Dabei wird die Zusammenarbeit
mit Anett Simmen fortgesetzt. „Was wäre die Welt ohne Farben?“,
ist die Kernfrage, der das Ensemble hier nachspürt. Das Moderatorenduo
Carmen Leyseck und Pascal Maatz erzählt zum Beginn der Show von
einem Albtraum, in dem die ganze Welt grau ist. Reif und unreif
lassen sich nicht mehr unterscheiden, Gefahren nicht erkennen.
Erwacht aus dem Traum, stellen die Moderatoren die Bedeutung der
Farben vor. Dazu liest Professor Higgins Colorix – als Stimme
aus dem Off – aus dem „Magischen Buch der Farben“. Vor jeder
Darbietung wird die Bedeutung einer Farbe erklärt. Die folgende
Nummer ist – mal mehr, mal weniger – entsprechend gestaltet oder
passend zu diesem Farb-Motto ausgewählt. Auch die Aufgabe des
vierköpfigen Balletts ist es, die Geschichten über die
verschiedenen Farben in Bildern zu zeigen. Es wurde "hausintern"
besetzt. So wirkt unter anderem Stephanie Probst darin mit. Die Reise vom grauen
Albtraum in die kolorierte Welt beginnt schließlich mit einem
kleinen Charivari, in dem alle Artisten bunte Luftballons
schwenken.
Pascal Maatz und Carmen
Leyseck, Roxana und John Leyseck
Dann ist die Manege frei für
Romina Casselly. Bis zu fünf Hula-Hoop-Reifen lässt sie um Arme,
Beine und Körper kreisen, auf charmante Weise und mit
gewinnender Art. Besonders effektvoll sieht das aus, wenn die
fluoreszierenden Requisiten im Dunkeln leuchten. Noch viel mehr
Reifen bekommt sie zum Abschluss von ihrem Bruder Alfons zugeworfen. Sie fängt
sie sicher und lässt sie gekonnt um sich rotieren. Über eine
geheimnisvolle „Truhe zum Sammeln der Farben“ führt die Reise
weiter in einen Traum aus 1001 Nacht. Mit Feuerspielen,
Tänzerinnen und im Kreis geführten Kamelen wird die passende
Atmosphäre geschaffen. Dann spielen John und Roxana Leyseck die
Liebesgeschichte von Aladin und Jasmin. Das Mädchen, durch einen
bösen Zauber erstarrt, wird durch den „Kuss der wahren Liebe“
letztlich gerettet. Als wunderschönes Requisit kommt hier ein
„fliegender Teppich“ zum Einsatz. Dank einer Öffnung in der
Mitte lässt er sich als Haltestuhl nutzen. Die Geschwister
überraschen mit ansprechenden Voltigen und einem Handwirbel zum
Abschluss.
Alfons und Antonio
Casselly
Ein angenehmer, witziger,
kreativer Begleiter durch das Programm ist auch Clown Antonio
Casselly, in zwei Auftritten unterstützt durch seinen Bruder
Alfons. In der ersten Szene gibt Alfons den „Boxroboter“, dessen
Funktionsfähigkeit mithilfe eines Zuschauers überprüft wird.
Beim Picknick spielt Antonios frecher Hund ihm Streiche und
stibitzt immer wieder Herrchens leckere Würste. Auch seine
eigenen Varianten der „Amor“-Reprise mit einem Logengast und der
Autofahrt, nun gemeinsam mit einer Zuschauerin, hat Antonio im
Gepäck. Die prächtigen Papageien von Silvia und Giordano Medini
beherrschen klassische Tricks auf dem Tisch. Sie wippen, sausen
eine Rutschbahn hinter oder fahren Rollschuhe. Aber auch schöne
Freiflüge durchs weite Chapiteau sind zu erleben. Hierzu wird
vorab die Geschichte der Farbe blau erzählt, die sich im Himmel
und im Meer findet. Dazu gibt es einen Auftritt des Balletts in
schönen Revuekostümen. Erläuterungen zu gelb und grün, zu Sonne,
Regen und Natur sowie ein Tanz mit Regenschirmen leiten dagegen
die Antipodenspiele von Tamara Khurchudova ein. Diese sind mit
interessanten Leuchteffekten gestaltet. Die Artistin betritt die
Manege und trägt dabei eine Art Baldachin aus leuchtenden
LED-Schnüren über sich. An ihrem Kostüm blinken Lichter. Mit
einem Gurt lässt sie sich von der Trinka in die Höhe ziehen. Im Dunkeln
kreisen vier fluoreszierende Tücher auf ihren Händen und Füßen. Zum Abschluss wirbelt sie zwei Leuchtstäbe und einen
Leuchtteppich durch die Luft.
Dylan Medini, Alfons Casselly,
Truppe Khadikov
Auf äußerst sympathische
Weise und mit leichter Hand stellt Alfons Casselly einen
Achterzug gescheckte Ponys vor. Sicher laufen die Tiere ihre
erlernten Figuren. Es folgt die bis dahin stärkste artistische
Nummer des Programms. Dylan Medini stapelt in einer geradezu
klassischen Rola Rola-Nummer kräftig hoch. Auf einer Rolle und
einem Brett türmt er sieben Bänke oder später sechs stehende und
zwei liegende Zylinder aufeinander, um auf diesen fragilen
Konstruktionen kunstvoll zu balancieren. Das Programm steigert
sich weiter mit der herrlichen Pausennummer. Die Truppe Khadikov
begeistert hier auf ganzer Linie mit ihrer traditionellen
Dshigitenreiterei. Ganz viel Tempo, fiebernde Musik des
sechsköpfigen Orchesters unter der Leitung von Yuriy Rebenok und
natürlich das großartige reiterliche und akrobatische Können der
Truppenmitglieder vereinen sich zu einem idealen Ganzen. Vier
männliche Reiter und eine Reiterin jagen durch die Manege,
während sie rücklings auf Pferderücken liegen, in vollem Galopp
auf- und abspringen oder um den Bauch eines Pferdes klettern. Ein
mitreißender Abschluss dieser Hälfe.
Tamerlan Khadikov mit
Ballett, Duo Medini, Alexandru Voinescu
Insgesamt nehmen die
ausführlichen, gesprochenen Passagen zur Bedeutung der Farben
jedoch ein wenig den Schwung aus dem ersten Programmteil. Wie es
besser geht, demonstriert die Regie in der zweiten Hälfte
selbst. Hier sind die verbindenden Szenen knackiger, kürzer und
läuft die Show dadurch flotter und kompakter ab. Zunächst
entführt uns Tamerlan Khadikov mit seiner Hohen Schule nach
Spanien. Die Ballettdamen als Flamencotänzerinnen sorgen für das
notwendige Flair, der Reiter überzeugt mit anspruchsvollen
Lektionen sowie Pirouette und Steiger zu Pferd. Wenn wir von den
Geschwistern Medini und ihrem Rollschuh-Act sprechen, dann
meinen wir hier nicht die bestens bekannte Nummer aus dem Zirkus
Charles Knie. Nein, in diesem Fall sind es Asia und Dylan Medini,
die ein genretypisches Repertoire auf dem runden Podium zeigen.
Es reicht bis hin zum Genickhangwirbel. Zu den Highlights des
Programms gehört die sehr starke Handstandarbeit von Alexandru
Voinescu. Er baut nicht nur zwei Türme aus Klötzchen auf und
wieder ab, während er darauf Handstände drückt. Auch der
legendäre Klötzchen-Abfaller darf nicht fehlen.
Tamara Khurchudova, Stephanie Probst, Truppe Alexander
Ein wichtiger Bestandteil des
Gelsenkirchener Weihnachtscircus sind die hauseigenen
Tierdressuren. In 18 von bisher 21 Programmen war Stephanie
Probst vertreten. Heuer bringt sie im aufwendigen Kostüm mit prächtigem Kopfschmuck eine neu
zusammengestellte Exotendressur in die Manege. Jeweils drei
Dromedare und Kamele absolvieren eine ruhige Laufarbeit. Ein
Zebra läuft Achten um zwei Dromedare, und zum Abschluss
zeigen drei Lamas und ein Nandu ihr Sprungvermögen. Nochmals
spektakulär wird es bei den bestens bekannten Abfallern und
Pirouettesprüngen von Tamara Khurchudova am Schwungtrapez. Wie
schon der erste Programmteil endet auch der zweite mit einem
echten Highlight: Die Truppe Alexander entbrennt ein Feuerwerk
an Sprüngen und Salti vom Schleuderbrett bis zum
Vier-Personen-Hoch ohne und dem Fünf-Personen-Hoch mit Stange in
der Manege.
Im Finale taucht das Ensemble endgültig in ein Farbenmeer ein,
mit prächtigen Kostümen, einem Kranz aus bunten Bändern sowie
Flitterregen aus der Kuppel. |