Selbstverständlich darf ein ganz großes Opening beim Karlsruher
Weihnachtscircus nicht fehlen. Zum Prolog schwebt Sängerin
Charlin Sperlich in einem Schlitten über der Manege. „Es war
einmal im Dezember“, singt sie äußerst gekonnt im Schein von
Laserlicht, während unter ihr das sechsköpfige Ballett in
Engelskostümen tanzt. Die neun Musiker auf dem Artisteneingang
sorgen dabei, wie über die gesamte Vorstellung hinweg, für einen
modernen Showband-Sound.
Opening
Es folgt
das große Charivari mit allen Artisten, Outfits im
amerikanischen Stars-and-Stripes-Look und einer waschechten
„Eisenbahn“ mit Lok und Waggons. Auf seinem Dach trägt der Zug
einen Rentierschlitten. Bald steigt das gesamte Ensemble in die
Waggons und dreht aus den Fenstern winkend noch eine Runde um
die Manege. Begrüßung und Moderation übernehmen diesmal in
glamouröser und eleganter Weise Direktionstochter Monika Sperlich und Giovanni
Biasini.
Puje-Truppe, Georgio Hromadko
Damit ist
die Manege frei für die große Puje-Truppe aus der Mongolei.
Diese war beim Gelsenkirchener Weihnachtscircus vor einem Jahr
erstmals in Deutschland zu Gast. Und schon dort hat sie sich als
echter Glücksgriff erwiesen. Anders als viele andere Artisten
aus Fernost arbeitet dieses Ensemble bei allen Auftritten zu
Livemusik. Und hier gibt es auch keine strengen,
hochkonzentrierten Mienen, sondern strahlende und sympathische
Gesichter. Zu acht präsentiert die Truppe zunächst Handvoltigen.
Einen Sprung zum Drei-Mann-Hoch, auf dem Kopf (!) des zweiten
Untermanns stehend gelandet, eine Passage und ein Vier-Mann-Hoch
ohne Stange gehören zum Repertoire. Drei Damen zeigen als
Schlangenmädchen ansprechende und anspruchsvolle Kontorsionen,
formieren sich zu Brücken und Türmen. Ein dreifacher Mundstand
bildet den Abschluss. Sieben Herren und zwei
Damen der Puje-Truppe zeigen beim Seilspringen nicht nur ein
wirbelnd buntes Bild, sondern auch richtig starke Tricks. So
werden beim Seilspringen auch Handvoltigen geflogen. Fünf
Artisten stapeln sich im Liegestütz, später wird ein
Drei-Mann-Hoch gebaut – und in diesen Formationen wird jeweils Seil
gesprungen. Einziger Solo-Artist in dieser großen Show ist Diabolo-Wirbelwind Georgio Hromadko. Zwei seiner Diabolos lässt
er spektakulär hoch bis direkt unters Zeltdach fliegen; zum
Abschluss hält er gar vier Diabolos in der Luft.
Duo Garcia, Truppe Yeromenko, Freefighter
Der wahre
Höhepunkt der Show ist vor der Pause platziert: Die Garcias
zeigen an der kreisenden Rakete, hoch unter der Circuskuppel,
eine der riskantesten Luftdarbietungen unserer Zeit. Beim Fußhang
von Vicky Garcia mit einem Bein an einem kleinen Trapez, das ihr
Partner mit den Zähnen hält, oder beim Zahnhangwirbel zum Abschluss werden die
Grenzen des Machbaren ausgelotet. Besonders publikumswirksam ist
natürlich auch die Schlussnummer, die die Genres Motorradkugel
und Freefighter kombiniert. Es war Benno Kastein, der im Jahr
2007 erstmals fliegende Motorräder im Riesenzelt von Flic Flacs
„No Limits“-Tour präsentierte. Die Steigerung waren dann wenige
Jahre später Motorradsprünge im kleineren Flic Flac-Rundzelt.
Damit hat Kastein eine neue Disziplin für den Circus entdeckt, die jetzt
unter anderem auch in Karlsruhe präsentiert wird. Zunächst
werden hier Motorradkugel-Fahrten der Truppe Varanne und
Motorrad-Sprünge im Wechsel gezeigt. Zum Abschluss jedoch jagen
drei Fahrer durch die Kugel, während ebenso drei
Motorrad-Artisten dank Sprungschanze über die Kugel
hinweg fliegen und auf einer Rampe im Artisteneingang wieder
landen. Die Manöver in der Luft sind dabei nicht ganz so
spektakulär, wie es bei Flic Flac schon zu sehen war. Mit der
Reckakrobatik der Yeromenkos ist sogar noch eine weitere
Truppennummer in diesem Programm vertreten. An drei parallel
angeordneten Reckstangen, die mittlere ist erhöht, werden nach
der Pause vielseitige und kraftvolle Flüge und Schwünge
präsentiert.
Milano Kaiser, Giovanni Biasini, Garcia-Boys
Die beiden
Söhne der Garcias, Antonio und Connor, sind viel mehr als
talentierte Nachwuchsartisten. Mit ihren Hand- und Kopfständen
werden sie sofort zu Publikumslieblingen. Choreographie und
Kostüme im Stil von Michael Jackson und natürlich die passende
Musik vom „King of Pop“ tragen sicher zur Begeisterung bei. Die
Clownerie liegt in den Händen von Milano Kaiser alias Milano Belissimo. Viel
Spielfreude beweist er bereits bei seinem Messerwerfer-Entree,
bei dem ein Zuschauer ans Brett gefesselt „bibbern“ muss. Hinzu
kommen unter anderem die „Motorradfahrt“ mit einem weiblichen
Gast, der „Boxring“ mit sechs „Freiwilligen“ und eine weitere
Version des „Weißen Hai“ in der Badewanne.
André Kaiser,
Jean, Artur Kaiser
Es ist
wohl tatsächlich „Europas größter Exotenzug“, der in diesem
Winter im Karlsruher Weihnachtscircus präsentiert wird. Diesen
hat Artur Kaiser vom gleichnamigen deutschen Familiencircus
zusammengestellt. Eingeleitet wird die Nummer vom Ballett in
orientalischen Outfits. Dann gehört die Manege zunächst Sandy Köllner. Unter ihrer Anleitung laufen vier Elanantilopen eine
„Acht“ um zwei abliegende Dromedare. Artur Kaiser selbst
dirigiert einen Sechserzug Kamele, unter anderem beim Gegenlauf
und Fächer. Sechs exotische Rinder gesellen sich dazu. Die
Nummer gipfelt in einem Karussell auf zwei Bahnen mit den
Kamelen und Rindern sowie vier Eseln. Quasi als Da Capi folgen
drei große Laufvögel, ein springendes Lama und schließlich zwei
Kängurus – macht in Summe 28 Tiere in der Mange. Als spanisches
Bild, mit Flamencotänzerinnen und Gesang, wird dagegen die
Pferdefreiheit eingeleitet. André Kaiser und seine Partnerin
Tina Quaiser stellen hier einen Sechserzug Schecken sowie ein
Groß und Klein vor. Abgerundet wird das Tierprogramm durch zwei
Seelöwen vom dänischen Cirkus Arena. Jean, ehemals Mitglied der
Schleuderbretttruppe Catana, leitet die Flossentiere an. |