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Gelsenkirchener Weihnachtscircus 2016/17
www.gelsenkirchener-weihnachtscircus.de ; 68 Showfotos

Gelsenkirchen, 2. Januar 2017: Der Gelsenkirchener Weihnachtscircus feiert in diesem Jahr sein 20. Jubiläum, und die Familie von Reinhard und Brigitte Probst hat zu diesem Anlass erstmals die Choreografin Anett Simmen engagiert. Sie hat die Show in Szene gesetzt. Mit viel Poesie und einem charismatischen Ensemble schafft das Programm etwas, das vielen Weihnachtsproduktionen fehlt: Es ist nicht bloß eine Aneinanderreihung von Nummern, sondern eine herzerfrischende Gesamtinszenierung. Es erinnert in einer phantasievollen Rahmenhandlung an die Kindheitsträume, die der Circus in uns weckt.

Dabei bietet das Programm alle Zutaten, um diese Träume vor den Augen eines begeisterten Publikums real werden zu lassen. Zu Beginn symbolisieren in der Manege hin und her laufende, grau gekleidete Menschen die Hektik des Alltags. Diese weicht im Opening einer magischen Zirkusatmosphäre. Moderatorin Carmen Leyseck eröffnet das Programm als Schneekönigin und überreicht Anzugträger Pascal eine Holztruhe, die als Speicher für Kindheitsträume zum Leitmotiv des Abends wird.


Zdenek und Nathalie Supka, Roxana und John Leyseck

Fließend geht die Eröffnungsszene über in die Jonglage des Duos Supka. Zdenek und Nathalie Supka nutzen einen an der Circuskuppel aufgehängten Trichter und ein Dreieck aus Plexiglas für ihre temporeiche Darbietung. Dabei lassen sie ihre Bälle gegen die Wände von Trichter und Dreieck prallen und fangen diese wieder. Fließende Übergänge sind ohnehin eine große Stärke des Programms, das ganz ohne Umbaupausen auskommt und alle Nummern geschickt verbindet. Möglich wird das besonders durch die Rahmenhandlung, durch ein starkes Ballett und die große Vielseitigkeit der Familie Leyseck. Kreativ ist das Intro zur Luftringakrobatik von Roxana Leyseck. Im Indianerstil werden Fackeln geschwungen, zwischen denen Roxana auf einem Pferd in die Manege reitet. Dann erhebt sie sich am Ring unter die Circuskuppel. Das Westernthema greift auch Clown John Leyseck auf, der als komischer Cowboy einen Freiwilligen aus dem Publikum zum Messerwerfen in die Manege bittet.


Serge und Michael Massot, Stephanie Probst

Es folgt eine trickreiche Haustierrevue, charmant vorgeführt von Angelique Leyseck und Stephanie Probst. Ziegen, Hunde und Esel zeigen dabei ihr Können. „Happy“ geht es zum gleichnamigen Song weiter mit dem Ballett, das in die Diabolo-Nummer von Michael Massot überleitet. Mit einer technisch anspruchsvollen und dynamischen Arbeit erntet der junge Künstler großen Applaus. Sein Vater Serge Massot präsentiert mit seinem orangefarbenen Partner Charly die Kunst des Bauchredens, zu deren großen Könnern er zweifelsohne gehört.


Truppe Baybak, Ekaterina Karmashova, Sonni Frankello

Ein akrobatisches Highlight des Programms ist die Trapezarbeit von Ekaterina Karmashova. Sowohl am ruhenden, als auch am schwingenden Trapez zeigt sie anspruchsvolle Pirouetten und Fallfiguren in einer sehr ansprechenden Choreographie. In einer lustigen Reprise versucht sich Clown John als Ersatz für eine kaputte Tanzpuppe, bevor das Ballett die Pausennummer einleitet. Die Truppe Baybak zeigt eine mit Slapstickeinlagen und spektakulären Sprüngen gespickte Trampolindarbietung. Nach der Pause entführt Clown John das Publikum als tollpatschiger Vogelfänger in die Wildnis – eine gelungene Einleitung zur nun folgenden Elefantennummer von Sonni Frankello. Auf Frankellos unvergleichliche Weise einfühlsam und humorvoll vorgeführt, avancieren die Dickhäuter zu den unangefochtenen Publikumslieblingen.


Stephanie Probst, Bob Gvozdetskyi, Truppe Baybak

Im exotischen Kostüm und im Neonlicht präsentiert sich Ekaterina Karmashova in ihrer Zweitnummer. Am Bungeeseil wirbelt sie durch die Lüfte, was vor allem optisch effektvoll ist. Der zunächst ernsthafte Anzugträger Pascal erliegt unterdessen zunehmend der Magie der Zirkuswelt und erzählt in einer vom Ballett begleiteten Gesangseinlage eine poetische Geschichte vom Erwachsenwerden. In den Kindheitserinnerungen an die bunte Zirkuswelt dürfen natürlich auch die Pferde nicht fehlen. Sechs junge und anmutige Araberhengste werden von Stephanie Probst in einer ruhigen und einfühlsamen Freiheitsdressur präsentiert. Sie endet mit zwei Dacapo-Steigern. Der harmonische Eindruck der Dressur wird durch eine gelungene Lichtgestaltung und Livemusik verstärkt. Stillvoll und mit langsamen Bewegungen präsentiert Bob Gvozdetskyi aus der Ukraine seine Handstandequilibristik, bevor das Ballett seinen letzten Auftritt in opulenten Revuekostümen hat. Es überbrückt die Aufbaupause der Reckstangen für die Schlussnummer. Am doppelten Reck zeigt die Truppe Baybak eine spektakuläre Darbietung. Ein Trampolin in der Mitte ermöglicht dabei besonders gewagte Sprungfolgen.

Pascal hat indes den Anzug komplett gegen ein Zirkuskostüm eingetauscht, sodass zum großen Finale die Verwandlung perfekt ist. Mit ihm zusammen konnte das ganze Publikum für einen Abend den Alltag hinter sich lassen. Der Gelsenkirchener Weihnachtscircus bietet Circus, wie er sein sollte: keine sportliche Leistungsschau, sondern ein Ort, an dem mit viel Liebe zum Detail Träume Wirklichkeit werden können.

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Text: Daniel Buow; Fotos: Stefan Nolte