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Heilbronner Weihnachtscircus 2015/16
www.weihnachtscircus.com ; 120 Showfotos

Heilbronn, 18. Dezember 2015: Das Plakatmotiv des 17. Heilbronner Weihnachtscircus zieren zwei Tiger, die mit Motorradfahrer und Beiwagen ihre Runden drehen. Real wird dieses Bild in den Minuten nach der Pause, wenn Stefano Nones-Orfei tatsächlich zusammen mit einem Tiger auf einem Motorrad durch die Manege kurvt. Dies ist allerdings nur der Abschluss einer durch und durch spektakulären Darbietung des italienischen Circus-Stars. Damit führt er eine ganze Reihe von hochkarätigen und preisgekrönten Nummern in dieser Produktion an.

Zunächst zeigt Stefano Nones-Orfei mit fünf Löwen (davon ein weißer) und zwei Tigern ein breites Repertoire bekannter Tricks. Hochsitzer, Roll-Over, Sprünge über Artgenossen und zwischen Podesten gehört dazu. Immer wieder animiert Orfei seine Tiere zu Scheinangriffen. Dieser „wilde“ Vorführstil macht den besonderen Charakter der Darbietung aus. Er reißt das Publikum mit, wenn Tierlehrer und Tiger eine Schaukel besteigen und dann über den Köpfen der Zuschauer durch die Luft fliegen. Und erst recht, wenn er dann seine abschließende Motorradfahrt unternimmt.


Marek Jama, Stefano Nones-Orfei, Andrejs Fjodorovs

Den ruhigen Kontrastpunkt setzt gleich im Anschluss Andrejs Fjodorovs mit seinen Tauben. Das Zusammenspiel ist faszinierend. Die Nummer geht weit über den Standard in diesem Genre hinaus, zumal Fjodorovs auf den übermäßigen Einsatz von Requisiten verzichtet und stattdessen eine Vielzahl von außergewöhnlichen Tricks, beispielsweise auch in der Interaktion mit einem Hund, zeigt. Eingeleitet wird seine Darbietung durch ein fünfköpfiges Ballett, das auch die Auftritte von Marek Jama begleitet. Gleich zu Beginn gibt es einen Vorgeschmack auf die neue „Afrika“-Inszenierung, in welche im kommenden Jahr bei „Charles Knie“ das Exoten-Tableau - mit Kamelen, Pferden, Zebras, exotischen Rinden, Känguru und Lamas – verpackt werden soll. Im Pferde-Potpourri leitet Jama zunächst einen Palomino nebenstehend zu Schritten der Hohen Schule an und zeigt dann mit Friesen und Falabella-Ponys unterschiedlichste Figuren, bevor Steiger den Block abrunden.


Leosvel & Diosmani, Black and White Fantasy, Truppe Sokolov

Ist Orfei die Attraktion im tierischen Bereich, so ist es die Truppe Sokolov im artistischen. Die Formation im eigenwilligen Mozart-Stil räumt mit ihren Gold-prämierten Schleuderbrett-Eskapaden - bis hin zum sensationellen Schlusssprung an die Spitze der Pyramide aus russischem Barren, Stelzen und Perchesessel - auch in Heilbronn ab. Ähnliches gilt für Leosvel & Diosmani mit ihrer Kraftdemonstration am Pole. Nicht ganz mithalten können da die vier jungen Mitglieder der „China National Acrobatic Troupe“. Ihre Handstand-Interpretation der „Black and White Fantasy“ hat nicht die Sicherheit der Originalbesetzung, die in Monte Carlo und Paris Gold gewonnen hat.


Vladimir Omelchenko, Duo Monastyrsky, Jan Navratil

Größte Überraschung im Programm ist Vladimir Omelchenko auf der Rola Rola. Mit seinem extrovertierten Auftreten und starken Tricks auf immer höher werdenden Türmen überzeugt er vollends. Auch die weiteren Darbietungen haben eine konstant hohe Qualität. Es sind weitestgehend bekannte Gesichter, wie das Quick Change-Duo Monastyrsky und Antipoden-Wirbler Jan Navratil.


Carletto, Finale, AirTrio

Die einzige Luftnummer steuert das AirTrio bei, drei Artistinnen, welche an einem rotierenden Sechseck Tricks bis hin zum Zehen- und Fersenhang zeigen. Die Rolle des Publikumslieblings kommt in diesem Jahr Clown Carletto zu. Zwar sind seine Reprisen wie das Box-Entree und die Film-Szene alle bekannte Stücke, doch seine Umsetzung ist sympathisch und bringt die Zuschauer tatsächlich zum großem Lachen. Mit bekannter Nonchalance führt wieder Fabian Egli (teilweise auch singend) durchs Programm. Bewährt ist zudem das Orchester unter der Leitung von Volodymyr Kozachuk (unterstützt von Detlef Zasche am Ton) sowie das ausgefeilte, formidable Lichtdesign von Enrico Zoppe, der wieder für grandiose Farbenspiele sorgt.

Auch mit der diesjährigen Produktion beweisen Sascha Melnjak und Uwe Gehrmann einmal mehr, dass sie im Verlauf der letzten siebzehn Jahre in Heilbronn einen der besten Weihnachtscircusse geschaffen haben. Die Mischung aus hochkarätiger Akrobatik, tollen Tierdarbietungen und guter Clownerie stimmt einmal mehr, vielleicht mehr denn je. Hoffen wir, den Heilbronner Weihnachtscircus in dieser herausragenden Form auch in Zukunft – trotz aller politischer Rängespielchen – erleben zu können.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Stefan Gierisch