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Circus Krone - März 2018
www.circus-krone.de ; 117 Showfotos

München, 17. März 2018: „New York, New York“ – oft begleitete Frank Sinatras Hit die Abschlussszene der Pferdedressuren von Christel Sembach-Krone. Im dritten Programm der Winterspielzeit 2018/19 singt ihn im Finale nun Nikolai Tovarich. Drei Damen aus dem Krone-Ballett tanzen dazu und tragen prächtige Spiegel-Kostüme, die einst für das Schlussbild auf der Showbühne mit der inzwischen verstorbenen Direktorin verwendet wurden. Im Anschluss bedanken sich alle Artisten in ihrer Landessprache bei Christel Sembach-Krone – eine emotionale Szene zum Ende des Programms.

Jana Lacey-Krone persönlich bedankt sich bei den Besuchern für ihre Treue – eine schöne Geste, die sich gut in die Präsenz der neuen Direktorin in den Medien sowie in den Programmen einfügt. Das dritte Programm steht unter dem Motto „Christel Sembach-Krone´s Lieblinge“. Dafür sind einige der Stars vergangener Krone-Programme in den Winterbau zurückgekehrt. Doch von vorne: Zu Beginn der Vorstellung wärmt Clown Fumagalli als „Dirigent“ sowohl das Orchester als auch die Zuschauer auf. Auf Nikolai Tovarichs Begrüßung folgt wie schon im Januar und Februar ein (neuer) Film über das Schaffen von Christel Sembach-Krone.


Alexis Lacey-Krone und Shirin Rados, Huang Yang, Jana Lacey Krone

Auf die Vergangenheit folgt direkt die Zukunft des Unternehmens: Alexis Lacey-Krone, Sohn des neuen Direktionspaares, und seine Cousine Shirin Rados stellen mit viel Spaß an der Sache sechs Walliser-Ziegen vor. Die verspielten Vierbeiner zeigen unter Anleitung der beiden unter anderem eine Pyramide, den Balkenlauf und Sprünge über Hindernisse. Ein erstes artistisches Ausrufezeichen setzt Huang Yang. Die Chinesin steht ihren Landsmännern auf dem Schlappseil in nichts nach. Auf dem dünnen Draht balanciert sie beispielsweise im Handstand, zeigt weite Ausschwünge und überquert es auf einem Einrad im Schulterstand. Alice Mertons Chart-Hit „No Roots“ und „Unchain My Heart“ von Joe Cocker bilden den musikalischen Rahmen für den Auftritt der fünf Elefanten mit Jana Lacey-Krone und James Puydebois. Dazu tragen die mächtigen Tiere die indisch angehauchten Kopfschmücke aus dem letzten Saisonprogramm „Celebration“, die Christel Sembach-Krone noch selbst in Indien bestellt hatte. Erstmals seit längerem wird wieder der Trick gezeigt, bei dem sich Jana Lacey-Krone in einen Ring setzt, den Elefantendame Bara im Mund hält. Hinzu kommen weitere Soli und Gruppenbilder mit allen Tieren, die in einem flotten Tempo gearbeitet werden.


Crazy Wilson, Jana Lacey-Krone, Truppe Victor Yarov

„Horizontal-Jonglage“ nennt sich die Innovation, die Emiliano Sanchez Alessi mit nach München gebracht hat. Der Argentinier lässt fünf orangene Bälle durch den Raum fliegen, die an Seilen von der Decke hängen. Das ergibt zwar durchaus futuristische Bilder, die artistische Schwierigkeit erschließt sich jedenfalls mir jedoch nicht ganz. Von der Commedia dell'arte inspiriert sind die Kostüme der sechsköpfigen Truppe Victor Yarov. Begleitet von mitreißender Livemusik zeigen die Ukrainer (longengesichert) spektakuläre Sprünge von Stange zu Stange. Schlusstrick ist eine Pyramide, bei der ein Artist mit Stelzen auf einem russischen Barren steht und eine Schulterperche trägt. Darauf wagt eine Akteurin einen Handstand. Chapeau! Eine von Christel Sembach-Krones Paradenummern waren stets die Pferde im Nebel zu Melodien aus dem Musical „Hair“. Jana Lacey-Krone hat diese Darbietung für das März-Programm wiederaufgenommen. Zunächst dürfen sich drei Araber rund um eine leuchtende Krone austoben, in die eine Bodennebel-Maschine eingebaut ist. Es folgen sieben Cremellos, die präzise und fehlerfrei ein umfangreiches Repertoire zeigen. Zwei steigende Falben-Hengste beschließen diese schöne Vorführung. Crazy Wilson gehörte eindeutig zu Christel Sembach-Krone´s Lieblingen, ist er doch seit 2006 durchgehend im Saisonprogramm des Unternehmens zu sehen. Für das März-Programm wurde sein Auftritt neu inszeniert. Drei Tänzerinnen haben neue Kostüme erhalten. Im Artisteneingang stehen fünf große Leuchtbuchstaben, die das Wort „Crazy“ ergeben. Zu Beginn leuchtet das Arbeitsgerät im Dunklen. Natürlich sorgen auch Wilsons waghalsige Aktionen weiterhin für riesigen Jubel, etwa wenn der Kolumbianer vom großen Laufkessel über das Gerät zum kleineren auf der anderen Seite klettert.


