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Krefelder Weihnachtscircus 2019/20
www.krefelder-weihnachtscircus.de ; 125 Showfotos

Krefeld, 29. Dezember 2018: Vom klassischen Circus, der in frischer, temporeicher Form gefeiert wird, schrieb ich im letzten Jahr über den Krefelder Weihnachtscircus. Von einer unmittelbar ansteckenden Lebensfreude, die hier zelebriert wird. Dieses Fazit passt 1:1 auch auf die diesjährige Ausgabe dieser Winterproduktion der Familie Probst. Dabei hat sich im Vergleich zu 2018/19 einiges geändert. Statt einer an den Herman-Renz-Stil angelehnten Machart unter der Regie von Mathijs te Kiefte gibt es eine Adaption der großen Circusrevue, welche im Vorjahr in Gelsenkirchen zu erleben war.

Anett Simmen zeichnet dafür verantwortlich, unterstützt von Monika Orendy Viranyi. Das Ergebnis ist identisch: Junger, lebendiger Circus mit traditionellen Wurzeln, der begeistert und einfach glücklich macht. Schon von außen gibt dieser Circus ein eindrucksvolles Bild ab. Gleich drei immer größer werdende Zelte in den Hausfarben Gelb und Rot sind hintereinander auf dem Sprödentalplatz aufgebaut. Im ersten befindet sich die Kasse, im zweiten die gewohnt aufwendig weihnachtlich dekorierte Restauration und beim letzten handelt es sich um das Spielzelt, mit dem der Circus Probst während der Saison auf Tournee geht. Von dort kennen wir zudem den Artisteneingang. Über dessen Mittelvorhang sitzt das vortrefflich spielende Orchester unter der Leitung von Robert Rzeznik.


Szene aus dem Opening

Los geht es mit einer großen Eröffnungsszene, die uns in das beginnende 20. Jahrhundert führt. Wir erleben quasi noch einmal die Entstehung des Circus Probst. Protagonist ist Gründervater Karl Probst, der seine Straßenkleidung gegen ein edles Ringmaster-Outfit eintauscht. Dargestellt wird er von Steffen Müller. Der junge Musicaldarsteller ist der Zeremonienmeister der Show, welcher uns moderierend und singend durch den Nachmittag führt. Er macht seine Sache auf sehr angenehme Weise professionell. Sein Gesang ist wunderbar. Keine Überraschung, hat er doch schon vielfältige Erfahrungen auf verschiedenen Bühnen gesammelt. Darstellerisch begleitet wird er im Opening von Roxana Leyseck. Und natürlich vom gesamten Ensemble, welches tanzt, an Cafétischen Gespräche führt und Kostproben seines Könnens zeigt. „Im Circus, im Circus“ zur Melodie von Katja Ebsteins Hit „Theater, Theater“ ist der zentrale Song dieser Szene.


Kostian und Anastasia, Gerd Koch

Die Bank, auf welcher kurz zuvor noch Karl Probst saß, dient Kostian als Requisit. Mit seinem Fahrrad springt er auf die verschiedenen Elemente des Sitzmöbels und über Partnerin Anastasia. Die sportlichen Jumps sehen nicht ungefährlich aus. Entspannung gibt es mit Clown Alan Rossi und der Golfball-Reprise. Sechs Hunde sowie vier Papageien bringen Marietta und Gerd Koch in die Probst-Manege. Elegant wird eine Vielzahl von Kunststücken präsentiert. So etwa der Ritt eines Papageien auf einem Hund und der Flug eines Aras durch einen mit Papier bespannten Reifen. Vier hübsche junge Damen begleiten Nicolas del Pozo. Er zerteilt seine Partnerinnen, schrumpft sie, lässt sie verschwinden und wieder erscheinen. Doch es ist alles nur eine – groß inszenierte – Illusion. Sogar eine Zuschauerin darf mitmachen. Diese lässt der Magier schweben.


Tamerlan Khadikov und Ballett, Roxana Leyseck

Nach einer zauberhaften Reprise von Alan Rossi geht es in die Welt der Indianer. Tänzerinnen leiten mit langen Fackeln über zu Roxana Leyseck. Auf einem Pferd kommt die stolze Indianerin mit Federschmuck auf dem Kopf herein. Von dort geht es direkt an den Luftring, wo sie uns mit einer schönen, trickreichen Kür verwöhnt. Steffen Müller und das Orchester sorgen für die thematisch passende musikalische Begleitung. Seine Geschicklichkeit mit einem Hut beweist sodann Alan Rossi. Die Ungarische Post nach historischen Motiv gab es vor einem Jahr in Gelsenkirchen mit Sergiu Mosanu und den Pferden des Circus Probst. In Krefeld ist diese Darbietung nun mit Tamerlan Khadikov und dessen Tieren im Programm. Vier Pferde lässt er unter sich hindurchlaufen, ohne sie aber an langen Bändern zu halten. Die Kostüme von Reiter und Ballett wurden übernommen, Musik und Choreographie in angepasster Form ebenfalls. Danach laden Steffen Müller und Ballet im Zuschauereingang zur Pause. Zu Beginn des zweiten Teils gehört das Scheinwerferlicht wiederum Tamerlan Khadikov, seinem Pferd und dem Ballett. Aufgeführt wird die Hohe Schule nach spanischem Motiv, die es 2017/18 in Gelsenkirchen gab.


Alan Rossi, Isabell Maatz, Duo Imagine

Mit einem Drahtesel kämpft Alan Rossi. Das Fahrrad fällt auseinander. Beim Versuch, es wieder zusammenzusetzen, kommt es zu Blessuren. Eine Zuschauerin wird für die fachgerechte Versorgung mittels Pusten herangezogen. Der „König der Löwen“ bildet das Motiv für die folgenden beiden Darbietungen. Steffen Müller singt Songs aus dem bekannten Disney-Musical. Das Ballett tanzt dazu in afrikanisch inspirierten Kostümen. Isabell Maatz arbeitet eine schöne Kür am Vertikalseil, in der sie auch die Biegsamkeit ihres Körpers demonstriert. Gerd Koch führt den Exotenzug des Circus Probst vor. Kamele, Kaltblüter, Rinder, Lamas und ein Emu zeigen unter Kochs Anleitung interessante Abläufe. Die Girls des Ballets leiten in Matrosenuniform über zum Duo Imagine und seiner traumhaften Kür an den Strapaten. Die starke Artistik wird durch das wunderbare Lichtdesign vortrefflich in Szene gesetzt. Steffen Müller interpretiert dazu den Song "Imagine" von John Lennon und greift in seiner Anmoderation dessen Botschaft heraus. Nämlich die Vision des friedlichen Zusammenlebens auf diesem Planeten.


Duo Sifolini

Es folgen Tücherjonglagen von „Ballerina“ Alan Rossi. In hohem Tempo geht es weiter Richtung Finale. Die vierköpfige Khadikov-Truppe begeistert mit ihrer schneidigen Dshigitenreiterei. Wagemutige Stunts werden wunderbar extrovertiert verkauft. Mit der Gefahr spielt auch das Duo Sifolini bei seinen Touren auf dem Todesrad. Abgefahrene Sprünge gehören ebenso zum Repertoire wie der Lauf im Handstand auf dem Außenrad. Große Symbolik dann bei der Schlussszene, welche ebenfalls im vergangenen Winter in Gelsenkirchen zu sehen war. Zu „Freude schöner Götterfunken“ ziehen die Mitwirkenden mit großen Fahnen ins Chapiteau ein. Diese werden dann in einen großen Ring in der Manegenmitte gesteckt, welcher Richtung Kuppel gezogen wird. Ausgelassen geht es unter anderem zu „Let me entertain you“ von Robbie Williams weiter.

Der „kleine Bruder“ von Gelsenkirchen entwickelt sich in seinem siebten Jahr ganz prächtig. Durch den künstlerischen Austausch mit den dortigen Produktionen können Synergien gehoben werden. Der Veranstalter profitiert davon genauso wie das Krefelder Publikum. Es kommt so in den Genuss großartiger Shows. Ein volles Chapiteau und lang anhaltender Applaus an diesem Sonntag nach Weihnachten beweisen dies.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch