CHPITEAU.DE

Flic Flac X-Mas Show Nürnberg 2018/19
www.flicflac.de ; 179 Showfotos

Nürnberg, 12. Januar 2019: Ein extrem starkes Programm mit mehreren Truppen in erstklassigem Ambiente: Dies bot die Flic Flac X-Mas Show in Nürnberg. Das Unternehmen hatte geradezu verschwenderisch engagiert. So durfte die Truppe Zola ihre stärkste Darbietung, das Schleuderbrett, erst am letzten Gastspielwochenende zeigen, um eine überlange Show zu vermeiden. Da war die chinesische Truppe "The Ninth Wave" mit ihrer Masten-Sensation bereits nach Monte Carlo abgereist. Und die drei Komiker hatten ihre Auftritte auf die stärksten Momente zu komprimieren.

Mit den anwesenden Künstlern hätten andere fünf Stunden Programm gefüllt. Nicht so Flic Flac. Hier werden die einzelnen Nummern wie Videoclips scharf aneinander geschnitten oder gehen fließend ineinander über. Hier bleibt für lange Schlusskomplimente keine Zeit. Es geht Schlag auf Schlag. Was den zeitlichen Rahmen sprengen würde, wird gestrafft oder gestrichen. Andere machen Circus wie Vollwaschpulver, in Nürnberg gibt es die Mega-Pearls: konzentriert und in der Wirkung gesteigert. Ja, hier wurde mit Achtmaster, Bogenmast-Chapiteau und nun klassischem Viermaster schon alles aufgebaut, was Flic Flac an Zeltkonstruktionen im Portfolio hatte oder noch hat. Aber dennoch ist das Ambiente großartig, wenn man den Schneematsch auf dem Parkplatz hinter sich gelassen hat. Durch Türen und den anschließenden Durchgang führt der Weg ins edel ausgestattete Vorzelt mit Lichter-Sternenhimmel. Neben den verschiedenen Verkaufsständen steht rechts ein erhöhter Lounge-Bereich mit bequemen Sitzmöbeln und Tischen zur Verfügung. Links sind Wände mit cool hinterleuchteten Fotos aus Flic Flac-Shows aufgebaut. Sie sind auch Sichtschutz vor den Zugängen zu den direkt ans Zelt angedockten Sanitärcontainern. Und über dem Zugang zum Hauptzelt prangt eine große LED-Wand. Sie liefert vor der Vorstellung Informationen zur Show, zählt in der Pause die Minuten bis zum Beginn des zweiten Teils herunter und dankt beim Auslass für den Besuch.


Elayne Kramer, Truppe Zola, Chi Han Chao 

Wie in der Produktion "Höchstrafe" ist der Artisteneingang als Bogen aus Metallboxen gestaltet, in dem die Live-Band ihren Platz findet. Sie unterstützt den Sprechgesang von Rapper Robin Gerhardt alias „Dizzepticon“. Chi Han Chao eröffnet das Programm und gewinnt dem Diabolo-Genre neue, mir bislang unbekannte Seiten ab: Er lässt ein Diabolo über zwei verschiedene, quasi halbierte Seile mit nur einem Stab tanzen; in jeder Hand hält er eine dieser "Peitschen". Zur Steigerung fliegen zwei Diabolos über zwei herkömmliche Seile. Auch davon hält er in jeder Hand eines. Im fliegenden Wechsel kommt die Truppe Zola von der Tribünentreppe auf die Rundbühne. Im ersten Auftritt in dieser Vorstellung kombinieren die Mongolen Handvoltigen und Seilspringen, letzteres auch im Drei-Mann-Hoch. Nach ihrer Nummer legen sich die Akrobaten auf die Bühne, und Elayne Kramer läuft über ihre Körper zu ihrem Podium. So lässt sich schon anhand der ersten drei Nummern beschreiben, wie in dieser Show eins ins andere fließt, ohne wahrnehmbare Umbaupausen. Die junge hübsche Artistin krönt ihre Handstände und Kontorsionen mit Mundstand und Bogenschuss. Sie löst den Pfeil mit den Füßen aus und zielt treffsicher auf einen Luftballon.


Jason Brügger, Elena Drogaleva, David Erikson
 

In der ersten Showhälfte ist David Erikson, der "King Kong of Ping Pong", für die Comedy zuständig. Er war auch schon in der Produktion "Freaks" aus dem Hause Flic Flac vertreten, mit deren Titel sein Wirken schon ganz gut beschrieben ist. In der rosa Badepant präsentiert er Pingpongball-Bouncingjonglagen mit dem Mund. Im Handstand lässt er die kleinen Bälle gegen den Boden eines umgedreht stehenden Eimers fliegen und fängt sie wieder. Bei den Auftritten Nummer zwei und drei fängt er zugeworfene Äpfel via Stachel-Helm sowie Stachel-Lendenschurz und steckt sich fünf Pingpong-Bälle in den Mund. Gute Bekannte sind Elena Drogaleva and her Gentlemen. In für Flic Flac angepassten Kostümen, aber zur Originalmusik jonglieren sie mit ihren Keulen unvergleichlich elegant über mehrere Ebenen. Nicht zum ersten Mal in einer Flic Flac-Winterproduktion zu Gast ist Jason Brügger. Zum Song "Run Boy Run" beweist er Kraft und Können an den Strapaten und verabschiedet sich schließlich mit einem Abfaller aus dem Seitspagat.


Tufyaevs 

Die zweite große Truppe, die wir hier erleben, sind die Tufyaevs am Russischen Barren. Zunächst werden an zwei Barren von zwei Fliegern gleichzeitig synchrone Tricks gearbeitet. Später tauschen Fliegerin und Flieger ihre Plätze – sie vom Barren aus, er von den Händen zweier Partner, die ihn in die Luft katapultieren. Der letzte Flug führt vom Russischen Barren auf eine viel schmalere Variante des Requisits. Hier muss die Fliegerin bei der Landung jedoch gestützt werden.


Flying Heroes, Mad Flying Bikes

Truppe Nummer drei sind die fünf Freefighter von "Mad Flying Bikes". Der Name ist Programm, denn die Hasardeure starten von der Schanze im zentralen Treppenaufgang der Tribüne zu ihren waghalsigen Manövern in der Luft. Gelandet wird auf der Rampe im Artisteneingang. Zum Abschluss fliegen alle Mitglieder des Quintetts in dichter Abfolge durchs Chapiteau. Unzählige Besucher halten das Geschehen in Smartphone-Videos fest - ein moderner Gradmesser der Begeisterung. Die Flying Heroes als Truppe Nummer vier verfügen über einen gewaltigen Apparat. Das klassische Flugtrapez ist um eine Reckstange und einen zweiten Fänger erweitert. So werden interessante Flugkombinationen zwischen den Stationen möglich. Der "Dreifache" scheitert an diesem Nachmittag jedoch knapp und wird auch nicht wiederholt; eine Passage wird nicht gezeigt. So ist der klassische "Todessturz" aus der Kuppel ins Netz der Abschluss.


Stars above the World, Cotton McAloon, Vladimir Omelchenko
 

Mit Partnerakrobatik und Handvoltigen begeistern die jungen Damen von „Stars above the World“ das Publikum. Sie bestechen mit starken Tricks und toller Ausstrahlung. Ist dieses Trio eher eine Neuentdeckung, gehört Cotton McAloon seit Jahren zu den Dauergästen in Flic Flac-Produktionen. „Halb Amerikaner, halb Franzose“ räumt er mit seiner Mischung aus Sprach-Kauderwelsch, schlüpfrigen Witzen sowie Ball- und Keulenjonglagen an diesem Nachmittag total ab. Vladimir Omelchenko war für mich bisher ein zirzensisches „One Hit Wonder“: Vor drei Jahren lieferte er die große Überraschung im Programm des Heilbronner Weihnachtscircus, überzeugte bereits dort mit seinem extrovertierten Auftreten und immer größer werdenden Türmen auf der Rola Rola. Danach durfte ich ihn nie wieder erleben. Umso erfreulicher ist das Wiedersehen in dieser Flic Flac-Show.


Truppe Zola, Barto, Vladik Myagkostoupov 

Bestens bekannt ist natürlich Klischnigger Barto. Zum Abbau des Flugtrapezes lässt er Toilettenpapier mit einem Gebläse fliegen, in seinem einzigen größeren Auftritt zwängt er sich durch einen handelsüblichen Draht-Kleiderbügel. Das ist immer wieder lustig und liebenswert zugleich. Doch diese Show hat auch interessante Neuentdeckungen zu bieten. So wie die Jonglagen von Vladik Myagkostoupov. Dieser fliegt bei seinen Balljonglagen, an zwei Seilen hängend, durch die Luft und kombiniert dies mit Überschlägen. Zurück am Boden, werden auch Ball- und Keulenjonglage miteinander verbunden. Der sympathische Künstler hält bis zu sieben Bälle und bis zu fünf Keulen in der Luft. Seine zugleich starke und originelle Nummer hat an vorletzter Position im Programm zu Recht eine prominente Stellung inne. Nun würde als Schlussnummer und fünfte Truppe eigentlich die Mastennummer „The Ninth Wave“ folgen. Sie ist an diesem letzten Gastspielwochenende bereits nach Monte Carlo weitergereist ist und wird dort wenig später mit einem Silbernen Clown ausgezeichnet. So darf die Truppe Zola ihre Kunst auf dem Schleuderbrett zeigen, bis hin zu Sprüngen zum Vier-Personen-Hoch bzw. zum Fünf-Mann-Hoch mit Stange.

Der Flic Flac-typischen Regie und der hohen Geschwindigkeit der Show geschuldet, bleibt nach den einzelnen Nummern kaum Zeit für ein Schlusskompliment. Dafür dürfen sich im Finale die Akteure nochmal Nummer für Nummer nacheinander im Spotlight präsentieren, sich ihren verdienten Applaus abholen. Mit geradezu ohrenbetäubendem Jubel und Standing Ovations des gesamten Publikums wird diese atemberaubende Sensationsshow gefeiert.

________________________________________________________________________
Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll