Denn
der Krefelder wird genau wie der Gelsenkirchener Weihnachtscircus von
der Familie Reinhard Probst produziert. Letzterer findet in diesem
Winter bereits zum 18. Mal statt. So kann nicht nur vom
Erfahrungsschatz profitiert werden, sondern es können auch Nummern
ausgetauscht werden. Das macht unter anderem auch deshalb Sinn, weil
die Familie Probst viele eigene Darbietungen im Repertoire hat. So
können diese mehrere Winter gezeigt werden, ohne dass beim Publikum ein
Wiederholungseffekt entsteht.
Pascal Maatz, Stephanie Probst, He Yuan
Das
Ambiente ist das Eine, die Show an sich das Andere. Hier hat die
Familie Probst ebenso auf Qualität gesetzt. Zudem gibt es - wie
in Gelsenkirchen – eine kleine Rahmenhandlung. Wenn die Stoliarov
Clowns mit gepackten Koffern auftauchen und das Orchester „Nine Million
Bicycles“ spielt ahnt man schon, wo die Reise hingeht. Vladimir und
Sohn Dennis zieht es nach China. Gerade noch rechtzeitig kann Moderator
Pascal Maatz die beiden Reisenden aufhalten. Sein Versprechen, dass sie
die große weite Welt auch unter dem Chapiteau erleben können, löst er
sogleich ein. Im Opening stellen sich die Mitwirkenden aus den
verschiedensten Ländern gemeinsam tanzend vor. Als erste Nummer
erleben wir Stephanie Probst mit ihrer großen neuen Freiheitsdressur.
Bei dieser dirigiert sie vier Dromedare und jeweils drei Friesen, weiße
Araber und schwarze Dartmoorponys zu schönen Bildern. Die Vorführung
ist natürlich gewohnt elegant. Und dann sind wir schon dort gelandet,
wo die Stoliarovs ursprünglich hinfliegen wollten, in China. He Yuan
hat nicht nur eine wunderbare Ausstrahlung, sondern zudem einen
außergewöhnlichen Gleichgewichtssinn. Diesen beweist sie auf dem
Einrad. Während sie darauf balanciert, wirft sie sich mit dem Fuß
kleine Metallschüsseln auf den Kopf. Dies sogar noch dann, wenn das
Einrad auf einer großen roten Kugel steht.
Angelique (Leyseck), Duo Wuquiao, Denis Stoliarov
Mit
einer „Marionettenpuppe“ aus der Geschenkpackung spielt Vladimir
Stoliarov, der dank Stelzen seit seinem letzten Auftritt ordentlich
gewachsen ist. In eine schöne Geschichte hat Angelique (Leyseck) ihre
Artistik an Tüchern verpackt. Das Musical „Tanz der Vampire“ stand
Pate. Pascal Maatz begleitet mit einen Song daraus. Dank der Begegnung
mit einem Vampir – Sergiu Mosanu zu Pferd – wird aus der eleganten
jungen Dame eine Fledermaus. Als solche zeigt sie eine wunderbare Kür
in der Luft. Um ihr Requisit in Bewegung zu versetzen, erscheint noch
einmal Sergiu Mosanu als Reiter. Gekonnte Partner-Equilibristik
präsentiert das Duo Wuquiao. Die beiden jungen Chinesen arbeiten ihre
Kür nicht in choreographischer Strenge, sondern immer mit einem
Lächeln. Insbesondere der Untermann hat sichtlich Spaß an diesem sehr
sehenswerten Auftritt. Noch mehr Spaß haben und bringen die Stoliarovs.
Aber auch sie haben akrobatisch Einiges drauf, wie Sohn Denis auf der
Rola Rola beweist. Da kann Vater Vladimir als Counterpart noch so sehr
dazwischenfunken. Die Alexander Truppe zeigt zunächst ihre Handvoltigen. Die Flüge von Hand zu Hand sorgen für ein manegenfüllendes Bild.
Castillo Brothers, Adriana Spindler, Stephanie Probst
Mit
einer echten Überraschung geht es weiter. Die beiden „Hausartisten“
Utnier und Daikel kennen wir mit ihrer Akrobatik am Schwungseil und den
Jonglagen. Für den Krefelder Weihnachtscircus haben sie eine starke
Nummer an den Masten erarbeitet. Die beiden vertikalen Stangen stehen
nebeneinander. Zudem befindet sich am oberen Ende eine Plattform.
Darauf zeigen sie unter anderem ein Kopf-auf-Kopf. Außerdem bewegen
sich die Castillo Brothers ungeheuer geschickt an den Masten oder
zeigen starke statische Figuren. Nachdem sich die Stoliarovs
gegenseitig fotografiert haben, stellt Adriana Spindler als Pausennummer die
vielfältigen Talente ihrer beiden Seelöwen vor. Insbesondere
die größere Robbe hat einige davon. Nicht nur das Singen
gelingt mit großer Leichtigkeit, sondern auch das Tragen der
Tierlehrerin auf der Schnauze. Nach der Pause geht es gleich
mit der nächsten Tiernummer weiter. Stephanie Probst reitet
eine Ungarische Post auf zwei stattlichen Friesen. Die weißen
Araber als Vorauspferde ergeben einen herrlichen Kontrast
dazu. Somit entsteht ein abgerundetes Bild der Reitkunst.
Wang Lin, Ran Yanan, Alexander Truppe
Miss
Carmen aus Moldawien zieht es unter die Circuskuppel. Am Luftring zeigt
die junge Artistin eine ansprechende Kür mit den von diesem Requisit
bekannten Tricks. Aufgedreht ist das folgende Spiel mit Hula Hoop-Reifen der Stoliarovs. Vladimir und Denis lassen die Ringe nicht nur um
die Hüfte, sondern zudem um Kopf und Hinterteil kreisen. Nach diesem
ausgelassenen Treiben sorgt Wang Lin wieder für ruhige Momente. Als
Schlangenmädchen verbiegt die 17-Jährige ihren Körper so, wie es eben
nur eine richtige Kontorsionistin kann. Das wirkliche Glanzlicht ihres
Auftritts ist das Balancieren von insgesamt sechs Leuchtern mit echten
Kerzen. Ein in hiesigen Circus leider selten zu sehendes Bild. Sahen
wir Ran Yanan im ersten Teil noch als Handstandartisten, erleben wir
ihn nun in seiner Paradedisziplin, nämlich auf dem Schlappseil. Seine
Balancen lassen keine Wünsche offen. Einarmiger Handstand, Kopfstand
und das Balancieren kopfüber auf einem Einrad sind nur Auszüge aus dem
anspruchsvollen Repertoire. Respekt! Nahezu alles schief geht bei der
Trapeznummer der Stoliarovs. Die Artistin weckt mit ihrem Auftritt
große Erwartungen, die dank des Eingreifens der beiden Clowns zunichte
gemacht werden. Dafür ist der Spaßfaktor umso höher. Eine gut gefüllte
Manege schon vor dem Finale erleben wir dank der Alexander-Truppe. Vom
Schleuderbrett aus zeigen die beiden Damen und fünf Herren weite
Sprünge oder fangen diese auf. Ein Fünf-Mann-Hoch mit Perchestange bildet den
Höhepunkt.
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