Ansonsten bleibt
quasi alles wie gewohnt.
Natürlich
wird wieder in einem der typischen schwarz-gelb gestreiften Chapiteaus
gespielt. Die Restauration ist bestens ausgestattet. Und - auch das ein
typisches Merkmal - die Vorstellung ist voll besetzt bis auf den letzten
Platz. Die Dortmunder wissen, was sie an ihrem "Weihnachtscircus im
Revier" haben.
Alexandra Gerbey und Frank Fabry
Eine
weitere wichtige, vielleicht sogar die wichtigste Konstante ist Thomas
Merz. Der Circus-Allrounder ist für die Pressearbeit genauso
verantwortlich wie für den reibungslosen Ablauf der Vorstellung. Zudem
hat er gemeinsam mit Larissa Kastein Regie geführt. Die beiden haben
eine nahe liegende Idee umgesetzt. Nahe liegend, wenn Alexandra Gerbey
und Frank Fabry Teil des Ensembles sind. Folgerichtig greifen die
beiden das Grundmotiv der Flic Flac-Tourproduktion ARTgerecht auf,
welche bis 2010 lief. So heißt es noch einmal "Schwarz gegen Weiß",
"Düster gegen Freundlich". Die beiden Sänger sind die Protagonisten
dieser Show, die den Untertitel "Ein Drahtseilakt mit Legenden und
Leidenschaft" trägt.
Mesa Brothers, Zinzi und Evertja, Eric McGill
Zum
Opening singt Alexandra Gerbey auf einer Schaukel sitzend. Die erste
Darbietung "gehört" ihr. In hellen Outfits erleben wir die Truppe Puje.
In den letzten beiden Jahren konnten wir sie in den Weihnachtscircussen
in Gelsenkirchen und Karlsruhe erleben. Jetzt zeigen sie ihre
Handvoltigen in Dortmund. Auftritt Frank Fabry. In dunkler Kleidung mit
Hut und Stock sorgt er für den Stimmungswechsel. Als erste Truppe aus
seinem Team schickt er die Mesa Brothers ins Rennen. Das Trio liefert
auf dem Hochseil einen wahrhaft teuflischen Akt ab. Ohne jegliche
Sicherung arbeiten die Kolumbianer auf dem dünnen Draht. Höhepunkt ist
die Pyramide auf zwei Etagen. Er in schwarzer Hose - sie in weißer
Kleidung - Zinzi und Evertja vereinen in ihrem Auftritt gleich beide
Schattierungen. Doch die äußerlichen Gegensätze täuschen. Evertja trägt seine
Partnerin auf Händen. Es ist eine kraftvolle, aber doch sehr
leicht aussehende Partner-Equilibristik. Spektakulär ist es, wie Zinzi
immer wieder in die Luft geworfen und sicher aufgefangen wird. Gewagte
Drehungen am Schwungtrapez sind das Metier von Eric McGill. Der
zusätzlich ins Programm genommene Kanadier sprüht vor Energie und lässt
den Atem stocken, wenn er sich nach seinen Sprüngen immer wieder im
letzten Moment an der Trapezstange fängt.
Rene Bazinet, Ruban Truppe, Truppe Puje
Für
die nötige Entspannung sorgt gleich im Anschluss Rene Bazinet. Man
verbindet den Komiker mit dem Cirque du Soleil, wo er viele Jahre
aufgetreten ist. Allerdings ist sein Engagement bei Flic Flac fast ein
Heimspiel, denn Bazinet stammt aus Bochum. Für seinen Auftritt braucht
es keine Worte, nur Geräusche, welche er selbst mit dem Mund
produziert. Zunächst spaziert er durch einen Garten, dann liefert er
sich ein Duell mit einem Zuschauer. Das ist durchaus originell,
allerdings gerät sein Auftritt etwas lang. Somit liegt es an Tony
Frebourg, wieder Schwung in die Show zu bringen. Das gelingt dem
Franzosen mit seinen Diabolos ganz famos. Bis zu vier davon hält er
gleichzeitig in der Luft. Neun Personen zählt die Ruban Truppe. Ihre
Disziplin ist das Schleuderbrett. Ohne und mit Stelzen katapultieren
sie sich gegenseitig in die Luft. Als Höhepunkt landet eine Fliegerin
nach mehreren Salti auf einem Sessel, welcher auf einer Perchestange
befestigt ist. Als Clou steht der Untermann auf Stelzen. Ihre
historischen Kostüme haben die russischen Artisten ganz in weiß
getüncht. Damit gehören sie zum Team von Alexandra Gerbey. Genauso wie
die drei Schlangenmädchen aus der Puje-Truppe. Gerbey begleitet die Kür
der Mongolinnen mit ihrem Gesang.
