Wir
haben uns in diesem Jahr für Letzteres entschieden. Dafür müssen wir
auf Handstand-Star Encho Keryazov und die Hohe Schule von Regina
Bouglione verzichten. Alle anderen Elemente dieser einzigartigen
Produktionen der „Könige des Circus“ sind aber dabei. Die ausgesucht
hübschen Salto Dancers tanzen auch am Morgen höchst elegant in ihren
prächtigen Kostümen. Das Orchester auf dem edlen Artisteneingang
spielt ganz fantastisch. Die Musiker um Pierre Nouveau sind an solchen
Tagen wahrlich nicht zu beneiden. Dieser Einsatz erfordert Kondition.
Das Lichtdesign ist wahrhaft feudal, ja verschwenderisch. Musik und
Licht sorgen für einen wahren Rausch. Michel Palmer ist der elegante
Monsieur Loyal, der den klassischen Sprechstallmeister gibt. Ganz der
Tradition des Hauses verpflichtet. Oftmals wird er von Alberto Caroli
begleitet.
Michel Palmer, Max Weldy, Zsofia Komenda
Nach
der Begrüßung durch Ballett und Michel Palmer gehört der Raubtierkäfig
Manuel Farina und seinen großen Katzen. Aus seiner insgesamt
neunköpfigen Gruppe hat er drei Mähnenlöwen und einen Tiger mit nach
Paris gebracht. Mit ihnen zeigt der italienische Dompteur eine schöne
Trickfolge. Allerdings ist diese nicht mit Farinas kompletter Nummer zu
vergleichen. Der Käfigabbau wird als Rekordleistung der Pistenboys
verkauft. Auf einer Anzeige über dem Orchester misst eine Stoppuhr die
Dauer. Michel Palmer moderiert den Wettkampf gegen die Zeit. Ein großes
Trampolin im Stile eines Schwimmbeckens und ein Sprungturm sind die
Requisiten, mit denen Max Weldy für Heiterkeit sorgt. Seine Eskapaden
beginnt er im Straßenanzug und beendet sie im historischen Badeoutfit.
Dazwischen gibt es mehr oder weniger elegante Sprünge auf dem Trampolin
und rasante Touren am Sprungturm. Eleganz und Sinnlichkeit pur bietet
hingegen die Kür von Zsofia Komenda. Die hübsche junge Dame arbeitet
ihre Akrobatik am Mast in der Luft. Das lässt spannende Kunststücke zu,
die teilweise aus der Artistik am Pole und teilweise aus der am
Vertikalseil kommen. Eine reizvolle Symbiose also, die Komemda
hinreißend präsentiert. Traumhafte Lichteffekte machen den Genuss
komplett.
Familie Donnert, Robin Valencia, Günter Sacckmann
In
neuer Besetzung erleben wir die Familie Donnert. Drei Damen und drei
Herren bilden aktuell die Reitertruppe. Mit viel ungarischem
Temperament riskieren die Brüder und ihre Partnerinnen gewagte Sprünge.
Höhepunkt ist der Salto von Pferd zu Pferd. Eine sympathische
Präsentation und wunderbare Kostüme runden diese Darbietung ab. Nur
einen Augenblick dauert der eigentliche Auftritt von Robin Valencia.
Mit einem lauten Knall wird die mutige Artistin von einer Kanone auf
ein Luftkissen vor der Gardine geschossen. Diese „menschliche
Kanonenkugel“ wird allerdings groß zelebriert. Minutiös wird alles
vorbereitet, damit der Flug ein erfolgreicher wird. Das Experiment
gelingt an diesem Morgen einwandfrei. Danach haben wir uns eine Pause
verdient. Diese wird von einem kleinen „Zwischenfinale“ eingeleitet, an
dem die Salto Dancers und einige der Artisten teilnehmen. Kurz darauf
sitzen sie in der Restauration und erfüllen die Autogrammwünsche des
Publikums. Zu Teil zwei begrüßt uns ein Circusdirektor aus dem
Bilderbuch in Frack und Zylinder. Seine große Sensation fällt
allerdings recht klein aus. Wir reden hier allerdings wirklich nur über
die Körpergröße seiner Manegenpartner. Denn die Ratten von Günter
Sacckmann sind große Künstler. Viele von ihnen stellt er uns namentlich
vor. Die Nager balancieren, springen und rutschen mit großer Freude.
Dank etwas Magie erleben wir zum Schluss Nutrias, die großen Verwandten
der Ratten.
Duo Garibaldi Raluy, Pierre Marchand, Navas Brothers
Ein
rein weibliches Ikarier-Duo ist eine Rarität. Möglicherweise sogar
einzigartig. Die Schwestern Garibaldi Raluy konnten wir im vergangenen
Winter im Cirque de Noel von Christiane Bouglione erleben. Damals mit
zwei Nummern. Nun bringen Kimberley und Jilian ihre Jonglagen mit
Meteoren als Einleitung zu den ikarischen Spielen. Variantenreich sind
die Sprünge, die eine der Schwestern zeigt, während die andere den
Schwung gibt und sie sicher wieder auffängt. Diabolos schickt Pierre
Marchand auf die Reise. Bis zu drei davon hält er gleichzeitig in der
Luft. Auch beim Spiel mit einem oder zwei Diabolos bietet der
sympathische Franzose eine perfekte Show. Das Publikum lässt sich von
seiner Energie auch am Morgen schon enorm mitreißen. Die perfekt live
gespielte Begleitmusik macht den Genuss rund. Mit dem Salto auf dem
Todesrad beenden die Navas Brothers ihre Darbietung und setzen damit den
furiosen Schlusspunkt vor dem Finale. Bei ihren gefährlichen
Touren beweisen die Brüder viel südamerikanisches Temperament.
Dieser Schwung bildet eine herrliche Basis für das Finale,
welches wieder groß zelebriert wird.
Rob Torres
Die
endgültige Abschiedsszene gehört Rob Torres. Der so unschuldig
daherkommende Clown aus den USA ist mehrfach in der Show vertreten. Er
hat es immer wieder faustdick hinter den Ohren. Bei seinem Spiel mit
Metallbechern darf eine Zuschauerin helfen, wann immer Torres
sich verletzt hat. Egal, welcher Körperteil gerade von den Blessuren
betroffen ist. Beim Experiment mit einer Kugel, die er sich mittels
Mausefalle auf den Kopf katapultieren lässt, muss ein Zuschauer für den
musikalischen Support sorgen. Nie ist ihm jemand böse. Dafür ist der
Mann im blau-gelben Anzug einfach zu liebenswürdig. |