Auch wenn
der Trampolin-Star heute Max Weldy heißt und nicht mehr Don
Martinez und die „Königin der Luft“ nicht mehr Isabella Enoch,
sondern Josy Casselly: Es sind doch einige Barum-Reminiszenzen
in diesem Weihnachtsprogramm zu finden – bis hin zum roten
Licht, in das die ganze Manege bei der Exotendressur getaucht
wird. Vor allem aber steckt viel „Barum“ in diesem
Weihnachtscircus, weil die Show von der Musik
getragen wird und dabei einige frühere Barum-Arrangements
erklingen. Elmar Kretz hat ein ganz hervorragendes,
neunköpfiges, von Bläsern dominiertes Orchester engagiert, das
fast die gesamte Vorstellung live begleitet. Und ebenfalls wie
früher bei Barum sind es gar nicht die ganz großen artistischen
Sensationen, welche dieses Programm prägen, sondern sympathische
Künstler mit viel Ausstrahlung. Gespielt wird übrigens in einem
echten Barum-Chapiteau, dem vorletzten, mit dem das legendäre
Unternehmen auf Reisen war. Betriebsleiter Jan Golembiewski und
Team haben es ausgiebig gewaschen und hergerichtet. Nagelneu ist
dagegen das komfortable Schalensitz-Gradin aus dem Hause
Anceschi. Das Orchester sitzt gut sichtbar zwischen den beiden
Artisteneingängen, wie es auch im Hause Siemoneit Tradition
hatte. Dagegen handelt es sich beim Vorzelt um das Chapiteau des
Circus Bonanza, und den komplett neu aufgebauten, kombinierten
Kassen- und Bürowagen wird Elmar Kretz im Jahr 2014 auch mit auf
Tournee nehmen. Dann wird erstmals als „Circus Corty Althoff“ gereist,
wie nun auch das Programmheft ganz offiziell informiert.
David Paschke, Eddy Carello
Freilich
bieten Elmar Kretz und sein Team keine „Barum-Kopie“, sondern
setzen auch eigene Akzente. Und so hat Kretz heuer neben dem
Orchester auch ein Ballett engagiert – vier deutsche
Profitänzerinnen, die zum Teil auch schon in Produktionen
der Familie Sperlich (Zirkus des Horrors, Bonanza) zu sehen
waren. Im Eröffnungsbild legt sich Kretz’ kleine Tochter Milena
schlafen. Es erscheinen die Tänzerinnen in Engelsgestalt, der
Clown und der Sprechstallmeister und entführen das schlafende
Mädchen in die Welt der Circus-Träume. „Willkommen im Circus von
Elmar Kretz, willkommen im 6. Ravensburger Weihnachtscircus“:
Mit diesen Worten begrüßt David Paschke – Sohn des langjährigen
Barum-Geschäftsführers Wolfgang Paschke – das hochverehrte
Publikum und führt in vollendeter Weise durch das Programm.
Damit ist die Manege frei für Eddy Carello. Zunächst jongliert
der Schweizer bis zu fünf Fußbälle; in seinem zweiten Auftritt
vor der Pause präsentiert er dann seine bekannte
Rhythmus-Jonglage. Zum Auftakt entert Carello mit Clown
Jimmy Folco als „Blues Brothers“ die Manege, ehe er eine Gitarre
auf den Devilsticks tanzen lässt. Er jongliert Hut,
Schlagzeugsticks und Becken, dann mit drei Bällen in der Luft
und mit sieben Bouncingbällen gegen eine Trommel am Boden. Immer
wieder begeisternd ist es, wenn Carello mit seinen
Jonglierbällen auf dem Schlagzeug spielt.
Jimmy Folco, Old Regnas, Max Weldy
Für den
Humor ist in diesem Programm vor allem Clown Jimmy Folco zuständig. Der
Italiener gibt den fröhlichen Pizzabäcker, gewinnt den Kampf
gegen den „weißen Hai“ im Planschbecken, erzählt mit seinem Sohn
eine melancholische Geschichte vom Vagabunden auf Essenssuche
und stellt mit vier Akteuren aus dem Publikum eine Rockband
zusammen. Einige große Lacher verursacht an diesem
Premierenabend auch der Franzose Max Weldy bei seinen Kapriolen
auf dem Trampolin mit Sprungturm. Noch mehr heitere Momente gibt
es dank „Old Regnas“ alias Peter Freeman. Seine Hunde treiben
mit ihm einigen Schabernack – zum Beispiel wenn sie hinterrücks
immer wieder die Gepäckstücke umwerfen, die ihr „Herrchen“
gerade mühsam aufgerichtet hat.
Lelde Feldmane, Josy Casselly, Duo Pashenko
Der
Achterzug Zebras und Dromedare vom dänischen Cirkus Arena wird,
nach tänzerischer Einstimmung durch das Ballett, von Lars
Hölscher vorgeführt. Vier springende Lamas und Alpakas sorgen
für den Abschluss. Natürlich hat Hölscher auch seine eigenen
Tiere mitgebracht, jeweils einen indischen und einen
afrikanischen Elefanten. In die harmonische Trickfolge ist auch
Hölschers neue Partnerin Lelde Feldmane eingebunden. Sie
schaukelt auf einem Tau, das die beiden Tiere halten, lässt sich
von einem Elefant überschreiten und sorgt tanzend für
zusätzlichen Glamour in der Nummer. Hoch hinaus geht es für Josy
Casselly am Schwungseil. Ihre weiten Schwünge füllen den Raum
unter der Circuskuppel gut aus. Am Ende schlingt sie das Seil um
ihre Fußgelenke und stürzt sich zweimal in Folge kopfüber in die
Tiefe. Mit rhythmischem Klatschen wird sie verabschiedet. Für die
ganz großen Publikumsreaktionen – sie erhalten den stärksten
Applaus am Premierenabend – sorgen auch die beiden Jungs des
Duos Pashenko mit ihrer leistungsstarken Hand-auf-Hand-Artistik.
Im zweiten Programmteil demonstrieren sie Kraft und Können an
den Strapaten.
Maria Bizzarro, Elmar Kretz, Ramon Kathriner
Nach der
Pazse gehört die Manege zunächst Maria Bizzarro für ihre gewagten
Säbelbalancen auf der Leiter. Traditionsgemäß steht Direktor Elmar Kretz auch
wieder selbst mit Pferden in der Manege. Diesmal zeigt er einen
braun-weißen Zwölferzug vom Cirkus Arena. Zusätzlich aufgewertet
wird der Auftritt durch das Ballett, das die Nummer zu
Riverdance-Klängen einleitet und zwischen der eigentlichen
Freiheit und den Da Capi auf den Treppenaufgängen tanzt. Für
Nervenkitzel ist zum Abschluss des Programms gesorgt, wenn sich
Ramon Kathriner ungesichert auf das Hochseil wagt. Zu seinem
Repertoire gehören unter anderem der Aufgang übers Schrägseil,
ein Reifensprung, die Balance auf einem Stuhl und der selten
gezeigte Stelzenlauf. |