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Circus Krone - Februar 2020
www.circus-krone.de ; 155 Showfotos

München, 15. Februar 2020: Henry, Prince of Clowns, möchte unbedingt einen Elefanten sehen. Mit einem großen Buch zieht er vor Beginn der Vorstellung durch den Zuschauerraum. Auf dem Cover Jana Mandana Lacey-Krone mit einem der Elefanten des Hauses. Bei der Begrüßung durch Nikolai Tovarich äußert er seinen Wunsch dann explizit. Der Ringmaster reicht ihm eine graue Plüschausgabe. Doch damit gibt sich Henry nicht zufrieden. Er will auch kein Hologramm, sondern einen leibhaftigen Dickhäuter. Mit diesem kleinen Seitenhieb auf Roncalli hat die Eröffnung des Februar-Programms im Kronebau eine ganz besondere Pointe.

Denn bei Krone sind die Tiere selbstverständlich aus Fleisch und Blut. Sie bilden gemeinsam mit dem Clown und Artisten den Dreiklang des klassischen Circus. Dieser wird beim größten Circus der Welt nun schon seit über einem Jahrhundert gepflegt. Sowohl auf Tournee als auch im festen Winterbau in München. Markenzeichen der jeweils zweiten Show der Spielzeit sind aktuelle Preisträger vom Internationalen Circusfestival von Monte Carlo. Neben dem für Clownerie und Hochseil mit Silber prämierten Prince Henry ist dies 2020 die Truppe Zola. Sie erhielt einen Bronzenen Clown. In jedem Programm dabei ist das große Orchester unter der Leitung von Oleksandr Krasyun. Für das Lichtdesign ist in bewährter Weise Celestino Munoz verantwortlich.


Jana Mandana Lacey-Krone, Martin Lacey junior, Eliane Stipka-Biasini

Die Story um Henry und seinen Elefanten nimmt ein Happy End. Glückselig darf er die indische Elefantendame Bara im Zusammenspiel mit Jana Mandana Lacey-Krone vom Zuschauereingang aus bewundern. Es ist ein recht kurzer Auftritt, der einmal mehr den vertrauten Umgang von Mensch und Tier zeigt. Auch die nächste Darbietung mit Tieren gehört der jungen Direktorin. In einem schönen Potpourri sehen wir sie zunächst mit einer Laufarbeit von drei Zebras und gleich darauf von vier Kamelen. Originell ist die Vorführung von sechs Nonius-Hengsten gemeinsam mit einem gescheckten Pony. Das kleine Pferd zeigt keine Scheu vor den großen. So erleben wir ein harmonisches Zusammenspiel. Vier der Nonius-Hengste stehen sodann im Viereck angeordnet mit den Vorderhufen auf Podesten. Drei weiße Lamas ziehen ihre Kreise um das Quartett herum. Der Vorwärtssteiger eines Schimmels beschließt diese Darbietung. Die Passion ihres Ehemanns Martin Lacey junior sind die Raubtiere. Diesmal bringt er eine reine Löwengruppe in den Zentralkäfig. Die Tiger und der weiße Mähnenlöwe Baluga haben Pause. Was überhaupt kein Nachteil ist. Im Gegenteil, das Zusammenspiel von Martin Lacey junior mit seinen großen Katzen wirkt so noch intensiver. Das begeisterte Publikum verfolgt begeistert unter anderem das Hochsitzen aller Löwen, den Scheinangriff eines imposanten Männchens und das Abliegen von zwei Tieren auf ihrem Trainer. Hula Hoop-Artistik zu Pferd ist eine echte Rarität. Eliane Stipka-Biasini beherrscht diese Kunst meisterhaft. Es ist eine Genuss, der hübschen Frau zuzusehen, wie sie hoch zu Ross goldene Reifen um ihren Körper rotieren lässt. Im Saisonprogramm „Mandana“ wird sie dann wieder gemeinsam mit Partner Daniel ein klassisches Pas de deux reiten.


Duo Zavatta, Kolev Sisters, Flyinh Heroes

Artistisch beginnt der Nachmittag mit dem Duo Zavatta. Holler und Kimberly haben sich ihre Rollschuhnummer im Tangorhythmus an der Circusschule von Verona erarbeitet. Gewinnend präsentieren der 20-Jährige und die 19-Jährige rasante Tricks, die über den Standrad des Genres hinausgehen. Besonders spektakulär ist ihr Finale. Den Genickhangwirbel in voller Fahrt von Kimberly hält Holler mit den Zähnen. Beim Festival New Generation gab es für die Zavattas 2017 Bronze. Silber in Budapest gewannen in diesem Jahr die Kolev Sisters. Charmant präsentiert das jugendliche Duo seine Partner-Equilibristik. Kraftvolle Kunststücke werden hier so locker präsentiert, als seien sie ein Kinderspiel. Doch das sind sie mitnichten. Vielmehr sind sie harte Arbeit. Die Zavattas und die Kolevs sind beste Beweise dafür, dass der Circus Zukunft hat, stammen sie doch aus Artistenfamilien. Eine große Circustradition hat bekanntermaßen auch Russland. Von dort und aus Weißrussland kommen die Flying Heroes. Bei ihrem aufwendigen Luftapparat gibt es neben einer Brücke, einem schwingenden Fänger und einem Trapez dazwischen zusätzlich eine Reckstange und einen statischen Fangstuhl. Letztere befinden sich eine Etage weiter oben. So kommen wir in den Genuss ungewöhnlicher Flugkombinationen über mehrere Ebenen. Das alles in edlen weißen Kostümen. Selbstverständlich gehört der dreifache Salto zum Repertoire des Oktetts. Der Sturz aus der hohen Kuppel bleibt der Dame der Formation vorbehalten. Somit ist für Nervenkitzel vor der Pause gesorgt.


Kristian Kristof, Truppe Zola, Henry Prince of Clowns

In Teil zwei jongliert Kristian Kristof meisterlich mit drei goldenen Zylindern und drei Zigarrenkisten. Der ungarische Tausendsassa lässt die Gegenstände virtuos durch die Luft fliegen. Insbesondere die x-fachen Pirouetten mit den Zigarrenkisten sind faszinierend. Zu Beginn seines Auftritts zeigt der galante Showman einen Zaubertrick in einem Treppenaufgang. Unter Mitwirkung von Henry balanciert er danach drei Bistrostühle und eine Tisch auf einer mit dem Mund gehaltenen „Zigarre“. Neben seinen Auftritten als Artist ist er weithin gefragt. So war er circensischer Berater der jüngsten Dumbo-Verfilmung, gehörte zum Kreativteam von „Mandana“ und war von 1996 bis 2012 für das Casting des Internationalen Circus-Festivals von Budapest verantwortlich, wie das Programmheft informiert. Und das ist nur ein Auszug seiner Aktivitäten. In traditioneller, groß angelegter Choreographie ihrer mongolischen Heimat präsentiert sich die Truppe Zola. Die Musik ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, die Gesamtaufmachung aber rundum überzeugend. Die Leistung der zwölfköpfigen Formation ist über jeden Zweifel erhaben. Der letzte Sprung komplettiert einen Turm aus sieben Artisten, stabilisiert mittels Perchestange. Auch die Landung in einem Sessel haben die Mongolen im Repertoire. Allerdings sitzt dieser hier auf einer vom Untermann ausbalancierten Schulterperche. Für das große Lachen sorgt der eingangs erwähnte Henry Ayala. Seine Auftritte kennen wir etwa aus dem Tourneeprogramm 2018 des Zirkus Charles Knie. In München waren sie aber noch nicht zu erleben. Henry sorgt dafür, dass ein Junge aus dem Publikum zum versierten Hutjongleur wird. Ein Zuschauer darf ihm dabei helfen, ein über der Manege hängendes Geschenk zu öffnen. Die sich darin befindende Diskokugel bildet ein wichtiges Requisit für den folgende Striptease mit Bauarbeiterkleidung. Mit weiteren Freiwilligen führt er ein Konzert auf. Natürlich fliegen im Kronebau die Spaghetti. Der Restaurantbesuch eines von seiner Frau gespielten Gastes gerät außer Rand und Band. Immerhin sehen die in den Zuschauerraum geworfenen Teigwaren hier recht „griffig“ aus. Was immer er auch tut, die Münchner lieben Henry. Er hat das Rund im Griff, die Herzen fliegen ihm nur so zu. Im Finale wagt er dann – zumindest fast – mit Hilfe von Martin Lacey junior einen Sprung zum Drei-Mann-Hoch. Als Untermänner fungieren zwei Mitglieder der Truppe Zola. Zur Sicherheit spannen Kristian Kristof und eine der Kolev Sisters ein Taschentuch auf. Doch das Manöver entpuppt sich als witzige Einlage. Nach der Verabschiedung bildet das Ensemble ein Spalier für jene Besucher, die das Auditorium durch den Mittelein- und ausgang verlassen. Die Gäste auf dem Heimweg nutzen die Gelegenheit, um sich Autogramme zu holen und den Mitwirkenden zu danken. Immer wieder wird klar, dass das Krone-Publikum (Wild-)Tiere sehen will.

Das Münchner Publikum weiß um den verantwortungsvollen Umgang der gesamten Circuscrew mit den Tieren. Dafür stehen an vorderster Stelle Jana Mandana Lacey-Krone und Martin Lacey junior. Die Direktion beweist Transparenz und stellt sich allen Fragen. Auch in diesem Februar-Programm wird das Wohlergehen der Partner auf vier Beinen und das vertraute Miteinander eindrucksvoll demonstriert. Zusammen mit den artistischen Darbietungen sowie Clown Henry wird daraus ein rundherum gelungenes, kurzweiliges und starkes Programm.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch