Die sensationelle Gruppe mit 26
Raubtieren hat sich in den letzten Jahren wunderbar eingespielt.
Die enge Beziehung der Tiere zu Martin Lacey jr. wird jederzeit
deutlich. Alle denkbaren Tricks sind dabei, vom großen
Gruppenbild mit 21 hochsitzenden Löwen bis hin zum vertrauten
Spiel mit einzelnen Tieren. Wir können dankbar sein, dass Martin
Lacey jr. uns seit Jahren diese circensischen Sternstunden in
Deutschland ermöglicht. Nicht nur seine Preise, sondern auch
einige Artisten hat Martin Lacey jr. von der Côte d‘Azur mit nach
München gebracht.
Martin Lacey jr.,
Dias Brothers
Einerseits sind das die Dias
Brothers, die mit ihren 16 bzw. 19 Jahren ikarische Spiele
auf höchstem Niveau zeigen. Manche Sprünge landen sie
beispielsweise auf den Schultern oder gar nur auf einem Fuß.
Spektakulär ist auch der Rückwärtssalto, der aus dem Stand
gesprungen und ebenso wieder im Stand gefangen wird. Als
Schlusstrick wiederholen sie gleich viermal eine Kombination aus
Doppelsalto und Schraube. Diese beiden Jungs haben sicherlich
eine große Karriere vor sich.
The Ninth Wave, Yunwei Xing
Mit einem Silbernen Clown wurden
die Darbietungen der China National Acrobatic Troupe in Monte
Carlo ausgezeichnet. Vor der Pause erleben wir Yunwei Xing. Auf
bis zu sieben, ineinander gesteckten Stäben arbeitet er seine
Handstandequilibristik. Den Aufbau der hochgereichten Requisiten
überbrücken jeweils zwei Frauen und drei Männer der Truppe mit
Tanz und kontorsionistischen Elementen. Dabei tragen sie, wie
Yunwei Xing, Sportkleidung. Sicherlich Geschmackssache, dank der
hochwertigen Aufmachung jedoch in meinen Augen eine schöne
Abwechslung zu klassischen Inszenierungen. Auf fünf Handstäben
zeigt der Artist einen Klötzchenabfaller, ehe das Requisit bis
unter die Kuppel des Krone-Baus ausgefahren wird und beginnt, zu
schwingen. Diese technisch hervorragende Darbietung wird leider
durch die monotone Musik in ihrer Wirkung geschmälert. Anders
ist das bei der zweiten Darbietung der China National Acrobatic
Troupe, die unter dem Titel „The Ninth Wave“ („Die neunte
Welle“) steht. Die Kapriolen am neuartigen „Triple Mast“ werden
durch die mitreißende Musik und die maritime Aufmachung optimal
unterstützt. Die drei Stangen stehen wie von der Ecke eines
Würfels im 90°-Winkel voneinander ab. Je nachdem, wie sie
benutzt werden, können einzelne der Masten am Boden befestigt
werden. So wechseln sich ruhige Momente an feststehenden Stangen
und rasante Sprünge von einem zum anderen Requisit (oder auf
eine Matte) ab. Als Schlusstrick trägt ein Artist, der sich
vertikal von Masten abdrückt, vier andere Truppenmitglieder auf
seinen Füßen. Insgesamt eine großartige, innovative Darbietung,
wie man sie so noch nicht gesehen hat. Erfreulich ist zudem,
dass hier keine Kinder durch die Luft geschmissen werden.
Vlad Olander, Jana
Mandana Lacey-Krone, Eddy Carello
Aber auch abgesehen von den
aktuellen Monte Carlo Preisträgern hat das zweite
Jubiläumsprogramm echte Persönlichkeiten zu bieten.
Beispielsweise Jana Mandana Lacey-Krone. Auch im Februar begrüßt
die Direktorin persönlich das Publikum, und zwar vom Rücken der
Elefantendame Bara. Dabei wird sie vom Triumphmarsch aus der
Oper „Aida“ begleitet, eine schöne Hommage an Circusgründer Carl
Krone, dessen Lieblingsmusik dies war. „Der Tradition eng
verbunden, die Zukunft im Visier“ hat sie zu ihrem Leitspruch
auserkoren. Zuvor sehen wir den aus dem Januar bekannten Film
über die Geschichte des Circus Krone, nun unterlegt mit Frank
Kellers Stimme. In einem Couture-Dirndl der Firma „Schatzi“
führt Lacey-Krone später zehn mattschwarze Nonius-Hengste vor.
Zur Musik von Andreas Gabalier werden Volten, verschiedene
Gruppenläufe und ein Mittelsteiger geboten. Anspruchsvoll ist
das so genannte „Kehrt“, bei dem die Hengste in Fünfergruppen in
die Mitte laufen und die Richtung wechseln. Walzend verlassen
die Pferde die Manege. Mit einem vorwärtssteigenden Falben
schließt die Krone-Chefin diese volkstümlich angehauchte
Präsentation. Für die vierte Tiernummer im Programm sorgt Vlad
Olandar mit seinen sechs Angorakatzen. Die Vierbeiner
beherrschen ein breites Trickspektrum und springen
beispielsweise von Podest zu Podest oder aus großer Höhe in die
Arme des Vorführers. Eddy Carello ist ein bekanntes Gesicht in
den hiesigen Manegen. Zu Beginn des Programms sorgt er für ein
ordentliches Tempo. Nachdem er eine Gitarre auf Devil Sticks
tanzen lässt und mit sieben Bällen gegen eine Trommel jongliert
hat, spielt er mit ebenjenen Bällen auf dem bekannten
Schlagzeug.
Duo Kiss, Silver
Power, Alexander Lichner
Zu meinen persönlichen Favoriten
im zweiten Winterprogramm gehört das Duo Kiss. Inna Bayak (18)
und Yurii Protsyk (22) haben die Choreographie ihrer flott
gearbeiteten Hand-auf-Hand-Akrobatik an das Musikvideo des Songs
„Chandelier“ von Sia angelehnt. Dieser wird live vom großen
Orchester unter Oleksandr Krasyun gespielt. Die einzelnen Tricks
gehen im fließenden Gesamtbild fast unter. Mitten im ersten Teil
sind die beiden jungen Ukrainer fast unterplatziert. Von
mitreißend gespielter Livemusik profitiert auch Alexander
Lichner. Er beginnt mit dem freihändigen Zahnstand auf einem
Washington-Trapez. Am Schwungtrapez ist vor allem das
Herabrutschen in den einbeinigen Fersenhang spektakulär. Ein
rasanter Zahnhangwirbel bildet den Abschluss. Deutlich ruhiger
geht es beim Duo „Silver Power“ zu, die, wie der Name schon
sagt, komplett in silberner Kostümierung aufteten. Die beiden Ungarn bieten die
Abläufe einer guten Hand-auf-Hand-Darbietung. Das Besondere
daran ist das elegische Tempo. Alle Tricks, wie das „Nacken auf
Nacken“, werden lange gehalten. Dabei übernimmt zeitweise auch
die Partnerin eine tragende Rolle.
Housh-ma-Housh
Im gesamten Programm übernimmt
diese Starclown Housch-ma-Housch, der auch das Plakatmotiv
ziert. Noch vor der Begrüßung durch Jana Mandana Lacey-Krone
kämpft er mit einer widerspenstigen Lampe. Mit dabei ist auch
das Buch mit der selbstschreibenden Feder. Später kommen Swarovski-Strick und
Stromkabel zum Einsatz, womit Housch-ma-Housch zu seiner
charakteristischen Frisur gelangt. Auch ein Stofffrettchen lässt
sich damit wieder zum Leben erwecken. Ebenso wohlbekannt ist das
Gitarrenspiel inklusive schier endlosem Klebeband.
Bei seinem letzten Auftritt holt er sich zwei Gastmusiker aus
dem Publikum zur Hilfe. Wiederum schön gestaltet ist das Finale.
Nachdem die chinesischen Artisten ihr Kompliment beendet haben,
ertönt der „Krone-Walzer“, und die anderen Artisten kommen
tanzend durch den Besuchereingang in die Manege. Auf der Piste
werden Kronleuchter aufgestellt. Die Damen tragen blaue
Ballkleider, die Herren weiße Fracks. Dabei werden sie von Housch-ma-Housch „dirigiert“. Flink legen sich die Chinesen die
gleichen einheitlichen Kostüme an und kommen gemeinsam mit Jana
Mandana Lacey-Krone und Martin Lacey jr. hinzu. Anschließend
werden „Roncalli-Like“ Besucher zum Walzer in die Manege
gebeten. |