Und so soll im nächsten Winter
der 16. Landauer Weihnachtscircus stattfinden. Schließlich ist
Jakel Bossert ein Circusmacher aus Leidenschaft. Seine besondere
Passion ist das nostalgische Material, das er seit vielen Jahren
sammelt sowie hegt und pflegt. Diese Sammlung – wie auch den
Weihnachtscircus insgesamt – betrachtet er als sein Lebenswerk.
Viele schöne, weiß-blaue Oberlichtwagen zieren die Front.
Spielstätte und Foyer sind hier gemeinsam unter einem gewaltigen
Chapiteau untergebracht. Besonderheiten des umfangreichen,
wirklich schön gestalteten Restaurationsbereich sind
beispielsweise die Bar im Raubtierkäfig oder ein historischer
Raubtierwagen, in dem eine Spielzeug-Eisenbahn ihre Runden
dreht. Die ehemalige Artistin Christina Perkano geleitet das
Publikum zu den Plätzen.
José und Eric Munoz, Klaus Kaulis und Rebecca Siemoneit-Barum,
Ann-Katrin Bossert
Etwas weniger Nostalgie als bei
der äußeren Gestaltung wären jedoch wünschenswert bei Licht, Ton
und Regie. Durch modernere Technik ließe sich die Wirkung dieses
Programms mit Sicherheit deutlich steigern. Konkret durch
klanglich einwandfreie Musikeinspielungen und eine zeitgemäße
Beleuchtung, welche die Wirkung der einzelnen Darbietungen
sinnvoll unterstützt. Ebenso wäre ein zügigerer, strafferer
Ablauf vonnöten. Zumal die Show ja sehr harmonisch
zusammengestellt wurde. Die Tierdressuren werden wieder von der
Familie Spindler-Barelli gemeinsam mit den Kindern des Direktors
verantwortet. Im Eröffnungsbild zum Thema „Reise in den Orient“
dirigiert Ann-Katrin Bossert, nach der Einleitung durch einen
Umzug mit verschiedenen Tieren und vier Tänzerinnen, gekonnt
vier Kamele aus dem Hause Spindler. Danach begrüßen die
charmanten Moderatoren das Publikum. Wiederum führt Klaus Kaulis
mit seinen launigen, von viel Fachwissen geprägten Plaudereien
durch die Show – ein Stil, wie er heute kaum noch gepflegt wird.
Ihm zur Seite steht zum Jubiläum Rebecca Siemoneit-Barum. Auch
sie ist eine Circus-Insiderin. Entsprechend versiert, stilvoll
und voller Herzblut sind ihre Ansagen. Gemeinsam und im Wechsel kündigen
Kaulis und Siemoneit die Artisten an. Zum Beispiel die Brüder José und Eric
Munoz, die als Kaskadeure in Schottenröcken für gute Laune
sorgen.
Lukas Lanik, Ann-Katrin Bossert,
Ramona Spindler-Barelli
Ohnehin setzt Jakel Bossert für
den artistischen Part diesmal auf wohl bekannte Kräfte, zum
Beispiel die Truppe Lanik. Zunächst zeigen die Laniks ihre
hervorragende Perche-Akrobatik. Immer wieder spektakulär ist
dabei zum Beispiel das Übersteigen einer Leiter, wenn dabei eine
Partnerin auf der hohen Stirnperche balanciert wird. In ihrem
zweiten Auftritt animiert Ann-Katrin Bossert einen Araber
unter anderem zum Steigen und Knicksen und stellt schon
traditionell ihren Sechserzug „Landauer Weihnachts-Ponys“ sowie
ein Solo-Pony vor. Ihr Bruder Julian wagt mit einem Pony erste
Schritte in der Manege. Ramona Spindler-Barelli hat für dieses
Weihnachtsprogramm eine romantisch gestaltete Luftring-Nummer zu
gefühlvoller Musik einstudiert.
José Munoz, Kenny Quinn,
Ashley Spindler-Barelli
Danach zeigt ihre Tochter Ashley
als „Eiskönigin“ mit Hula Hoop-Reifen ihr Können und ihre
Spielfreude. Auch hier ist Mutter Ramona vertreten und mimt
Olaf, den Schneemann. Und natürlich darf gelacht werden im 15.
Landauer Weihnachtscircus – zum Beispiel beim Auftritt des
charmanten Taschendiebs Kenny Quinn und seiner Frau Joan. Immer
wieder ist es höchst unterhaltsam, wie er einigen verblüfften
Zuschauern Geldbörsen und Armbanduhren oder sogar Brillen und
Krawatten entwendet. Wer nun fest mit der Pause rechnet, sieht
sich überrascht. Vielmehr folgen noch mehr heitere Momente mit
den „Rampin Clowns“ und ihrem Musikal-Entree. Pedro und Ramon
Santos, ehemals mit ikarischen Spielen erfolgreich, bilden
mit Vater Pedro sen. ein klassisches Clownstrio mit Weißclown
und zwei Augusten. Danach wird das Drahtseil von José Munoz
aufgebaut. Sein starker Auftritt, bis hin zum Rückwärtssalto,
ist endlich die Pausennummer. Relativ zähe 90 Minuten währt die
erste Hälfte.
Eric Munoz, Alexandra
Gerbey, Pedro Santos
Nach einer halbstündigen Pause
folgen nochmal gute 60 Minuten Show. Die zweite Hälfte wird von
Alexandra Gerbey eröffnet. Sie singt als kecke
Weihnachtsfrau auf der Piste. Auch bei den neu gestalteten
Keulen- und Fackeljonglagen ihres Lebensgefährten Eric Munoz
wirkt sie mit. Und zwar, in dem die Jonglagen um einen
leidenschaftlich getanzten Tango ergänzt werden. Später
präsentiert sie ihre schöne Kombination aus Tuchakrobatik und
Gesang, nunmehr mit einem neuen, rockigen Song. Dazwischen haben
die Rampins ihren großen Auftritt mit ihrer eigenständigen, aber
auch recht sinn- und gagfreien Version des Bienchen-Entrees.
Franz Spindler, Ann-Katrin Bossert, Truppe Lanik
Den Höhepunkt des tierischen
Parts steuert Franz Spindler mit seinem exzellent arbeitenden
Viererzug Araber bei. Als Da Capo gibt es unter anderem ein Groß
und Klein. Ihm folgt Ann-Katrin Bossert als talentierte
Schulreiterin auf einem prachtvollen Friesen. Sicher ist die
Kooperation der Familien Bossert und Spindler eine sehr gute
Lösung für Landau. Dennoch würde man sich wünschen, dass es hier
zusätzlich wieder einmal andere Tiernummern zu sehen gäbe,
beispielsweise mit Elefanten oder Raubtieren. Den Abschluss des
Programms bestreitet die Truppe Lanik mit ihrer großen
Schleuderbrettnummer im klassisch-folkloristischen Stil. Mit
Menschentürmen, Sessel- und Stelzensprüngen wird hier alles
geboten, was das Genre so attraktiv macht. Im Mittelpunkt steht
Karel Lanik als Flieger. |