Duo Catalexi, Puje Truppe, Alexandra Gerbey
Gemeinsam
durch Alexandra Gerbey und Frank Fabry begleitet wird das Duo Catalexi.
Ihre großartige Nummer an den Strapaten erfordert jede Menge
gegenseitiges Vertrauen. Da ist es nicht verwunderlich, dass die beiden
auch privat ein Paar sind. Was sie an den Bändern zeigen, überzeugt in
jeder Hinsicht. Leistung und Verkauf stimmen hier einfach. Folgerichtig
bildet ihr Auftritt die Pausennummer. Danach erleben wir noch einmal
die Truppe Ruban. Als Ersatz für die ursprünglich vorgesehenen Flying
Girls aus Nordkorea zeigen sie ihre Sprünge von der Russischen Schaukel
in ein aus der Kuppel herunterhängendes Tuch. Sie arbeiten genauso in
dunklen Outfits wie die Mitglieder der Truppe Puje bei ihrem letzten
Auftritt. Frauen und Männer zeigen darin gemeinsam variantenreiche
Seilsprünge. Dass Andrea Gerbey nicht nur gesanglich großartig ist,
sondern ebenfalls artistisch, beweist sie bei ihrer Akrobatik an
Tüchern. Während sie an diesen ihre Tricks arbeitet, schmettert sie
eine Arie.
Johan Wellton, Pellegrini Brothers,
Navas Brothers
Johan Wellton kennen wir von der Höhner Rockin' Roncalli Show. Dort sorgt der
schwedische Wirbelwind regelmäßig für allerbeste Stimmung. Das tut er
natürlich auch in Dortmund, wenngleich mir die Stücke der Höhner als
Begleitung besser gefallen als seine Originalmusik. Hier wie dort
überzeugen auf jeden Fall seine Bouncing-Jonglagen mit gelben Bällen.
Diese jongliert Wellton dank Tisch, Stuhl und Koffer auf sehr
originelle Weise. Dabei scheint ihm die Energie nie auszugehen. Eine
aus früheren Flic Flac-Produktionen bekannte Nummer ist das
Body-Trapez. So gibt es ein Wiedersehen mit Bernadette Stock und
Annamaria Toth. In kurzen karierten Röcken bieten sie eine sehr
originelle Variante der Luftakrobatik. Mit intensivem Körperkontakt
setzen sie ihre Reize ganz bewusst ein. Aber sie belassen es nicht
dabei, sondern begeistern eben auch artistisch. Ein Hingucker für die
Damenwelt sind die Pellegrini Brothers. Ihre weltberühmte
Partner-Equilibristik hat einfach große Klasse. Diese strahlen Natale,
Erdeo, Andrea und Ivan bei jeder ihrer Bewegungen aus. Von Dortmund aus
geht es für sie direkt weiter zum Festival nach Monte Carlo. Den
furiosen Schlussakkord setzen die Navas Brothers. Auf dem Todesrad
drehen die Brüder aus Ecuador aberwitzige Touren. Sie gehören zu den
wenigen Artisten dieses Genres, die den Salto auf der Außenseite des
rotierenden Rades im Repertoire haben. |