CHPITEAU.DE

Ravensburger Weihnachtscircus 13/14
www.weihnachtscircus-rv.de ; 90 Showfotos

Ravensburg, 20. Dezember 2013: Zu seinen Träumen gehöre es, einmal einen Circus im Stil von Gerd Siemoneit-Barum zu präsentieren, sagte Elmar Kretz vor gut zwei Jahren im Interview mit der Circus-Zeitung: „Für mich gab und gibt es kein weiteres Unternehmen, das solch eine mitreißende Circusatmosphäre versprühte wie der Barum der 80er und 90er Jahre.“ Mit seinem 6. Ravensburger Weihnachtscircus ist es dem 35-Jährigen nun tatsächlich gelungen, viel „Barum-Atmosphäre“ nach Oberschwaben zu bringen – mit einem Trampolin-Star, mit Old Regnas und mit der „Königin der Luft“.

Auch wenn der Trampolin-Star heute Max Weldy heißt und nicht mehr Don Martinez und die „Königin der Luft“ nicht mehr Isabella Enoch, sondern Josy Casselly: Es sind doch einige Barum-Reminiszenzen in diesem Weihnachtsprogramm zu finden – bis hin zum roten Licht, in das die ganze Manege bei der Exotendressur getaucht wird. Vor allem aber steckt viel „Barum“ in diesem Weihnachtscircus, weil die Show von der Musik getragen wird und dabei einige frühere Barum-Arrangements erklingen. Elmar Kretz hat ein ganz hervorragendes, neunköpfiges, von Bläsern dominiertes Orchester engagiert, das fast die gesamte Vorstellung live begleitet. Und ebenfalls wie früher bei Barum sind es gar nicht die ganz großen artistischen Sensationen, welche dieses Programm prägen, sondern sympathische Künstler mit viel Ausstrahlung. Gespielt wird übrigens in einem echten Barum-Chapiteau, dem vorletzten, mit dem das legendäre Unternehmen auf Reisen war. Betriebsleiter Jan Golembiewski und Team haben es ausgiebig gewaschen und hergerichtet. Nagelneu ist dagegen das komfortable Schalensitz-Gradin aus dem Hause Anceschi. Das Orchester sitzt gut sichtbar zwischen den beiden Artisteneingängen, wie es auch im Hause Siemoneit Tradition hatte. Dagegen handelt es sich beim Vorzelt um das Chapiteau des Circus Bonanza, und den komplett neu aufgebauten, kombinierten Kassen- und Bürowagen wird Elmar Kretz im Jahr 2014 auch mit auf Tournee nehmen. Dann wird erstmals als „Circus Corty Althoff“ gereist, wie nun auch das Programmheft ganz offiziell informiert.


David Paschke, Eddy Carello 

Freilich bieten Elmar Kretz und sein Team keine „Barum-Kopie“, sondern setzen auch eigene Akzente. Und so hat Kretz heuer neben dem Orchester auch ein Ballett engagiert – vier deutsche Profitänzerinnen, die zum Teil auch schon in Produktionen der Familie Sperlich (Zirkus des Horrors, Bonanza) zu sehen waren. Im Eröffnungsbild legt sich Kretz’ kleine Tochter Milena schlafen. Es erscheinen die Tänzerinnen in Engelsgestalt, der Clown und der Sprechstallmeister und entführen das schlafende Mädchen in die Welt der Circus-Träume. „Willkommen im Circus von Elmar Kretz, willkommen im 6. Ravensburger Weihnachtscircus“: Mit diesen Worten begrüßt David Paschke – Sohn des langjährigen Barum-Geschäftsführers Wolfgang Paschke – das hochverehrte Publikum und führt in vollendeter Weise durch das Programm. Damit ist die Manege frei für Eddy Carello. Zunächst jongliert der Schweizer bis zu fünf Fußbälle; in seinem zweiten Auftritt vor der Pause präsentiert er dann seine bekannte Rhythmus-Jonglage. Zum Auftakt entert Carello mit Clown Jimmy Folco als „Blues Brothers“ die Manege, ehe er eine Gitarre auf den Devilsticks tanzen lässt. Er jongliert Hut, Schlagzeugsticks und Becken, dann mit drei Bällen in der Luft und mit sieben Bouncingbällen gegen eine Trommel am Boden. Immer wieder begeisternd ist es, wenn Carello mit seinen Jonglierbällen auf dem Schlagzeug spielt.


Jimmy Folco, Old Regnas, Max Weldy 

Für den Humor ist in diesem Programm vor allem Clown Jimmy Folco zuständig. Der Italiener gibt den fröhlichen Pizzabäcker, gewinnt den Kampf gegen den „weißen Hai“ im Planschbecken, erzählt mit seinem Sohn eine melancholische Geschichte vom Vagabunden auf Essenssuche und stellt mit vier Akteuren aus dem Publikum eine Rockband zusammen. Einige große Lacher verursacht an diesem Premierenabend auch der Franzose Max Weldy bei seinen Kapriolen auf dem Trampolin mit Sprungturm. Noch mehr heitere Momente gibt es dank „Old Regnas“ alias Peter Freeman. Seine Hunde treiben mit ihm einigen Schabernack – zum Beispiel wenn sie hinterrücks immer wieder die Gepäckstücke umwerfen, die ihr „Herrchen“ gerade mühsam aufgerichtet hat.


Lelde Feldmane, Josy Casselly, Duo Pashenko 

Der Achterzug Zebras und Dromedare vom dänischen Cirkus Arena wird, nach tänzerischer Einstimmung durch das Ballett, von Lars Hölscher vorgeführt. Vier springende Lamas und Alpakas sorgen für den Abschluss. Natürlich hat Hölscher auch seine eigenen Tiere mitgebracht, jeweils einen indischen und einen afrikanischen Elefanten. In die harmonische Trickfolge ist auch Hölschers neue Partnerin Lelde Feldmane eingebunden. Sie schaukelt auf einem Tau, das die beiden Tiere halten, lässt sich von einem Elefant überschreiten und sorgt tanzend für zusätzlichen Glamour in der Nummer. Hoch hinaus geht es für Josy Casselly am Schwungseil. Ihre weiten Schwünge füllen den Raum unter der Circuskuppel gut aus. Am Ende schlingt sie das Seil um ihre Fußgelenke und stürzt sich zweimal in Folge kopfüber in die Tiefe. Mit rhythmischem Klatschen wird sie verabschiedet. Für die ganz großen Publikumsreaktionen – sie erhalten den stärksten Applaus am Premierenabend – sorgen auch die beiden Jungs des Duos Pashenko mit ihrer leistungsstarken Hand-auf-Hand-Artistik. Im zweiten Programmteil demonstrieren sie Kraft und Können an den Strapaten.

 
Maria Bizzarro, Elmar Kretz, Ramon Kathriner

Nach der Pazse gehört die Manege zunächst Maria Bizzarro für ihre gewagten Säbelbalancen auf der Leiter. Traditionsgemäß steht Direktor Elmar Kretz auch wieder selbst mit Pferden in der Manege. Diesmal zeigt er einen braun-weißen Zwölferzug vom Cirkus Arena. Zusätzlich aufgewertet wird der Auftritt durch das Ballett, das die Nummer zu Riverdance-Klängen einleitet und zwischen der eigentlichen Freiheit und den Da Capi auf den Treppenaufgängen tanzt. Für Nervenkitzel ist zum Abschluss des Programms gesorgt, wenn sich Ramon Kathriner ungesichert auf das Hochseil wagt. Zu seinem Repertoire gehören unter anderem der Aufgang übers Schrägseil, ein Reifensprung, die Balance auf einem Stuhl und der selten gezeigte Stelzenlauf.

Die ursprünglich angekündigte Reitertruppe „Haraldos“ zu fiebernder Livemusik – das wäre in diesem Programm sicher noch das Tüpfelchen auf dem i gewesen. Doch auch ohne Truppe ist der 6. Ravensburger Weihnachtscircus vor allem dank Orchester, Ballett und weiter aufgewertetem Ambiente – um es mit den Ankündigungen des Direktors im Zeitungsinterview zu sagen – „noch runder und vollkommener als in der Vergangenheit“.

__________________________________________________________________________
Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber