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Ravensburger Weihnachtscircus 17/18
www.weihnachtscircus-rv.de ; 116 Showfotos

Ravensburg, 28. Dezember 2018: Zum 10. Mal hat Elmar Kretz seinen Ravensburger Weihnachtscircus veranstaltet und damit ein respektables Jubiläum gefeiert. Er kann stolz darauf sein, in der nur 50.000 Einwohner zählenden Kreisstadt in Oberschwaben einen der besucherstarken Weihnachtscircusse in Deutschland etabliert zu haben. Mit 46.500 Zuschauern ist in diesem Winter nach eigenen Angaben ein neuer Rekord erzielt worden. Dabei macht Kretz gerne einiges anders als andere – in der Show, beim Rahmen und bei der Vermarktung der eigenen Person.

Viele andere Weihnachtsproduktionen setzen auf große Truppen und gewaltige Ensembles. Elmar Kretz hingegen präsentiert ausgewählte Darbietungen mit Solisten und Duos in der Manege. Der „Weihnachtsmarkt“ mit umfangreicher Gastronomie im Vorzelt scheint anderswo fast unverzichtbarer Bestandteil eines Weihnachtscircus zu sein. Der Circus von Elmar Kretz ist die Ausnahme, welche die Regel bestätigt. Hier dient ein Festzelt als Foyer. Ein roter Wandbehang und große gelbe Sterne an der Decke sorgen für ein eher modernes Flair. Im Mittelpunkt des Raumes steht eine große Theke, an der ein kleines gastronomisches Angebot erhältlich ist: Brezeln, belegte Brötchen und Popcorn sowie einige Getränke. Auch die komfortablen Toiletten sind „unter einem Dach“ im Vorzelt untergebracht. Einen deutlichen Unterschied zu anderen Weihnachtscircus-Produktionen gibt es auch bei der Rolle des Direktors. Viele Produzenten halten sich vorwiegend im Hintergrund. Doch Elmar Kretz ist beim Ravensburger Weihnachtscircus omnipräsent. Er ist auf allen Plakaten zu sehen, tritt mit seinen Pferden auf, moderiert die Show und gibt – neu in diesem Winter – im Anschluss Autogramme am Ausgang.


Leonid Beljakov, Milena Kretz, Eddy Carello 

Mit sieben Dressurnummern ist das aktuelle Programm außergewöhnlich tierreich. Den Auftakt macht Leonid Beljakov mit seinen Hunden. Die Vierbeiner spielen ihm so manchen Streich und haben originelle Tricks auf Lager. Dazu gehören das Seilspringen über zwei gleichzeitig rotierende Seile, der Sprung vom Unterschenkel des Tierlehrers auf dessen Rücken oder der Lauf auf einem aufgespannten Schirm. Für das Jubiläumsprogramm hat Elmar Kretz unter anderem langjährige Freunde verpflichtet, namentlich Eddy Carello und Jan Navratil. So zeigt Eddy Carello wie schon 2013 seine temperamentvollen Jonglagen mit bis zu fünf Fußbällen. Ein fester Bestandteil des Ravensburger Weihnachtscircus ist inzwischen Milena, die Tochter von Elmar Kretz und seiner Freundin. Charmant, sympathisch und gekonnt stellt sie einen Sechserzug Ponys aus dem hauseigenen Bestand vor. Zu fröhlicher, beschwingter Musik lspringen die Tiere durch Reifen und zeigen weitere Facetten einer schönen Laufarbeit. Das Publikum spendet Jubel und begeisterte Pfiffe.

 
Duo Szeibe, Alessio Fochesato, Nicol Nicols 

Für große Begeisterung sorgt auch das Duo Szeibe am Haltestuhl. Zu Beginn übernimmt auch die Partnerin den tragenden Part. Spektakulär sind vor allem die verschiedenen Wirbel, welche sie kopfüber an einem Fuß hängend, im Spagat oder zum Abschluss im Nackenhang wagt. Diese starke Darbietung hätte sich aus unserer Sicht aus den engagierten Acts als die geeignetste Schlussnummer angeboten. Zu den emotionalen Höhepunkten der Vorstellung gehören die Bilder, wenn die farbenprächtigen Papageien von Alessio Fochesato frei über den Köpfen der Zuschauer kreisen, durch von kleinen Besuchern gehaltene Reifen fliegen oder auf Kinderhänden landen. Dies ist eine der schönsten Tiernummern, die man engagieren kann. Dafür ist Nicol Nicols einer der führenden Vertreter des Drahtseil-Fachs. Er beherrscht sicher den Rückwärts- und den Vorwärtssalto auf seinem Requisit. Der Flamencotanz seiner Lebensgefährtin Havi am Boden, fein auf die Nummer abgestimmt, veredelt die Darbietung weiter.


