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Pforzheimer Weihnachtscircus 2014/15
www.weihnachtscircus-pforzheim.de ; 57 Showfotos

Pforzheim, 2. Januar 2014: Die Circusfamilie Andreas und Stefanie Sperlich hat schon in ihrem Circus Fantasia immer wieder mit liebevollen Dekorationen überrascht. Nun haben die Sperlichs sich für ihren 3. Pforzheimer Weihnachtscircus selbst übertroffen. Andreas Sperlich hat im Sommer fünf wunderschöne Verkaufsstände in Form von nostalgischen Circuswagen gebaut. Sie funkeln im großen Restaurationszelt, komplettiert durch einen kleineren Wagen als Wein- und Sektbar. Ergänzt wird das Ensemble durch eine neue Kasse mit vier Schaltern, ebenfalls in Form eines Wagens.

Keines dieser Schmuckstücke ist jedoch straßentauglich; sie müssen jeweils per Tieflader zum Gastspielort gebracht werden. Sobald wie möglich sollen die Verkaufsstände noch weiter verschönert werden. Während die Restauration also nostalgisches Flair versprüht, ist das Spielzelt modern gestaltet. Eine gewaltige Metallgitter-Konstruktion trägt den roten Vorhang; die zeitgemäße Licht- und Tonanlage ist üppig dimensioniert.


 Neue Verkaufsstände in Form nostalgischer Circuswagen

Leider hatte die Familie Sperlich in diesem Winter viel Verletzungspech. Bereits bei der Premierenvorstellung stürzte die 25-jährige Direktionstochter Scarlett Sperlich vom Vertikaltuch und fiel aus vier bis fünf Metern Höhe auf ein Podest in der Manege, brach sich ein Handgelenk, erlitt Prellungen und eine leichte Gehirnerschütterung. Acht Tage musste sie im Krankenhaus bleiben; bei unserem Besuch am 2. Januar war sie bereits wieder beim Circus, freilich nur „in zivil“. Ein ganzes Jahr solle sie mit körperlich belastender Artistik wie Luftakrobatik nun pausieren, erzählte sie, ansonsten gehe es ihr gut. Kurze Zeit nach Scarletts Unfall verletzte sich Nathalie Wecker bei ihrer gemeinsamen Hand-auf-Hand-Nummer mit Jakob Vonau. Damit fiel auch Weckers Handstandakrobatik flach; Vonau zeigte zunächst noch seine Vertikalseilnummer. Die beiden Absolventen der Berliner Artistenschule schieden dann jedoch vorzeitig aus der Produktion aus. Dafür wurde die Feuershow von Rocky Krämer, die bereits im 2. Pforzheimer Weihnachtscircus zu sehen war, ins Programm genommen.


 
Opening, Andreas Fischer, Daniel Hochsteiner 

Mit einem großen Opening beginnt das Programm. Kassy Alegria mit Kugelbalance und Drahtseil, Sarah Sperlich am Schwungseil und Clownsfiguren zeigen Kostproben ihres Könnens, während Sharon Isabelle Rupa dazu singt. Der Radiomoderator Andreas Fischer begrüßt das Publikum und führt wie im Vorjahr äußerst stilvoll und gekonnt durch das Programm. Nach dem Charivari geht es gleich mit dem ersten Highlight weiter, denn die Familie Sperlich konnte den bekannten Jongleur Daniel Hochsteiner gewinnen. Dieser jongliert nicht nur mit Keulen und Bällen. Seine Spezialität sind vielmehr Tennisschläger, von denen er bis zu fünf in der Luft hält. Zwischen den Jonglagetouren sucht er offensiv den Kontakt zum Publikum und findet ihn auch. Für den Humor sorgt wie im Vorjahr und auf wiederum sympathische Weise Tino Krämer vom Circus Baldini. Sein Repertoire hat er komplett umgestellt. Und so versucht er sich heuer als Kunstschütze, als Kunstmaler und als Dirigent einer Rockband. Insbesondere dieser Auftritt mit fünf Mitspielern aus dem Publikum kommt in der besuchten Vorstellung bestens an.

 
Stefanie, Billy und Sarah Sperlich 

Sarah Sperlich hat ihre gekonnte Kautschukarbeit einmal mehr neu gestaltet. In dieser Saison präsentiert sie sich als exotisch-geheimnisvolle Schlange. Links und rechts von ihr stehen zwei Schlangenköpfe, die immer wieder Feuersäulen speien und dadurch den mystischen Charakter der Darbietung steigern. Ihre Mutter Stefanie präsentiert auf elegante Weise ihre Pfauentauben und wird dabei von Sharon Isabelle Rupa gekonnt mit Livegesang begleitet. Sohn Billy Sperlich hat seine Freiheitsdressur mit jeweils drei Friesenhengsten und Kamelen, unabhängig von der geografischen Herkunft der Tiere, diesmal unter das Thema „Afrika“ gestellt. Sharon Isabelle Rupa und Sarah Sperlich leiten die Darbietung als Tänzerinnen mit fantasievoll gestalteten Kostümen im Afrika-Look ein. Auch Billy Sperlichs Kostüm, die Kameldecken und die Musik wurden thematisch angepasst.

 
Laszlo Paal Truppe, Motorradkugel, Truppe Sicks 

Die Überraschung schlechthin in diesem Programm ist die junge, sechsköpfige Truppe Sicks von der Artistenschule Imre Baross in Budapest. Neben zwei Untermännern gehört auch eine Unterfrau zum Team. Die Nummer startet mit drei Trinkas hintereinander, so dass die Flieger zur nächsten Unterperson „weitergereicht“ werden können. Dann zwei Trinkas: Der Untermann trägt zwei Flieger, der mittlere springt heraus zum benachbarten Untermann. Schließlich werden die Flieger mittels Schleuderbrett zu ihren Sprüngen und Salti katapultiert und dann wieder von Untermann oder Unterfrau gefangen. Ja, diese Darbietung muss noch etwas reifen. Aber sie hat das Potenzial zu einer ganz großen Circus-Attraktion. Zwei Ungarn zeigen als „Laszlo Paal Truppe“ eine außergewöhnliche Einradnummer. Hier ist zwischen zwei erhöhten Podesten ein Trampolin platziert. Von Podest zu Trampolin, von Podest zu Podest oder vom Podest zum Boden werden hier vielfältige Sprünge gezeigt. Schlussnummer ist wieder, wie in den beiden Vorjahren, die quasi hauseigene Motorradkugel. Die drei Fahrer sind Direktionsspross Billy Sperlich, sein Schwager in spe Christopher Richter sowie Billy Richter. Mit einem originellen Einfall wird die Darbietung eingeleitet: Ein Rockmusiker spielt in der Kugel stehend krachend laut auf seiner E-Gitarre, während ihn der erste Fahrer umkreist.

Die gelungene Aufwertung des Restaurationsbereichs und der Kasse mit den neu gebauten Verkaufsständen belegt den hohen Ehrgeiz, mit dem die Familie Sperlich ihren Pforzheimer Weihnachtscircus weiterentwickeln und voranbringen möchte. Gleiches gilt für die Verpflichtung der jungen Artistenschüler aus Deutschland und Ungarn. Umso bedauerlicher ist es, dass das Programm durch die Verletzungen gleich in den ersten Gastspieltagen nicht mehr so gezeigt werden konnte, wie es eigentlich geplant war.

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Text: Markus Moll; Fotos: markus Moll (11), Klaus-Peter Maus (1)