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Reutlinger Weihnachtscircus 2016/17
www.reutlinger-weihnachtscircus.de ; 100 Showfotos

Reutlingen, 22. Dezember 2016: Ein Genuss von der ersten bis zur letzten Minute ist dieser aktuelle Reutlinger Weihnachtscircus. Es passt einfach alles. Das wunderbar ausbalancierte Programm mit vielen jungen, sympathischen Artisten, die Einlagen des Balletts, die kleine Rahmenhandlung, die Licht- sowie Musikunterstützung und die perfekte Regie. Schon die Nachmittagsvorstellung vor der eigentlichen Premiere läuft reibungslos ab. Sogar die kleinen Details stimmen. Etwa die einheitlichen schwarzen Outfits der präzise arbeitenden Requisiteure.

Eine Kleinigkeit, die aber gerade deswegen auffällt, weil nicht überall so großen Wert darauf gelegt wird. Doch der Genuss beginnt schon vor dem Opening. Im liebevoll weihnachtlich dekorierten Vorzelt gibt es eine abwechslungsreiche Gastronomie. Tische und Stühle laden zum Verweilen ein. Die Familie von Michael Sperlich ist mit viel Herzblut dabei, ihrem Publikum ein bestmögliches Erlebnis zu bereiten. Das ist diesen sympathischen Circusleuten ganz vortrefflich gelungen. Der Besuch unter dem blauen Chapiteau gehört zweifelsohne zu den Highlights unserer Weihnachtscircus-Tour 2016/17.


Angelo Chaves und Ballett

Mit in die Welt der Artisten nimmt uns Clown Angelo Chaves. „Guten Abend, gute Nacht“ erklingt, wenn er sich auf der Piste schlafen legt und mit einer Zeitung zudeckt. Sein Traum wird allerdings alles andere als ruhig. Das wunderbare vierköpfige Ballett und der Weihnachtsmann kommen in die Manege, um mit einer mitreißenden Choreographie zwischen Schneeflocken die Show lebhaft zu eröffnen. Sowohl der Clown als auch die Damen des Balletts begleiten uns durch den Nachmittag. Die Tänzerinnen überbrücken Umbaupausen, kündigen Nummern an oder umrahmen sie. Immer sehr gekonnt, charmant und in genau der richtigen Länge. Ganz so, wie es sein sollte. Die wechselnden Kostüme ergänzen das wunderbare Bild. Angelo Chavez begegnet uns als Bändiger eines gar Furcht erregenden Tieres, das sich als netter Schoßhund entpuppt. Zur Komplettierung seines Orchesters bedient er sich verschiedener Mitspieler aus dem Publikum. Gemeinsam mit Sohn Kevin lässt er als Koch Teller rotieren. Das natürlich nicht ohne eine ordentliche Prise Humor.


Desiree, Helena Polach, Duo Olivares

Tochter Desiree begeistert uns mit ihrem gelenkigen Körper und einer traumhaften Kür zu Klaviermusik. Die junge Dame mit den langen dunklen Haaren verbindet Handstandakrobatik mit Kontorsion. Immer wieder effektvoll ist der Schuss auf einen Luftballon mit Pfeil und Bogen. Das aber im Handstand und mit den Füßen versteht sich. Den blonden Kontrast dazu setzt Helena Polach. Hier heißt es „Tempo, Tempo, Tempo“. Die lebhafte Jongleuse aus Tschechien lässt Fußbälle präzise und schnell durch die Luft fliegen. Bis zu fünf davon beherrscht sie gleichzeitig. Der Film „Burlesque“ stand Pate für die Tüchernummer, die Polach gemeinsam mit Partner Michael Olivares zeigt. Dieser singt dazu sogar live Titel aus dem Soundtrack. Somit folgen ihre wunderbare Akrobatik in der Luft und die Szenen am Boden einer verrucht-erotischen Grundstimmung, die diese beiden attraktiven Artisten überzeugend transportieren.


