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Circus Krone - Januar 2020
www.circus-krone.de ; 130 Showfotos

München, 12. Januar 2020. Es weht ein frischer Wind an der Marsstraße. Im Circus-Krone-Bau wurde die Lichtanlage noch einmal erweitert. Heller und vielseitiger kann das Geschehen nun in Szene gesetzt werden. Den Ton ergänzen zusätzliche Boxen, die den Saal von ganz oben aus der Kuppel nach unten beschallen. Besonders gelungen ist das neue grafische Konzept der Werbematerialen: Plakate und Platten, Flyer und Programmheft sind jetzt aus einem Guss gestaltet. Jede der drei Winterproduktionen hat ihr eigenes, speziell gezeichnetes Motiv erhalten.

Fürs erste Programm grüßt das Direktionspaar Jana Mandana Lacey-Krone und Martin Lacey jun. zum Motto „Hereinspaziert – Manege frei“ auf frischem Grün. Erstmals wurden alle Werbematerialien auf 100 Prozent Recylingpapier gedruckt. Die Gestaltung dieses starken Programms folgt der bewährten Handschrift.


Bingo-Artistin, Bilby, Lars Hölscher

Die Eichenschrankwand im Wohnzimmer durch stylische Designermöbel zu ersetzen, das ist ungefähr das Gleiche, wie die Truppe Bingo zu engagieren: Das Ergebnis sieht einfach immer frisch und modern aus. Eine neunköpfige Formation des ukrainischen Circus-Theaters eröffnet die Vorstellung mit einem seiner typischen Charivaris. Ein Artist balanciert auf der Rola Rola, dreht sich auf einem Turm aus vier stehenden und zwei liegenden Walzen um sich selbst. Später rotiert er auf seinem Podium auf einer Hand. Dazu zeigt eine Artistin dynamische Tuch-Akrobatik mit einigen Abfallern. Das übrige Bingo-Ensemble tanzt um die beiden Hauptakteure herum, begleitet von der mitreißenden Musik „Circus Magic Tonight“. Im zweiten Programmteil werden in dieser Machart Handstand, Kontorsion, Partnerakrobatik und Rotationen auf Drehscheiben kombiniert. Zur erwähnten Handschrift der Winterprogramme gehört jeweils die engagierte Tiernummer, welche die hauseigenen Dressuren ergänzt. Diesmal sind Lars Hölscher und seine Lebensgefährtin Lelde Feldmane mit einer Herde großer Schweine zu Gast. Ein männliches Wollschwein, zwei Edelschweine und drei gescheckte Bentheimer springen über Hürden und durch Reifen oder fangen Ringe mit der Schnauze. „Walking on Sunshine“ liefert die passende Musikbegleitung zu diesem fröhlichen Bild. Der ukrainische Clown Bilby alias Artem Vyelkin wurde mit einer einzigen Reprise engagiert. Er gibt, in Anlehnung an die amerikanische Sci-Fi-Kinoserie „Transformers“, einen intelligenten Roboter, der sich in andere Formen verwandeln kann. So rollt er in der Gestalt eines Autos in die Manege, richtet sich auf zur menschlichen Gestalt und faltet sich wieder in Karosserieform zusammen. Das Kostüm mit seinen Leucht- und Laser-Effekten ist wirklich originell. Noch besser würde der Auftritt vermutlich ankommen, wenn Bilby zuvor Gelegenheit hätte, sich erst in weiteren Reprisen vorzustellen und dann als der sympathische Clown im Roboter-Gewand wiedererkannt würde.


Prosvirnin, Jana Mandana Lacey-Krone, Glenn Folco 

Mit der richtigen Mischung aus Ausstrahlung und Können begeistert Glenn Folco bei seinen Tennisschläger-Jonglagen. Mit drei Rackets und einem Ball jongliert er gleichzeitig. Beim Jonglieren mit fünf Schlägern dreht er sich und fängt die Requisiten auch hinter dem Rücken. Kurz hält er sogar sieben seiner Requisiten in der Luft. Bei der russischen Clownsfamilie Prosvirnin – Vater, Sohn und Enkel – muss kein Zuschauer mitmachen. Hier steht das eigene Können der Akteure aus drei Generationen im Vordergrund. Zunächst im großen Musikal-Entree mit vielen Instrumenten und einem fulminanten Stepptanz, später im zweiten Programmteil mit recht derben Späßen in einer Ballettparodie. Direktorin Jana Mandana Lacey-Krone präsentiert im Prinzip die aus dem Saisonprogramm bekannte Pferde-Freiheitsdressur. Zur Einleitung dürfen sich zwei Araber in Nebelschwaden frei bewegen und in der Manege wälzen. Dann folgen jeweils fünf Cremellos, Falben und Noniusse, die sich zum Stern formen, sowie anschließend zehn schwarze Nonius-Hengste. Anstatt der sphärischen Musik der Tourneeproduktion werden dazu im Krone-Bau vom großen Orchester unter der Leitung von Oleksandr Krasyun aktuelle Chart-Hits gespielt.


Truppe Mustafa Danguir; Martin Lacey jun.

Eine besondere Attraktion hat Mustafa Danguir als Pausenattraktion mitgebracht: ein doppeltes Todesrad. Allein das hochwertige, silbern glänzende Requisit beeindruckt. Absolut nichts zu wünschen übrig lässt die Trickfolge mit Seilspringen, Blindlauf und Seitwärtssalto auf der Außenseite des rotierenden Rades – jeweils von zwei Artisten parallel ausgeführt – sowie Lauf im Zwei-Mann-Hoch übers Rad. Inzwischen wurde auch ein doppelter Seitwärtssalto vor Publikum gezeigt, mit Longensicherung ausgeführt vom jungen Artisten Yassir Achak. Erste Besucher applaudieren bereits jetzt stehend. Und das tut nach der Raubtiernummer von Martin Lacey jun. mit 15 Löwen und zwei Tigern wie gewohnt der größte Teil des Publikums. Zu Recht. Auf große Bilder bei Hochsitzern, Sprüngen und Teppich folgen Tricks mit einzelnen Tieren, darunter Schmuseeinheiten, Steiger und Scheinangriffe. Großartig, wie energiegeladen diese Darbietung ist, welche Verbundenheit von Mensch und Tier sie demonstriert.


Vioris Zoppis, Truppe Mustafa Danguir, Jana Mandana Lacey-Krone 

Einen ganz starken Auftritt hat Vioris Zoppis. Der muskelbepackte junge Italiener startet zu seinen Strapaten-Flügen von einer wassergetränkten Folie aus. So sprühen die Tropfen um seinen Körper, wenn er im knappen Indianer-Outfit unter die Kuppel kreiselt. Spagat in allen Variationen ist seine Spezialität. Beeindruckend, wie er im Seitspagat den Oberkörper nach vorne neigt und sich wieder aufrichtet. Temperamentvoll seine Abfaller und Überschläge. Der Golden Junior in Monte Carlo wird nicht seine letzte hohe Auszeichnung gewesen sein. Offenkundig glücklich über die Heimkehr von zwei der Krone-Elefanten aus der spanischen Sommerresidenz nach München ist Jana Mandana Lacey-Krone. Sie präsentiert Solo-Elefant Bara im vertrauensvollen Zusammenspiel. Zur Trickfolge gehören unter anderem Zweibein- und Rüsselstand sowie Hochsitzer. Vorab erklärt ihr Mann Martin Lacey jun., dass das Tier mit seiner Gefährtin Burma in den Circus zurückgeholt wurde, weil es sein gewohntes Umfeld offenbar sehr vermisst habe. Auch den zweiten Programmteil beschließt die Truppe von Mustafa Danguir, nun auf dem Hochseil - entgegen der Ankündigungen im Vorfeld aber nur auf einem und nicht auf zwei kreuzförmig verlaufenden Seilen. Höhepunkt der Trickfolge ist die Siebener-Pyramide, wobei hier die Dame auf der dritten Ebene mit einer Longe abgesichert wird. Wieder applaudieren zahlreiche Besucher stehend.

Geschlossene Standing Ovations gibt es dann im Finale, welches selbstredend von der Truppe Bingo fröhlich tanzend eingeleitet wird. Sprechstallmeister Nikolai Tovarich spricht die Schlussworte. Das erste Programm bietet einen sehr schönen Auftakt in diese Winterspielzeit – und weckt die Vorfreude auf die Februar-Show, die schon auf dem Papier großartig erscheint.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll