Eine Kleinigkeit, die aber gerade deswegen auffällt, weil
nicht überall so großen Wert darauf gelegt wird. Doch
der Genuss beginnt schon vor dem Opening. Im liebevoll weihnachtlich
dekorierten Vorzelt gibt es eine abwechslungsreiche Gastronomie. Tische
und Stühle laden zum Verweilen ein. Die Familie von Michael Sperlich
ist mit viel Herzblut dabei, ihrem Publikum ein bestmögliches Erlebnis
zu bereiten. Das ist diesen sympathischen Circusleuten ganz
vortrefflich gelungen. Der Besuch unter dem blauen Chapiteau gehört
zweifelsohne zu den Highlights unserer Weihnachtscircus-Tour 2016/17.
Angelo Chaves und Ballett
Mit
in die Welt der Artisten nimmt uns Clown Angelo Chaves. „Guten Abend,
gute Nacht“ erklingt, wenn er sich auf der Piste schlafen legt und mit
einer Zeitung zudeckt. Sein Traum wird allerdings alles andere als
ruhig. Das wunderbare vierköpfige Ballett und der Weihnachtsmann kommen
in die Manege, um mit einer mitreißenden Choreographie zwischen
Schneeflocken die Show lebhaft zu eröffnen. Sowohl der Clown als auch
die Damen des Balletts begleiten uns durch den Nachmittag. Die
Tänzerinnen überbrücken Umbaupausen, kündigen Nummern an oder umrahmen
sie. Immer sehr gekonnt, charmant und in genau der richtigen Länge.
Ganz so, wie es sein sollte. Die wechselnden Kostüme ergänzen das
wunderbare Bild. Angelo Chavez begegnet uns als Bändiger eines gar
Furcht erregenden Tieres, das sich als netter Schoßhund entpuppt. Zur
Komplettierung seines Orchesters bedient er sich verschiedener
Mitspieler aus dem Publikum. Gemeinsam mit Sohn Kevin lässt er als Koch
Teller rotieren. Das natürlich nicht ohne eine ordentliche Prise Humor.
Desiree, Helena Polach, Duo Olivares
Tochter
Desiree begeistert uns mit ihrem gelenkigen Körper und einer
traumhaften Kür zu Klaviermusik. Die junge Dame mit den langen dunklen
Haaren verbindet Handstandakrobatik mit Kontorsion. Immer wieder
effektvoll ist der Schuss auf einen Luftballon mit Pfeil und Bogen. Das
aber im Handstand und mit den Füßen versteht sich. Den blonden Kontrast
dazu setzt Helena Polach. Hier heißt es „Tempo, Tempo, Tempo“. Die
lebhafte Jongleuse aus Tschechien lässt Fußbälle präzise und schnell
durch die Luft fliegen. Bis zu fünf davon beherrscht sie gleichzeitig.
Der Film „Burlesque“ stand Pate für die Tüchernummer, die Polach
gemeinsam mit Partner Michael Olivares zeigt. Dieser singt dazu sogar
live Titel aus dem Soundtrack. Somit folgen ihre wunderbare Akrobatik
in der Luft und die Szenen am Boden einer verrucht-erotischen
Grundstimmung, die diese beiden attraktiven Artisten überzeugend
transportieren.
Dennis Sperlich, Duo Ortiz
Der
Titel „Skyfall“ erklingt, wenn James Bond die Szenerie betritt. Hier
wird er gekonnt von Dennis Sperlich gespielt. Stilecht in dunklem Anzug
und Fliege geht der Agent seiner Majestät auf Verbrecherjagd.
Unterstützt wird er dabei von gleich vier Bond-Girls. Den Damen des
Balletts nämlich. Unter Einsatz einer Lasershow und von Feuersäulen
zeigt er Balancen auf bis zu sieben übereinander gestapelten Stühlen.
Variantenreiche Handstände auf einem Stuhl, der auf drei Flaschen ruht,
schließen sich an. Für mindestens genauso viel Nervenkitzel sorgt das
Duo Ortiz. Vor der Pause erklimmen die Kolumbianer das Hochseil. Dort
springen sie Seil, laufen im Zwei-Mann-Hoch oder überspringen sich
gegenseitig. Am Ende der Vorstellung lassen sie uns bei waghalsigen
Touren auf dem Todesrad mitfiebern. Immer höher werden die Sprünge, die
der auf der Außenseite laufende Artist wagt.
Marcel Krämer, Vlad Olandar
Absolut geglückt ist ebenfalls die Auswahl der Tiernummern. Zu
Beginn überzeugt Marcel Krämer mit einer Freiheit von sechs
Eseln. Die Darbietung steht einer guten Pferdedressur in
nichts nach. Anspruchsvolle Figuren meistern die gepflegten
Tiere, ohne ihre sprichwörtliche Sturheit auszuspielen. Ein
Westernpferd rundet diese Darbietung ab. Marcel Krämer kommt
auf ihm hereingeritten und dreht auf seinem Rücken stehend
Lassos. Die Esel ziehen währenddessen seelenruhig ihre Runden.
Das Pferd ist auch bei der Vorführung von vier eindrucksvollen
Bisons dabei. Diese arbeiten ebenfalls eine Freiheitsdressur,
die Staunen lässt. Schon das bloße Erscheinen dieser mächtigen
Rinder in der Manege sorgt für Ahs und Ohs. Doch damit begnügt
sich Krämer nicht. Er hat ihnen bemerkenswerte Kunststücke
beigebracht, die sie sicher zeigen. Auf leisen Pfoten kommen die herrlichen weißen Katzen von Vlad Olandar
daher. Er lässt sie klettern, springen und balancieren. Dabei bringt er
selbst artistische Fähigkeiten ein. Das Ganze wird flott präsentiert.
Ein sehr professioneller Auftritt.
Massimilliano Sblattero
Für
einen Überraschungseffekt sorgt Salvatore Sambito. Mit Hilfe einer
Rampe springt er mit einem Motorrad vom Zuschauereingang in die Manege.
Das ist natürlich nicht annähernd so spektakulär wie die Freefighter
bei Flic Flac, setzt aber einen ungewöhnliche Akzent. Als witzig
parlierender Mexikaner produziert sich Massimilliano Sblattero. Ein
unschuldiger Zuschauer steht am Brett, wenn Sblattero die Messer durch
die Luft fliegen lässt. Natürlich ist alles nur Spaß, und das Publikum
hat am Ende genauso viel zu lachen wie der mutige Herr aus der Loge. Massimilliano Sblattero verdanken wir zudem die ausgesprochen gelungene
Regie der gesamten Show. Zuletzt noch erwähnt sei Amanda Abdula. Die
Schwiegertochter von Michael und Andrea Sperlich gibt eine gekonnte Madame
Loyal ab und führt uns charmant durch das Programm. Das Finale leiten
eine Dame des Balletts und Michael Olivares singend ein. „White
Christmas“ heißt es zunächst, wenn die Artisten im „Schneetreiben“
hereinkommen. Bald darauf wird es ausgelassener. Mit einer tollen
Choreographie verabschiedet sich das Ensemble von uns.
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