Alles
scheint noch ein wenig glanzvoller als in den Jahren zuvor, das
Programm noch ein Stück stärker. Die Inszenierung ist aus einem Guss,
wie ein wunderbarer Traum, der einen vollends gefangen nimmt.

Finale von "Celebrate"
Herrlich
sind die Auftritte der Conelli Dancers. Die sechs bildhübschen
Tänzerinnen erleben wir immer wieder. Beim Opening, zwischen den
Nummern und beim Finale. Ihre Auftritte zeigen, dass hier echte Profis
am Werk sind. Verantwortlich für die Choreographien ist Cindy
Gasser-Lee. Die Kostüme sind wie immer traumhaft. Oftmals wird das
Ballett von Evan Andrews begleitet. Der US-amerikanische Sänger ist zum
vierten Mal als Singing Ringmaster dabei. Er hat eine wunderbare Stimme
und eine angenehme Präsenz. „Ballerina Girl“ und „I'm only human“ sind
zwei der Stücke, die er in der Show intoniert. Typisch für das
eingängige, wohlbekannte Repertoire. Jeremy Gasser wird mit seiner
E-Gitarre Teil von zwei der großen Bilder. Herzstück des musikalischen
Genusses ist aber die Big Band von Alex Maliszewski. Welch ein
Vergnügen, so ein großes Ensemble erleben zu dürfen. Die Musikerinnen
und Musiker sorgen für ein einzigartiges Klangvergnügen unter dem
kompakten Chapiteau. Auf gleichem Niveau bewegt sich das Lichtdesign –
einfach fantastisch. Die verschwenderisch ausgestattete Lichtanlage
wird genial eingesetzt. Oftmals werden mit Nebelschwaden in der Manege
zusätzliche Effekte erzeugt. Der Clou ist ein großer Zylinder, der aus
der Kuppel herabgelassen wird. Auf ihn werden grafische Elemente
projiziert.

Fritzi, Roli und Gaston
Der
Rahmen genügt also höchsten Ansprüchen, das Programm erfüllt sie
ebenfalls auf das allerbeste. Schon länger bei Conelli engagiert sind
Gaston und Roli. Seit letzter Saison werden die Clowns wieder von Fritzi
(Gasser) unterstützt. Jetzt bilden sie quasi ein klassisches Clownstrio
in individueller Aufmachung. Roli gibt den (vermeintlich) klugen Part,
Gaston und Fritzi sind die Auguste. Wortwitz, eine unglaubliche Mimik,
perfektes Timing und hinreißende Sketche garantieren herzhaftes Lachen.
Für mich sind ihre Auftritte in der aktuellen Produktion noch ein gutes
Stück lustiger als bislang. Das geht schon vor dem Opening los. Roli
und Fritzi steuern mit einer Fernbedienung den geschmückten
Weihnachtsbaum. Der lässt sich in alle möglichen Richtungen bewegen.
Gaston hängt derweil in der Tanne und legt einen beherzten Rodeo-Ritt
hin. Von ihren zahlreichen weiteren Auftritten sei hier noch die
Filmszene herausgegriffen. Unter der Regie von Roli sollen Gaston und
Fritzi in einem Al Capone-Film mimen. Das hat natürlich seine Tücken
und bringt den Regisseur an den Rande eines Nervenzusammenbruchs.
Grandios sind Gastons Abstürze ins Kellergeschoss der Bar, welche den
Filmset bildet.
  
Maxim Popazov, Dmitry Chernov, Maria Sarach-Popazova
Gleich
als erste Darbietung darf Maxim Popazov die Geburtstagstorte
überbringen. Seine einzigartigen Stuhlbalancen zeigt der Russe aktuell
hauptsächlich in Las Vergas. Die Requisiten wirken wie Antiquitäten, was
der Nummer eine besondere Optik gibt. Zunächst arbeitet er auf zwei
Stühlen variantenreich Handstände. Dann geht es immer höher hinaus. Mit
einem Turm aus vier Stühlen vollführt er eine Drehung um 360 Grad. Noch
mehr Etagen hat das Endprodukt seiner Stapelei, auf dem er einen
Handstand vollführt. Dämonisch kommt Dmitry Chernov daher. „Shaman“
lautet der Titel seiner Jonglagen mit großen weißen Bällen. In seiner
ausdrucks- und leistungsstarken Choreographie treibt er das Spiel mit
den Bällen zur Perfektion. Sieben davon hält er am Ende gleichzeitig in
der Luft. Eingeleitet von den Conelli Dancers zelebriert Maria
Sarach-Popazova ihre Equilibristiknummer an einem gewundenen Requisit. Zunächst verwöhnt uns die
hübsche junge Dame mit anspruchsvollen Handstandvariationen. Der
Höhepunkt ist erreicht, wenn sie ihren Körper nur mit den Zähnen im
Gleichgewicht hält und ihn dabei weit nach hinten verbiegt.
  
Duo Turkeiev, Iryna Pitsur, Enkhee Boys & Girls
Das
Duo Turkeiev kennen wir von seinen Auftritten bei Flic Flac. Inzwischen
tritt Dmytro Turkeiev gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Iuliia Galenchyk auf. An den
Strapaten zeigen sie eine wunderschöne Kür. Einen Traum in der Luft und
am Boden, der mit starken Tricks gespickt ist. Die mit Bühnennebel
gefüllte Manege lässt sie scheinbar in den Wolken landen. Iryna Pitsur
haben wir vor vielen Jahren bei Roncalli gesehen. Nach wie vor
jongliert sie in ihrem von Rosen durchbohrten Kostüm mit großen Reifen.
Diese Jonglagen verbindet sie mit Kontorsion. Auch dieser Auftritt ist
ein Genuss aus einem Guss. Kurzfristig ins Programm genommen wurde
Norbert Ferré. Der französische Magier mischt Kartentricks mit
komischen Conferencen. Wirklich begeistern kann er nur bei der
originellen Illusion, die den Rahmen seines Auftritts bildet. Mit einer
Truppe geht es in die Pause. Die Enkhee Boys & Girls präsentieren
Schleuderbrett-Akrobatik in der Folklore ihrer mongolischen Heimat. Bei
den meterhohen Flügen hat man manchmal fast Bedenken, dass das
Chapiteau zu niedrig ist. Die Sprünge werden auf Menschentürmen, einer
Matte und am Ende sogar auf einem Sessel gelandet. Letzterer ruht auf
einem Turm mit zwei Artisten und zwei Perchestangen. Dank der Longe
gelingt auch dieses Kunststück.
  
Alain Alegria, Mongolian Unicycle Troupe, Duo A&A
Vier
artistische Nummern gibt es im zweiten Teil. Die Conelli Dancers
geleiten Alain Alegria an das Washington-Trapez. Der mexikanische
Hasardeur spielt mit den Nerven der Zuschauer. Er balanciert zunächst
auf dem ruhenden, danach auf dem schwingenden Trapez. Es braucht einen
außergewöhnlichen Gleichgewichtssinn, um auf der Trapezstange kniend
ein kleines Tuch mit dem Mund aufzunehmen. Alegria meistert diese
Herausforderung spielend. Die Metallschüsseln fliegen bei der Mongolian
Unicycle Troupe. Dabei ist das mongolische Quintett auf hohen Einrädern
unterwegs. In traditionellen Kostümen werfen sich die Artistinnen mit
den Füßen gegenseitig kleine Schalen zu. Gefangen werden diese mit dem
Kopf. Sind die Mongolinnen immer in Bewegung, geht es beim Duo A&A
ruhig zu. Kraftvoll und im Zeitlupentempo balanciert Anton Makukhin
seinen Partner Adam Vasquez auf Händen, Füßen und dem Nacken. Vasquez
macht bei verschiedenen Handständen eine glänzende Figur. Das tun die
beiden muskulösen Artisten ohnehin. Insbesondere die Zuschauerinnen
dürften ihre wahre Freude dabei haben. Eine wunderschöne Idee ist es,
Sandmalerin Kelly Huesca an das Ende der Spielfolge zu stellen. Sie
zaubert weihnachtliche Motive, die auf den aus der Kuppel
herabhängenden Stoffzylinder projiziert werden. Mit ihren flüchtigen
Kunstwerken stimmt sie sehr besinnlich auf die bevorstehenden Advents-
und Weihnachtstage ein. Die Atmosphäre wird am Beginn des Finales
aufgenommen. Alle Mitwirkenden haben Wunderkerzen in der Hand. Es wird
ein langer, stimmungsvoller Abschied, ein wahrer Rausch. Erst wenn Evan
Andrews, Roli und Gaston gemeinsam die Manege verlassen, ist wirklich
Schluss. |