Amedeo Folco, Jimmy Enoch, Trompetensolist 

Zu den Besonderheiten des Ravensburger Weihnachtscircus zählt auch die hochqualitative Musik. Die sieben Musiker unter der Leitung von Alex Bozic begleiten jede einzelne Nummer live. Es ist Elmar Kretz ein Anliegen, dies auch herauszustellen. So gibt es in jedem Winter ein Solo der Band. Heuer spielen die Musiker eine wunderbare Interpretation von „For your eyes only“ mit drei Solo-Parts der beiden Trompeter und des Klarinettisten. Die Musiker haben auf dem bisherigen Artisteneingang des Circus Knie einen neuen Arbeitsplatz erhalten. Gemeinsam mit der Sternenmanege von Louis Knie sen. sorgt dieser für ein deutlich festlicheres Ambiente im Chapiteau als in den Vorjahren. Verzichtet hat Elmar Kretz zwei Winter lang auf die Verpflichtung von Wildtiernummern. Nun begleitet Amedeo Folco zwei asiatische Elefanten durch eine schöne Lauf- und Postamentarbeit. Ein Mädchen aus dem Publikum darf auf einem der abliegenden Tiere Platz nehmen. Nach der Pause erleben wir ein bekanntes Gesicht. Jimmy Enoch ist im dritten Jahr Zeltmeister in Ravensburg und seitdem immer in der Vorstellung zu sehen. Auf einem Einrad fahrend, balanciert er wie bereits 2015 einen Turm aus Gläsern, der immer weiter in die Höhe wächst. Die letzte Runde dreht er mit 80 Gläsern auf 20 Etagen. Dabei reißt er das Publikum mit seiner sympathischen Ausstrahlung mit.


Leonid Beljakov, Amedeo Folco, Jan Navratil
 

In seinem zweiten Auftritt zeigt Amedeo Folco ein „gemischtes Doppel“ mit jeweils zwei Pferden und Dromedaren – eine schöne, schwungvolle Laufarbeit mit einem jugendlich-eleganten Vorführer. Tierisch geht es weiter mit Leonid Beljakov und seinem Boxer „Klitschko“. Der Solo-Hund ist scheinbar furchtbar faul. Wenn er springen soll, dreht er nur gelangweilt den Kopf weg. Doch jede Bewegung ist natürlich einstudiert. „Nein, heute nicht“ von den Höhnern liefert die passende musikalische Begleitung, bis später das Orchester einsetzt. Das Publikum amüsiert sich prächtig und singt sogar mit. Ein Entertainer ist auch Jan Navratil. Wie bereits beim ersten Ravensburger Weihnachtscircus 2008 zeigt er seine hervorragende Antipoden-Nummer. An deren Ende lässt er einen Ball über sechs Plattformen an einer langen Stange emporhüpfen, ehe er diesen schließlich in einem Korb an der Spitze versenkt.


Cesar Dias

Natürlich steht Elmar Kretz wieder selbst mit Pferdedressuren in der Manege. Er hat seinen Araberzug um ein sechstes, junges Tier erweitert. Zunächst arbeitet die gesamte Gruppe, in ruhigem Tempo und von sanften Signalen geleitet. In einem zweiten Teil, nunmehr mit den fünf älteren Pferden, setzt Elmar Kretz im eleganten schwarzen Frack auf Tempo und Dynamik und zeigt so weitere Facetten seiner hochklassigen Arbeit. Diese gipfelt in verschiedenen Steigern. Mit Cesar Dias wurde zudem ein wunderbarer Clown engagiert. Seine bekannten Szenen machen immer wieder Freude und lassen herzlich lachen – ob er nun auf der singenden Säge spielt, sich ein Duell mit einem Besucher liefert oder sein einzigartiges „My Way“ zelebriert. Die Schlussnummer ist Eddy Carello vorbehalten, dessen originelle Rhythmus-Jonglagen auf dem Schlagzeug immer wieder gut ankommen.

Insgesamt ist das Programm mit mehr als drei Stunden etwas zu lang geraten. Alle Bestandteile sind fraglos sehr stark, doch eben in gewisser Weise auch „gleich stark“. So fehlt die Spannungskurve zu einem abschließenden Highlight, beispielsweise mit einer Truppe. Im Finale wird die Jubiläumsshow mit lang anhaltendem Beifall und Fußgetrampel gefeiert.

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Text: Markus Moll; Fotos: Markus Moll (10), Stefan Gierisch (4)