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Flic Flac X-Mas Show Dortmund 2017/18
www.flicflac.de ; 100 Showfotos

Dortmund, 3. Januar 2018: Bei seiner Weihnachtsshow in Dortmund stellt Flic Flac die großen Highlights des Programms an den Anfang und an den Schluss. Los geht es ganz stark mit der Motorradkugel. Sie ist auch ganz stark in Szene gesetzt. Zunächst erscheint Jason Brügger aus der Dunkelheit. Er schwebt mit seinen Engelsflügeln aus der Kuppel zum Boden, und zwar im Flitterregen an Strapaten. Eine Stimme aus dem Off erklärt, wie die Artisten der Produktion in einer Zeit der Kälte nach Wärme suchen. Die Kugel wird hereingerollt. Als ihr Tor sich öffnet, sprudelt das Ensemble geradezu aus dem Requisit heraus.

Nach diesem schönen Opening geht es richtig los. Erst drei, später fünf Fahrer der Pinillo Motor Riders rasen auf sich kreuzenden Bahnen durch die Kugel. Und dann öffnet sich der Bühnenvorgang; weitere Hasardeure entern die Szenerie. Die Stimme aus dem Off zählt mit. Ja, es sind nun zehn Fahrer, die gemeinsam ihre Touren im runden Stahlgitterkäfig drehen. Riesiger Jubel unter dem komplett ausverkauften Chapiteau.


Pinillo Motor Riders, Jason Brügger, Cotton McAloon

Von der Spitze der Kugel aus startet Jason Brügger zu seiner eigentlichen Nummer. Nunmehr ohne Flügel, sondern in löchrigen Jeans und T-Shirt arbeitet er seine Strapatennummer. In großer Höhe wickelt er sich an den langen Bändern weiter hinauf oder dreht kraftvolle Überschläge. „Run Boy Run“ liefert die Begleitmusik. Mit einem Abfaller in die Dunkelheit endet sein Auftritt; er verschwindet ohne Gelegenheit zum Kompliment. Das ist eine der Besonderheiten der Flic Flac-Regie, nicht nur in Dortmund, sondern eher generell: Bei den artistischen Nummern muss es Schlag auf Schlag gehen bis hin zur Atemlosigkeit. Zeit lässt man sich dagegen bei der Comedy. Und so darf Cotton McAloon in zwei Auftritten im ersten Programmteil ausgiebig plaudern. Er tut das in einer charmant-witzigen Mischung aus Deutsch und Englisch mit französischem Akzent, sehr zum Vergnügen des Publikums. Im ersten Auftritt jongliert er mit Bällen und Keulen, im zweiten lässt er ein Jo-Jo fliegen. Dass dies nun gerade die Pausennummer ist, nach dem Start mit der Motorradkugel, lässt die Spannungskurve in der ersten Hälfte etwas sinken.


Barto, Nikolai Kuntz 

Dem Humor wird in dieser Show auch dadurch viel Platz gegeben, dass es noch einem zweiten Comedian gibt. Einen, der zusätzlich über enormes artistisches Können verfügt. Barto zwängt sich in der ersten Programmhälfte durch einen metallenen Kleiderbügel. In der zweiten klappt er seinen Körper so zusammen, dass er in eine enge Röhre passt. Und dies alles so unbekümmert, dass man herzlich darüber lachen kann. Nochmal kehrt er wieder, um sich einen Gummihandschuh über den Kopf zu ziehen und dann aufzublasen. Auch dieses Kunststück gelingt ihm spielend. Mit zwei Darbietungen trägt Nikolai Kuntz zu dieser Hitparade toller Nummern bei. Er fasziniert nicht nur mit seiner Persönlichkeit, die bis in die letzte Reihe und jeden Teil des Chapiteaus strahlt. Vielmehr ist er auch ein hervorragender Artist, egal ob er nun drei Diabolos fliegen lässt – oder selber fliegt. Am Schwungtrapez begeistert er restlos mit einer furiosen, derzeit wohl konkurrenzlosen Abfolge von schwierigen Salti und Abfallern.

 
Rhythmn of three hearts, Laura Miller, I Team 

Mit außergewöhnlichen Figuren der Partnerakrobatik und Handvoltigen bringt das Trio „Rhythmn of three Hearts“ eine durchaus starke Nummer nach Dortmund. Der Gesamteindruck wird jedoch dadurch getrübt, dass die Fliegerin zwei Köpfe kleiner als ihre Partnerinnen und offenbar auch erheblich jünger ist. Einen temperamentvollen Tanz der Lüfte zelebriert Laura Miller am Luftring, praktisch direkt unter dem Zeltdach. Mehrmals jedoch geht es Richtung Boden. Und zwar immer dann, wenn Miller in ein großes, gläsernes Wasserbassin eintaucht und bald Tröpfchen sprühend wieder in die Höhe steigt. Ein beherzter Sprung ins Becken, aus dessen Umrandung Feuersäulen aufsteigen, liefert den effektvollen Abschluss. Der zweite Programmteil beginnt mit einer Nummer am doppelten Trampolin mit Plexiglas-Haus dazwischen. „I Team“ nennt sich die sechsköpfige Formation, die mit ihren Sprüngen und Salti für Stimmung sorgt.


Paul Mattheß, Holy Warriors, Duo Pavlov
 

Nicht am Vertilalkeil, sondern an einer schweren Kette zeigt das Duo Pavlov kraftvolle Akrobatik. Zum einen wagt Nikita Pavlov an dem Requisit kraftvolle Salti und Abfaller, nach denen er sich wieder an der Kette fängt. Natürlich mit Lederhandschuhen. Zum anderen ermöglicht eine Schlaufe es, kopfüber an der Kette zu hängen und zu zweit interessante Haltefiguren zu demonstrieren. Auch Partnerin Alexandra übernimmt hier zeitweise die tragende Rolle. Für seine Einradshow hat Paul Mattheß ein interessantes Requisit konstruiert. Zwei hohe Postamente sind hier mit einer schmalen Brücke verbunden, darunter steht ein Trampolin. Auch eine Treppe darf natürlich nicht fehlen. Auf den Pedalen stehend, springt Paul Mattheß die Treppe hinauf, auf dem Reifen stehend hinunter. Die Brücke wird überwunden, während er bäuchlings auf dem Einrad-Sattel liegt. Dabei bewegt er den Sattel mit den Händen. Begeisternd sind auch die Sprünge vom Postament aufs Trampolin und zurück – und direkt von Postament zu Postament. Das zweite große Highlight der Show ist wie gesagt die Schlussnummer. Konkret das Reifenspringen der „Holy Warriors“. Die große, rein männliche Truppe aus Peking präsentiert sich dabei in strenger Choreographie als Krieger. Der besondere Clou ist, dass die elektronisch gesteuerten Reifen ständig ihre Position verändern, so dass die Akrobaten vor immer neuen Sprungvariationen stehen, teilweise über- und untereinander her springen müssen. Traditioneller Abschluss sind Sprünge durch immer höher werdende Reifentürme. Als Höhepunkt wird gar ein Reifenturm in einer Höhe von mehr als drei Metern überwunden.

Flic Flac bietet in Dortmund eine Weihnachtsshow von gewohnt hohem Standard. Einige Weihnachtscircusse in Deutschland fielen in diesem Winter durch „Überlänge“ auf. Hier sollte die Show mit ihrer Gesamtspieldauer von gut zwei Stunden kürzer nicht sein, hätte auch noch eine zusätzliche artistische Nummer vertragen. Die Begeisterung des Publikums entlädt sich zum Abschluss in geschlossenen Standing Ovations.

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Text: Markus Moll; Fotos: Stefan Gierisch (7), Tobias Erber (6)