Dennis Sperlich, Duo Ortiz

Der Titel „Skyfall“ erklingt, wenn James Bond die Szenerie betritt. Hier wird er gekonnt von Dennis Sperlich gespielt. Stilecht in dunklem Anzug und Fliege geht der Agent seiner Majestät auf Verbrecherjagd. Unterstützt wird er dabei von gleich vier Bond-Girls. Den Damen des Balletts nämlich. Unter Einsatz einer Lasershow und von Feuersäulen zeigt er Balancen auf bis zu sieben übereinander gestapelten Stühlen. Variantenreiche Handstände auf einem Stuhl, der auf drei Flaschen ruht, schließen sich an. Für mindestens genauso viel Nervenkitzel sorgt das Duo Ortiz. Vor der Pause erklimmen die Kolumbianer das Hochseil. Dort springen sie Seil, laufen im Zwei-Mann-Hoch oder überspringen sich gegenseitig. Am Ende der Vorstellung lassen sie uns bei waghalsigen Touren auf dem Todesrad mitfiebern. Immer höher werden die Sprünge, die der auf der Außenseite laufende Artist wagt.


Marcel Krämer, Vlad Olandar

Absolut geglückt ist ebenfalls die Auswahl der Tiernummern. Zu Beginn überzeugt Marcel Krämer mit einer Freiheit von sechs Eseln. Die Darbietung steht einer guten Pferdedressur in nichts nach. Anspruchsvolle Figuren meistern die gepflegten Tiere, ohne ihre sprichwörtliche Sturheit auszuspielen. Ein Westernpferd rundet diese Darbietung ab. Marcel Krämer kommt auf ihm hereingeritten und dreht auf seinem Rücken stehend Lassos. Die Esel ziehen währenddessen seelenruhig ihre Runden. Das Pferd ist auch bei der Vorführung von vier eindrucksvollen Bisons dabei. Diese arbeiten ebenfalls eine Freiheitsdressur, die Staunen lässt. Schon das bloße Erscheinen dieser mächtigen Rinder in der Manege sorgt für Ahs und Ohs. Doch damit begnügt sich Krämer nicht. Er hat ihnen bemerkenswerte Kunststücke beigebracht, die sie sicher zeigen. Auf leisen Pfoten kommen die herrlichen weißen Katzen von Vlad Olandar daher. Er lässt sie klettern, springen und balancieren. Dabei bringt er selbst artistische Fähigkeiten ein. Das Ganze wird flott präsentiert. Ein sehr professioneller Auftritt.


Massimilliano Sblattero

Für einen Überraschungseffekt sorgt Salvatore Sambito. Mit Hilfe einer Rampe springt er mit einem Motorrad vom Zuschauereingang in die Manege. Das ist natürlich nicht annähernd so spektakulär wie die Freefighter bei Flic Flac, setzt aber einen ungewöhnliche Akzent. Als witzig parlierender Mexikaner produziert sich Massimilliano Sblattero. Ein unschuldiger Zuschauer steht am Brett, wenn Sblattero die Messer durch die Luft fliegen lässt. Natürlich ist alles nur Spaß, und das Publikum hat am Ende genauso viel zu lachen wie der mutige Herr aus der Loge. Massimilliano Sblattero verdanken wir zudem die ausgesprochen gelungene Regie der gesamten Show. Zuletzt noch erwähnt sei Amanda Abdula. Die Schwiegertochter von Michael und Andrea Sperlich gibt eine gekonnte Madame Loyal ab und führt uns charmant durch das Programm. Das Finale leiten eine Dame des Balletts und Michael Olivares singend ein. „White Christmas“ heißt es zunächst, wenn die Artisten im „Schneetreiben“ hereinkommen. Bald darauf wird es ausgelassener. Mit einer tollen Choreographie verabschiedet sich das Ensemble von uns.

„Alles richtig gemacht“ - das kann man der Familie Sperlich mit bestem Gewissen bescheinigen. Eine herrliche Show versetzt uns zwei Tage vor dem Heiligen Abend in beste Weihnachtsstimmung und verwöhnt uns gleichzeitig mit hochwertiger Circusunterhaltung. Programmlänge, Regie, Zusammenstellung und die Zwischenspiele stimmen einfach. Eine wunderbare Produktion, zu der man die Macher nur beglückwünschen kann.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch