Zwölf
weiße Löwen in der Manege, das ist fraglos eine ganz große
Attraktion: Unter der
Anleitung von Juniorchef Frédéric Edelstein formieren sich alle
Tiere zu Pyramide und Teppich, acht werden zum Hochsitzen
animiert, drei legen sich gar auf den am Boden liegenden
Dompteur. Schmuseeinheiten inbegriffen.
Fréderic
Edelstein, Valeriy
Der
wiederum neue und jugendliche Mr. Loyal, Judicaël Vattier,
stellt in seiner Begrüßung das 160-jährige Bestehen des Cirque
Pinder heraus, das in diesem Jahr gefeiert wird. Das
Programmheft wurde aus diesem Anlass besonders aufwendig
gestaltet. Insbesondere blickt es auf die lange
Unternehmensgeschichte mit den Direktionen William Pinder
(1854-1928), Charles Spiesert (1928-1971), Jean Richard
(1972-1983) und, seit 1983, Gilbert Edelstein zurück. Der „Géant
Europeen“ unter den Circussen, so die Selbstbeschreibung, setzt
sein Sechs-Masten-Chapiteau mit 5000 Plätzen ausschließlich beim
jährlichen Paris-Gastspiel zur Weihnachtszeit ein, während für die
Tournee kleinere Zelte gebraucht werden. Der Sechsmaster bietet einen äußerst
imposanten Anblick. Das gleiche gilt für den in dieser
Samstagabendvorstellung sehr gut gefüllten Zuschauerraum. Vor
den Augen Tausender also zelebriert Valeriy nach dem Käfigabbau zu ruhiger Musik und
ansprechender Choreographie diverse Posen und Abfaller am
Vertikalseil.
Skating Jasters, Los Pepes Mickaël Brady
Überaus
bodenständig ist bei Pinder stets die Clownerie besetzt. Pepito
zeigt mit Zuschauern, die hierzu alberne Kostümierungen anlegen
müssen, seine Variante der Filmszene. Er überbrückt diverse
längere Umbaupausen mit Mitmachaktionen wie Ballonwerfen und
Gesang und bekriegt sich am Ende mit seinem Kompagnon – nun als
„Los Pepes“ – bei einer Eier- und Tortenschlacht. Die beiden
Elefanten des Cirque Pinder werden in ruhiger Weise von Mickaël Brady vorgeführt. Eines der Tiere legt sich über seinem
Vorführer ab. Die Skating Jasters, Jimmy und Susanne, zeigen
eine geradezu klassische Trickfolge auf Rollschuhen.
Selbstverständlich fehlen weder die amüsante Mitfahrt eines
Zuschauers, noch der Genickhangwirbel zum Abschluss. Hier wird
er mit LED-Lichtern am Kostüm im Dunkeln präsentiert.
Flying
White Street, Sophie Edelstein mit Tänzern
Vielleicht
die beste Magic-Show in einem klassischen Circus zeigt
Juniorchefin Sophie Edelstein. Fast nach Belieben lässt sie ihre
vier gut gebauten Assistenten erscheinen und verschwinden. Bei
dieser Nummer wird das Potenzial der modernen Licht- und
Tonanlage am besten genutzt. Neu ist der Trick, bei dem Sophie
Edelstein mit Plastikfolie und Klebeband "eingepackt"
wird und sich aus dieser unkomfortablen Lage spielend leicht
befreit. Die "Flying White Street“ ergänzen ihren gewaltigen
Luftapparat durch einen zweiten Fänger oberhalb der Schaukel.
Das ermöglicht, neben Klassikern wie Doppelsalto gestreckt,
Dreifachem und Passage, auch neue Flugkombinationen.
José
Belten, Sandro Montez, Crazy Wilson
Meisterdresseur Sandro Montez hat zu Saisonbeginn 2014 die
hauseigenen Exoten übernommen. Und so bewegt sich die
Kamelfreiheit wieder auf hohem Niveau. An diese Vorführung
schließt sich das bekannte Karussell mit über abliegende Kamele
springenden Lamas und Fjordpferden an. Walzen, Flechten und
Steigen der Fjordpferde bilden den Abschluss der Nummer. Jongleur
José Belten ist auf die außergewöhnliche Idee verfallen, seine
komplette Nummer mit Leuchtrequisiten (sieben Bälle und fünf
Keulen) bzw. fünf Fackeln im Dunkeln zu präsentieren. Nur bei
den Komplimenten zeigt er sein Gesicht im Scheinwerferlicht.
Eine starke, kraftstrotzende und sicher gearbeitete
Hand-auf-Hand-Nummer steuern Artem und Oleg zum Programm bei.
Crazy Wilson war nun vier Jahre lang Schlussnummer beim „größten
Circus Europas“ und ist in gleicher Rolle aktuell beim „Géant
Europeen“ zu sehen. Genauso offensiv wie bei Krone animiert er
auch hier das Publikum zu Standing Ovations. Dreimal schlägt er
an diesem Abend seinen berühmten Salto auf der Außenseite des
rotierenden Rades. Mit einem relativ knapp gehaltenen Finale endet
dieser Circusabend – nachdem die dritte Vorstellung des Tages
mit 50 Minuten Verspätung begonnen hatte – erst kurz vor
Mitternacht.
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