Als Vorzelt dient in diesem Jahr
ein gemieteter Viermaster. An einer rechteckigen Theke in der
Mitte ist für die Verpflegung gesorgt. Die Gäste können sich
rundherum bedienen lassen. Mit Schupfnudeln in salziger und süßer
Variante aus dem großen „Allgäu-Wok“ bietet man neben den
üblichen Knabbereien auch etwas Warmes an. An der Rundleinwand
entlang sind mehrere Holzwände aufgebaut, an denen unter
anderem Fotos der engagierten Künstler und goldgerahmte Spiegel
hängen. Davor gibt es Tische und Bänke, links und rechts jeweils
geschmückte Weihnachtsbäume. Es ist bisher die gelungenste,
stimmungsvollste Vorzelt-Einrichtung in Ravensburg. Sie hebt
sich zugleich vom üblichen „Weihnachtsmarkt-Ambiente“ ähnlicher
Produktionen ab.
Mathieu, Gotys
Im Chapiteau selbst thront auf
dem festlichen Artisteneingang das große Orchester unter Roman
Mariash. Die elf Musikerinnen und Musiker tragen einen
erheblichen Teil zum Erfolg der Show bei und begleiten jede
Darbietung live. Mit Clown Mathieu und den Gotys führen dieses
Jahr gleich drei Spaßmacher durch die Vorstellung. Ersterer ist
der moderne Mitmachclown und greift bei all seinen Auftritten
auf Publikumsbeteiligung zurück. Das Filmentree zum Thema Star
Wars sowie den Schuss eines Mädchens aus dem Publikum mit Pfeil
und Bogen auf einen Ballon kennen wir aus dem letzten
Arlette-Gruss-Programm. Die Gothys sind hingegen eher klassische
Vertreter ihres Genres und zeigen die inzwischen selten
gewordene Liebesgeschichte um „Herr und Frau Nachtigall“.
Darüber hinaus ernten sie mit dem Spiegelentree viel Beifall. An
dessen Ende beeindruckt Jorge Salas, wenn er scheinbar endlos
Wasser spuckt. Neben den einzelnen Auftritten stehen auch
zweimal alle drei Spaßmacher gemeinsam im Scheinwerferlicht. Zu
keiner Zeit kommt jedoch das Gefühl auf, jemand käme zu kurz
oder zu oft, was in einem Programm mit mehreren Clowns nicht
selbstverständlich ist. Insgesamt wird der Einsatz der Clownerie
nicht übertrieben.
Milena und Elmar Kretz
Die Tierdressuren liegen in
diesem Jahr ganz in Direktionshand. Kretz‘ zehnjährige Tochter
Milena leitet mit sichtlich viel Freude einen Sechserzug braun
oder schwarz gescheckte Kühe
an. Die Tiere wissen mit Tricks wie Farbwechsel und Fächer zu
überzeugen. Die Nachwuchsartistin zeigt außerdem Variationen der
Stehendreiterei auf zwei Ponys. Diese gipfelt im Sprung über
Barrieren. Danach lässt sie eines ihrer Ponys über Cavalletti
springen sowie Slalom laufen und das andere steigen und
abliegen. Ganz in seinem Element ist natürlich auch Elmar Kretz
selbst, wenn er mit seinen sechs Arabern in der Manege steht.
Neben dieser traditionellen Freiheit begeistert der Allgäuer
noch mit einer ganz neuen Pferdedarbietung. Seine Manegenpartner
sind dabei drei Lusitanos und zwei Araberhengste, die nur mit
einer Gerte angeleitet verschiedene Figuren laufen und ihm auf
Schritt und Tritt folgen.
Wulbers
Mit gleich drei artistischen
Programmpunkten sind die vom Zirkus Charles Knie bekannten
Wulbers angereist. Direkt zu Beginn wirbeln die Blues Brothers
auf dem Trampolin durch die Luft, nun allerdings vier Mann stark
und ohne die Damen. Neben den vielen Comedy-Sequenzen zeigt vor
allem Truppenmitglied Dinko Petrov artistische Sprünge bis hin
zum dreifachen Salto. Einen „Dreifachen“ gibt es natürlich
ebenso beim Flugtrapez der Truppe. Hier sind auch wieder Gilda
Vulcanelli und ihre beiden Töchter Nicole und Michelle mit
vollem Einsatz dabei und beherrschen unter anderem einen
Spagatsprung.
Kolev Sisters, Iurie
Basiul
Reine Frauenpower und
grenzenloses Staunen dann am Schluss der Vorstellung, wenn
Nicole und Michelle Kolev mit ihrer neuen Hand-auf-Hand Nummer
beeindrucken. Sie zeigen Tricks, die ansonsten nur Männer
ausführen. Eins ist sicher, die beiden hübschen
Nachwuchsartistinnen werden damit noch ganz große Karriere
machen. Und mit dem Flugtrapez vor der Pause und den
Kolev-Sisters als Schlussnummer verfügt das 11. Programm des
Ravensburger Weihnachtscircus über zwei klare akrobatische
Höhepunkte an den richtigen Stellen. Immer wieder schön
anzusehen sind auch die Handstände und fließenden Bewegungen von
Equilibrist Iurie Basiul. Er ist schon in einigen Produktionen
von Elmar Kretz aufgetreten.
Marty Chabri, Rafael de Carlos,
Katrin Koschalka
Jongleur Rafael de Carlos
definiert den Begriff „Rampensau“ ganz neu und flippt regelrecht
aus, wenn er die verschiedenen Bälle sicher wieder fängt. Er
hält fünf Fußbälle in der Luft oder jongliert mit sieben
mittelgroßen Bällen, die er in Netzen am Gürtel fängt.
Schließlich lässt er zwei Fußbälle auf den Fingerspitzen kreisen
und bewegt gleichzeitig zwei Pingpongbälle mit dem Mund. Seine
Lebensgefährtin Martyn Chabri garniert ihre Kostümillusionen mit
musikalischen Einlagen am Xylophon und Saxophon. Auch ihr
Auftritt lebt in besonderer Weise von der umwerfenden Präsenz
und Ausstrahlung der Künstlerin. Vier Jahre lang moderierte
David Paschke das Programm; dann führte der Chef während zwei
Saisons wieder selbst durch die Show. Nun wird er in dieser
Rolle von einer charmanten Dame abgelöst. Die Berlinerin Katrin
Koschalka trat schon einmal als Tänzerin im Ravensburger
Weihnachtscircus auf und ist nun mit ihrem ganz eigenen Stil die
Sprechstallmeisterin. Dabei erzählt sie, wie mit dieser
Produktion Träume des Direktors und seiner Tochter in Erfüllung
gegangen sind. |