Martin Lacey jun.

Elf Löwinnen, ein brauner und ein weißer Mähnenlöwe aus der großen Raubtiergruppe von Martin Lacey jr. stehen in diesem März in der Manege. Zu Beginn sehen die Zuschauer einen Film über das Aufwachsen der Löwen im Circus Krone. Anschließend schmust Lacey ausgiebig mit einer Löwin, ehe er zwölf der Tiere Hochsitzen und Fächern lässt. Ausgiebig zelebriert er den Scheinangriff des prächtigen Löwenmännchens „King“. Und zum Ende beweist Martin Lacey jr. erneut, warum er einer der, wenn nicht der größte Raubtierlehrer unserer Zeit ist. Er legt sich auf seinen weißen Löwen „Baluga“. Doch wer jetzt erwartet hätte, dass das Licht ausgeht, und Lacey wenige Sekunden später dann ohne Löwen zum Kompliment in der Manege steht, der täuscht sich. Denn auf einmal öffnet sich hinten der Zentralkäfig, und getaucht in blaues Licht laufen Mensch und Raubtier vereint durch den Artisteneingang hinaus. Eine tolle, begeisternd umgesetzte Idee! Während des Käfigabbaus informiert ein Film über das Leben von Nashorn Tsavo im Circus Krone und das seiner Artgenossen in freier Wildbahn. Anschließend erklärt Jana Lacey-Krone, wie der Bulle zu Krone kam und erläutert die Kooperation des Unternehmens mit der Tierschutzorganisation „Go for Rhino“. Krone adoptiert ein Nashornbaby im südafrikanischen Somkhanda Game Reservat und sorgt dafür, dass dessen Leben durch Wildhüter vor Horn-Jägern geschützt wird. Dafür können die Besucher in einen Topf im Foyer spenden. Anschließend trabt Tsavo in die Manege und zeigt sich als Botschafter seiner bedrohten Art.


Duo Parshin, Hans-Ludwig Suppmeier und Jana Lacey-Krone mit Elsa Bontempelli, Trilogy

Zwei echte artistische Neuentdeckungen folgen. Einerseits das ukrainische Duo Parshin an der Hängeperche. Zu „Feeling Good“ von Michael Bublé wirft und wirbelt Alexander Parshin seine Partnerin Anna (longengesichert) durch die Lüfte. Besonders spektakulär ist der Trick, bei dem sich die Akteurin rückwärts von der Perche abstößt und sich mit den Füßen an eben jenen ihres Partners auffängt. Schlusstrick ist der lange gehaltene Wirbel im Zahnhang. Andererseits begeistern drei junge Frauen aus Äthiopien als „Trilogy“ mit anspruchsvollster Handstandequilibristik. Eingebettet in eine von Jasmine Straga erdachte afrikanische Choreographie entstehen beeindruckende Bilder, die sympathisch verkauft werden. Sowohl vom Duo Parshin als auch von „Trilogy“ wird man in Zukunft sicherlich noch hören. Bilder ganz klassischer Reitkunst in höchster Qualität – auch dafür war Christel Sembach-Krone bekannt. Ihre beiden Schüler Jana Lacey-Krone und Hans-Ludwig Suppmeier haben als Hommage an ihre Lehrmeisterin eine doppelte Hohe Schule einstudiert. Aufgewertet werden die Lektionen wie Piaffe, Passage und Kompliment durch den stimmungsvollen Gesang der französischen Sängerin Elsa Bontempelli, Suppmeiers Lebensgefährtin.


Gorgeous Girls

Seit drei Jahren mit Krone auf Tournee sind Fumagalli und Daris. Während des Programms überbrücken die beiden Spaßmacher die Umbaupausen mit kleinen „Zaubereien“. Außerdem unterhalten sie gemeinsam mit einigen Musikern aus dem Orchester. Diese haben zu jedem Land, dass Fumagalli einfällt, ein Lied parat. Natürlich entdeckt er auch im Bau seine „Mama“. Als vorletzte Darbietung spielen und zelebrieren sie ihr „Bienchen“, hier in der Version mit Sprechstallmeister Nikolai Tovarich. Ein ganz großes Highlight steht am Schluss der Spielfolge: Acht „Gorgeous Girls“ der China National Acrobatic Troupe spielen in unglaublicher Präzision mit ihren Diabolos. Hier erleben wir Teile der Originalbesetzung, die beim Internationalen Circusfestival von Monte Carlo den Goldenen Clown gewann.

Dank „Christel Sembach-Krone´s Lieblingen“ endet die 99. Winterspielzeit in München mit dem stärksten Märzprogramm der letzten Jahre. Fast alle artistischen Darbietungen sind echte Highlights, die tierischen Darbietungen weisen ebenfalls ein erfreuliches Niveau auf. Durch die direkte Ansprache an das Publikum wissen die Münchener, wer hinter „ihrem“ Krone steht: eine sympathische, neue Generation, die bereit ist, den größten Circus der Welt in die Zukunft zu führen. Christel Sembach-Krone wäre sicherlich stolz.

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Text: Jonas Haaß; Fotos: Tobias Erber