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Krefelder Weihnachtscircus 2018/19
www.krefelder-weihnachtscircus.de ; 125 Showfotos

Krefeld, 29. Dezember 2018: So macht Circus Spaß. Jugendlich, flott und äußerst sympathisch präsentiert. Die Ausgabe 2018/19 des Krefelder Weihnachtscircus ist eine wahre Freude. Sowohl für den eingefleischten Circusfan als auch für die wachsende Zahl der Stammbesucher dieser Winterproduktion der Familie von Reinhard und Brigitte Probst. Gezeigt wird ein Nummernprogramm mit vielen hier noch unbekannten Manegenkünstlern. Der weihnachtliche Bezug ist im Spielzelt durch den geschmückten Artisteneingang hergestellt.

Der in diesem Jahr vielfach angebrachte Hinweis auf das 250. Jubiläum des Circus der Neuzeit wird in der Begrüßung aufgegriffen. Ansonsten wird klassischer Circus mit einem erfreulichen Tempo aufgeführt. Hinzu kommen wunderschöne Bilder des Ensembles bei Opening und Finale. Auf dem Sprödentalplatz sind insgesamt drei Zelte in den Farben Rot und Gelb für die Besucher aufgebaut. Im ersten befindet sich die Kasse, im zweiten die großzügige Restauration. Gespielt wird im Chapiteau, mit dem der Circus Probst die Sommersaisons bestreitet. Ebenfalls von der Tournee kennen wir das Gradin und den Artisteneingang.


Szene aus dem Finale

Vor einigen Jahren vom niederländischen Circus Herman Renz zu Probst gewechselt ist Mathijs te Kiefte. In Krefeld ist er für das Presse- und Produktionsbüro verantwortlich. Außerdem führt er Regie und begleitet uns als Ringmaster durch die Show, welche unter dem Titel „Bravo!“ läuft. Ferner hat er gemeinsam mit der Familie Probst die Nummern ausgewählt. Das Opening erinnert ein wenig an die Programmeröffnungen, die wir in den letzten Jahren beim Circus Herman Renz erlebt haben. Es gibt schöne Szenen mit allen Mitwirkenden, die Artisten zeigen Ausschnitte ihres Könnens. Ein buntes Charivari, das die Vorfreude auf die kommenden zweieinhalb Stunden weiter steigert und von Anfang an mitreißt. Ebenfalls bestens bekannt vom Niederländischen Nationalcircus ist Kapellmeister Rober Rzeznik. Er ist in Krefeld der Kopf eines Sextetts, welches die Vorstellung grandios musikalisch begleitet. Für die optische Aufwertung des Geschehens durch gutes Licht ist Alex Slobodenyuk verantwortlich. Sein Vater Vladimir war hier vor einem Jahr als Clown zu erleben.


Sarah Florees, Nicoleta-Ramona Badea, Alfons Casselly

Von Slobodenyuk bestens in Szene gesetzt wird die Eröffnungsnummer von Sarah Florees. Die blonde Französin lässt elegant Hula Hoop-Reifen um ihren Körper kreisen. Dem Namen ihres Requisits alle Ehre macht Nicoleta-Ramona Badea. In hohem Tempo schwingt sie zu Tangorhythmen am Schwungseil unter der Circuskuppel hin und her. Dabei zeigt die Rumänin gewagte Abfaller und weitere riskante Tricks. Durchatmen können wir gleich darauf, wenn Alfons Casselly acht flauschige Ponys vorführt. Er dirigiert sie bei variantenreichen Lauffiguren und steckt sogar seinen Kopf in den „Rachen“ eines seiner Tiere. Als da capo erleben wir unter anderem einen Stoffweihnachtsmann zu Pony.


Mitglied des Trio Sarkozi, Truppe Teibler, Sarah Houcke

Für flotte Action sorgt dann wieder das Trio Sarkozi. Die drei Jungs aus Ungarn werfen sich mit traumwandlerischer Sicherheit gegenseitig die Keulen zu, dass es eine wahre Freude ist. Auch große Reifen fliegen durch die Luft. Im dritten Anlauf klappt das Fangen von Ringen durch einen der Jongleure, die ihm von seinen beiden Partnern immer schneller zugeworfen werden. Im Stil der 50er Jahre aufgemacht ist die Schleuderbrett-Darbietung der Truppe Teibler. Zwei Damen und drei Herren katapultieren sich gegenseitig durch die Luft. In ihre schwungvollen Choreographie haben sie die verschiedensten Sprünge eingebaut, die auf einer Matte, den Schultern der Untermänner, einem Sessel oder einer Plattform auf einer Perchestange gelandet werden. Höhepunkt ist ein Satz zum Drei-Personen-Hoch. Ein weiteres Quintett erleben wir direkt nach der Pause. Sehr charmant präsentiert dann Sarah Houcke fünf Tiger von Martin Lacey junior. Es ist ein vertrautes Miteinander von Mensch sowie Tier und somit beste Werbung für den Tiercircus. Unterstrichen wird die Partnerschaft von Sarah Houcke und den Großkatzen durch ein Interview im ausführlichen sowie hochwertig aufgemachten Programmheft.


Lénárd Matos, Trio Sarkozi, Duo Badea

Zwei Podeste, ein Trampolin und eine Treppe bilden den „Spielplatz“ für Lénárd Matos. Auf diesen Requisiten hält er sich mit dem Einrad in der Balance. Am Ende wagt er gar eine Fahrt über einen dünnen Steg, an dessen Seiten Flammen lodern. Ein zweites Mal wirbelt das Trio Sarkozi über den Manegenteppich. Diesmal präsentieren sie sich auf witzige Weise als Kaskadeure. Rasant springen sie übereinander und zeigen Handvoltigen. Konzentration und ein hoher Gleichgewichtssinn sind gefragt, wenn das Duo Badea auf verschiedenen freistehenden Leitern balanciert. Das tun die beiden Rumänen sogar im Zwei-Personen-Hoch. Die weiteren Tricks absolviert Daniel Badea im Solo, seine Partnerin assistiert. Extrem lang ist die Leiter, auf der er zum Schluss das Gleichgewicht hält.


Charlie Placais

Der letzte Auftritt vor dem Finale gehört Charlie Placais. Der Franzose mit dem muskulösen Oberkörper sieht blendend aus. Viel Kraft benötigt er für seine einzigartige Kür an den Strapaten. Aber natürlich wirkt es ganz leicht. Etwa wenn er an den Bändern Aufschwünge zeigt oder sich in anspruchsvollen Figuren unter der Kuppel im Gleichgewicht hält. Der Abschluss des Programms wird wieder sehr stimmungsvoll in Szene gesetzt. Im Dunkeln stellen sich die Mitwirkenden auf die Piste, um von dort einen ersten Abschiedsgruß zu senden. Nach einer Einzelvorstellung in der Manegenmitte bildet das Ensemble dort einen Kreis um Ringmaster Mathijs te Kiefte. Im Regen bunter Papierschnipsel geht die Show dann endgültig zu Ende. Für die witzigen Momente im Finale, aber natürlich auch im ganzen Programm, sorgt Antonio Casselly. Der Clown ist einfach ein prima Typ, ein Publikumsliebling. Immer wieder gerne sehe ich die Szene mit dem Hund, der während des Picknicks die Würstchen klaut. Sie ist einfach herrlich gespielt. Ebenfalls ein sicherer Lacherfolg ist der Boxroboter zusammen mit Bruder Alfons.

Dieser 6. Krefelder Weihnachtscircus ist beste Werbung für den klassischen Circus. Der wird hier in einer frischen, temporeichen Form gefeiert. Die zelebrierte Lebensfreude ist unmittelbar ansteckend. Man spürt, dass alle Beteiligten mit viel Herzblut bei der Sache sind. Sowohl die, die diese Produktion vorbereitet haben, als auch die, die jeden Tag das Publikum begeistern. Bravo!

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Text und Fotos: Stefan Gierisch