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Circus Krone - März 2017
www.circus-krone.de ; 165 Showfotos

München, 11. März 2017: Verkehrte Welt im Kronebau. Normalerweise erleben wir Martin Lacey jr. und seine Raubtiere gemeinsam im Käfig. Im aktuellen März-Programm aber trennen die Gitter den Tierlehrer von seinen Schützlingen. Martin Lacey jr. sitzt bei den Zuschauern und kommentiert das Training von sechs Löwen aus seiner Gruppe. Im Scheinwerferlicht steht James Puydebois. Den wiederum kennen wir vor allen Dingen als Vorführer der Krone-Elefanten. Wie das Programmheft verrät, hat er schon vor vielen Jahren mit Großkatzen in der Manege gestanden.

Ferner hat er Lacey jr. beim Aufbau seiner großen gemischten Gruppe unterstützt. Mit dieser ungewohnten Rollenverteilung will Martin Lacey jr. vor allen Dingen der Frage nachgehen, ob auch ein anderer Tierlehrer seine Löwen vorführen kann. Wie an diesem Samstagnachmittag rund 3.000 Zuschauer erleben dürfen, lautet die Antwort darauf ganz klar „ja“.


James Puydebois

Überhaupt dient diese ungewöhnliche Form der Präsentation dazu, Fragen des Publikums zu beantworten und über die Arbeit mit den Tieren zu informieren. Während James Puydebois mit den Löwen im Alter von dreieinhalb bis fünf Jahren Tricks präsentiert, kommentiert sein Kollege diese. Es wird gezeigt, wie Kunststücke trainiert und welche natürlichen Bewegungsabläufe dabei genutzt werden. Ein Stück Fleisch zur Belohnung erhöht die Motivation natürlich gewaltig. Das Ganze ist lehrreich und unterhaltsam zugleich. Denn Martin Lacey Jr. kann ungeheuer interessant erzählen. Während der Käfig abgebaut wird, beantwortet er weitere Fragen aus dem Publikum.


Shirin und Alexis

Noch eine weitere Nummer verfolgt Lacey jr. mit großer Freude von außerhalb der Manege. Es ist das Debut seines Sohns Alexis. Gemeinsam mit Cousine Shirin (Rados) führt er im Western-Look ein weißes Pony vor. Das springt vor allen Dingen über und durch große Reifen, die von vier Cowgirls gehalten werden. Es ist eine originelle Präsentation. Der Anfang ist gemacht, die nächste Krone-Generation steht in den Startlöchern. Alexis Mutter – und Ehefrau von Martin Lacey jr. Jana Mandana dirigiert direkt davor einen Sechserzug Falben. Die Lusitanos zeigen eine anspruchsvolle Freiheitsdressur. Das Flechten ist ebenso dabei wie ein Gruppensteiger, um nur zwei der variantenreichen Tricks herauszugreifen. Die charmante Präsentation durch die Juniorchefin läuft sehr harmonisch ab. Noch einmal erleben wir Jana Mandana. Dann im vertrauten Zusammenspiel mit der indischen Elefantendame Bara. Mensch und Tier kennen einander bestens. Mit Mandana auf dem Rücken erklimmt Bara einen Turm aus Postamenten. Danach zeigt die Elefantenkuh eine bunten Querschnitt ihres umfangreichen Könnens.


Gregory Bellini, Nikolai Tovarich, Tonito Alexis

Sämtliche Tierdressuren finden vor der Pause statt, da im zweiten Teil auf einem Holzboden gespielt wird. So darf Tonito Alexis die schwarz-weißen Kühe gleich nach den Raubtieren vorführen. An die Pferdefreiheit kommt er mit den Rindern natürlich nicht heran. Doch das ist gar nicht der Anspruch. Vielmehr beweisen die Kühe, dass sie alles andere als dumm sind, sondern sehr wohl eine flotte Nummer bestreiten können. Natürlich ist Tonito immer dabei, wenn es um Clownerie geht. Gemeinsam mit Partnerin Stefania Iarz spielt er das Spaghetti-Entree. Dabei werden natürlich Erinnerungen an die Eltern von Tonito wach, die diese Restaurant-Szene viele Jahre bei Krone gespielt haben. Ringmaster Nikolai Tovarich ist sein Counterpart beim Spiel um die nicht vorhandene Eintrittskarte. Ebenso bei einer ausgedehnten Variante von „Das Musizieren ist hier verboten“. Wenn diese in einem Striptease endet, ist ebenfalls Gregory Bellini mit von der Partie. Der grandiose französische Manegenkomiker hat natürlich zusätzlich seine eigenen Auftritte. Bei denen wird er wiederum von Tonito unterstützt. So zündet Tonito die Dynamitstange für die Illusion mit einer Kiste. Diese fällt mit einem lauten Knall auseinander und gibt den arg in Mitleidenschaft gezogenen Bellini wieder frei. Gezaubert wird auch mit Eiern, die am Ende zu Dutzenden aus dem präparierten Tisch fallen. Bellini musiziert ferner mit Glocken und leitet das wiederum sehr gelungene Finale ein. Er erzählt eine Geschichte von seinem Sohn, der Schnee sehen möchte. Außerhalb des Winters keine leichte Aufgabe. Doch mit ein wenig Magie gelingt es, in der Krone-Manege weiße Flocken fliegen zu lassen. Dank der Unterstützung von Vincent Vignaud wird sogar ein wahrer Schneesturm daraus.


Vincent Vignaud, Adriana und Sarah Togni, Alexander Batuev

Dem französischen Illusionisten und seinen bildhübschen Magic Girls gehört die Schlussnummer. Seine groß angelegten Zaubereien lassen staunen und sorgen für traumhafte Effekte. Die wunderbaren von Celestino Munoz kreierten Lichtspiele tun ihr Übriges. Es geht los mit dem aus einem Bett erscheinenden Vincent Vignaud. Augenblicke zuvor lag noch eine junge Dame auf der Matratze. Es endet mit dem von zwei großen Sägeblättern durchtrennten Magier, der kurz darauf wohlbehalten im Zuschauerraum auftaucht. Am meisten fasziniert aber hat zumindest mich der Trick, bei dem der an ein „V“ gefesselte Vignaud von einem großen Gestell zu einem anderen wechselt. Adriana und Sarah Togni eröffnen den artistischen Part mit einer äußerst sehenswerten Darbietung am Duo-Trapez. Zu Tango-Rhythmen arbeiten die Cousinen aus dem italienischen Circus-Clan charmant anspruchsvolle Figuren. Sarah erleben wir ein zweites Mal. Dann nimmt sie uns mit auf Touren mit ihrem Roue Cyr. Während sich das Rad ständig dreht, zeigt die junge Artistin daran Kunststücke. Eine wahre Augenweide. Deutlich unentspannter ist das Zusehen bei Alexander Batuev. Der frisch gekürte Preisträger eines Bronzenen Clowns verbiegt seinen Körper so extrem, dass es schon beim Betrachten Schmerzen erzeugt. Der junge Russe im Business-Outfit scheint das nicht so zu empfinden. Ziemlich cool wirkt er, wenn er mal eben in einer vergleichsweise kleinen Metallkiste verschwindet.


Truppe Non Stop, Olga Moreva, Duo Stauberti

Fünf Artisten in roten Anzügen und eine Artistin bilden die Truppe Non Stop. Gemeinsam wagen die Ukrainer wahre Höhenflüge. Mit Hilfe von zwei Trampolins geht es hoch in die Luft, wo sie beherzt Salti und Schrauben drehen. Ein Plexiglasgestell zwischen den beiden Trampolinen wird geschickt in die schwungvollen Eskapaden eingebaut. Zu Beginn der folgenden Pause hat noch einmal Tonito Alexis seine Finger im Spiel. Sein Hund dreht eine Runde auf der Piste und kündigt mit einem Schild im Maul die folgende Unterbrechung an. Nicht nur, aber ganz besonders mit ihrem kreativen Schlusstrick weiß Olga Moreva zu gefallen. Dabei wickelt sie große Teile ihres Kopfs in das Tuch ein, mit dem sie unter die Kuppel gezogen wird. So befestigt dreht sie sich immer schneller um die eigene Achse. Bei den zuvor gezeigten Kunststücken an der blauen Stoffbahn aber lässt sie ihr langes rotes Haar wehen. Die Stirnperche ist die Disziplin, der sich das Duo Stauberti verschrieben hat. Bei den Balancen mit einer langen Stange bleibt Dimitr selten am Boden. Mal trägt er Nancy, während er auf der freistehenden Leiter balanciert oder auf einem Einrad fährt. Nancy wiederum zeigt am oberen Ende Kopf- und Handstände. Die Tschechen verkörpern dabei beste Circustradition.

Dieser ist natürlich auch der Circus Krone verpflichtet. Was er mit diesem schön zusammengestellten März-Programm einmal mehr beweist. Und dazu gehört – zumindest im Münchner Stammhaus – ein großes Orchester. Oleksandr Krasyun und seine Musiker sorgen für den gewohnt sehr guten Ton. Mit Zugaben verabschieden sich die Artisten im Finale vom Publikum. Es ist zudem der Abschied von der Winterspielzeit 2016/17. Denn ab Anfang April geht der größte Circus Europas wieder auf Tournee.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch