Und noch etwas war anders als
sonst: Die Familie Lacey-Krone wollte das umsatzstarke Frühjahr
besonders gut ausnutzen und ab 10. März zur gleichen Zeit in Bau
und Zelt spielen. Das hat es – in dieser Form – noch nie
gegeben. Allenfalls hatte die Compagnie von Alexis Gruss im März
den Krone-Bau bespielt, während der Zeltcircus schon auf Tournee
gegangen war. Deshalb verzichtete Martin Lacey jun. diesmal auf
seinen großen Auftritt im Raubtierkäfig. Ehefrau Jana Mandana
Lacey-Krone überließ zur Premiere die Vorführung der Pferde
Tierlehrer Hans Ludwig Suppmeier.
Equivokee, Shirin und Alexis,
Erik Niemen
Dafür sind der 12-jährige
Direktionsspross Alexis Lacey-Krone und seine ein Jahr älter
Cousine Shirin wieder einmal im Programm vertreten. Diesmal
führen sie die bekannte Haustier-Dressur von Maike und Jörg
Probst vor – im Teamwork mit Helferinnen und Helfern im
Hintergrund, darunter Mutter und Tante Jana. Riesenesel,
Wollschweine, Ziegen und Hühner bevölkern den Bauernhof in der
Manege. Alexis wirkt bei seinem Auftritt inzwischen offener als
in früheren Saisons, den beiden Krone-Kids fliegen die
Sympathien nur so zu. Großartige Begleiter durch das Programm
sind die drei ukrainischen Clowns Equivokee. Sie jonglieren,
lassen Papierflieger schweben und üben mit Zuschauer
Seilspringen und Michael-Jackson-Moves. Zum zweiten Mal im
Krone-Bau engagiert ist Erik Niemen. Auf dem Drahseil beherrscht
er unter anderem einen Pirouettesprung, den Satz über eine
Barriere sowie den Rückwärtssalto. Riesenapplaus für die erste
akrobatische Nummer im Programm.
Duo Flash, Hans Ludwig Suppmeier, Duo
Funcoholics
Das Duo Flash setzt als
Kaskadeure längst nicht nur auf Heiterkeit. Efrem und Evgeny
zeigen vielmehr ganz ohne den üblichen Tisch oder andere
Requisiten eine vollwertige akrobatische Nummer mit vielen Salti
und Sprüngen. Hans Ludwig Suppmeier präsentiert acht weiße Araber aus
dem Marstall des Circus Krone in einer Freiheitsdressur. Eine
Rarität sind die Korbpferde, die als Da Capo geboten werden.
Vier Araber springen in Strohkörbe und bleiben auf Kommando
abrupt stehen. Das Publikum amüsiert sich prächtig. Für einen
akrobatischen, stürmisch beklatschten Höhepunkt sorgt das Duo
Funcoholics am chinesischen Mast. Wenn sie auf seinem nach oben
ausgestreckten linken Arm eine Waage drückt. Wenn er auf ihrem
Oberkörper steht, während sie eine Flagge am Mast stemmt.
Jana Mandana Lacey-Krone, Truppe
Flying Jumpers
Vor Beginn der Wintersaison war
ich doch recht skeptisch, ob es richtig war, zwei der fünf
Krone-Elefanten aus Spanien zurückzuholen – gegenüber der Presse
war dieser Schritt nicht leicht zu kommunizieren. Doch die
Reaktionen des Publikums sprechen eine klare Sprache: Es möchte
die Dickhäuter sehen, feiert regelrecht die Vorführung der
beiden Elefantenkühe Bara und Burma. Jana Mandana Lacey-Krone
stellt diese mit Unterstützung von James Puydebois in einer
ansprechenden Trickfolge vor. Meine Skepsis ist vollends
verflogen; der vollständige Dreiklang von Pferden, Elefanten und
Raubtieren in einem Programm hat nichts von seinem Zauber
verloren. Nicht nur das Krone-Publikum will das – ich will es
auch. Schon stärker erlebt haben wir die fünf „Flying
Jumpers“ von Artem Yefimov auf dem Fasttrack, beispielsweise bei
Arlette Gruss und im Christmas Circus Wiesbaden. Auch die
Kostüme sind nicht ganz optimal, sie wirken sehr sportbetont. Mit Salti und Sprüngen sorgen
die "Jumpers" für den Abschluss des ersten Programmteils.
Thomas Lacey,
Shannon Monni
Martin Lacey jun. betritt den
Raubtierkäfig diesmal nur für eine kurze Ansprache. Voller Stolz
kündigt er das München-Debüt seines Halbbruders Thomas an, den
er in den vergangenen sieben Jahren zum Raubtiertrainer
ausgebildet habe. Thomas Lacey macht seine Sache gut, mit einer
Trickfolge, wie man sie von seinem Bruder und Lehrmeister kennt
– nur eben mit lediglich vier Löwinnen anstatt bis zu 26 Tieren.
Als die letzte Löwin den Zentralkäfig verlassen hat, fallen sich
Thomas und Martin Lacey in die Arme. Einige Besucher
applaudieren stehend; letztlich deshalb, weil die Lacey-Lions
beim Münchner Publikum einfach Kultstatus haben und Martin Lacey
jun. der unbestrittene Star des Unternehmens ist. Shannon Monni
verzaubert mit ihrer Kontorsionskür in der großen
Plexiglaskugel, hoch über der Manege. Die Kugel lässt sich in
zwei Hälften öffnen, so dass auch Tricks möglich sind, bei denen
die Artistin an einem Bein unter der Kugel hängt.
Claudius Specht, Flying Heroes,
Gina Giovannis
Der Schweizer Claudius Specht
bietet alles, was man von einer erstklassigen, klassischen
Darbietung erwarten kann. Leistungsstärke bei der Jonglage mit
Keulen und Bechern. Originalität durch eine geheimnisvolle
„Blackbox“, die ihm vollautomatisch die Requisiten zuwirft. Und
eine überaus sympathische Präsentation mit direktem Draht zum
Publikum. Die Tierdarbietungen im März werden durch die Hunde
von Gina Giovannis komplettiert. Viele Jahre konnten wir diese
vielseitige Künstlerin auf dem Drahtseil und mit immer neuen
Varianten ihrer Handstand-Nummer erleben. Vor einiger Zeit hat
sie sich mit großen und kleinen, weißen und schwarzen Hunden
etwas ganz Neues aufgebaut. Trickstärke und Präsentation bilden
ein optimales Ganzes. Was dem März-Programm in seiner
ursprünglich geplanten Form gefehlt hätte, wäre neben vielen
kleineren, durchweg charmanten Darbietungen ein großes Highlight
zum Abschluss gewesen. Die Lösung ergab sich, nachdem das
Engagement des Duos Zontli (doppelter Zopfhang) nicht zu Stande
kam. Stattdessen wurden die Flying Heroes aus dem Februar
prolongiert. Mit neuer Platzierung – vor dem Finale statt vor
der Pause –, neuer Musik und neuen Harlekin-Kostümen erhält die
Nummer eine neue Wirkung. Die großartige Flugschau über mehrere
Ebenen, mit acht Akteuren und anspruchsvollsten Tricks, sieht
man sich ohnehin gerne öfter an. Das März-Programm ist damit
rund und komplett. Abermals schön gestaltet ist das Finale.
Direktorin Jana Mandana Lacey-Krone führt ein mit
fluoreszierenden Bändern geschmücktes Pferd durch die Manege,
Ringmaster Nicolai Tovarich singt dazu „Somewhere over the
Rainbow“. Und die Artisten kommen mit bunten, ebenso
fluoreszierenden Tüchern die Treppen der Zuschaueraufgänge
hinunter. |