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Le Grand Grand Cirque de Noel Américain 2018
www.circuspromotion.com ; 100 Showfotos

Paris-Villepinte, 8. Dezember 2018: Als die Familie Bouglione von 2010 bis 2013 in einer Messehalle im Pariser Stadtteil Le Bourget große Produktionen spielte, war Jean Arnaud für die Vermarktung verantwortlich. Davor sorgte der Promoter dafür, dass Firmen große Kontingente für die Pariser Weihnachtsgastspiele des Cirque Pinder buchten. In diesem Winter nun ist Arnaud auch Circusdirektor. Im Parc des Expositions von Paris-Villepinte präsentiert er seinen eigenen Weihnachtscircus. Ursprünglich war eine Zusammenarbeit mit dem American Circus von Flavio Togni vorgesehen.

Letztendlich stellte der passionierte Circus-Promoter dann aber eine eigene Show zusammen. Den Grand Cirque de Noel Américain. Vom 1. bis 9. Dezember gibt es an den Samstagen jeweils vier, an den Sonntagen drei Vorstellungen. Am Mittwoch wird zweimal gespielt. Neun der Shows sind von vornherein mit „complet“ gekennzeichnet, also für Einzelbesucher nicht buchbar. Hauptzielgruppe dieser Produktion sind natürlich Unternehmen, die ihren Mitarbeitern ein Incentive in der Vorweihnachtszeit bieten wollen.


Circusmodell im Vorraum

Sie erwartet im Vorraum neben der Restauration eine Ausstellung mit Circusmodellen. Im Zentrum steht passenderweise der Nachbau eines American Circus. Erwartungsgemäß sind in der Halle drei Manegen aufgebaut. Stoffbahnen bedecken die Wand dahinter. In deren Mitte befindet sich der Vorhang als Artisteneingang. Gegenüber steht eine gewaltige Tribüne mit weißen Plastiksitzen. Auch an den Seiten befinden sich steil aufsteigende Ränge. Ebenerdig stehen Stuhlreihen. Sie bilden quasi die Logen.


Blick in die Halle

Ein eindrucksvoller Rahmen, der nur bedingt circusgerecht ist. Ihn gilt es zu füllen. Idealerweise mit Artistentruppen und großen Tiergruppen. Hier erleben wir maximal drei Artisten gemeinsam in der Manege. Fünf Elefanten sind mit von der Partie, die allerdings auf zwei Darbietungen verteilt sind. Zwei weitere Dickhäuter sowie Exoten vom Circus Medrano gibt es am letzten Wochenende nicht mehr zu sehen. Zahlenmäßig liegt somit das zwölfköpfige Ballett von Magier Jidinis vorne. Die Damen sind es zudem, die als einzige alle drei Manegen gleichzeitig bespielen. Nur bei Opening und Finale sind alle Ringe ebenfalls gemeinsam gefüllt. Das gute Lichtdesign leistet einen großen Beitrag dazu, dass auch kleinere Darbietungen zur Geltung kommen. Die Musik wird vom Computer eingespielt, Schlagzeuger Etienne Barboux unterstützt live. Die Original-Arrangements stammen von Carmino d'Angelo, wie das umfangreiche Programmheft mit vielen Foto informiert. Hinzu kommen Stücke von der CD, deren Versionen bestens bekannt sind.


Yann Rossi, David Burlet, Jidinis

Den Auftakt macht Weißclown Yann Rossi. Auf dem Saxophon spielend begrüßt er die Zuschauer. Gemeinsam mit Madame Loyal Elsa Bontempelli führt er durchs Programm. Die beiden machen einen überzeugenden Job. Sie überbrücken gekonnt die teilweise sehr große räumliche Distanz zum Publikum. Elsa Bontempelli legt gleich einen originellen ersten Auftritt hin. Sie wird mittels einer Illusion von Jidinis „herbeigezaubert“. Das Opening vereint Elefanten, Motorradfahrer und die weiteren Mitwirkenden in den drei Manegen. Dann ist es an David Burlet, die mehreren Tausend Besucher zu unterhalten. Tempo und viel Humor kennzeichnen seine Tellerjonglagen. Immer mehr Teller drehen sich auf biegsamen Stäben. Nebenbei kehrt Burlet Scherben zusammen, jongliert mit Tellern sowie Zigarrenkistchen und befördert Löffel in Gläser. Jidinis Magic Company sorgt für eine volle Mittelmanege. Der französische Magier und seine zwölf Girls lassen staunen. Etwa wenn aus dem Nichts ein Motorrad erscheint oder der gefesselte Zauberer und eine Assistentin in einem winzigen Augenblick die Positionen tauschen. Aufwendige Requisiten und Kostüme sind neben den verblüffenden Tricks ein Markenzeichen dieser Illusionsshow. Die Präsentation ist vom Feinsten. Einen Sonderauftritt dabei hat Louis, der 14-jährige Sohn von Jean Arnaud.


Toni Alexis, Duo Garcia, Garcia Boys

Immer eine sichere Bank in Sachen Manegenspaß sind Toni und Jeanette Alexis. Als Weißclown ist Adrien mit von der Partie, den wir 2013 und 2016 beim Cirque Arlette Gruss erleben konnten. Zu dritt zeigen sie noch einmal all das, was wir aus der Zeit des Engagements der Familie Alexis beim Circus Krone kennen. Natürlich ruft Toni Alexis den Zuschauern sein „Ahoi“ zu. Das Echo von den Rängen ist aufgrund der Distanzen aber eher gering. Die einzige Luftnummer der Show gehört dem Duo Garcia. Mit ihrer Rakete kreisen die beiden über der Mittelmanege und arbeiten dabei gefährliche Tricks. Das Ballett leitet in beleuchteten Kostümen den Auftritt des Laserman ein. Im Wesentlichen manipuliert er zwei grüne Strahlen. Im Hintergrund gibt es weitere Effekte, ebenfalls in grün. Man hat derartige Darbietungen schon deutlich spektakulärer gesehen. Als Ersatz für die Exoten wurden die Garcia Boys ins Programm genommen. Ohne Frage, die beiden Söhne von Vicky und Pablo Garcia zeigen eine starke Handstand-Akrobatik, die sie cool präsentieren. In einer der Seitenmanegen haben sie es aber angesichts der Dimensionen der Halle schwer. Vor der Pause folgt die einzige Tiernummer des ersten Teils. Adriana Folco führt die Freiheitsdressur in Schwarz und Weiß von Gianni D'Ambrosio vor. An diesem Morgen dirigiert sie sieben Pferde mit edlen Decken, Zaumzeug und Federschmuck. Es ist eine schöne Folge vielfältiger Lauffiguren, die mit verschiedenen Steigern beendet wird.


Teddy Seneca, Romero's Riders, Amedeo Folco junior

Während der Pause wird in der Mittelmanege ein massiver Zentralkäfig aufgebaut. Darin präsentiert wenig später Teddy Seneca fünf noch recht junge Löwen. Zahlreiche Tricks werden originell dargeboten. Dabei kommt der Humor nicht zu kurz. Die Requisiten sind in einem historischen Stil gehalten. Eine sehenswerte Nummer, die allerdings – zumindest in dieser Vorstellung - durch die Nervosität einer Löwin gestört wird. Während der Käfig abgebaut und die Motorradkugel hereingerollt wird, unterhalten Toni Alexis und Adrien vor den Logen mit einem Lied. Bis zu drei Fahrer der Formation Romero's Riders jagen auf Motorrädern durch den „Globe of Death“, der sich als Clou öffnet. Eine Tänzerin aus dem Ballett steht am Boden der Kugel, während zwei Artisten um sie herumfahren. Bei den letzten Touren sorgen Lichter an den Maschinen für einen besonderen Effekt. Drei Elefanten mit hübschen Frauen auf dem Rücken hören in einer Seitenmanege auf das Kommando von Franz Renz junior. Die indischen Elefantendamen gehören wie ihr Vorführer zum Circus Renz International. Sie zeigen ein flüssig ablaufendes Repertoire mit sehenswerten Kunststücken. Die Schlussnummer in der zentralen Manege gehört Amedeo Folco junior. Darin präsentiert er zwei indische Elefanten im harmonischen Zusammenspiel mit zwei Schimmeln. Die Vorführung ist wirklich originell und wird flott gearbeitet. Da drehen sich etwa die Elefanten auf Postamenten um die eigene Achse, während sie die um sich herumlaufenden Pferde mit dem Rüssel an einer Leine festhalten. Das folgende Finale wird vom Ballett in weihnachtlichen Kostümen eingeleitet. Alle Mitwirkenden verteilen sich auf die drei Manegen, der Weihnachtsmann gesellt sich zu ihnen. Dabei erklingen weihnachtliche Weisen.

Eine große, schmucklose Messehalle erfolgreich mit einem Circusprogramm zu bespielen, gehört sicher zu den Königsdisziplinen des Genres. Die Show muss die Zuschauer, die direkt an der Manege sitzen, genauso erreichen wie die, die etliche Meter entfernt ihren Platz haben. Es muss Atmosphäre geschaffen werden. So gut es eben geht. Ist das Experiment im Fall des Grand Cirque de Noel Américain gelungen? Aus der Logenperspektive ist man auch an den kleineren Darbietungen nah genug dran. Dafür fallen Details eher auf, die auf die Distanz verlorengehen. Die Spielfläche hätte ansprechender gestaltet werden können, eine zusätzliche „große Nummer“ hätte dem Programm gutgetan. Einiges wirkt improvisiert. Andererseits sind sehenswerte Darbietungen dabei. Mit der Doppelmoderation wurde eine ansprechende Weise gefunden, die Brücke zum Publikum zu bauen. Ein Drei-Manegen-Circus macht bei diesen Dimensionen durchaus Sinn. Andererseits werden die Arenen äußerst selten gleichzeitig genutzt. Ein Erlebnis ist diese Produktion aber auf jeden Fall. Jean Arnaud sei zu seinem Debüt als Circusdirektor im großen Stil ein herzlicher Glückwunsch ausgesprochen. Kommenden Winter soll die nächste Produktion dieser Art folgen.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch