Außerdem
werden hier im Warmen die Eintrittskarten verkauft. Den zweite
Eingangsbereich beherrscht ein riesiger geschmückter Weihnachtsbaum.
Ringsum stehen liebevoll gebaute Verkaufsstände in der Form von
doppelstöckigen Häusern. Im Chapiteau warten ein prächtiger
Artisteneingang und das von Romanza-Tourneen früherer Jahre bekannte
Gradin. Britta und Markus Sperlich haben hier ein regelrechtes Schatzkistchen
geschaffen. Und sogar die sogenannten Tierrechtler, durch deren Spalier
wir müssen, sind von der naiv-biederen Sorte („Die vier Herren wollen
doch wohl nicht etwa in den Circus!?“ - „Aber klar doch!“ - „Jetzt bin
ich aber platt.“).
Andre Sarmenta, Stanislav Obertaev, Familie Amando Renz
Großen
Anteil am Gelingen hat Sascha Thanner. Er arbeitet viel im Hintergrund
und drückt zudem als charmanter Sprechstallmeister diesem
Weihnachtscircus seinen Stempel auf. Leider fällt er bei unserem Besuch
krankheitsbedingt aus. So übernehmen kurzerhand Andre und Oliver
Sarmenta die Moderation. Andre bringt zudem seine Fähigkeiten als
Bauchredner, Oliver die als Sänger ein. Zum Start gibt es gleich eine
Truppennummer. Die „Talented People“ aus Moldavien sind tatsächlich
talentierte junge Artisten, eine Dame und vier Herren. Bei ihrer
Artistik an der Russischen Schaukel werden die Sprünge auf einer dicken
Matte gelandet. Effektvoll starten sie im Dunkeln, wobei ihre Kostüme
mit beleuchteten Ornamenten besetzt sind. Variantenreiche Sprünge
schließen sich an. Eine äußerst originelle Präsentation für seine
Balljonglagen hat sich der jugendliche Stanislav Obertaev gewählt. Als
zusätzliches Requisit dient ein kunstvoll gearbeiteter Billardtisch.
Zum Aufwärmen gibt es ein paar lockere Trickschüsse mit dem Queue. Die
eigentlichen Jonglagen beendet der Absolvent der Moskauer Circusschule
damit, dass er die Bälle auf dem Tisch ablegt und präzise in die Ecken
rollen lässt. Ein kleiner Maharadscha eröffnet die Elefantennummer der
Familie von Amando Renz. Zu dritt präsentieren sie drei prächtige
indische Elefantendamen. Die vielfältigen Tricks gewinnen durch das
Mitwirken der drei Renzens.
Khadikovy, Franco Olivera, Anjelika Obertaev
Die
Pausennummer würde jedem Programm als Abschluss zur Ehre gereichen. Die
Khadikovy zeigen Kosakenreiterei, wie man sie sich wünscht:
authentische Kostüme, schöne Pferde, spannende Tricks, treibende Musik
und ein rasantes Tempo. Zu sechst fegen die verwegenen Reiter auf
ebenso vielen Pferden über das Sägemehl. Die Dame im Team lenkt von der
Manegenmitte aus. Mit Pferden beginnt auch der zweite Teil.
Diesmal sind sie aus Gummi und dienen den „Talented People“ als
Sprunghilfe. Ihre Akrobatik auf großen Reifen haben sie originell in
eine Westernszene verpackt. Die Sprünge gelingen dabei genauso gut mit
dem Reifen zwischen den Beinen wie im freien Flug. Als Gaucho im reich
verzierten Kostüm kommt Franco Olivera in die Manege. Mit zunehmendem
Bearbeiten seiner großen Trommel bekommt man Zweifel an der
Ernsthaftigkeit seines Treibens. Und bald wird klar, dass sein Auftritt
komisch angelegt ist. Er parodiert das machohafte Auftreten seiner
Kollegen und lässt sich wehleidig bei kleineren Verletzungen von einer
Zuschauerin trösten. Eine Raubtiernummer ganz ohne Käfig hat Anjelika
Obertaev mit nach Waiblingen gebracht. Wenngleich die mit
Gesichtsmasken als Löwen verkleideten Hunde etwas gewöhnungsbedürftig
aussehen, ist die Vorführung äußerst originell. Dies insbesondere dann,
wenn man schon die ein oder andere richtige Raubtierdarbietung gesehen
hat. Es gibt das Hochsitzen auf bunten Podesten, einen Tragetrick, und
letztendlich steckt die wagemutige Dompteuse sogar den Kopf in den
Rachen einer „Bestie“.
Franco Olivera
Ausschließlich
auf Leistung ausgerichtet ist die Darbietung am Russischen Barren der
Machukiys. Das männliche Trio kümmert sich nicht mehr als nötig um die
Präsentation, sondern zeigt präzise Sprünge auf dem schmalen Balken.
Noch einmal ist dann Franco Olivera zu sehen. Gemeinsam mit Partnerin
Adele führt er eine muntere Gruppe Papageien vor. Die meisten der
Kunststücke finden auf einem Tisch statt. So die Fahrten auf
Rollschuhen sowie Roller und das Schieben eines kleinen Hundes, der in
einem Kinderwagen sitzt. Pech haben wir an diesem Nachmittag
hinsichtlich der Schlussnummer. Der Aufbau des Trapezes von Noé Robert
will auch nach mehreren Versuchen nicht gelingen. Und so geht es direkt
zum Finale. Zwischen den beschriebenen Darbietungen sorgt Mr. Chap für
kurzweiligen Humor. Er wird nicht zu oft eingesetzt, und wenn er
erscheint, ist er ein gern gesehenes Gesicht. Am meisten Raum nehmen
der Boxkampf sowie die Filmszene mit Publikumsbeteiligung ein. Beide
Nummern sind nicht neu, Mr. Chap gibt ihnen aber seine eigene Note.
Insbesondere seine Fähigkeit zu improvisieren, machen die Auftritte zu
einem richtigen Vergnügen. |