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Heidelberger Weihnachtscircus 2017/18
www.heidelberger-weihnachtscircus.com

Heidelberg, 2. Januar 2018: Bisher waren die Weihnachts-Produktionen der Familie Henry Renz in Luxemburg und Heidelberg dem „Manege Renz“-Stil des 2013 eingestellten Reisebetriebs sehr ähnlich. In diesem Jahr ist alles anders. Einerseits wurde erstmals nur in Heidelberg gespielt, da auf dem Platz in Luxemburg zurzeit Bauarbeiten laufen. Andererseits ist das Programm so klassisch wie nie zuvor. Das hat mehrere Gründe. Auf der einen Seite feiert Bianca Renz ihre Premiere als Moderatorin in einer schicken Interpretation des klassischen Sprechstallmeister-Kostüms.

Nach nur wenigen Tagen Routine führt sie souverän und charmant durchs Programm. Besonders bemerkenswert ist diese Neuerung auch, weil sich das Unternehmen ihrer Familie in früheren Jahren unter anderem durch den Verzicht auf das gesprochene Wort definierte. In den vergangenen Saisons wurden mit den LaBouche-Showgirls tolle, hochmoderne Bilder geschaffen. Nun gibt es kein Ballett mehr. Des weiteren sind mit den Sito Rivelino Clowns ganz klassische Spaßmacher im Programm.


Sito Rivelino Clowbs und Bianca Renz

Für die Reprisen ist zumeist Dany Rivelino zuständig. Zu Beginn der Vorstellung visualisiert er Bianca Renz‘ Sicherheitshinweise. Später lässt er einen Stoffhund durch einen Reifen „springen“ und zeigt die Popcorn-Reprise. Gemeinsam mit Sito Rivelino jongliert er zudem mit Eiern. Nach der Pause kommen dann noch Bianca Renz und Raquel Rivelino für das große Wasserentree hinzu. Dabei will die Moderatorin angeblich ein Bild mit ihrer neuen Kamera machen und lässt im „Bienchen-Stil“ das menschliche Fotomotiv von einem der Clowns nassmachen. Die beiden stellen sich dabei jedoch dermaßen ungeschickt an, dass sie sich eher selbst nass werden. Insgesamt ist dieser Auftritt wirklich gelungen und wird vor allem von den jüngeren Gästen euphorisch gefeiert.


Viviana und Jonathan Rossi

Direkt vom Cirque Arlette Gruss aus Paris kommen Viviana und Jonathan Rossi nach Heidelberg. Dort war sie in das aufwendige Opening eingebunden, hier ist sie an den Strapaten Eröffnungsnummer und setzt wie bei Gruss ein erstes artistisches Ausrufezeichen. Die attraktive Blondine überzeugt mit kräftezehrenden Roll-ups, Abfallern und einem Genickhangwirbel. Stark ist auch die Darbietung ihres Ehemanns Jonathan, der direkt nach der Pause arbeitet. Mit seinem Fahrrad springt er unter anderem von einer dünnen Strebe zur Nächsten oder auch über eine Zuschauerin. Schlusstrick ist der Salto auf dem Zweirad, den er mithilfe einer Rampe ausführt.


Duo TN, Sito Rivelino Clowns

Dass man eine Quick-Change-Darbietung statt in Abendkleidung auch mit sportlich-modernen Outfits arbeiten kann, beweist das Duo TN. Zu Chart-Hits zeigen die beiden Akteure unzählige Kostümwechsel, die schließlich im Umziehen während des Glitzerregens gipfeln. Im zweiten Teil bietet Natalia, weiblicher Part des Duos, zudem ihre Hula-Hoop-Spiele. Diese beinhalten alle relevanten Tricks des Genres und werden durch das starke Lichtdesign mit unzähligen Moving Heads enorm aufgewertet. Für ordentlichen Nervenkitzel sorgt Ovidiu „Tell“ Pasarar mit seiner Armbrust. Dabei schießt er unter anderem auf eine Leinwand. Dahinter steht die für ihn unsichtbare Assistentin Kristina Kostova. Höhepunkt ist der Apfelschuss. Dabei lässt er fünf Armbrüste in einer Kettenreaktion auslösen. Der Pfeil der letzten Armbrust trifft den Apfel auf seinem Kopf. Dass die Rivelinos das (fast) genauso können, beweise sie in ihrer lustigen, anschließenden Pauseneinleitung. Bei dieser wird ein Schild abgeschossen. Dieses öffnet sich, und ein „Pause“-Schriftzug wird sichtbar.


Zelteinrichtung, Kristina Kostova, SkyFighters

Kristina Kostova steht im zweiten Teil mit ihrer eigentlichen Darbietung im Rampenlicht. Zu italienischer Musik zeigt sie elegante Handstandequlibristik, in die auch Elemente der Kontorsion einfließen. Zwei Duos sorgen für die tierischen Darbietungen im 18. Heidelberger Weihnachtscircus. Erinnerungen an „Old Regnas“ werden bei der Hundekomödie von Mike & Pascale Sanger wach. In einer liebevollen Inszenierung spielt er den Hotelpagen und sie den Gast. Die Arbeit des armen Pagens wird durch einen Hund ge-und zerstört. Dieser springt immer aus einer Kiste hervor, wenn sein Herrchen wegschaut. Es kommt, wie es kommen muss, am Ende landet Mike Sanger selbst im Koffer, den der Hund wegschiebt. Im zweiten Teil zeigen Fatime und Paczo Peychev ihre Katzen, die eine Vielzahl an Tricks beherrschen. Auch diese Darbietung enthält einen komischen Akzent. Während die Katzen stets willig Fatimes Kommandos folgen, klappt bei Paczo erst einmal gar nichts. Schön ist auch der Beginn dieses Auftritts, wenn die beiden aus einer scheinbar leeren Kiste eine Katze hervorzaubern. Als Zweitnummer zeigt Paczo Peychev seine Version des komischen Trampolins, die er „besoffen“ als „Mr. Jumping“ absolviert. Höhepunkt ist der doppelte Salto. Prolongiert wurden die Publikumslieblinge des Vorjahres, die drei SkyFighters. Heuer wurde der Aufbau der Zeltanlagen verändert: Die Besucher strömen nun aus dem Vorzelt auf der rechten Seite in das Chapiteau, in der Mitte kann so die Rampe für die Motorradspringer stets aufgebaut bleiben. Auch diesmal rocken diese das Zelt mit ihren waghalsigen Formationen über der 2017 erstmals rechteckigen, mit Teppichboden ausgelegten Bühne.

Das 18. Programm der Familie Renz in Heidelberg schafft es, ganz unterschiedliche Pole harmonisch zu vereinen. Einerseits moderne Darbietungen wie die SkyFighters, andererseits Klassiker wie die Rivelinos. Insgesamt ist die Show wohl deutlich mehr auf ein Familienpublikum ausgerichtet als in den Vorjahren. Man darf gespannt sein, welchen Weg der 19. Heidelberger Weihnachtscircus im nächsten Jahr einschlagen wird.

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Text: Jonas Haaß; Fotos: Photo Val/Spektakolo GmbH