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Cirque Pinder - Paris 2013
www.cirquepinder.com ; 37 Showfotos

Paris, 7. Dezember 2013: Schon in den letzten Jahren konnte der Cirque Pinder bei seinen regelmäßigen Wintergastspielen auf der Pelouse de Reuilly mit einem starken, klassischen Nummernprogramm aufwarten. Dennoch sorgten leise und unpassende Band-Musik, ein trotz gewaltiger Anlage wenig überzeugendes Licht und lange, zerredete Umbaupausen meist dafür, dass in dem gewaltigen Sechsmaster wenig Begeisterung ob des Gesehenen aufkam. In diesem Jahr ist das anders: das Licht ist besser, wenn auch immer noch funktional, und vor allem kommt der Ablauf wesentlich straffer daher.

Insgesamt ist die diesjährige Show somit deutlich runder als die der Vorjahre. Auch der junge „Mr. Loyal“ Léo Brière redet nur höchst selten über Gebühr. Trotz der weiterhin stellenweise schlechten Musikqualität gelingt es den Akteuren in diesem Jahr dann auch deutlich besser, Kontakt zum Publikum aufzubauen.


Steven Munoz, Trio Cardinali, Sol de Cuba

Hervorzuheben sind da besonders das Clowns-Trio Cardinali sowie Jongleur Steve Munoz. Letzterer erweist sich als ausdrucksstarker Vertreter seines Genres, der neben Ringen und Keulen auch Fackeln und Fußbälle im Neonlicht beherrscht. Die Cardinalis, zu denen auch Reprisenclown Pipo gehört, liefern sich unter dem Jubel vor allem der kleinen Zuschauer eine Box-Schlacht, beweisen aber auch virtuos ihre musikalischen Fähigkeiten. Beide Darbietungen waren genauso mit auf Saison wie die vier Kubaner der Truppe „Sol de Cuba“. Am Mast werden viele Kräfte zehrende Tricks, darunter unterschiedliche Flaggen-Variationen, gehalten. Einmal steht die Partnerin bei einer „Flagge“ gar auf dem Oberkörper ihres Partners, wie man es auch von ihren Landsmännern Leosvel und Diosmani kennt. Vor der Pause zeigen die drei Männer und eine Frau als „Black Flight Street“ ein klassisches Repertoire am Flugtrapez bis hin zum dreifachen Salto und der Passage. Außergewöhnlich macht die Nummer, dass der zweifache Salto und die Passage dabei vom weiblichen Gruppenmitglied dargeboten werden. Alle Sprünge und Salti werden sicher und elegant geflogen.


Just 2 Men, Mickael Brady, Valeri

Weitere Luftnummern im Programm sind die Auftritte von Valeri am Tuch, inklusive mehreren Abfallern, sowie die herausragende Strapaten-Arbeit des Duos „Just 2 Men“. Stark vor allem der einarmige Handstand auf dem Kopf des Partners, der einen Spagat zwischen den Strapaten-Schlaufen drückt. Die beiden Pinder-Elefanten werden mit großer Gelassenheit von Mickaél Brady präsentiert. Neben Laufarbeit gehören unter anderem auch das Aufrichten auf dem Podest sowie die Pyramide dazu.


Conchi Munoz und Gary Jahn, Crazy Wilson, Gary Jahn

Gary Jahn bringt ebenso ruhig die hauseigenen Exoten in die Manege. Neben der Laufarbeit von sechs Kamelen gehört auch ein Tableau mit Kamelen, Eseln, Zebra, Lamas und Fjordpferden zum Ablauf. Abschließend flechten die Pferde. Zusammen mit Ehefrau Conchi Munoz zeigt Jahn auch die drei Seelöwen der Familie, die umfangreiche Tricks bis zum „einarmigen“ Flossenstand beherrschen. Traditionell verstärkt man zudem für das Paris das Programm um weitere Darbietungen. „Stargast“ in diesem Jahr ist Crazy Wilson. Auch im Pinder-Programm setzt der Todesrad-Hasardeur mit seinem Salto auf dem Außenrad den Schlusspunkt unter das Programm. Auch Sophie Edelsteins aufwendige, mit imposanter Lichtshow, Feuereffekten und vier Tänzern inszenierte Illusionen sind zumeist nur in der Hauptstadt zu sehen. In immer neuen Variationen lässt die TV-bekannte Edelstein ihre Tänzer oder wahlweise sich selbst verschwinden, durchbohren und wieder erscheinen.


Frederik Edelstein und Dick Chipperfield

Auch ihr Bruder Frederic Edelstein zeigt – unterstützt von Dick Chipperfield – dieses Jahr Neues. Zwölf junge, weiße Löwen erleben heuer ihre Manegen-Premiere beim Paris-Gastspiel. Noch merkt man der Nummer an, dass sie sich im Aufbau befindet; dennoch sind die gezeigten Tricks bereits beachtenswert: gemeinsame Pyramide und Abliegen aller Tiere, achtfaches Hochsitzen, Schmuseeinheiten und Scheinangriffe, zum Schluss das Überspringen des knienden Tierlehrers. Schlicht sensationell ist jener Moment, in dem sich Edelstein auf den Boden legt und sich drei der Löwen auf seine Beine niederlassen und somit quasi als „lebende Decke“ fungieren.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Tobias Erber