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Heilbronner Weihnachtscircus 2019/20
www.weihnachtscircus.com ; 148 Showfotos

Heilbronn, 19. Dezember 2019: Eine großartige Mischung aus attraktiven Neuentdeckungen und bestens bekannten Lieblingsnummern bietet der 21. Heilbronner Weihnachtscircus. Zum Neuen gehören der Chilene Sergio Paolo mit seinen Bodenjonglagen und das vietnamesische Strapaten-Duo „Moment of Love“. Praktisch neu für unsere Breitengrade sind auch das Doppel-Flugtrapez der Flying Tabares und das Trampolin mit Glashaus der Marinelli-Truppe. Die Tierdarbietungen von Merrylou und Jozsef Richter jun. sowie von Rosi Hochegger mit Partner vertreten das Bekannt-Bewährte.

Der Kinohit „Greatest Showman“ liefert die Motive für das Eröffnungs-Schaubild. Hier zeigt Merrylou Richter ihre wunderbar flüssige Kontorsions-Kür inklusive abschließendem Bogenschuss mit den Füßen. Dabei reitet ihr Ehemann Jozsef um sie herum und zwischen Kerzenständern hindurch die Hohe Schule. Und präsentiert sich dabei als klassischer Zirkusdirektor im roten Frack. Die Musik wechselt von „Never enough“ zu „This is me“. Nun stellt Jozsef Richter ein Pegasuspferd am Zügel vor, begleitet von vier Tänzerinnen mit Flügeln. Nachdem der beliebte Moderator Fabian Egli durch eine Konzerttournee gebunden ist, hat Heilbronn-Direktor Sascha Melnjak einen langjährigen Freund für diese Aufgabe verpflichtet: den Italiener Giorgio Vidali. Er wurde als Sprechstallmeister des Circo Moira Orfei bekannt. Seine Erscheinung ist vollendet elegant, doch freilich kämpft er noch mit der deutschen Sprache. Nach seiner Begrüßung geht es mit Rosi Hocheggers Bettpferd gleich tierisch weiter. Nachdem „Scout“ sich schlafen gelegt hat, rast Rosis Partner Andrei Bocancea nun mit einem Wecker durch die Manege – auf Rollschuhen, gezogen von einem Minipony.


Steve und Jones Caveagna, Duo Moment of Love, Marinelli-Truppe

Sympathische Begleiter durch die Show sind auch die italienischen Clowns Steve und Jones Caveagna, die ihren in der Struktur traditionellen Reprisen und Entrees mit Smartphone-Unterstützung einen modernen Twist geben. Vielfach kommen die beiden zum Einsatz, und dies oftmals auf der Tribünentreppe, während in der Manege umgebaut wird. So sind sie nicht immer von allen Plätzen optimal zu sehen. Ganz nebenbei ist Steve ein fantastischer Diabolojongleur. Bis zu vier von ihnen hält er in der Luft. Zu den Konstanten des Heilbronner Weihnachtscircus gehören das famose Orchester unter der Leitung von Volodymyr Kozachuk, das prächtige Licht von Enrico Zoppe und der sprichwörtlich gute Ton von Detlef Zasche. Für den reibungslosen Ablauf sorgt wie im Vorjahr Guido Errani als Oberrequisiteur. Voller Schwung und Rasanz ist dieses Weihnachtsprogramm. Und für ganz viel davon sorgt die Marinelli-Truppe mit schwierigen Sprüngen und Salti auf dem doppelten Trampolin mit Plexiglashaus. Einige der Akteure wirken später auch beim Flugtrapez mit. Temporeich geht es weiter bei Roby Berouseks Balancen auf der freistehenden Leiter. Bereits im vergangenen Jahr war der Tscheche im Programm, musste aber verletzungsbedingt bereits kurz nach der Premiere ausscheiden. Es ist eine schöne Geste, dass er nochmals engagiert wurde. Dann wird es ruhiger und emotionaler. Das Duo „Moment of Love“ verzaubert an den Strapaten mit ganz großen Gefühlen und ganz großer Gefahr bis zum doppelten Zahnhang. Riesenapplaus für einen der Höhepunkte des Programms, preisgekrönt mit Silber beim Festival in Girona Anfang 2019. Die beiden Vietnamesen sind die ersten Artisten aus diesem Land, die im Heilbronner Weihnachtscircus auftreten.


Trio Simet, Cendeno Brothers, Sergio Paolo

Von Fernost geht es nach Südamerika. Die vier Cedeno-Brothers begeistern mit ihren doppelten ikarischen Spielen. Dabei tauschen die beiden Obermänner auch in einer Art Passage die Plätze. Den fulminanten Abschluss des ersten Programmteils übernimmt die Truppe Jozsef Richter jun. mit ihrer Jockeyreiterei, Gold-gekrönt in Monte Carlo. Schwierige Tricks wie Flic Flacs von Pferd zu Pferd werden federleicht und voller Tempo, Tempo, Tempo präsentiert. Nach der Pause beeindruckt das Trio Simet auf dem Semaphor – jenem gewaltigen Requisit, das als eine Mischung aus Todesrad und Hochseil beschrieben werden kann. Die Balancen auf der beweglichen Stahlkonstruktionen sind äußerst gewagt. Eine tolle Neuentdeckung ist Bouncing-Jongleur Sergio Paolo. Äußerst offensiv bis fast schon hyperaktiv präsentiert sich der junge Chilene. Sein Können ist grandios. Sieben Bälle lässt er auf seinem Podest gegen den Boden springen, mit fünf Bällen geht es Treppenstufen hinab. Dann lässt er Bälle unter einer Tischplatte abprallen und in einem Basketballkorb hinter sich landen. Der famose Höhepunkt: Sergio schlägt während der Bouncingjonglage mit fünf Bällen einen Rückwärtssalto. Im dritten Anlauf gelingt das Kabinettstück.


Scherbak und Popov, Rosi Hochegger, Merrylou und Jozsef Richter jun.

Klassischer Circus in höchster Vollendung – das klingt floskelhaft, beschreibt das Pas de Deux zu Pferd von Merrylou und Jozsef Richter jun. aber nur zu gut. Spektakulär ist der freie Stand auf dem Kopf des Partners. Rosi Hocheggers „Dancing Dogs“ sind bestens bekannt. Erstmals erleben wir, dass auch ihr Partner Andrei Bocancea einen Part in der Nummer hat. Er zeigt gemeinsam mit den Vierbeinern akrobatische Tricks. Das ganz Schwierige so herrlich leicht aussehen zu lassen gelingt Scherbak und Popov mit ihrer sensationellen Partner-Equilibristik, die ebenfalls in Monte Carlo mit Gold ausgezeichnet wurde. Für den absolut spektakulären Abschluss des Programms sorgen die Flying Tabares am doppelten Flugtrapez, auch sie vor Jahren Gewinner des Goldenen Clowns. Der gewaltige Apparat wurde nur für das Heilbronn-Gastspiel von den USA nach Deutschland verschifft. Zwei Flugbahnen nebeneinander mit zwei Fängern machen es möglich, nonstop Salti, Pirouetten und Passage zu bieten. Den „Dreifachen“ gibt es gleich doppelt, erst von einem Mann und dann – einzigartig – von einer Frau ausgeführt. Mit lang anhaltenden Standing Ovations wird dieses Programms gefeiert, das tatsächlich ein Festival der Monte-Carlo-Gewinner ist. Der einzige Wermutstropfen ist das neu eingeführte Wildtierverbot in Heilbronn. Just am Tag der Premiere stellt der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg am Beispiel Ulms fest, dass solche Verbote rechtswidrig sind. Wie zahlreiche Gerichte vor ihm.

So bleibt die Hoffnung, dass Gemeinderat und Oberbürgermeister in Heilbronn sich in dieser Sache wieder auf Recht und Gesetz besinnen – anstatt einer der wichtigsten und populärsten Veranstaltungen in dieser Stadt eine ihrer Farben zu rauben. Fürs erste hat Sascha Melnjak mit den Engagements von Rosi Hochegger und den Richters aus der veränderten Lage das Allerbeste gemacht.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll