Im
großzügigen Restaurationszelt können die Gäste unter einem Lichterhimmel auf
die Vorstellung warten. Der Rahmen stimmt also. Die Zeltanlagen einschließlich
des im Inneren mastenfreien Chapiteaus werden von Sarrasani
gestellt. Leider wird trotz des klassischen Circusambientes
gänzlich auf Tiere verzichtet.
Fumagalli, Anatoly Zalewsky, Veronika Teslenko
Neben
den schon erwähnten Clowns führt die Sängerin Nina Borovskaya durch das
Programm. Im opulenten Engelskostüm eröffnet sie den Abend mit einer
Hommage an Leonard Cohens „Halleluja“. Während ihres Gesangs
betritt ein siebenköpfiges Ensemble des Circustheaters Bingo zunächst
andächtig die Manege, um dann mit einem temporeichen Opening aus Luft-
und Bodenakrobatik zu übernehmen. Später wird die Formation noch mit
einer Einraddarbietung zu sehen sein. Gleich darauf haben Fumagalli und
Daris ihren ersten Auftritt und animieren das Publikum zum Mitsingen.
Mit Anatoly Zalewsky hat Grandezza einen Star der Circuswelt nach
Hannover geholt. Bereits 1999 mit dem Goldenen Clown in Monte Carlo
prämiert, weiß seine Mischung aus Equilibristik und Ausdruckstanz auch
heute noch mit Ästhetik und Können zu beeindrucken. Ein noch junger
Stern am Circushimmel, oder vielmehr unter der Circuskuppel, ist
dagegen Veronika Teslenko, deren Arbeit an den Strapaten schon bei
mehreren Nachwuchsfestivals ausgezeichnet wurde. Ihre technisch sehr
anspruchsvolle Nummer präsentiert sie weiß geschminkt, mit starrer Mine
und einem Teddybären, was dem Auftritt eine
traumwandlerisch-melancholische Note gibt.
Gabor Vosteen, Tom Duffy & Co., Leosvel & Diosmani
Der
humoristische Part des Programms wird durch Gabor Vosteen ergänzt, der
als urkomischer Blockflötenvirtuose nicht nur jeden Ton, sondern auch
die Grenzlinie von Genie und Wahnsinn genau trifft. Mit bis zu fünf
Flöten gleichzeitig spielt der Absolvent der Musikhochschule Hannover.
Anaystasia Soplinyak und Mykhailo Romanenko aus dem
Bingo-Ensemble bieten eine starke Hand auf Hand-Darbietung.
Der ästhetische Auftritt wird durch den Livegesang von Nina
Borovskaya gesteigert, die auch den anschließenden Aufbau des
Todesrades überbrückt.
Mit viel Temperament und
bis zu vier Personen auf dem Rad sorgt die Truppe Tom Duy & Co
für Stimmung im Zelt. Als Schlusstrick ist sogar ein Salto auf der
Außenseite des rotierenden Rades zu sehen. Ebenso bemerkenswert ist das
Zwei-Mann-Hoch auf der Außenseite des Rades. Das wäre schon eine würdige
Pausennummer, doch es folgt noch die großartige Mastakrobatik der
Kubaner Leosvel & Diosmani. Beim einzigartigen Schlusstrick, einem
einarmigen Handstand auf dem waagerecht vom Mast gestreckten Oberkörper des
Partners, geht ein merkliches Raunen durch die Zuschauerränge. Die
beiden markieren sicherlich zur Zeit die Spitze des Menschenmachbaren
in dieser Disziplin.
Darya Vintilova, Rich Metiku, Teslenko Jugglers
Der
zweite Programmteil wird wiederum mit Gesang eröffnet. Diesmal geht es
mit „So this is Christmas“ weihnachtlich zu. Akrobatisch macht Darya
Vintilova am Solotrapez den Auftakt. Sie beginnt mit Figuren am
ruhenden Trapez, das sie dann ins Schwingen versetzt, um eine
hochwertige Trickfolge zu präsentieren. Flötenmeister Gabor Vosteen
setzt in seinem zweiten Auftritt auf die Mitarbeit des Publikums. Mit
drei Freiwilligen gibt er eine eigenwillige Version des Flohwalzers zum
Besten. Es folgt die als „Spinnenfrau“ vorgestellte Äthiopierin Rich
Metiku, die ihre Kontorsionsnummer zur Musik von „Skyfall“ präsentiert.
Allesamt aus einer Familie stammen die Teslenko Jugglers. Sie zeigen
eine exzellente Gruppenjonglage, die durch optische Effekte mit
Neonlicht aufgepeppt wird.
"Bienchen" Fumagalli, X-treme Brothers, Mesa Brothers
Wo
Fumagalli und Daris sind, darf natürlich das Bienchen nicht fehlen. So
zeigen sie ihr Kultentree in gewohnt urkomischer Art und Weise gemeinsam mit
Nino Süß und
sorgen dafür, dass in Hannover die Augen genauso wenig trocken bleiben
wie die Logenbesucher. Weitere akrobatische Höchstleistungen bieten die X-treme Brothers mit einer im Adagio-Stil ausgeführten, kraftvollen
Hand-auf-Hand-Akrobatik. Nach einer weiteren Flötenreprise setzen die
kolumbianischen Hochseilakrobaten der Mesa Brothers den Schlusspunkt des
Programms. Angespannte Stille herrscht im Chapiteau, wenn der Kopfstand
auf der Siebenerpyramide als Schlusstrick gezeigt wird.
|