Er wird noch perfektioniert durch
eine neu gestaltete Front. Großformatige Transparente mit
Riesen-Lettern laden ein zur Flic Flac X-Mas-Show Nürnberg.
Nicht nur das Zelt ist riesig, es steht auch ein gewaltiges Ensemble von
fast 70 Personen zur Verfügung. Zum Opening marschieren sie
gemeinsam auf.
Liina Aunola, Truppe Pawel
Horbacz, Doppelte Halfpipe
Zehn von ihnen, aus der Truppe
Pawel Horbacz, sind gleich im Anschluss auf dem
Fasttrack-Trampolin zu erleben. Faszinierend ist die
außergewöhnlich lange Bahn, die hier für die Salti und
Pirouetten zur Verfügung steht. Ein Artist springt über sieben
niederkauernde Kollegen. Sofort kommt tolle Stimmung auf.
Während wir diese Truppe aus früheren Flic Flac-Shows kennen,
ist Liina Aunola eine Neuentdeckung für uns. Die Finnin beginnt
mit einem Wirbel am Vertikalseil und wechselt dann schnell ans
Schwungseil. Hier erleben wir sie, longengesichert, mit
spektakulären Abfallern. Wieder zurück ans Vertikalseil geht es
mit einem beherzten Luftsprung vom schaukelnden Schwungseil aus. Nun
wickelt die Artistin sich in das Seil und rollt in mehreren
Überschlägen gen Bühne. Wie deren riesige Fläche gefüllt werden
kann, wird sodann mit einer doppelten Halfpipe gezeigt. Mit
BMX-Rädern, Rollschuhen und sogar einem Tretroller befahren,
wird sie zur Startrampe für gewagte und gekonnte Manöver. Fast
schon zum Inventar gehört bei Flic Flac die Artistin Ira Rizaeva.
Das Multitalent bildet den artistischen Nachwuchs aus, sorgt –
wie auch in Nürnberg – bei vielen Shows für die Regie und
kreiert immer wieder neue Jonglage-Nummern. Nunmehr arbeitet sie
als Strafgefangene in einer Gitterzelle. Bei ihren
Bouncing-Jonglagen lässt sie die Bälle gegen Boden, Decke und
Wände der stählernen Behausung prallen und fängt sie sicher
wieder auf.
Sergey Timofeev, Truppe
Pawel Horbacz, Truppe Jose Pinillo Ramos
Ein wenig fehl am Platz unter dem
großen Chapiteau wirkt Sergey Timofeev. Er zeigt seine
Handstände auf einem Requisit, das wie Rubiks Zauberwürfel
gestaltet ist. Es lässt sich in immer neue geometrische Formen
verwandeln. Zu introvertiert ist sein Auftritt, zu
minimalistisch die musikalische Begleitung, zu artifiziell das
künstlerische Konzept dieser Darbietung, um das Publikum zu
erreichen. Timofeev wäre im intimeren Rahmen einer Varietéshow
besser aufgehoben. In ihrem zweiten Auftritt zeigt die Truppe
Pawel Horbacz Sprünge von zwei verschiedenen Russischen
Schaukeln. Sie stehen im 90-Grad-Winkel zueinander. Von einer
wird in ein großes Netz, von der anderen auf Matten gesprungen.
Den Schlusspunkt setzen Sprünge von beiden Schaukeln
gleichzeitig. Die Flugbahnen kreuzen sich, freilich in sehr
unterschiedlichen Höhen. Die nächste große Truppe folgt bei den
zehn Hasardeuren in der Motorradkugel von und mit Jose Pinillo
Ramos. Auch in Nürnberg lösen die rasanten Runden die gewohnte
Begeisterung aus. Gleichwohl sind im ersten Programmteil zwar
mehrere „große“, also raumfüllende Nummern zu sehen – die großen
Persönlichkeiten jedoch fehlen ein wenig.
Master of Hellfire, Martii
Peltonen, Megarampe
Abgesehen natürlich vom „Master
of Hellfire“ Hubertus Wawra, der wieder in seiner brennenden
Jacke musiziert und eine Zuschauerin vorgeblich mit dem
Flammenwerfer von der Bühne pusten will. Hätte er an diesem
Abend nicht das Öl in seiner „Waffe“ vergessen. Wie Wawra hier
reagiert, improvisiert und die Situation löst („Nicolai, erzähl‘
mal einen Witz!“) ist grandios und zeigt seine Klasse. Nach der
Pause singt er noch seinen Anti-Anti-Terror-Rap und holt sein
schräges „Bunny-Mobil“ aus der Versenkung, das längere Zeit
nicht zu sehen war. Hälfte zwei wird eröffnet mit der
„Mega-Rampe“, von der sich BMX- und Rollschuhfahrer in die Tiefe
stürzen, durch die Luft fliegen und nach waghalsigen Manövern in
der Luft wieder landen. Zum Teil auch kurz hintereinander oder
mit zwei Fahrern parallel. Bis zum Doppelsalto auf dem Bike oder
dem Dreifachen auf Rollschuhen reicht das Repertoire. Schon auf
der „Exxtrem“-Tour war dieses Genre vertreten, doch noch nie so
spektakulär, noch nie mit so vielen Fahrern. Und noch nie war
auch ein Artist auf einem Tretroller dabei. Einige der Männer
kommen bei der Landung ins Schlittern – das Risiko ist hoch, die
Darbietung wirklich atemberaubend. Kunstschütze Martii Peltonen
schießt nicht nur eine Rose oder eine Spielkarte aus der Hand
seiner Partnerin. Als Höhepunkt baut er um sich herum eine
Selbstschussanlage auf, die schlussendlich einen Apfel auf
seinem Kopf trifft.
Ferenc Nagy und Zsófi
Németh, Patrick und Alexander Lemoine, Olimpo's Brothers
Dass das meist sehr turnerisch
geprägte Genre Rhönrad auch für eine sehr sinnliche Darbietung
genutzt werden kann, zeigen Ferenc Nagy und seine Partnerin
Zsófi Németh. Zu den Höhepunkten ihrer Love-Story gehören
Sprünge von Rad zu Rad oder das Zwei-Personen-Hoch auf dem
ruhenden Requisit. Relativ kurz ist die Einlage von Patrick und
Alexander Lemoine, die in ihren Limousinen auf zwei Rädern über
die Bühne rollen. Ganz große Begeisterung lösen die drei
Olimpo’s Brothers aus Brasilien aus. Die Partner-Equilibristen
bieten alles, was zu einer Spitzendarbietung gehört: starke
Leistung und so noch nicht gesehene Tricks in Kombination mit
Ausstrahlung und blendendem Aussehen.
Kovgar, Motocross
Freestyle Jumpers, Splash of Flash
Amaliia
Avanesian und Yevgen Abakumov alias „Splash of Flash“
beeindrucken bei ihrer Luftnummer an Strapaten besonders mit den
verschiedenen Varianten des Zahnhangs. Dabei übernehmen beide
abwechselnd den tragenden Part. Auf diese Neuentdeckung folgen
gute Bekannte: die Truppe Kovgar mit ihrer
Schleuderbrett-Sensation. Mir persönlich gefällt die klassische
Variante jedoch deutlich besser als die in den Flic Flac-Style
gepresste mit Jeans-Outfit und Michael-Jackson-Musik. Für den
spektakulären Abschluss der Show sorgen die Motocross Freestyle
Jumpers mit ihren Drehmanövern, Rückwärtssalti und Handständen
im Flug. Einen Sonderapplaus verdienen im Übrigen die
Requisiteure unter der Leitung von Nicolai Kuntz, die trotz
gewaltiger Umbauten für einen flüssigen Ablauf sorgen. Dieses
Team arbeitet präzise wie ein Uhrwerk. Das Finale ist schön
gestaltet, und natürlich gibt es es schnell Standing Ovations. |