CHPITEAU.DE

Circus Krone - März 2015
www.circus-krone.de ; 111 Showfotos

München, 1. März 2015: „Drei völlig verschiedene internationale Circusprogramme“ verspricht Krone alljährlich für seine Winterspielzeit. Beim Programmwechsel von Februar auf März wurde diese Unterschiedlichkeit besonders deutlich: Das Februar-Programm war mit der sensationellen Flugschau aus Nordkorea die Megashow des Winters. Im März folgen nun die „Kammerspiele“: ein Programm ohne Truppe, aber mit feinen Darbietungen im Solo, im Duo und im Trio, allesamt präsentiert von durchweg sympathischen und jungen Manegenpersönlichkeiten. Ein reizvoller Kontrast zum Monat zuvor.

Schon beim Einlass spielt Tonito Alexis den Zuschauer, der versucht, in die Manege zu gelangen. Natürlich wird er zunächst immer wieder aus dem „Roten Ring“ geworfen, ehe er sich dann doch noch zum Clown schminken darf. Nun begleitet uns der 22-jährige Nachwuchskomiker durch die Vorstellung. Wir erleben ihn beispielsweise im heiteren Zusammenspiel mit seinem Hund „Elvis“ und als schelmischen Elvis-Presley-Interpreten. Später neckt er eine Dame auf dem Ringplatz. In Krones Tourneeprogramm „Jubilee“ war Tonito bis 2010 an der Seite seines Bruders Totti und seiner Eltern Toni und Jeanette Alexis als Weißclown im klassischen Entree zu sehen.


Wolf Brothers, Jana Mandana,
Bruno Togni 

Heiter geht es weiter, wenn Richard und David Wolf – bekannt von ihrem Engagement im Circus Reinhard Probst – zu Riverdance-Musik als komische Kaskadeure arbeiten. Sie tun das in Schottenröcken und zeigen dabei, neben viel Slapstick, auch manch feine artistische Leistung. Der 18-jährige Bruni Togni, Sohn von Meisterdresseur Flavio Togni, darf sich als Jongleur beweisen. Bis zu sieben Bälle jongliert er gegen den Boden. Sein Vater war am Premierenabend natürlich vor Ort und schaute stolz aus der Loge zu. Jana Mandana und James Puydebois zeigen abermals eine neue Variante ihrer Elefantendressuren, diesmal mit den zwei Inderinnen Dehli und Bara. Letztere ist die akrobatischste der Krone-Elefanten. Zunächst robbt sie unter ihrer Gefährtin durch, die auf zwei Podesten steht; danach zeigt sie die Abfolge von Aufrichten auf die Hinterbeine und Rüsselstand. Und dies, während Jana Mandana unter ihr durchschlüpft.

 
Sergey Akomov, Jana Mandana,
Trio Queens 

Bei den drei hübschen Damen des Partnerakrobatik-Trios „Queens“ wird auf den ersten Blick klar, dass diese Formation aus dem Hause Bingo stammt – schon der klassisch-moderne Look der Kostüme und die stylischen Frisuren sind quasi Markenzeichen. Die Skulpturen, zu denen sie ihre Körper formen, sorgen erst für manches Raunen im Publikum und dann für starken Applaus. Nach so viel Frauenpower demonstriert direkt im Anschluss Sergey Akimov bei seinen Flügen an den Strapaten Kraft, Können und maskuline Eleganz. Jana Mandana stellt in einem überzeugenden Auftritt zehn Cremello-Hengste vor und erhält an diesem Premierenabend schon während der Nummer reichlich Zwischenapplaus. Die Dressurfolge wurde offenbar zum Teil neu zusammengestellt. Dank der Vorführerin im Ballkleid und Federpuscheln auf den Pferdeköpfen ergibt sich ein ganz klassisches Bild. Die Musikbegleitung ist dagegen aktuell, unter anderem mit Helene Fischers Gassenhauer „Atemlos“. Hier wird er live vom Krone-Orchester gespielt.

 
Trio Bokafi, Martin Lacey jun., Wolf Brothers 

Beim bekannten Schleuderbrett-Trio Bokafi hat es vor gut einem Jahr abermals eine Umbesetzung gegeben, der zweite Fänger neben Truppenchef Gabor Boros wurde ausgetauscht. Im 20er-Jahre-Stil wird als Pausenummer ein ansprechendes Repertoire dargeboten. Großen Applaus gibt es für den Sesselsprung; ein „Dreifacher“ sorgt für den Abschluss. Martin Laceys neue Raubtiersensation mit 23 Löwen und drei Tigern, jeweils in weiß und braun, wurde völlig zu Recht aus dem Februarprogramm übernommen. Allein die Anzahl der Tiere ist ungeheuer beeindruckend. Viele Jahre lang schien es ausgeschlossen, dass man eine Raubtierdressur dieser Größenordnung nochmal erleben könnte. Hinzu kommt ein breites Trickrepertoire – mal wild und mal verschmust, mal mit vielen und mal mit wenigen Tieren. Und wenn sich Lacey am Ende auf den weißen Löwen Baluga legt, begleitet von emotionaler Musik, dann hebt es das Publikum förmlich aus den Sitzen. Wie schon bei der Februarpremiere gibt es auch an diesem Abend minutenlange Standing Ovations für Münchens Circusstar Martin Lacey. Die Wolf Brothers sind bestens bekannt, doch ihr komisches Trapez war neu für uns. Es ist ein herrlicher Spaß, wenn David Wolf ans Trapez zu gelangen versucht und sein Bruder Richard nur eingeschränkt brauchbare Hilfe leistet. In ähnlicher Form kennt man diese Darbietung von den „Collins Brothers“.


Catalina Palma, Finale, Meleshin Brothers

Catalina Palma ist zarte 22 Jahre jung und sieht noch jünger aus – ein fröhliches Mädchen, das zu ebensolcher Musik Handstände und Kontorsionen zeigt. Und das in einer solchen Leichtigkeit und Unbekümmertheit, dass man den enormen Schwierigkeitsgrad ihrer Darbietung fast vergisst. Balancevermögen beweisen auch die Meleshin Brothers, soeben in Monte Carlo mit dem Bronzenen Clown ausgezeichnet. Die beiden Herren zeigen eine ganz außergewöhnliche Variante der Rola Rola: Bei den meisten Tricks balanciert Vadim Meleshin auf einem Rollbrett und trägt gleichzeitig seinen Bruder – auf den Schultern, auf den Händen oder während Anton einen Einarmer auf Vadims Kopf drückt. Es kommt noch besser: wenn die beiden auf einem Turm gemeinsam auf einem Rollbrett balancieren. Und wenn Vadim Meleshin schließlich, auf der Rola balancierend, ein Brett über dem Kopf hält. Darauf balanciert Anton auf einem weiteren Rollbrett. Die Hochseildarbietung von Crazy Wilson mit Partnerin und Partner, eigentlich als Schlussnummer vorgesehen, musste am Premierentag leider aus technischen Gründen entfallen. Laut dem Pressebüro des Circus Krone musste zunächst noch eine Lösung für die Abseglung des Trampolins gefunden werden, das zu der Nummer gehört. Inzwischen wird die Nummer gezeigt: Crazy Wilson dreht hier einen Salto vom Seil aufs Trampolin und springt wieder zurück auf Seil!

Leider pausiert das hervorragendes Orchester von Oleksandr Krasyun in diesem Programm mehrmals zugunsten von Bandmusik. Umso schöner ist die Idee, dass die (meisten) Musiker zum Finale in der Manege spielen dürfen. Dazu verwandelt sich Tonito Alexis wieder vom Clown in den Zuschauer, Sprechstallmeister Nikolai Tovarich singt „Smile“ – und das Publikum erhebt sich ohne Zögern und geschlossen zum Schlussbeifall im Stehen.

__________________________________________________________________________
Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber