Denn
bei Krone sind die Tiere selbstverständlich aus Fleisch und Blut. Sie
bilden gemeinsam mit dem Clown und Artisten den Dreiklang des
klassischen Circus. Dieser wird beim größten Circus der Welt nun schon
seit über einem Jahrhundert gepflegt. Sowohl auf Tournee als auch im
festen Winterbau in München. Markenzeichen der jeweils zweiten Show der
Spielzeit sind aktuelle Preisträger vom Internationalen Circusfestival
von Monte Carlo. Neben dem für Clownerie und Hochseil mit Silber
prämierten Prince Henry ist dies 2020 die Truppe Zola. Sie erhielt
einen Bronzenen Clown. In jedem Programm dabei ist das große Orchester
unter der Leitung von Oleksandr Krasyun. Für das Lichtdesign ist in
bewährter Weise Celestino Munoz verantwortlich.
Jana Mandana Lacey-Krone, Martin Lacey junior, Eliane Stipka-Biasini
Die
Story um Henry und seinen Elefanten nimmt ein Happy End. Glückselig
darf er die indische Elefantendame Bara im Zusammenspiel mit Jana
Mandana Lacey-Krone vom Zuschauereingang aus bewundern. Es ist ein
recht kurzer Auftritt, der einmal mehr den vertrauten Umgang von Mensch
und Tier zeigt. Auch die nächste Darbietung mit Tieren gehört der
jungen Direktorin. In einem schönen Potpourri sehen wir sie zunächst
mit einer Laufarbeit von drei Zebras und gleich darauf von vier
Kamelen. Originell ist die Vorführung von sechs Nonius-Hengsten
gemeinsam mit einem gescheckten Pony. Das kleine Pferd zeigt keine
Scheu vor den großen. So erleben wir ein harmonisches Zusammenspiel.
Vier der Nonius-Hengste stehen sodann im Viereck angeordnet mit den
Vorderhufen auf Podesten. Drei weiße Lamas ziehen ihre Kreise um das
Quartett herum. Der Vorwärtssteiger eines Schimmels beschließt diese
Darbietung. Die Passion ihres Ehemanns Martin Lacey junior sind die
Raubtiere. Diesmal bringt er eine reine Löwengruppe in den
Zentralkäfig. Die Tiger und der weiße Mähnenlöwe Baluga haben Pause.
Was überhaupt kein Nachteil ist. Im Gegenteil, das Zusammenspiel von
Martin Lacey junior mit seinen großen Katzen wirkt so noch intensiver.
Das begeisterte Publikum verfolgt begeistert unter anderem das
Hochsitzen aller Löwen, den Scheinangriff eines imposanten Männchens
und das Abliegen von zwei Tieren auf ihrem Trainer. Hula Hoop-Artistik
zu Pferd ist eine echte Rarität. Eliane Stipka-Biasini beherrscht diese
Kunst meisterhaft. Es ist eine Genuss, der hübschen Frau zuzusehen, wie
sie hoch zu Ross goldene Reifen um ihren Körper rotieren lässt. Im
Saisonprogramm „Mandana“ wird sie dann wieder gemeinsam mit Partner
Daniel ein klassisches Pas de deux reiten.
Duo Zavatta, Kolev Sisters, Flyinh Heroes
Artistisch
beginnt der Nachmittag mit dem Duo Zavatta. Holler und Kimberly haben
sich ihre Rollschuhnummer im Tangorhythmus an der Circusschule von
Verona erarbeitet. Gewinnend präsentieren der 20-Jährige und die
19-Jährige rasante Tricks, die über den Standrad des Genres
hinausgehen. Besonders spektakulär ist ihr Finale. Den Genickhangwirbel
in voller Fahrt von Kimberly hält Holler mit den Zähnen. Beim Festival
New Generation gab es für die Zavattas 2017 Bronze. Silber in Budapest
gewannen in diesem Jahr die Kolev Sisters. Charmant präsentiert das
jugendliche Duo seine Partner-Equilibristik. Kraftvolle Kunststücke
werden hier so locker präsentiert, als seien sie ein Kinderspiel. Doch
das sind sie mitnichten. Vielmehr sind sie harte Arbeit. Die Zavattas
und die Kolevs sind beste Beweise dafür, dass der Circus Zukunft hat,
stammen sie doch aus Artistenfamilien. Eine große Circustradition hat
bekanntermaßen auch Russland. Von dort und aus Weißrussland kommen die
Flying Heroes. Bei ihrem aufwendigen Luftapparat gibt es neben einer
Brücke, einem schwingenden Fänger und einem Trapez dazwischen
zusätzlich eine Reckstange und einen statischen Fangstuhl. Letztere
befinden sich eine Etage weiter oben. So kommen wir in den Genuss
ungewöhnlicher Flugkombinationen über mehrere Ebenen. Das alles in
edlen weißen Kostümen. Selbstverständlich gehört der dreifache Salto
zum Repertoire des Oktetts. Der Sturz aus der hohen Kuppel bleibt der
Dame der Formation vorbehalten. Somit ist für Nervenkitzel vor der
Pause gesorgt.
Kristian Kristof, Truppe Zola, Henry Prince of Clowns
In
Teil zwei jongliert Kristian Kristof meisterlich mit drei goldenen
Zylindern und drei Zigarrenkisten. Der ungarische Tausendsassa lässt
die Gegenstände virtuos durch die Luft fliegen. Insbesondere die
x-fachen Pirouetten mit den Zigarrenkisten sind faszinierend. Zu Beginn
seines Auftritts zeigt der galante Showman einen Zaubertrick in einem
Treppenaufgang. Unter Mitwirkung von Henry balanciert er danach drei
Bistrostühle und eine Tisch auf einer mit dem Mund gehaltenen
„Zigarre“. Neben seinen Auftritten als Artist ist er weithin gefragt.
So war er circensischer Berater der jüngsten Dumbo-Verfilmung, gehörte
zum Kreativteam von „Mandana“ und war von 1996 bis 2012 für das Casting
des Internationalen Circus-Festivals von Budapest verantwortlich, wie
das Programmheft informiert. Und das ist nur ein Auszug seiner
Aktivitäten. In traditioneller, groß angelegter Choreographie ihrer
mongolischen Heimat präsentiert sich die Truppe Zola. Die Musik ist ein
wenig gewöhnungsbedürftig, die Gesamtaufmachung aber rundum
überzeugend. Die Leistung der zwölfköpfigen Formation ist über jeden
Zweifel erhaben. Der letzte Sprung komplettiert einen Turm aus sieben
Artisten, stabilisiert mittels Perchestange. Auch die Landung in einem
Sessel haben die Mongolen im Repertoire. Allerdings sitzt dieser hier
auf einer vom Untermann ausbalancierten Schulterperche. Für das große
Lachen sorgt der eingangs erwähnte Henry Ayala. Seine Auftritte kennen
wir etwa aus dem Tourneeprogramm 2018 des Zirkus Charles Knie. In
München waren sie aber noch nicht zu erleben. Henry sorgt dafür, dass
ein Junge aus dem Publikum zum versierten Hutjongleur wird. Ein
Zuschauer darf ihm dabei helfen, ein über der Manege hängendes Geschenk
zu öffnen. Die sich darin befindende Diskokugel bildet ein wichtiges
Requisit für den folgende Striptease mit Bauarbeiterkleidung. Mit
weiteren Freiwilligen führt er ein Konzert auf. Natürlich fliegen im
Kronebau die Spaghetti. Der Restaurantbesuch eines von seiner Frau
gespielten Gastes gerät außer Rand und Band. Immerhin sehen die in den
Zuschauerraum geworfenen Teigwaren hier recht „griffig“ aus. Was immer
er auch tut, die Münchner lieben Henry. Er hat das Rund im Griff, die
Herzen fliegen ihm nur so zu. Im Finale wagt er dann – zumindest fast –
mit Hilfe von Martin Lacey junior einen Sprung zum Drei-Mann-Hoch. Als
Untermänner fungieren zwei Mitglieder der Truppe Zola. Zur Sicherheit
spannen Kristian Kristof und eine der Kolev Sisters ein Taschentuch
auf. Doch das Manöver entpuppt sich als witzige Einlage.
Nach der Verabschiedung
bildet das Ensemble ein Spalier für jene Besucher, die das
Auditorium durch den Mittelein- und ausgang verlassen. Die
Gäste auf dem Heimweg nutzen die Gelegenheit, um sich
Autogramme zu holen und den Mitwirkenden zu danken. Immer
wieder wird klar, dass das Krone-Publikum (Wild-)Tiere sehen
will. |