Die bekannten Zeltanlagen wurden
nun außen mit Lichterketten versehen; den Frontzaun schmücken
zahlreiche beleuchtete Tannenbäume. Dank dieses kleinen „Facelifts“
wirkt das Gesamtensemble auf der Heilbronner Theresienwiese am
Premierenabend noch etwas festlicher und einladender als bisher.
Die neue Kasse ist ebenerdig und somit barrierefrei erreichbar.
Zuma Zuma, Manuel Frank,
Fabian Egli
Das Orchester spielt im voll
besetzten Zelt eine schwungvolle, neue Ouvertüre. Als sich der
Vorhang zum ersten Mal öffnet, tritt heuer nicht Moderator
Fabian Egli in die Manege, sondern Clown Henry Ayala. Doch Egli
folgt sogleich und singt passenderweise den Song „Back in Town“.
Der Circus der Heilbronner und der gesamten Region ist zurück.
Zurück ist auch die Truppe Zuma Zuma. Wie bei ihrem ersten
Heilbronn-Engagement vor acht Jahren sorgt das Sextett aus
Afrika mit seiner bunten Mischung aus Fahnen- und
Reifenspringen, Pyramidenbauen und Limbo-Tanz für einen rasanten
Einstieg und sofort beste Stimmung. Darauf folgt gleich einer
der Höhepunkte der Show, der schwarz-weiße Zwölferzug Friesen
und Araber aus dem Marstall des Circus Carl Busch. Zum Einstieg
lässt Tierlehrer Manuel Frank drei Araber flechten, nur mit
sparsamen Gesten angeleitet. Es folgt ein Gegenlauf aller sechs
Araber, bei dem beide Gruppen gleichzeitig die Richtung
wechseln. Die Friesen kommen hinzu, und alle zwölf Tiere walzen
nun u.a. in Dreiergruppen. Mit einem Potpourri feuriger Steiger
endet die Darbietung. Die exzellente Qualität dieser
Dressurnummer wird vom sehr aufmerksamen Publikum auch erkannt
und entsprechend stürmisch beklatscht.
Henry Ayala mit Zuschauer,
Mustache Brothers, Amy Rose und Henry Ayala
Breiten Raum in dem Programm
nehmen die Auftritte von Clown Henry Ayala aus Venezuela ein.
Der Südamerikaner ist für uns eine echte Neuentdeckung. Mit
seiner Stachelfrisur, der aufwendigen Schminke, roter Nase und
schönen Kostümen bietet er das Bild eines traditionellen, aber
doch stilvoll-modernen Clowns. Dank vielseitiger Mimik und
freundlich-frechem Wesen gewinnt er schnell alle Sympathien.
Ayala geht erfolgreich auf die Jagd nach einer Riesen-Fliege,
spielt mit einem Kind aus dem Publikum Hut werfen und dirigiert
ein Orchester aus Circusbesuchern. Im zweiten Programmteil wird
ein Logengast mit einem Bauarbeiter-Outfit ausgestattet und darf
dies strippend wieder ablegen. Der junge Premierenbesucher macht
den Spaß engagiert mit. Schließlich präsentiert der „Prinz der
Clowns“ gemeinsam mit seiner Schwester Amy Rose Ayala ein
hinreißend gespieltes Spaghetti-Entree. Dass zum Abschluss auch
Nudeln in die Logen und auf die Tribüne geworfen werden, ist
sicher nicht jedermanns Sache und könnte gerne wegbleiben. Für
noch mehr Lacher sorgen im zweiten Programmteil die Kaskadeure „Mustache
Brothers“ mit viel Witz und Ausstrahlung sowie natürlich
artistischem Können.
Messoudis, Wulbers
Die Messoudis gehören sicher zu
den besten Belegen dafür, wie dieses Programm durch
Sympathieträger Punkte macht. Im ersten Auftritt jongliert Said
Messoudi mit seinen beiden jüngeren Söhnen Karim und Soffien.
Wenn diese ihrem Vater Zigarette, Hut und Brille mittels
fliegender Keulen vom Kopf schlagen, ist dies immer wieder
amüsant. Ähnlich sympathisch sind auch die Wulbers. Am
Flugtrapez, wie erwartet vor der Pause platziert, zeigen sie
nicht nur das übliche Repertoire mit Doppelsalto gestreckt,
Dreifachem und Passage. Zu den Besonderheiten gehört der
Doppelsalto rückwärts mit Schraube, gesprungen von Patricio
Alexis Henríquez Rojas. Im zweiten Programmteil sind die Wulbers
nochmal im Blues-Brothers-Stil auf dem Trampolin zu erleben. Die
Damen sorgen in Petticoats für Stimmung, die Herren springen.
Hier ergänzt Dinko Petrov die Truppe und übernimmt auch die
artistische Hauptarbeit wie u.a. beim „Dreifachen“.
Gina Giovannis, Amedeo
Folco
Ebenso ein Circus-Klassiker wie
das Flugtrapez ist die Elefantendressur. Der junge Tierlehrer
Amedeo Folco präsentiert zwei Inderinnen im Glitzerkleid aus
Flitter. Auf Drehungen und Hochsitzer auf den Postamenten folgt
eine flotte Laufarbeit. Direkt nach der Pause stellt Folco dann
in recht kompakten Auftritten mit klassischer Laufarbeit erst
vier Kamele und dann jeweils zwei Pferde und Dromedare vor.
Komplettiert wird das Tier-Programm durch die Hunde von Gina
Giovannis. Viele Jahre konnten wir diese vielseitige Künstlerin
auf dem Drahtseil und in immer neuen Varianten ihrer
Handstand-Nummer erleben. Nun hat sie sich mit sechs großen und
kleinen, weißen und schwarzen Hunden etwas ganz Neues aufgebaut.
Seit wir die Nummer zu Saisonbeginn 2016 erstmals im Schweizer
Zirkus Stey gesehen haben, hat sie sich noch deutlich
gesteigert. Trickstärke und Präsentation bilden ein optimales
Ganzes.
Trio Ayala, Messoudi
Brothers, Trio Stoian
Das Trio Stoian, zwei Brüder als
Fänger und Corina Icleanu als Fliegerin, zeigt eine der besten
Darbietungen unserer Zeit am Russischen Barren. Hier ist außer
dem Trio niemand in der Manege, der Hilfestellung leisten
könnte. Corina muss nach allen Tricks ganz alleine landen. Drei
in dichter Abfolge gesprungene Doppelsalti und natürlich ein
„Dreifacher“ sind Kernbestandteile des Repertoires. Wie schon
bei der Pferdefreiheit erkennt das Publikum auch hier die
herausragende Spitzenleistung und honoriert diese mit tosendem
Applaus. In besonderer Weise gefordert ist in diesem Programm
Henry Ayala. Außer in seinen Auftritten als Clown ist er auch
auf dem Hochseil zu erleben. In Windeseile muss er sich in der
Garderobe vom Clown zum Artisten und wieder zurück verwandeln.
Dank der aufwendigen Maske und Frisur ist das schon ein
Kunststück für sich. Auf dem Hochseil zeigt er mit seinen beiden
Partnern ein anspruchsvolles Repertoire. Klassiker sind der
Sprung über den Partner mit Scheinsturz, der Stand auf dem Stuhl
oder das Zwei-Mann-Hoch. Ungewöhnlich ist die Art und Weise der
Fahrradfahrt übers Seil: Hier hängt unter dem Rad ein weiterer
Partner an einem Gestell, an dem er Überschläge machen kann.
Besonderen Nervenkitzel erzeugen die Ayalas dadurch, dass sie in
großer Höhe arbeiten und dennoch auf jegliche Sicherung wie
Luftkissen oder Longen verzichten. Für die Schlussnummer sorgen
die Messoudis, nunmehr auch mit dem ältesten Bruder Yassin. Ihre
Kraftakrobatik und natürlich
ihre Traumkörper sorgen zum Abschluss des Programms nochmal für
große Begeisterung. Das Finale wird wieder gewohnt stimmungsvoll
mit Livegesang von Fabian Egli zelebriert. Teile des Publikums
applaudieren im Stehen. |