Weil
sie neuartig sind, zum Träumen anregen, Staunen lassen, Spaß machen
oder einfach nur schön sind. Wie gewohnt, dürfen nach dem
Zufallsprinzip ausgewählte Zuschauer nach jeder Vorstellung ihre
Favoriten wählen. Am Ende der Spielzeit werden dann die drei
Erstplatzierten ermittelt. Es winken Geldpreise in Höhe von 15.000,
10.000 und 5.000 Euro. Einen Moderator gibt es 2019/20 nicht. Die
wenigen notwendigen Informationen kommen von einer Stimme aus dem Off.
Die Mitwirkenden stellen sich vor ihrer Darbietung in Videobotschaften
selbst vor. Diese laufen auf mehreren Monitoren über der Rundbühne. Wie
wir das von Flic Flac gewohnt sind, gibt es ein ganz eigenständiges
Lichtdesign. Auf Farben wird weitgehend verzichtet. Die Kreationen sind
eindrucksvoll und überzeugen auf ganzer Linie.
Truppe Ruban, Jim Ketting Olivier von Magus Utopia, Truppe Tufyaev
Den
überzeugendsten Eindruck beim Publikum hinterlässt die Truppe Ruban.
Sie geht als Sieger aus dem Rennen. Die elf Artisten treten in weiß
übertünchten Straßenkleidern auf. Ein von einem Mitglied bedientes
Grammophon spielt in der Choreographie eine wichtige Rolle. In diese
integriert sind sensationelle Sprungvariationen von zwei
Schleuderbrettern. Höhepunkt ist ein Sprung in einen Sessel, der auf
einer Perche steckt. Deren Porteur wiederum steht auf zwei Stelzen. Den
zweiten Platz holen sich Magus Utopia. Kreiert wurde ihre Zaubershow von
Illusionist Marcel Kalisvaart und Art-Director Aquila Junior. In Kassel
gibt Jim Ketting Olivier den sympathischen „Normalo“, der unversehens
in einen Albtraum mit mehreren Hexen gerät. Mit viel Aufwand wird
dieser inszeniert. Im wahrsten Sinnen „eingebettet“ sind faszinierende
Tricks. Denn die Darbietung beginnt und endet mit dem Verschwinden aus
einem bzw. Erscheinen in einem Bett. Auf Rang drei landet die Truppe
Tufyaev mit ihrer starken Kombination aus Russischem Barren und
Handvoltigen. In den unterschiedlichsten Konstellationen verbinden die
acht Artisten aus Russland diese beiden Disziplinen. Besonders
spektakulär sind natürlich die Sprünge, bei denen zwei Akteure
gleichzeitig in der Luft sind. Für ihren Auftritt in Kassel wurden sie
Flic Flac-tauglich in Schwarz neu eingekleidet.
Duo Ice, To Be Free, Milena & Christopher
Bereits
mit Flic Flac auf Tournee war die Formation Wild. Somit sind die
Handvoltigen und Menschenpyramiden des Quartetts schon bestens auf den
Rahmen des Festivals abgestimmt. Ebenfalls Flic Flac-erfahren ist das
Duo Ice. Jenny Kastein und Partner Danil zeigen, „was man unter der
Dusche alles machen kann“, wie sie im Vorstellungsvideo ankündigen. Bei
ihrem Wet Adagio präsentieren sie starke Partner-Akrobatik im
Dauerregen. Gemeinsam mit dem Licht ergeben sich fantastische Effekte.
Dreimal geht es in die Luft. Zunächst mit „To Be Free“. Zum Song „Draw
your Swords“ begeistert das Duo aus der Ukraine mit einer artistisch
anspruchsvollen Beziehungsgeschichte an den Strapaten. Dem Genre
Vertikalseil gewinnt Lisanna Paloma neue Seiten ab. Immer wieder geht
es für die Artistin aus Las Vegas am Seil hinauf und in
variantenreichen Abfallern wieder hinunter. Die flotte Kür muss
Unmengen an Kraft erfordern. Lisanna Paloma lässt sich das in keinster
Weise anmerken. Ungewöhnlich ist die Anordnung der Trapeze von Milena
und Christopher. Die Stangen ihrer Requisiten hängen im rechten Winkel
zueinander. Das erlaubt neuartige Tricks. Natürlich erleben wir diese
neben Haltefiguren und Handvoltigen. So etwa, wenn Milena mit den
Füßen auf dem einen und dem Rücken auf dem anderen Trapez liegt und
Christopher auf ihrem Körper steht.
Vladik Miagkostoupov, Juma, Barto
Zumindest
kurzzeitig geht auch Vladik Miagkostoupov in die Luft. Denn
für einen Teil seiner Jonglagen mit Bällen und Keulen lässt er
sich an zwei Seilen Richtung Kuppel ziehen. Egal ob am Boden
oder darüber, Miagkostoupov überzeugt einmal mehr mit
einzigartigen Touren und großer Ausstrahlung. Innovativ sind
allein schon die Requisiten für die zweite Jongliernummer der
Show. Darin werfen sich Viktor und Viktoriya lange Stangen mit
Kugeln an den Enden zu, die ein wenig wie Ohrenstäbchen für
Elefanten aussehen. Bei den variantenreichen Passings damit
entstehen raumfüllende Bilder. Auf einem über die Rundbühne
fahrenden Podest verbiegt Juma seinen Körper auf extreme Weise
und hat offensichtlich eine Menge Spaß dabei. Auf jeden Fall
strahlt der Kontorsionist bei seinen verblüffenden Übungen
viel Lebensfreude aus. Die fröhliche Musikbegleitung
unterstreicht dies. Für außergewöhnliche Verrenkungen seines
Körpers ist ebenfalls Barto bekannt. Diese zeigt er in der
bekannten Aufmachung auf komische Weise. Zunächst zwängt er
sich durch einen Kleiderbügel aus Metall, in einem zweiten
Auftritt ist eine Röhre sein „Spielzeug“. Alfonse Coconut
alias Boris Nikishkin ist der andere Spaßmacher des Festivals.
Auch er hat akrobatische Fähigkeiten. In klassischer Manier
arbeitet er eine Handstand-Kür, bei der zwei Helfer an einem
Seilzug nicht unerhebliche Unterstützung leisten. Als diese
sich verabschieden, muss Nikishkin beweisen, was er wirklich
kann. Und das ist durchaus beachtlich. Zudem erleben wir ihn
beim Warm up vor dem eigentlichen Beginn mit einer Popcorntüte
und gemeinsam mit zwei Gästen aus dem Publikum bei einem
originellen Konzert.
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