CHPITEAU.DE

Landauer Weihnachtscircus 2016/17
www.landauer-weihnachtscircus.de ; 104 Showfotos

Landau, 6. Januar 2017: Freude und Leid liegen manchmal nah beieinander. Das musste Jakel Bossert, Direktor des Landauer Weihnachtscircus, in diesem Winter schmerzhaft erfahren. Voller Stolz hatte er das 15-jährige Bestehen seiner Traditionsveranstaltung gefeiert. Noch bei unserem Besuch am Ende der Spielzeit zeigte er sich zufrieden mit dem Verlauf der Weihnachtssaison auf dem großzügigen Messegelände. Wenige Tage nach der letzten Vorstellung kam alles anders. Ein Sturm legte den noch aufgebauten Circus in Trümmer. Doch Bossert will nicht aufgeben: „Jetzt erst Recht“, hat er als Motto ausgerufen.

Und so soll im nächsten Winter der 16. Landauer Weihnachtscircus stattfinden. Schließlich ist Jakel Bossert ein Circusmacher aus Leidenschaft. Seine besondere Passion ist das nostalgische Material, das er seit vielen Jahren sammelt sowie hegt und pflegt. Diese Sammlung – wie auch den Weihnachtscircus insgesamt – betrachtet er als sein Lebenswerk. Viele schöne, weiß-blaue Oberlichtwagen zieren die Front. Spielstätte und Foyer sind hier gemeinsam unter einem gewaltigen Chapiteau untergebracht. Besonderheiten des umfangreichen, wirklich schön gestalteten Restaurationsbereich sind beispielsweise die Bar im Raubtierkäfig oder ein historischer Raubtierwagen, in dem eine Spielzeug-Eisenbahn ihre Runden dreht. Die ehemalige Artistin Christina Perkano geleitet das Publikum zu den Plätzen.


José und Eric Munoz, Klaus Kaulis und Rebecca Siemoneit-Barum, Ann-Katrin Bossert

Etwas weniger Nostalgie als bei der äußeren Gestaltung wären jedoch wünschenswert bei Licht, Ton und Regie. Durch modernere Technik ließe sich die Wirkung dieses Programms mit Sicherheit deutlich steigern. Konkret durch klanglich einwandfreie Musikeinspielungen und eine zeitgemäße Beleuchtung, welche die Wirkung der einzelnen Darbietungen sinnvoll unterstützt. Ebenso wäre ein zügigerer, strafferer Ablauf  vonnöten. Zumal die Show ja sehr harmonisch zusammengestellt wurde. Die Tierdressuren werden wieder von der Familie Spindler-Barelli gemeinsam mit den Kindern des Direktors verantwortet. Im Eröffnungsbild zum Thema „Reise in den Orient“ dirigiert Ann-Katrin Bossert, nach der Einleitung durch einen Umzug mit verschiedenen Tieren und vier Tänzerinnen, gekonnt vier Kamele aus dem Hause Spindler. Danach begrüßen die charmanten Moderatoren das Publikum. Wiederum führt Klaus Kaulis mit seinen launigen, von viel Fachwissen geprägten Plaudereien durch die Show – ein Stil, wie er heute kaum noch gepflegt wird. Ihm zur Seite steht zum Jubiläum Rebecca Siemoneit-Barum. Auch sie ist eine Circus-Insiderin. Entsprechend versiert, stilvoll und voller Herzblut sind ihre Ansagen. Gemeinsam und im Wechsel kündigen Kaulis und Siemoneit die Artisten an. Zum Beispiel die Brüder José und Eric Munoz, die als Kaskadeure in Schottenröcken für gute Laune sorgen.


Lukas Lanik, Ann-Katrin Bossert, Ramona Spindler-Barelli 

Ohnehin setzt Jakel Bossert für den artistischen Part diesmal auf wohl bekannte Kräfte, zum Beispiel die Truppe Lanik. Zunächst zeigen die Laniks ihre hervorragende Perche-Akrobatik. Immer wieder spektakulär ist dabei zum Beispiel das Übersteigen einer Leiter, wenn dabei eine Partnerin auf der hohen Stirnperche balanciert wird. In ihrem zweiten Auftritt animiert Ann-Katrin Bossert einen Araber unter anderem zum Steigen und Knicksen und stellt schon traditionell ihren Sechserzug „Landauer Weihnachts-Ponys“ sowie ein Solo-Pony vor. Ihr Bruder Julian wagt mit einem Pony erste Schritte in der Manege. Ramona Spindler-Barelli hat für dieses Weihnachtsprogramm eine romantisch gestaltete Luftring-Nummer zu gefühlvoller Musik einstudiert.


José Munoz, Kenny Quinn, Ashley Spindler-Barelli 

Danach zeigt ihre Tochter Ashley als „Eiskönigin“ mit Hula Hoop-Reifen ihr Können und ihre Spielfreude. Auch hier ist Mutter Ramona vertreten und mimt Olaf, den Schneemann. Und natürlich darf gelacht werden im 15. Landauer Weihnachtscircus – zum Beispiel beim Auftritt des charmanten Taschendiebs Kenny Quinn und seiner Frau Joan. Immer wieder ist es höchst unterhaltsam, wie er einigen verblüfften Zuschauern Geldbörsen und Armbanduhren oder sogar Brillen und Krawatten entwendet. Wer nun fest mit der Pause rechnet, sieht sich überrascht. Vielmehr folgen noch mehr heitere Momente mit den „Rampin Clowns“ und ihrem Musikal-Entree. Pedro und Ramon Santos, ehemals mit ikarischen Spielen erfolgreich, bilden mit Vater Pedro sen. ein klassisches Clownstrio mit Weißclown und zwei Augusten. Danach wird das Drahtseil von José Munoz aufgebaut. Sein starker Auftritt, bis hin zum Rückwärtssalto, ist endlich die Pausennummer. Relativ zähe 90 Minuten währt die erste Hälfte.


Eric Munoz, Alexandra Gerbey, Pedro Santos

Nach einer halbstündigen Pause folgen nochmal gute 60 Minuten Show. Die zweite Hälfte wird von Alexandra Gerbey eröffnet. Sie singt als kecke Weihnachtsfrau auf der Piste. Auch bei den neu gestalteten Keulen- und Fackeljonglagen ihres Lebensgefährten Eric Munoz wirkt sie mit. Und zwar, in dem die Jonglagen um einen leidenschaftlich getanzten Tango ergänzt werden. Später präsentiert sie ihre schöne Kombination aus Tuchakrobatik und Gesang, nunmehr mit einem neuen, rockigen Song. Dazwischen haben die Rampins ihren großen Auftritt mit ihrer eigenständigen, aber auch recht sinn- und gagfreien Version des Bienchen-Entrees.


Franz Spindler, Ann-Katrin Bossert, Truppe Lanik
 

Den Höhepunkt des tierischen Parts steuert Franz Spindler mit seinem exzellent arbeitenden Viererzug Araber bei. Als Da Capo gibt es unter anderem ein Groß und Klein. Ihm folgt Ann-Katrin Bossert als talentierte Schulreiterin auf einem prachtvollen Friesen. Sicher ist die Kooperation der Familien Bossert und Spindler eine sehr gute Lösung für Landau. Dennoch würde man sich wünschen, dass es hier zusätzlich wieder einmal andere Tiernummern zu sehen gäbe, beispielsweise mit Elefanten oder Raubtieren. Den Abschluss des Programms bestreitet die Truppe Lanik mit ihrer großen Schleuderbrettnummer im klassisch-folkloristischen Stil. Mit Menschentürmen, Sessel- und Stelzensprüngen wird hier alles geboten, was das Genre so attraktiv macht. Im Mittelpunkt steht Karel Lanik als Flieger.

Im Finale verabschiedet sich Jakel Bossert persönlich von seinem Publikum. Wir wünschen ihm und seiner Familie nach dem schweren Sturmschaden viel Kraft und Erfolg für den Wiederaufbau, damit die Tradition des Pfälzer Weihnachtscircus noch viele Jahre fortbestehen kann.

________________________________________________________________________
Text und Fotos: Markus Moll