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Ulmer Weihnachtscircus 2017/18
www.ulmer-weihnachtscircus.de ; 110 Showfotos

Ulm, 5. Januar 2018: Mit einer Flaggenparade startet das Jubiläumsprogramm des 10. Ulmer Weihnachtsircus. Die Fahnen sollen die 21 verschiedenen Nationen repräsentieren, die bisher in der Manege der Familie Böhm vertreten waren. Und dies mit insgesamt 400 Artisten, wie Programmdirektor Matthias Bergstädt in seiner Begrüßung sagt. Gut aufgelegt wagen er und Direktor Veno Böhm im Rahmen des Openings gar ein paar Tanzschritte mit dem Ensemble. Sie haben auch allen Grund zur Freude, denn der Ulmer Weihnachtscircus ist im Veranstaltungskalender der Stadt fest etabliert.

Begonnen hat alles in Neu-Ulm, wo in den ersten beiden Saisons gespielt wurde. Nachdem der dortige Volksfestplatz bebaut wurde, zog man auf den Messeplatz in der Ulmer Friedrichsau um. Dort erwartet die Besucher im Vorzelt ein umfangreiches gastronomisches Angebot im Stil eines Weihnachtsmarktes. Auch die Toiletten sind ohne Gang ins Freie erreichbar. Das Chapiteau mit seinem Sternenhimmel und das Bankreihen-Gradin mit Rückenlehnen bieten ein sehr traditionelles Circusflair. Die vorderen vier Reihen sind dick gepolstert und als Logen ausgewiesen. Festlich wirkt der hohe Artisteneingang mit seinem Lichterbogen über der Gardine. Darüber thront das Orchester, welches die Vorstellung mit schwungvoller Circusmusik begleitet, zum Teil mit Unterstützung von Sängerin Mariana.


Hanka Lánikova, Yadira Dayana Cáceres González und Ballett Vatan, Los Sandros 

Zunächst gehört der Rote Ring Hanka Lánikova, die mit ihrer temperamentvoll gerittenen Hohen Schule gleich Stimmung schafft. Auch Pirouette und Levade sind Teil ihres Repertoires. Riesen-Applaus für ihre klassische Rollschuhnummer ernten im Anschluss „Los Sandros“ alias Sandro Monteiro und Ehefrau Nathalie Daubard. Die Soleil-erfahrenen Artisten beherrschen das typische Repertoire des Genres. Sehr geschickt eingesetzt wird das Ballett Vatan. Die vier hübschen Damen zeigen keine in die Länge gezogenen Choreographien. Mit knackig-kurzen, aber gekonnt getanzten Einlagen begleiten sie bei ihren Auftritten die nächsten Künstler in die Manege. So wie Yadira Dayana Cáceres González, die an den Strapaten durch die Lüfte fliegt. Spagat, Knie- und Genickhang sowie ein Wirbel sind einige Teile der Trickfolge. „Let me entertain you“ spielt das Orchester beim ersten Auftritt der Truppe Lánik. Und tatsächlich unterhalten die drei Herren und zwei Damen aus Tschechien uns trefflich bei ihren Passingjonglagen mit Keulen, auch im Zwei-Mann-Hoch, sowie mit Fackeln.


Sterzas, Veno Böhm 

Zum Jubiläum wurde eine Clowns-Familie verpflichtet, die schon einmal in Ulm zu Gast war: Die Sterzas wollen gemeinsam musizieren, doch zahlreiche Pannen und Zwischenfälle machen den Plan zunächst zunichte. Zum Abschluss spielen sie natürlich doch noch zusammen, und zwar das bekannte italienische Lied „Funiculi Funicula“. Darüber hinaus zeichnet die Familie für die Reprisen verantwortlich. Aufgrund des herrschenden „Wildtierverbots“, das die Ulmer Messegesellschaft verhängt hat, sind der Vielfalt der Dressurnummern hier inzwischen leider Grenzen gesetzt. Nichtsdestotrotz gefällt der schöne Sechserzug brauner Araber, den Direktor Veno Böhm voller Tempo in die Manege bringt. Die Tiere kommen vom dänischen Cirkus Arena und tragen farbige Bänder in den Mähnen sowie Glitter auf den Rücken. Abwechslungsreiche Lauffiguren und ein Solo-Steiger werden sicher präsentiert. Als kleine Circusprinzessin tritt Direktionstochter Alexia mit ihrem Pony auf.


Truppe Lánik, Magic Israel Santos 

Gleich drei attraktive Truppennummern hat die Truppe Lánik mit nach Ulm gebracht. Neben der Gruppenjonglage gehört hierzu die Perche-Darbietung, die vor der Pause platziert wurde. Spektakulär ist zum Beispiel, wie Lukáš Lánik eine Leiter überschreitet, während seine Frau Hanka am oberen Ende einer Stirnperche balanciert. Ein fragiler Turm aus drei Menschen und zwei Perchestangen bildet den Schlusstrick. Nach der Pause verblüfft Magic Israel Santos mit seinen Illusionen. In einem Käfig befindet sich plötzlich ein großer Hund anstelle von zwei Damen; alle vier Ballettgirls entsteigen nacheinander einer scheinbar leeren Kiste. Diese wird zwischendurch immer wieder auf zwei Seiten geöffnet, so dass der komplette Durchblick gewährleistet ist. Und für den ganz großen Überraschungseffekt sorgt der Helikopter, den der Magier in der Manege erscheinen lässt. Großen Jubel erhält die Schleuderbrett-Nummer, mit denen die Laniks alles bieten, was man mit dem Genre klassischerweise verbindet: Sprünge in den Sessel, Salti auf einer und zwei Stelzen, Menschentürme und dazwischen natürlich Tanz zu rasanter Musik in folkloristischen Kostümen. Zu den Spezialitäten von Kaja Lanik gehört der Rückwärtssalto zur Plattform am oberen Ende einer Perchestange. Auch die Lániks sind nicht zum ersten Mal beim Ulmer Weihnachtscircus zu Gast.


Veno Mendes, Sandro Monteiro, Hanka Lánikova 

Äußerst flott lässt Veno Mendes einen Sechserzug Kamele durch die Manege laufen – zu dritt, zu sechst und im Gegenlauf beispielsweise. Während die Trampeltiere abliegen, kommen einige Lamas als Hürdenspringer hinzu. Dank seiner starken Balancen auf der Rola Rola – und einem beeindruckend hohen Turm aus Requisiten – bringt Sandro Monteiro das Publikum zum Toben. Mit viel Temperament und effektvollem Verkauf stellt Hanka Lánikova einen Siebenerzug Ponys vor. Special Guest ist ein Esel. Er wird in einer Acht zwischen auf Postamenten stehenden Ponys hindurchgeführt.


The Flying Gerlings 

Für den spektakulären Abschluss sind „The Flying Gerlings“ zuständig. Damit bringt Douglas Gerling nach Hochseil, Todesrad, Motorradkugel und Freefightern Vertreter eines weiteren Sensations-Genres nach Europa. Ein großes Kunststück war es bereits, den Luftapparat in mehrtägiger Arbeit in das recht kompakte Chapiteau einzubauen, berichtet uns Matthias Bergstädt. Den Flugkünsten der jungen Artisten aus Kolumbien tut das keinen Abbruch. Salti bis hin zum Dreifachen, Passage und auch schwierige Pirouetten werden bei mitreißend guter Laune zelebriert – und dazwischen darf ein feuriger Tanz auf der Plattform nicht fehlen. Mit einem Kopfsprung von derselben ins Netz geht die Nummer zu Ende.

„Strong Enough“ singt Mariana zum Beginn des Finales, und genau das ist diese Jubiläumsshow wirklich, insbesondere im artistischen Part. Zusammengestellt wurde sie von Programmdirektor Matthias Bergstädt. Dieses „Circus-Urgestein“, in früheren Jahrzehnten Fahrer von Carl Althoff, führt auch wortgewaltig durchs Programm. Und erinnert dabei ein bisschen an TV-Legende Dieter-Thomas Heck. Mit Standing Ovations und Zugaberufen von den Rängen endet dieser jederzeit kurzweilige Circusabend.

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Text und Fotos: Markus Moll