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Reutlinger Weihnachtscircus 2014/15
www.reutlinger-weihnachtscircus.de ; 44 Showfotos

Reutlingen, 2. Januar 2015: Der 10. Reutlinger Weihnachtscircus wurde vor einem Jahr gefeiert. Dabei hätte das aktuelle, elfte Programm viel eher den Titel „Jubiläumsprogramm“ verdient: Der Reutlinger Weihnachtscircus 2014/15 war der beste seit Jahren! Die Truppe Lanik mit spektakulärer Percheakrobatik, einem klassischen Schleuderbrett und Jonglage sowie die Sifolinis auf dem Todesrad sorgten für artistische Höhepunkte. Erstmals seit Jahren wurde mit Thomas Ringels Löwen eine Raubtiernummer gezeigt, und einmal mehr erwies sich Antonio Casselly als sympathischer und witziger Clown.

Die vergangenen Jahre sahen wir in Reutlingen stets die erste Mittagsvorstellung, die vor der offiziellen Abendpremiere immer auch ein wenig den Charakter einer öffentlichen Generalprobe hatte. In diesem Jahr besuchten wir dagegen eine ausverkaufte Vorstellung vier Tage vor Gastspielschluss und erlebten ein wunderbar eingespieltes Programm, das vom Publikum im Finale mit begeistertem Schlussapplaus bedacht wurde. Während die wunderschönen Zeltanlagen und das liebevoll gestaltete Ambiente wiederum rundum überzeugten, zeigte sich die nicht gerade überdimensionierte Licht- und Soundanlage weiterhin ausbaufähig. Insbesondere klang die eingespielte Musik häufig seltsam dumpf. Für schöne Effekte sorgte immerhin die Lasershow beim Aufbau des Todesrades.


Adele Olivera, Melanie Sperlich, Robert Foxall mit Ensemble 

Die Show wurde in eine kleine Rahmenhandlung gekleidet, die im Opening beginnt und dann im Finale wieder aufgegriffen wird: Ein junges Mädchen (Melanie Sperlich) träumt im Zwiegespräch mit seinem großen Teddybär davon, in einer großen Circusshow auftreten zu dürfen. Das Kind schläft ein, und im nächsten Bild sehen wir seine Traumwelt: Kunstschnee rieselt aus der Kuppel, Schneemänner und Weihnachtsfrauen erscheinen, und Robert Foxall schwebt kraftvoll an den Strapaten unter der Zeltkuppel. Vor drei Jahren war seine Darbietung Schlussnummer in Reutlingen, nun war sie erneut zu sehen und an den Beginn der Show gerückt. Schade nur, dass es im Opening keine echte Begrüßung des Publikums stattfindet. Stattdessen hört das Publikum Moderatorin Susy Ranitz erst dann zum ersten Mal, wenn sie nach der Strapatennummer Robert Foxalls Namen aus dem Off ruft. Großen Anklang findet gleich im Anschluss die Papageienshow von Adele und Franco Olivera. Zu Rock’n’Roll-Musik wird hier eine Darbietung im klassischen Stil gezeigt, bei der die Tiere zum Beispiel Auto und Roller fahren oder Mini-Basketbälle in einen Korb werfen. Hinzu kommen schöne Freiflüge unter der Zeltkuppel.


Franco Olivera, Antonio und Alfons Casselly

Für die Clownerie sorgt einmal mehr Antonio Casselly. Mit seinen sympathischen Auftritten, die sich wohltuend von der Masse der Reprisenclowns abheben, lässt er Kinder und Erwachsene gleichermaßen herzlich lachen. Im ersten Auftritt kämpft er gegen seinen jüngeren Bruder Alfons, der hier in Gestalt eines „Boxroboters“ auftritt. Auch wenn Antonio alles versucht – natürlich wird immer nur er selbst vom „Boxroboter“ getroffen. Später lässt er sich von seinem Hund überlisten, der scheinbar an seiner Hundehütte angeleint ist und doch Antonios Picknick-Würstchen stibitzen kann. In weiteren Auftritten präsentiert Casselly eine Illusionisten-Parodie und schießt als Amor Liebespfeile. Alfons Casselly ist zudem als charmanter Vorführer mit zwei schönen Tierdarbietungen im Programm vertreten: einem Achterzug Ponys und einem Groß und Klein mit schwarzem Friesen und weißem Pony. Für Lacher sorgt, neben Clown Antonio, auch Franco Olivera mit seiner komischen Version des Bola Bola-Genres.


Truppe Lanik

Mit drei Auftritten begeistert die Truppe Lanik. Zunächst bieten die Artisten als Quintett eine rasante Gruppenjonglage. Spektakulär ist später die Percheakrobatik. Hier überschreitet u.a. einer der Herren eine Leiter, während er auf seiner Stirne eine hohe Perchestange balanciert. Mit ihrer großen Schleuderbrett-Attraktion sorgen die Laniks später auch für die Schlussnummer im Programm. Im Mittelpunkt steht Kaja Lanik als Flieger. Hier wird im Grunde alles geboten, was zu einer klassischen Schleuderbrettnummer gehört: Menschentürme, der Sprung in den Sessel, Sprünge auf einer und auf zwei Stelzen und vieles mehr, darunter als Besonderheit der Sprung auf die Plattform am oberen Ende einer Perchestange. Die folkloristischen Kostüme und all die „Hopps“ und „Hoys“, das pure Schleuderbrett-Klischee eben, machen uns vollends selig.


Duo Sifolini, Tomas Ringel und TomasRingel jun. 

Für eine attraktive und effektvolle Pausennummer sorgt das Duo Sifolini auf dem Todesrad. Zum Repertoire gehören Klassiker wie der Blindlauf, das gleichzeitige Seilspringen beider Akteure auf den Außenseiten des rotierenden Rades oder hohe Sprünge; selten zu sehen ist dagegen der Lauf über das Todesrad auf Händen. Mit seiner Partnerin Hayley zeigt Nikolay Karakolev vom Duo Sifolini unter dem Titel „Masqerade“ darüber hinaus im zweiten Programmteil eine Quickchange-Nummer. Diese zweite Hälfte der Show eröffnet Tomas Ringel mit seinen vier Löwen. Ringel tritt gewohnt couragiert auf, sucht intensiv den Kontakt zu den Löwen, die er oft mit bloßen Händen „anschiebt“, wenn sie ihre Postamente verlassen sollen. Sprünge, Löwenbar und Teppich gehören ebenso zu der trickstarken Darbietung wie der Rachentrick oder das Tragen eines Tieres auf den Schultern. Während Vater Tomas Ringel der Star im Raubtierkäfig ist, veredelt sein 24-jähriger Sohn Tomas jun. das Finale mit dem live und überaus gekonnt gesungenen „You raise me up“. Ebenso wird im Finale die Handlung der Show aufgegriffen: Die kleine Melanie erkennt, dass ihre Rolle in der großen Circusshow kein bloßer Traum war, denn unter ihrem Morgenmantel entdeckt sie ein glitzerndes Circuskostüm.

Das verspätete „Jubiläumsprogramm“ des Reutlinger Weihnachtscircus machte so richtig Spaß und vor allem Lust auf mehr – also sind wir gespannt, was Michael und Andrea Sperlich mit ihrer Familie und ihrem Team in der nächsten Saison bieten werden.

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Text und Fotos: Markus Moll