Zunächst zeigt Stefano
Nones-Orfei mit fünf Löwen (davon ein weißer) und zwei Tigern ein breites
Repertoire bekannter Tricks. Hochsitzer, Roll-Over, Sprünge über
Artgenossen und zwischen Podesten gehört dazu. Immer wieder
animiert Orfei seine Tiere zu Scheinangriffen. Dieser „wilde“
Vorführstil macht den besonderen Charakter der Darbietung aus.
Er reißt das Publikum mit, wenn Tierlehrer und Tiger eine
Schaukel besteigen und dann über den Köpfen der Zuschauer durch
die Luft fliegen. Und erst recht, wenn er dann seine
abschließende Motorradfahrt unternimmt.
Marek Jama, Stefano
Nones-Orfei, Andrejs Fjodorovs
Den ruhigen Kontrastpunkt setzt
gleich im Anschluss Andrejs Fjodorovs mit seinen Tauben. Das
Zusammenspiel ist faszinierend. Die Nummer geht weit über den
Standard in diesem Genre hinaus, zumal Fjodorovs auf den
übermäßigen Einsatz von Requisiten verzichtet und stattdessen
eine Vielzahl von außergewöhnlichen Tricks, beispielsweise auch
in der Interaktion mit einem Hund, zeigt. Eingeleitet wird seine
Darbietung durch ein fünfköpfiges Ballett, das auch die
Auftritte von Marek Jama begleitet. Gleich zu Beginn gibt es
einen Vorgeschmack auf die neue „Afrika“-Inszenierung, in welche
im kommenden Jahr bei „Charles Knie“ das Exoten-Tableau - mit
Kamelen, Pferden, Zebras, exotischen Rinden, Känguru und Lamas –
verpackt werden soll. Im Pferde-Potpourri leitet Jama zunächst
einen Palomino nebenstehend zu Schritten der Hohen Schule an und
zeigt dann mit Friesen und Falabella-Ponys unterschiedlichste
Figuren, bevor Steiger den Block abrunden.
Leosvel & Diosmani, Black
and White Fantasy, Truppe Sokolov
Ist Orfei die Attraktion im
tierischen Bereich, so ist es die Truppe Sokolov im
artistischen. Die Formation im eigenwilligen Mozart-Stil räumt
mit ihren Gold-prämierten Schleuderbrett-Eskapaden - bis hin zum
sensationellen Schlusssprung an die Spitze der Pyramide aus
russischem Barren, Stelzen und Perchesessel - auch in Heilbronn
ab. Ähnliches gilt für Leosvel & Diosmani mit ihrer
Kraftdemonstration am Pole. Nicht ganz mithalten können da die
vier jungen Mitglieder der „China National Acrobatic Troupe“.
Ihre Handstand-Interpretation der „Black and White Fantasy“ hat
nicht die Sicherheit der Originalbesetzung, die in Monte Carlo
und Paris Gold gewonnen hat.
Vladimir Omelchenko, Duo
Monastyrsky, Jan Navratil
Größte Überraschung im Programm
ist Vladimir Omelchenko auf der Rola Rola. Mit seinem
extrovertierten Auftreten und starken Tricks auf immer höher
werdenden Türmen überzeugt er vollends. Auch die weiteren
Darbietungen haben eine konstant hohe Qualität. Es sind
weitestgehend bekannte Gesichter, wie das Quick Change-Duo
Monastyrsky und Antipoden-Wirbler Jan Navratil.
Carletto, Finale,
AirTrio
Die einzige Luftnummer steuert
das AirTrio bei, drei Artistinnen, welche an einem rotierenden
Sechseck Tricks bis hin zum Zehen- und Fersenhang zeigen. Die
Rolle des Publikumslieblings kommt in diesem Jahr Clown Carletto
zu. Zwar sind seine Reprisen wie das Box-Entree und die
Film-Szene alle bekannte Stücke, doch seine Umsetzung ist
sympathisch und bringt die Zuschauer tatsächlich zum großem
Lachen. Mit bekannter Nonchalance führt wieder Fabian Egli
(teilweise auch singend) durchs Programm. Bewährt ist zudem das
Orchester unter der Leitung von Volodymyr Kozachuk (unterstützt
von Detlef Zasche am Ton) sowie das ausgefeilte, formidable
Lichtdesign von Enrico Zoppe, der wieder für grandiose
Farbenspiele sorgt. |