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Salto Natale 2016 - "Luna"
www.saltonatale.ch ; 119 Showfotos

Zürich-Kloten, 19. November 2016: Auf eine Reise zum Mond entführen uns in dieser Saison die Macher von Salto Natale. „Luna“ lautet das Motto der neuen Show von Gregory und Rolf Knie. Tatsächlich erwartet uns einer der stringenter durchgehaltenen Versuche, ein Motto nicht nur auszurufen. Hier wird es mit Inhalt gefüllt und vergleichsweise konsequent eine durchgehende Geschichte erzählt. Gleichwohl bleibt auch diese Produktion in ihrer Grundstruktur ein Nummernprogramm. Die einzelnen Darbietungen werden durch die Rahmenhandlung zusammengehalten.

Zu Beginn stimmt ein Erzähler aus dem Off auf die Geschichte ein – die Mission zum Mond mit der „Luna Air“. Vor einer Mond-Kulisse singt Patric Scott die „Sounds of Silence“. Dazu zelebriert das Ballett ein Schattenspiel. Wenig später steht es mit dem gesamten Artistenensemble zum Opening auf der Bühne. Stets wird bei Salto Natale auf die Verpflichtung einer möglichst bekannten Sängerin oder eines Sängers großen Wert gelegt. Nach Teenieschwarm Luca Hänni oder der Miss Schweiz Linda Fäh wurde nun mit dem Musicaldarsteller Scott erstmals, seit wir Salto Natale besuchen, das Gesicht der Show im Folgejahr nochmals verpflichtet. Der Schweizer war hier bereits 2015 zu erleben. Er dürfte also hervorragend angekommen sein.


Mooky mit Zuschauer, Patric Scott, Julien Cotterau 

Die Geschichte von der Mondreise zu erzählen ist vorrangig die Aufgabe des Pantomimen Julien Cottereau. Neben kleineren Auftritten ist er in beiden Programmteilen mit jeweils einer großen Szene mit Publikumsbeteiligung zu sehen. In der ersten Hälfte müssen fünf Zuschauer – Frauen, Männer und ein Kind – verschiedene absurde Bewegungen ausführen. Wie sie dabei in einer Reihe stehen, sollen sie die rotierenden Teile des Raumschiff-Motors darstellen. Im zweiten Programmteil genügt Cottereau ein einziger Mitspieler. Gemeinsam mit diesem rettet er eine Katze. Sie hat das Raumschiff verlassen und schwebt im All. Beide Szenen haben gemeinsam, dass sie in aller Ausführlichkeit zelebriert werden und einige Zeit benötigen, um in Gang zu kommen. Uns dauert dies alles deutlich zu lang, doch das Publikum im voll besetzten Chapiteau zeigt sich begeistert. Viel besser gefällt uns die zweite Komikerin Mooky. An mehreren Stellen versucht die Kanadierin, sich ins Geschehen einzuschleichen und Teil der Show zu werden. Und kurz vor dem Finale gelingt ihr dies natürlich: Mooky präsentiert sich als große Schauspielerin, die gemeinsam mit ihrem Partner aus dem Publikum eine Liebesgeschichte auf die Bühne bringt. Der Mitspieler muss seine Textpassagen von allen möglichen Stellen ihres Körpers ablesen. Dort sind entsprechende Schilder und Zettel angebracht. Das ist originell und lässt die Zuschauer herzlich lachen. Auch der Mitspieler hat seine helle Freude.


Eddy Carello, Paul Chen, Svyatoslav Rasshivkin 

Als jugendlicher Begleiter des Raumfahrers Julien agiert der 17-jährige Svyatoslav Rasshivkin. Natürlich ist er ebenso mit seiner bekannten Arbeit an den Strapaten zu erleben, die nicht nur allerlei Drehungen und Wendungen, sondern beispielsweise auch einen freihändigen Spagat beinhaltet. Großer Applaus ist ihm gewiss; der Song „Young Boy“ liefert die passende Untermalung. So wie überhaupt stimmungsvolle und mitreißende, moderne Sounds ein großes Anliegen der Produzenten von Salto Natale sind. Musikdirektorin Giorgina Hauser wählt für sämtliche Darbietungen neue Klänge aus, die dann von der neunköpfigen, hochprofessionellen Showband live gespielt werden. In aller Regel beweist sie hier ein gutes Händchen. Nur eines wird ihr Geheimnis bleiben: Warum nur muss Eddy Carello seine Jonglagen zur Filmmusik von „Fluch der Karibik“ arbeiten, die noch dazu vom Band kommt? Zumal sein „Blues Brothers“-Kostüm unverändert bleibt. Bestens bekannt ist, wie er eine Gitarre auf Devilsticks tanzen und Bälle gegen den Boden und ein Schlagzeug fliegen lässt. Mit Paul Chen ist ein Künstler zu erleben, der vor zehn Jahren seinen Abschluss an der Berliner Artistenschule gemacht hat. Er gehört zu den etabliertesten Absolventen dieser Einrichtung. Für seine Einradshow hat er ein interessantes Requisit konstruiert. Zwei hohe Postamente sind hier mit einer schmalen Brücke verbunden, darunter steht ein Trampolin. Auch eine Treppe darf natürlich nicht fehlen. Auf den Pedalen stehend, springt Paul Chen die Treppe hinauf, auf dem Reifen stehend hinunter. Die Brücke wird überwunden, während er bäuchlings auf dem Einrad-Sattel liegt. Dabei bewegt er den Sattel mit den Händen. Begeisternd sind auch die Sprünge vom Postament aufs Trampolin und zurück – und direkt von Postament zu Postament.

 
Evgeny Slepukhin, Truppe Wuhan, Duo Rose

Auf dem Schlappseil balanciert Evgeny Slepukhin, wobei er unserem Eindruck nach nicht der stärkste Vertreter dieses Genres ist. So hält er sich beim Kopfstand mit einer Hand am Seil. Äußerst originell dagegen sein Abschluss: Oberhalb des Schlappseils hängen noch vier schlaffe Seile. Jeweils mit einer Hand und einem Fuß hält er sich an jedem Seil und dreht sich so mehrfach um die eigene Achse. Während es in diesem „Circus der anderen Art“ noch niemals Tiere zu sehen gab, waren große Truppe bisher ein Kennzeichen jeder Salto Natale-Show. Allein im vergangenen Jahr gab es zwei Formationen mit zwölf bzw. acht Artisten aus China und Nordkorea. Heuer ist neben Solisten und Duos lediglich ein chinesisches Quintett der Truppe Wuhan vertreten. Sie haben sich den Genres Kopf-auf-Kopf und Kopfsprünge verschrieben. So springt einer der Artisten in der Art ikarischer Spiele auf dem Kopf über die ausgestreckten Beine seiner Partner. Kurz darauf geht es in Kopfsprüngen eine Treppe mit acht Stufen hinauf, die von den Partnern gehalten wird. Mir persönlich bereitet dieses Genre aufgrund der extremen körperlichen Belastung für die Artisten stets ein gewisses Unbehagen. Immerhin sind hier keine Kinder vertreten, das ist schon löblich. Mit drei artistischen Darbietungen, neben Ballett und Comedy, kommt der zweite Programmteil aus. Hoch anspruchsvolle Figuren und viel Romantik kombiniert das Duo Rose, Sylvia Friedmann und Samuel Sion, am Trapez.


Yulia Rasshivkina, Ballett

Auf Romantik wird heuer auch bei dem achtköpfigen Ballett gesetzt. Die jeweils vier gut aussehenden Damen und Herren sind in beiden Programmteilen jeweils mit einem größeren Auftritt zu sehen, bei dem Sinnlichkeit und Paarbezug, auch mit vielen Hebefiguren, im Vordergrund stehen. In geschmackvollen, leicht historisierenden Kostümen wird hochklassig getanzt. Hinzu kommen diverse kürzere Einsätze der Companie. Tänzerisch geht es natürlich auch bei der Hula Hoop-Artistik von Yulia Rasshivkina zu. Andere mögen anspruchsvollere Tricks beherrschen, doch mit ihrem hervorragenden Aussehen und ihrer überwältigenden Ausstrahlung reißt diese Künstlerin jedes Publikum mit. Bei Salto Natale ist es nicht anders, der Jubel ist groß. Richtig stark, sowohl im Können als auch im Verkauf, ist das Duo Vanegas auf dem Todesrad. Der Salto auf der Außenseite des rotierenden Rades bildet den fulminanten Abschluss seines Repertoires.

Zum Ende der Show findet Raumfahrer Julien Cotterau in Komikerin Mooky auch noch seine „Frau im Mond“, so dass für einen runden Abschluss und ein Happy End gesorgt ist. Der Beifall im ausgiebig zelebrierten Finale ist reichlich, und Gregory Knie verabschiedet persönlich sein Publikum. Auch wir verlassen das Chapiteau trotz einiger Kritikpunkte letztlich insgesamt zufrieden und gut gestimmt.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber