Dann eröffnet das Ballett in
amerikanisch angehauchten Kostümen zu klassischer Paraden-Musik
das Programm. Alle Artisten kommen mit Flaggen in den
Stadtfarben Karlsruhes in die Manege, René Casselly jun. hat
zwei Ponys dabei. In der Mitte dieses schönen Bildes begrüßen
Monika Kaselowsky und Giovanni Biasini die Besucher. Die
Juniorchefin hat seit ihrer Heirat im Sommer den Nachnamen
gewechselt. Sie führt gemeinsam mit Biasini in bewährter Weise
durch das Programm. Letzterer tritt auf Saison im „Zirkus des
Horrors“ als Zeremonienmeister auf.
René Casselly jun.,
Merrylu und Jozsef Richter jun., Ballett
Die Darbietungen kommt fast zur
Hälfte vom ungarischen Nationalcircus der Familie Richter.
Direktor Jozsef Richter jun. und seine Frau Merrylu gehören zu
den vielseitigsten und talentiertesten Tierlehrern unserer Zeit.
Ihr gemeinsames Pas de Deux zeigen sie gleich zu Beginn.
Einmalig sind wohl die Sequenzen, in denen er sie um seinen
Körper wirbelt. Daneben sehen wir unter anderem einen
ungesicherten Handstand und freien Stand auf seinem Kopf. Neu
ist, dass Merrylu Richter nicht nur eine Brücke auf den Schultern ihres
Ehemanns schlägt, sondern dass sie sich dann erhebt, um mit einem Fuß auf
seiner Hand zu stehen. Hinzu kommen Tricks, die entgegengesetzt
zur Laufrichtung der Pferde gearbeitet werden. Wunderschön ist
auch die Aufmachung zu „You‘ll be in my heart“ mit
Kerzenständern, die in der Manege aufgestellt sind. Merrylu
Richters Bruder René Casselly jun. hat gleich im Anschluss
seinen ersten Auftritt. Ein tolles Bild ergibt sich, wenn er auf
einem stilisierten Zigeunerwagen, vor den Elefantenbulle „Mambo“
gespannt ist, in die Manege gezogen wird. Gleichzeitig tanzt das
Ballett in der Mitte. Aus dem Wagen heraus kommen sechs kleine,
gescheckte Ponys. Wer jetzt den „gewöhnlichen“ Ablauf einer
Kleinpferdedressur erwartet, liegt falsch. Die Laufarbeit
beinhaltet unter anderem einen Fächer. Dann stellen sich die Ponys auf Podeste im hinteren Teil
der Manege. Von dort aus kommen sie einzeln, aber auch in
Grüppchen nach vorne und zeigen unter anderem einen Hochsitzer,
Steiger oder Sprünge durch Reifen. Abschließend sehen wir eine
dreimal hintereinander gesprungene Kapriole. Chapeau! Die
folgende Tanzeinlage des Balletts wird ganz aktuell mit „Swalla“
von Jason Derulo begleitet.
Brad Garcia,
Paolo Kaiser,
Rivelinos
Mehrere Saisons mit dem Zirkus
Charles Knie auf Tournee war Paolo Kaiser. Seine
Rola-Rola-Darbietung zeichnet sich weiterhin durch
spektakuläre Sprünge anstatt durch das Bauen hoher Türme aus.
Charmant assistiert ihm dabei seine Ehefrau Katerina. Im zweiten
Teil sehen wir Kaiser zudem als „Laserman“, der leider ohne
Podest und leuchtendes Kostüm während der Nummer wenig sichtbar
ist. Eine sehr sympathische Version des komischen Trampolins hat
Brad Garcia mit nach Karlsruhe gebracht. Als „Requisiteur“ muss
er kurzfristig den ausgefallenen „Trampolinstar“ ersetzen. Mit
seinen Tricks bis zum dreifachen Salto gelingt ihm das
hervorragend. Einen zweiten komischen Auftritt hat er gemeinsam
mit einem weiteren August und einem Weißclown im zweiten Teil.
Als „Rivelinos“ machen die drei allerlei Unsinn mit
verschiedensten Instrumenten. Zudem liefern sie sich einen
Boxkampf, der natürlich nicht ohne zahlreiche Ohrfeigen
auskommen darf. Dabei kommt aber auch die schöne Musik nicht zu
kurz, die bei einem ganz klassischen Clowns-Trio einfach dazu
gehört.
Avital und Jochen Pöschko,
Merrylu und Jozsef Richter jun.
Für einen ersten artistischen
Höhepunkt sorgen Avital und Jochen Pöschko am Schwungtrapez. Das
aus dem Circus Roncalli bekannte
israelisch-deutsche Duo schließt mit einem Salto, den sie vom
Trapez aus in seine Arme springt. Was danach als Pausennummer
folgt, ist schlichtweg sensationell. 2015 zeigten Merrylu und
Jozsef Richter jun. erstmals ihre exotische Post, 2016 das
exotische Karussell. 2017 vereinten sie beide Darbietungen zu
einem großartigen Tableau, das nun in Karlsruhe
Deutschland-Premiere feiert. Schon der Beginn sorgt für
Gänsehaut, wenn Merrylu Richter auf einer Giraffe in die Manege
geritten kommt. Das Tier dreht sich mit leuchtendem Geschirr auf
einem Podest. Rasant wird es bei der anschließenden Post. Dabei
laufen vier Kamele und sechs Zebras zwischen zwei Elefanten
hindurch, auf denen Merrylu steht. Sie zeigt dann auf einem
Pferd den Gegenlauf zu den paarweise laufenden Tieren.
Anschließend rennt eine Giraffe zwischen den beiden Dickhäutern
und unter den Beinen von Jozsef Richter hindurch. Fünf
Elefanten, sieben Kamele, sechs Zebras, neun Pferde und vier
Lamas, also insgesamt 31 Tiere, vereinen sich dann zum großen
Karussell auf drei Bahnen in der Manege. Ein imposantes,
großartiges Bild, das man so in der heutigen Zeit nicht mehr für
möglich gehalten hätte. Alles andere als der goldene Clown im
Januar in Monte Carlo wäre eine große Überraschungl.
Rene Casselly jun.
Direkt nach der Pause haben die
fünf Dickhäuter der Familie Casselly gleich ihren nächsten
Auftritt. Im Laufe der Jahre hat René Casselly jun. seine
Akrobatik zu Elefant immer weiter ausgebaut und verbessert. In
der aktuellen Trickfolge stehen folglich seine waghalsigen
Sprünge im Mittelpunkt. Beispielsweise wenn er ausgehend von
einem Sprungbrett auf dem Rücken des Bullens „Mambo“ eine
Schraube auf den dahinter gehenden Dickhäutern landet. Höhepunkt
ist nach wie vor der dreifache Salto. Er absolviert ihn sicher
vom Schleuderbrett aus auf den Elefantenrücken. Katapultiert
wird er durch einen kräftigen Tritt auf das Brett durch „Kimba“.
René Sperlich, Truppe
Jozsef Richter jun., Madi McKay
Vom Ballett eingeleitet, baut
René Sperlich seine Flaschenstuhlpyramide mit bis zu fünf
Stühlen, auf denen er Handstände drückt. Die Wirkung wird dabei
ganz entscheidend durch die musikalische Begleitung mit „Who
wants to live forever“ und „Show must go on“ gesteigert. Im
vergangenen Januar war Madi McKay mit den Flying Farfans im
Münchner Kronebau zu Gast. Nun zeigt sie in Karlsruhe ihre
Solo-Darbietung an den Strapaten. Neben einem Spagat und
Umschwüngen hat sie auch rasante Abfaller und einen
Genickhangwirbel in petto. Für eine volle Manege sorgt noch
einmal die Jozsef-Richter-Truppe. Zu Beginn durch die sechs
Ballettdamen begleitet, bringen die sieben Jockeyreiter
ordentlich Schwung in den Ring. Neben mitreißender,
folkloristischer Musik sorgt auch der temperamentvolle Verkauf
der Akteure für viel Stimmung. Das Trickrepertoire ist groß und
bildet in diesem Genre zurzeit wohl die Spitze. Spektakulär sind
die Salti von Pferd zu Pferd, die auch aus dem Zwei-Mann-Hoch
heraus gesprungen werden. Hervorzuheben sind das Kopf-auf-Kopf
von Merrylu und Jozsef Richter und sein Salto mit direkt
anschließendem Flic Flac. Abschließend schwenkt der Truppenchef
die ungarische und die deutsche Flagge über die Logen. Im Finale
kommen die Tänzerinnen in prächtigen Revuekostümen mit
ausladendem Federschmuck in die Manege, ehe sich alle Artisten
versammeln. Die gute Stimmung während der Vorstellung entlädt
sich in Standing Ovations, die wirklich mehr als verdient sind. |