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Waiblinger Weihnachtscircus 2013/14
www.waiblinger-weihnachtscircus.de ; 50 Showfotos

Waiblingen, 21. Dezember 2013: Es mag ja sein, dass der Waiblinger Weihnachtscircus bundesweit noch so etwas wie ein Geheimtipp ist. In der Region ist er jedoch eine feste Größe. Nicht zuletzt der Besuch an diesem Samstagnachmittag beweist das. Vom Programm her gehört diese - nun bereits zum siebten Mal stattfindende – Produktion zu den Größeren. Das Drumherum ist schlichtweg einmalig. Die Außenbeleuchtung der drei hintereinander aufgebauten Zelte ist traumhaft. Das Innere steht dem in nichts nach. Im ersten Vorzelt findet sich ein Winterwunderland mit Szenen vom Polarkreis.

Außerdem werden hier im Warmen die Eintrittskarten verkauft. Den zweite Eingangsbereich beherrscht ein riesiger geschmückter Weihnachtsbaum. Ringsum stehen liebevoll gebaute Verkaufsstände in der Form von doppelstöckigen Häusern. Im Chapiteau warten ein prächtiger Artisteneingang und das von Romanza-Tourneen früherer Jahre bekannte Gradin. Britta und Markus Sperlich haben hier ein regelrechtes Schatzkistchen geschaffen. Und sogar die sogenannten Tierrechtler, durch deren Spalier wir müssen, sind von der naiv-biederen Sorte („Die vier Herren wollen doch wohl nicht etwa in den Circus!?“ - „Aber klar doch!“ - „Jetzt bin ich aber platt.“).


Andre Sarmenta, Stanislav Obertaev, Familie Amando Renz

Großen Anteil am Gelingen hat Sascha Thanner. Er arbeitet viel im Hintergrund und drückt zudem als charmanter Sprechstallmeister diesem Weihnachtscircus seinen Stempel auf. Leider fällt er bei unserem Besuch krankheitsbedingt aus. So übernehmen kurzerhand Andre und Oliver Sarmenta die Moderation. Andre bringt zudem seine Fähigkeiten als Bauchredner, Oliver die als Sänger ein. Zum Start gibt es gleich eine Truppennummer. Die „Talented People“ aus Moldavien sind tatsächlich talentierte junge Artisten, eine Dame und vier Herren. Bei ihrer Artistik an der Russischen Schaukel werden die Sprünge auf einer dicken Matte gelandet. Effektvoll starten sie im Dunkeln, wobei ihre Kostüme mit beleuchteten Ornamenten besetzt sind. Variantenreiche Sprünge schließen sich an. Eine äußerst originelle Präsentation für seine Balljonglagen hat sich der jugendliche Stanislav Obertaev gewählt. Als zusätzliches Requisit dient ein kunstvoll gearbeiteter Billardtisch. Zum Aufwärmen gibt es ein paar lockere Trickschüsse mit dem Queue. Die eigentlichen Jonglagen beendet der Absolvent der Moskauer Circusschule damit, dass er die Bälle auf dem Tisch ablegt und präzise in die Ecken rollen lässt. Ein kleiner Maharadscha eröffnet die Elefantennummer der Familie von Amando Renz. Zu dritt präsentieren sie drei prächtige indische Elefantendamen. Die vielfältigen Tricks gewinnen durch das Mitwirken der drei Renzens.


Khadikovy, Franco Olivera, Anjelika Obertaev

Die Pausennummer würde jedem Programm als Abschluss zur Ehre gereichen. Die Khadikovy zeigen Kosakenreiterei, wie man sie sich wünscht: authentische Kostüme, schöne Pferde, spannende Tricks, treibende Musik und ein rasantes Tempo. Zu sechst fegen die verwegenen Reiter auf ebenso vielen Pferden über das Sägemehl. Die Dame im Team lenkt von der Manegenmitte aus. Mit Pferden beginnt auch der zweite Teil. Diesmal sind sie aus Gummi und dienen den „Talented People“ als Sprunghilfe. Ihre Akrobatik auf großen Reifen haben sie originell in eine Westernszene verpackt. Die Sprünge gelingen dabei genauso gut mit dem Reifen zwischen den Beinen wie im freien Flug. Als Gaucho im reich verzierten Kostüm kommt Franco Olivera in die Manege. Mit zunehmendem Bearbeiten seiner großen Trommel bekommt man Zweifel an der Ernsthaftigkeit seines Treibens. Und bald wird klar, dass sein Auftritt komisch angelegt ist. Er parodiert das machohafte Auftreten seiner Kollegen und lässt sich wehleidig bei kleineren Verletzungen von einer Zuschauerin trösten. Eine Raubtiernummer ganz ohne Käfig hat Anjelika Obertaev mit nach Waiblingen gebracht. Wenngleich die mit Gesichtsmasken als Löwen verkleideten Hunde etwas gewöhnungsbedürftig aussehen, ist die Vorführung äußerst originell. Dies insbesondere dann, wenn man schon die ein oder andere richtige Raubtierdarbietung gesehen hat. Es gibt das Hochsitzen auf bunten Podesten, einen Tragetrick, und letztendlich steckt die wagemutige Dompteuse sogar den Kopf in den Rachen einer „Bestie“.


Franco Olivera

Ausschließlich auf Leistung ausgerichtet ist die Darbietung am Russischen Barren der Machukiys. Das männliche Trio kümmert sich nicht mehr als nötig um die Präsentation, sondern zeigt präzise Sprünge auf dem schmalen Balken. Noch einmal ist dann Franco Olivera zu sehen. Gemeinsam mit Partnerin Adele führt er eine muntere Gruppe Papageien vor. Die meisten der Kunststücke finden auf einem Tisch statt. So die Fahrten auf Rollschuhen sowie Roller und das Schieben eines kleinen Hundes, der in einem Kinderwagen sitzt. Pech haben wir an diesem Nachmittag hinsichtlich der Schlussnummer. Der Aufbau des Trapezes von Noé Robert will auch nach mehreren Versuchen nicht gelingen. Und so geht es direkt zum Finale. Zwischen den beschriebenen Darbietungen sorgt Mr. Chap für kurzweiligen Humor. Er wird nicht zu oft eingesetzt, und wenn er erscheint, ist er ein gern gesehenes Gesicht. Am meisten Raum nehmen der Boxkampf sowie die Filmszene mit Publikumsbeteiligung ein. Beide Nummern sind nicht neu, Mr. Chap gibt ihnen aber seine eigene Note. Insbesondere seine Fähigkeit zu improvisieren, machen die Auftritte zu einem richtigen Vergnügen.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch