Doch
nicht nur der imposante Aufbau mit drei hintereinander gereihten und
üppig dekorierten Chapiteaus begeistert, auch die Programme wissen
stets zu überzeugen. So ist es Britta und Markus Sperlich auch in
diesem Jahr wieder gelungen, nebst spannenden Neuentdeckungen gar
Preisträger aus Monte Carlo nach Waiblingen zu bringen.
Patricia und Valentin Christea, Balder-Clowns, Pocahontas (Elena Urunov)
Der
rote Vorhang öffnet sich, und eine beleuchtete Kutsche mit dem
Weihnachtsmann fährt zum live gesungenen „Jingle Bells“ in die Manege.
Moderatorin und Sängerin Bianca Richter begrüßt das Publikum und
sogleich folgt ein erster Höhepunkt: die Hochseildarbietung von
Patricia und Valentin Cristea. In sechs Metern Höhe überquert Valentin
das Seil, während seine Frau Patricia auf seinen Schultern stehend
sicher mit drei Keulen jongliert. Auf seinen Schultern steht
Patricia, wenn ihr Mann auf einem Fahrrad das Seil überquert.
Blindlauf, Schulterstand sowie der Gang über den Silberdraht auf
Stelzen, vorgeführt von Valentin Cristea, runden diesen spannenden Start
ins Programm ab. Die Hochseilmasten wurden für die Darbietung übrigens
in der Manege montiert und danach an zwei Hauptmasten des Chapiteaus
fixiert. Den Abbau überbrücken die Balder-Clowns mit ihrer bekannten
Reprise mit dem Pony und dem Vogelstrauß, der ein Ei legt. Auch im
weiteren Verlauf sehen wir die sympathischen Spaßmacher immer wieder,
auch musikalisch. Schade, dass die Balder-Clowns nach ihrem Engagement
beim Waiblinger Weihnachtscircus getrennte Wege gehen. Vom Circus Roncalli bekannt ist das Duo Urunov. Bei ihrer rasanten Quickchange-Darbietung wechseln die beiden ihre Kleider im Rekordtempo und sorgen
für staunende Blicke im Publikum. Mit dieser Darbietung werden die
Russen auch am kommenden Circusfestival von Massy zu sehen sein. Seinen
zweiten Auftritt widmet das Duo der klassischen hohen Schule. Während
sie auf dem Dogcart durch die Manege kreist, wirbt ihr Ehemann sozusagen um ihre Gunst. Die Pferde zeigen klassische Dressurschritte, und
auch ein Windhund wird geschickt in die elegante Szenerie eingebaut.
Elena Urunova bestreitet einen dritten Auftritt als Pocahontas. In der
außergewöhnlichen Einzelfreiheit tanzt Elena mit ihrem Pferd, reitet
auf ihm und bietet poetische Momente.
Neyenne Frank, Denisa und Aurel Christea
Die
bildhübsche Neyenne Frank verbiegt ihren Körper mit scheinbarer
Leichtigkeit in alle erdenklichen Positionen. Sehr tiefe Backbends,
kraftvolle Handstände und fließende Übergänge zeichnen ihre Kontorsion
aus. Ihr Bruder Nino Frank präsentiert im Anschluss vier Friesen aus
dem Marstall des Circus Bely. Ohne großes Zutun des Dresseurs zeigen
die Tiere ihr Können. Abgerundet wird die Pferdedarbietung mit einigen
Steigern und dem Rückwärtsgehen zweiter Pferde. In die Luft geht es mit
Denisa und Aurel Cristea. Das junge Artistenduo präsentiert an den
Strapaten kraftvolle Körperbeherrschung und riskante Abfaller. Vier
Roll-ups von Aurel und der Kopfstand von Denisa auf Aurels Schultern,
der seinen Körper dabei in der Waagerechten hält, zählen zu den
Highlights der Darbietung. In einer zweiten Darbietung verwandelt sich
Denisa in eine lebende Puppe, die von Aurel reichlich verbogen wird.
The Pirates
Das
Duo Peris zeigt eine solide Rollschuhdarbietung inklusive Spagat in der
Nackenschleife und einen drehenden Wirbel. Auch eine Zuschauerin wird
in die rasante Darbietung auf sechzehn Rollen mit einbezogen. Nicht
schlecht staunten wir, als nach der Pause ein Flugtrapez die Kuppel des
Circuszelts ausfüllte. The Pirates, drei kräftige und wagemutige Männer,
schwingen am Trapez zum Fänger und wieder zurück, wobei sie mit den
Beinen das Zelttuch berühren. Die mangelnde Größe des Zeltes und der
dadurch sehr enge Aufbau dürften denn wohl auch der Grund sein, weshalb
der Doppelsalto nicht gelang. Dennoch sorgten die Piraten etwa mit dem
eineinhalbfachen Salto für Stimmung.
Truppe Markin
Als
Sensation darf wohl auch die Verpflichtung des Trios Markin bezeichnet
werden, haben sie doch beim 37. Internationalen Circusfestival von
Monte Carlo den bronzenen Clown gewonnen. Ihre eigenwillige Rola-Rola-Darbietung mit theatralischer Inszenierung weist Spitzentricks wie das
Drei-Personen-Hoch oder verschiedene Handstände auf dem Kopf des
Untermanns auf – wohlverstanden, währenddem dieser immer auf der Rola-Rola steht. Neu wurde das Trio um einen kleinen
Jungen erweitert,
der nun sehr viele der Tricks zeigt. Auch in der zweiten Darbietung mit
der Perche präsentiert der kleine Junge sehr viele Tricks. So etwa, wenn
er direkt unter der Zeltkuppel an einer Schleife mit der Schulterperche
verbunden ist und in rasantem Tempo ausgedreht wird. Die Leistungen
begeistern, sie verlangen dem Jungen aber auch ganz viel ab, und man ist
froh, dass er gesichert ist. Als weitere Attraktionen zeigt die
weibliche Vertreterin einen freien Kopfstand auf der Perche, die vom
Untermann auf dem Kopf gehalten wird. Die Schlussnummer wird abgelöst
von Schneeflocken, Live-Gesang und fröhlichen Artisten, welche die über
zweieinhalb Stunden dauernde Show abrunden.
|