Zusammen vereinen sie Managementkompetenz und Circus-Know How,
gepaart mit Kontakten zu Artisten. Hinzu
kommt Rindfleischs Ehefrau Alesya Gulevich, die als erfolgreiche
Akrobatin den künstlerischen Aspekt ausfüllt. Handelseinig geworden,
machte sich das Trio an die Planungen. Hinsichtlich des Standorts fiel
die Wahl auf Wiesbaden, wo Sven Rindfleisch geboren wurde und noch
heute lebt.
Chapiteau
Allerdings
gastierte auf dem bekanntesten Festplatz in der Stadt schon seit ein paar
Jahren der Wiesbadener Weihnachtscircus. Nach juristischen
Auseinandersetzungen entschied man sich im Oktober, auf einen anderen
Platz auszuweichen. Dort, an der Wiesbadener Landstraße, steht dann auch
Anfang Dezember der weiße Achtmaster aus dem Verleih von David Storms-Bento. Die Größe des Chapiteaus wurde bewusst gewählt. Recht
schnell war klar, dass ein Teil der Vorstellungen im Komplettpaket mit
einem Abendessen angeboten werden sollte. Insbesondere Weihnachtsfeiern
von Firmen sollten so akquiriert werden. Dadurch wird der vordere Teil
des Spielzelts gleich doppelt genutzt. Die linke Seite ist abgetrennt.
Hier wird bei den speziellen Shows an runden Tischen ein mehrgängiges
Menü serviert. Im Rest dieses Bereichs gibt es ein vielfältiges
Gastronomieangebot.
Alesya Gulevich im Finale
Ein
hoher schwarzer Vorhang mit stilisiertem Elefantenkopf an der Spitze
führt dann an den Ort des eigentlichen Geschehens. Rund um die Manege
sitzen die Zuschauer in den Logen und auf den bequemen Schalensitzen
des Gradins, um das Programm zu genießen. Und das ist für die
Erstausgabe eines Weihnachtscircus auffällig stark besetzt. Somit hat
man die Chance, sein Publikum von Anfang an zu begeistern und
langfristig zu binden. Andererseits bergen die damit verbundenen hohen
Kosten natürlich ein gewisses Risiko. Das muss den Gast, der den
Christmas Circus Wiesbaden besucht, aber erstmal nicht interessieren.
Er kann sich zurücklehnen, um für fast zweieinhalb Stunden in die Welt
der Manege abzutauchen. Den Klangteppich dafür liefert das
Circusorchester aus Moldawien, welches über dem Artisteneingang thront.
Die sechs Musiker spielen hervorragend und beherrschen jede
Stimmungslage. Sie leisten zweifelsfrei einen großen Beitrag zum
Gesamterlebnis. Gleiches gilt für das sehr stimmige Lichtdesign. Ein
äußerst attraktiver Hingucker ist unsere Begleiterin durch die Show. Alesya Gulevich macht in ihrem eleganten Kostüm eine mehr als gute
Figur. In der Ansage vor Beginn der Vorstellung entschuldigt sich eine
Stimme aus dem Off für ihre noch nicht perfekten Sprachkenntnisse.
Alesya Gulevich geht damit souverän um. Mit der Zeit wird sie hier an
Sicherheit gewinnen.
Eliane Stipka-Biasini und Daniel Stipka, Inka Kalachevska, Golden Stars
Riverdance
ist angesagt, wenn Daniel Stipka, seine Schwester Denisa und seine Frau
Eliane Stipka-Biasini ins Scheinwerferlicht kommen. Die irischen
Rhythmen geben den Takt für ihre facettenreiche Hohe Schule vor. Eliane
begleitet den Tanz der Pferde zunächst als Tänzerin auf dem Sägemehl.
Wenig später sitzt sie dann ebenfalls im Sattel und gibt Kostproben
ihrer Reitkunst. Ein schönes, stimmiges Gesamtbild, das mitreißt. Inka
Kalachevska nimmt uns zum Träumen mit unter die Circuskuppel. Die
charmante Polin hat eine wunderbare Choreographie an den Strapaten mit
nach Wiesbaden gebracht. Im blauen Kostüm erleben wir sie in einer
harmonischen Kür, welche unter anderem den freien Spagat zwischen den
beiden Strapaten beinhaltet. Nicht minder stilvoll sind die Outfits der
Golden Stars. Sie erscheinen in Tütü-Röcken und glitzernd verzierten
Oberteilen. Allerdings handelt es sich bei diesem Quartett nicht um
grazile Artistinnen, sondern um gestandene Mannsbilder. Somit bekommt
ihr Auftritt natürlich eine ganz besondere Komik. In diesem Aufzug
arbeiten die Ukrainer Handvoltigen und Menschentürme. Gestik und Mimik
dazu sind fein abgestimmt, sodass ein herrlich schräges Bild entsteht.
Keine Frage, auch die artistische Leistung passt.
John Burke, Duo Guerrero, Eliane Stipka-Biasini
Immer
eine Bank ist John Burke mit seinen beiden Seelöwen. Ganz cool checken
die drei in ihrem amerikanischen Polizeiwagen erstmal die Lage - die
Blues Brothers lassen grüßen. Die beiden großen Robben arbeiten
auffallend selbständig und haben durchaus ihren eigenen Kopf. Das ist
natürlich alles so einstudiert. Nicht nur, aber ganz besonders die
Kinder haben dabei ihren Spaß. Für sie sind Burke und seine Tiere
die Lieblinge der Show. Immer wieder ein Erlebnis ist die einzigartige
Hochseilnummer des Duo Guerrero. Werner und Aura erklimmen eine der
beiden Plattformen über das Schrägseil. Oben angekommen zeigen sie die
Balance auf dem Stuhl, das Überspringen der auf dem Seil sitzenden
Partnerin und weitere Tricks. An diesem Nachmittag nicht dabei ist das
Zwei-Personen-Hoch mit Aura in der tragenden Rolle. Dafür sehen wir,
wie Werner seine Frau auf den Schultern über das Schrägseil zurück in
die Manege bringt. Den besonderen Charme bekommt ihr Auftritt durch den
Gesang von Aura. Ganz egal, ob auf dem Sägemehl oder dem Seil, Aura
singt wunderbare südamerikanische Melodien dazu. Nach der Pause lässt
Eliane Stipka-Biasini die Hula Hoop-Reifen kreisen. Das tut sie sehr
elegant auf dem Rücken eines Pferdes. Eine ungewöhnliche Kombination
zweier Genres, die ganz sicher ihre besonderen Reize hat. Bemerkenswert
dabei ist, dass sie alleine mit dem Pferd arbeitet, das Tier nicht
durch einen Partner gelenkt wird.
Duo monalaura, Svetlana Krachinova, Yefimov-Truppe
Ein
gelungener Schachzug ist das Engagement des Duo Monalaura. Mitte
Oktober gehörten die Absolventinnen der Berliner Artistenschule
zu den Preisträgerinnen beim European Youth Circus. So demonstriert man
die Verbundenheit mit dem prestigeträchtigen Nachwuchsfestival in der
hessischen Landeshauptstadt. Was die beiden an den Tüchern zeigen, ist
wirklich sehenswert. Eine wunderbare Kür, die bei allem Schauwert von
großem akrobatischen Können zeugt. Frettchen sind selten zu sehende
Gäste in einer Circusmanege. Svetlana Krachinova hat ein ganzes Rudel
davon mit nach Wiesbaden gebracht. Die quirligen Nagetiere
treiben ihre Späße mit der Vorführerin im folkloristischen Kostüm und
balancieren geschickt über Hindernisse. Mit vollem Eifer sind sie
dabei, wenn es darum geht, eine Leiter zu erklimmen und Äpfel auf die
Reise durch eine Art Kugelbahn zu schicken. Daniel Stipka und Eliane
Stipka-Biasini bringen mit dem Pas de deux zu Pferd einen Klassiker der
Circuskunst. Harmonisch präsentieren sie uns anspruchsvolle Figuren
dieses Genres. Besser gebaute Weihnachtsmänner als die Mitglieder der
Yefimov-Truppe sind wohl schwerlich zu finden. Kein Wunder, sind die
sieben Ukrainer doch perfekt trainiert. Rote Zipfelmützen tragen sie
genauso wie rot-weiße Hosen, auf Oberteile verzichten sie jedoch. Sehr
zur Freude der Damen im Publikum. So bekommen ihre rasanten Sprünge auf
einer Trampolinbahn einen zusätzlichen Reiz. Mit ihrer ausgezeichneten
Akrobatik sind die Yefimovs unter anderem schon bei Ringling in den USA
aufgetreten.
Equivokee
Den
größten Raum in der Show bekommen die Equivokee. Die drei Clowns sind
großartige Charaktere, die man einfach gern haben muss. Jugendlich,
dynamisch, ungemein sympathisch und voller Ideen. So überraschen sie
uns ständig, bringen uns immer wieder herzlich zum Lachen. In ihren
Auftritten jonglieren sie, schicken Papierflieger auf die Reise,
zaubern und springen mit einem Zuschauer Seil. Das alles ungeheuer
kreativ und originell. Persönlichkeiten also, die eine echte
Bereicherung der Show darstellen. Ein weiterer Clown begrüßt uns
bereits im Vorzelt, Lubino. Er nimmt die Zuschauer herzlich in Empfang
und versorgt sie mit Souvenirs wie dem hochwertigen Programmmagazin.
Zum Finale werden noch einmal alle Sinne verwöhnt. Auf dem Gradin
stehend singt Aura Guerrero „Silent Night“. Die Artisten kommen in die
Manege, und die Musik wird fetziger. Ein mitreißender, fröhlicher
Ausklang, bei dem jede Menge Selfies für die Facebook-Seite des Christmas Circus
geschossen werden. Erst im roten Ring, dann im
Zuschauereingang. Dort bilden die Artisten ein Spalier und
verabschieden das begeisterte Publikum.
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