Zuspruch finden, sei dieser sympathischen Familie aber so oder so gewünscht. Sie spielen mit vollem Herzen Circus und scheuen keinen Aufwand. Es ist einfach ein großer Genuss, ihre Produktionen zu besuchen. So freuen wir uns schon jetzt auf den kommenden Herbst am Rande der belgischen Hauptstadt.   

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Text und Fotos: Stefan Gierisch