Viele andere
Weihnachtsproduktionen setzen auf große Truppen und gewaltige
Ensembles. Elmar Kretz hingegen präsentiert ausgewählte
Darbietungen mit Solisten und Duos in der Manege. Der
„Weihnachtsmarkt“ mit umfangreicher Gastronomie im Vorzelt
scheint anderswo fast unverzichtbarer Bestandteil eines Weihnachtscircus
zu sein. Der Circus von Elmar Kretz ist die Ausnahme, welche die
Regel bestätigt. Hier dient ein Festzelt als Foyer. Ein roter
Wandbehang und große gelbe Sterne an der Decke sorgen für ein
eher modernes Flair. Im Mittelpunkt des Raumes steht eine große
Theke, an der ein kleines gastronomisches Angebot erhältlich ist:
Brezeln, belegte Brötchen und Popcorn sowie einige Getränke.
Auch die komfortablen Toiletten sind „unter einem Dach“ im
Vorzelt untergebracht. Einen deutlichen Unterschied zu anderen
Weihnachtscircus-Produktionen gibt es auch bei der Rolle des
Direktors. Viele Produzenten halten sich vorwiegend im
Hintergrund. Doch Elmar Kretz ist beim Ravensburger
Weihnachtscircus omnipräsent. Er ist auf allen Plakaten zu
sehen, tritt mit seinen Pferden auf, moderiert die Show und gibt
– neu in diesem Winter – im Anschluss Autogramme am Ausgang.
Leonid Beljakov, Milena Kretz,
Eddy Carello
Mit sieben Dressurnummern ist das
aktuelle Programm außergewöhnlich tierreich. Den Auftakt macht
Leonid Beljakov mit seinen Hunden. Die Vierbeiner spielen ihm so
manchen Streich und haben originelle Tricks auf Lager. Dazu
gehören das Seilspringen über zwei gleichzeitig rotierende
Seile, der Sprung vom Unterschenkel des Tierlehrers auf dessen
Rücken oder der Lauf auf einem aufgespannten Schirm. Für das
Jubiläumsprogramm hat Elmar Kretz unter anderem langjährige
Freunde verpflichtet, namentlich Eddy Carello und Jan Navratil. So zeigt Eddy Carello wie schon 2013 seine
temperamentvollen Jonglagen mit bis zu fünf Fußbällen. Ein
fester Bestandteil des Ravensburger Weihnachtscircus ist
inzwischen Milena, die Tochter von Elmar Kretz und seiner
Freundin. Charmant, sympathisch und gekonnt stellt sie
einen Sechserzug Ponys aus dem hauseigenen Bestand vor. Zu
fröhlicher, beschwingter Musik lspringen die Tiere
durch Reifen und zeigen weitere Facetten einer schönen
Laufarbeit. Das Publikum spendet Jubel und begeisterte Pfiffe.
Duo Szeibe, Alessio
Fochesato, Nicol Nicols
Für große Begeisterung sorgt auch
das Duo Szeibe am Haltestuhl. Zu Beginn übernimmt auch die
Partnerin den tragenden Part. Spektakulär sind vor allem die
verschiedenen Wirbel, welche sie kopfüber an einem Fuß hängend,
im Spagat oder zum Abschluss im Nackenhang wagt. Diese starke
Darbietung hätte sich aus unserer Sicht aus den engagierten Acts
als die geeignetste Schlussnummer angeboten. Zu den emotionalen
Höhepunkten der Vorstellung gehören die Bilder, wenn die
farbenprächtigen Papageien von Alessio Fochesato frei über den
Köpfen der Zuschauer kreisen, durch von kleinen Besuchern
gehaltene Reifen fliegen oder auf Kinderhänden landen. Dies ist
eine der schönsten Tiernummern, die man engagieren kann. Dafür
ist Nicol Nicols einer der führenden Vertreter des
Drahtseil-Fachs. Er beherrscht sicher den Rückwärts- und den
Vorwärtssalto auf seinem Requisit. Der Flamencotanz seiner
Lebensgefährtin Havi am Boden, fein auf die Nummer abgestimmt,
veredelt die Darbietung weiter.
Amedeo Folco, Jimmy Enoch,
Trompetensolist
Zu den Besonderheiten des
Ravensburger Weihnachtscircus zählt auch die hochqualitative
Musik. Die sieben Musiker unter der Leitung von Alex Bozic begleiten
jede einzelne Nummer live. Es ist Elmar Kretz ein Anliegen, dies
auch herauszustellen. So gibt es in jedem Winter ein Solo der
Band. Heuer spielen die Musiker eine wunderbare Interpretation
von „For your eyes only“ mit drei Solo-Parts der beiden
Trompeter und des Klarinettisten. Die Musiker haben auf dem
bisherigen Artisteneingang des Circus Knie einen neuen
Arbeitsplatz erhalten. Gemeinsam mit der Sternenmanege von Louis
Knie sen. sorgt dieser für ein deutlich festlicheres Ambiente
im Chapiteau als in den Vorjahren. Verzichtet hat Elmar Kretz
zwei Winter lang auf die Verpflichtung von Wildtiernummern. Nun
begleitet Amedeo Folco zwei asiatische Elefanten durch eine
schöne Lauf- und Postamentarbeit. Ein Mädchen aus dem Publikum
darf auf einem der abliegenden Tiere Platz nehmen. Nach der
Pause erleben wir ein bekanntes Gesicht. Jimmy Enoch ist im
dritten Jahr Zeltmeister in Ravensburg und seitdem immer in der
Vorstellung zu sehen. Auf einem Einrad fahrend, balanciert er
wie bereits 2015 einen Turm aus Gläsern, der immer weiter in die
Höhe wächst. Die letzte Runde dreht er mit 80 Gläsern auf 20
Etagen. Dabei reißt er das Publikum mit seiner sympathischen
Ausstrahlung mit.
Leonid Beljakov, Amedeo Folco, Jan Navratil
In seinem zweiten Auftritt zeigt
Amedeo Folco ein „gemischtes Doppel“ mit jeweils zwei Pferden
und Dromedaren – eine schöne, schwungvolle Laufarbeit mit einem
jugendlich-eleganten Vorführer. Tierisch geht es weiter mit
Leonid Beljakov und seinem Boxer „Klitschko“. Der Solo-Hund ist
scheinbar furchtbar faul. Wenn er springen soll, dreht er nur
gelangweilt den Kopf weg. Doch jede Bewegung ist natürlich
einstudiert. „Nein, heute nicht“ von den Höhnern liefert die
passende musikalische Begleitung, bis später das Orchester
einsetzt. Das Publikum amüsiert sich prächtig und singt sogar
mit. Ein Entertainer ist auch Jan Navratil. Wie bereits beim
ersten Ravensburger Weihnachtscircus 2008 zeigt er seine
hervorragende Antipoden-Nummer. An deren Ende lässt er einen
Ball über sechs Plattformen an einer langen Stange emporhüpfen,
ehe er diesen schließlich in einem Korb an der Spitze versenkt.
Cesar Dias
Natürlich steht Elmar Kretz
wieder selbst mit Pferdedressuren in der Manege. Er hat seinen
Araberzug um ein sechstes, junges Tier erweitert. Zunächst
arbeitet die gesamte Gruppe, in ruhigem Tempo und von sanften
Signalen geleitet. In einem zweiten Teil, nunmehr mit den fünf
älteren Pferden, setzt Elmar Kretz im eleganten schwarzen Frack
auf Tempo und Dynamik und zeigt so weitere Facetten seiner
hochklassigen Arbeit. Diese gipfelt in verschiedenen Steigern.
Mit Cesar Dias wurde zudem ein wunderbarer Clown engagiert.
Seine bekannten Szenen machen immer wieder Freude und lassen
herzlich lachen – ob er nun auf der singenden Säge spielt, sich
ein Duell mit einem Besucher liefert oder sein
einzigartiges „My Way“ zelebriert. Die Schlussnummer ist Eddy Carello vorbehalten, dessen originelle Rhythmus-Jonglagen auf
dem Schlagzeug immer wieder gut ankommen. |