Wenngleich sein
Großvater im Sommer mit einem kleinen Circus über die
holländischen Campingplätze tingelt, wächst van Geets Liebe zum
Metier erst während seines Studiums des Garten- und
Landschaftsmanagements. Zunehmend, so ist über seinen Werdegang
auf der Homepage zu lesen, übernimmt er administrative Aufgaben
für Circus-Unternehmen, kümmert sich um Presse- und
Tourneearbeit, agiert als Moderator auch im Ring. 2015 übernimmt
van Geet die Organisation des Kerstcircus Etten-Leur von der
befreundeten Familie Zinnecker.
Zelt
Deren Circus Maximum bildet denn auch die
materielle Basis des „WinterWonderCircus“. Die Zelte sind erst
im vergangenen Oktober eingeweiht worden. Die Hausfarben sind
zwar beibehalten, aber mit nun blauen Applikationen auf gelbem
Grund wirkt die Anlage noch frischer. Im Inneren fallen die
achtreihige Schalensitz-Tribüne nebst drei Reihen Loge und der
erst seit vergangegenem Jahr verwendete edle Artisteneingang
auf. Dieser verfügt über eine Orchesterempore, auch wenn hier
aktuell nur Ton- und Lichtregie ihren Platz finden. Dank guter
Ausstattung wird das insgesamt sehenswerte Manegenspiel denn
auch gut in Szene gesetzt. Es entspricht abgesehen von zwei
speziell für Tilburg engagierten Darbietungen dem letztjährigen
Herbst-Programm des Circus Maximum.
Nadja Scholl, Marco Mariani, Stefani Gottani
Den starken Auftakt bildet Neyenne Frank
mit ihrer ästethetischen und stets charmant präsentierten
Kontorsion. Die ungewöhnliche Platzierung dieses eher ruhigen
Auftritts als Eröffnungsnummer nimmt leider gleich Tempo aus dem
Ablauf, womit dann auch die weiteren Akteure insbesondere im
ersten Programmabschnitt zu kämpfen haben. Stefani Gottani
jongliert bei ihren orientalisch angehauchten Antipodenspielen
unterschiedlichste Requisiten wie Schirm, mehrere Bälle oder
Walzen mit den Füßen. Die mitunter recht kurzen Wurfmuster und
die montone Musikbegleitung sorgen jedoch auch nicht für
Schwung. Selbst Gottanis Partner, Marco Mariani, hat als Clown
damit Schwierigkeiten. Er verkörpert nach alter Schule einen
Spaßmacher mit roter Nase und zu großen Schuhen. Marianis Mimik
ist wirklich toll, aber seine ideenlosen Reprisen bleiben blass.
Zunächst kämpft er mit Notenständer und Mikrofon, dann musiziert
er auf der singenden Säge. Die ersten Tiere im Programm sind die
Hunde von Nadja Scholl. Die Vierbeiner beweisen sich
insbesondere als vielfältige Springer und agieren dabei mit
sichtlicher Freude, die sich dann zeitweilig auch auf das
Publikum überträgt. Klassische Westernspielen mit Peitschen und
Messern zeigt das Duo Kaiser. Schlussendlich wirft Ladislav
Kaiser die Klingen auf eine sich mit seiner Frau drehenden
Scheibe. Marco Marianis Filmszene gerät nicht nur lang, auch die
Pointen möchten nicht so ganz gelingen.
Kevin Probst, Justin Ronday
Speziell für Tilburg engagiert sind die
beiden Darbietungen, welche die Pause flankieren. Noch vor der
Unterbrechung bringt Kevin Probst vier braune und vier
gescheckte Esel in die Manege. Die Tiere zeigen zusammen diverse
Lauffiguren einer ausgereiften Freiheit wie Fächer oder
Gegenlauf; zudem beweisen sie sich nach Fellfarbe getrennt als
Hürdenspringer oder liegen ab. Justin Ronday lässt sich zuerst
effektvoll von seiner Assistentin herbeizaubern. Anschließend
wechselt er mit ihr den Platz, durchbohrt sie und verschwindet
zuletzt selbst aus einer unter die Kuppel gezogenen Kiste. Es
sind bekannte Tricks, die das jugendliche Duo mit entsprechendem
Drive präsentiert. So ist gleich ein anderer Rythmus für den
zweiten Programmteil gelegt.
Aron Zinnecker, Duo Donnert, Ladislav Kaiser
Stefani
Gottani gefällt am Luftring insbesondere in der Kombination mit
der romantischen Musikbegleitung. Mit Tricks wie dem Fußhang ist
der Auftritt aber auch akrobatisch ansprechend. Besser als mit
manchen Reprisen kann Marco Mariani mit seiner Musikalität
überzeugen. Hier stimmt er mit Glocken Melodien an. Aron
Zinnecker ist ein vielfältiger, wenn auch zurückhaltend
wirkender Jongleur, der neben Bällen auch Keulen und Ringe in
der Luft hält. Abschließend händelt er auch Fackeln. Zum
Abschluss des Programms hin steuern Neyenne Frank und Adrian
Donnert einen richtigen Höhepunkt bei. Beide demonstrieren ein
gleichermaßen leistungsstarkes wie schönes Pas de Deux zu Pferd.
Insbesondere der freie Stand auf dem Kopf des Untermannes wird
lange gehalten. Ladislav Kaiser gehört auf dem Hochseil das
eindrückliche Ende. Durchaus spektakulär besteigt er auf dem
Draht unter anderem eine Treppe, fährt Einrad, macht eine Rolle
über eine Feuerbarriere und plaudert en passant mit den
Zuschauern. Die gehen nun vollends mit, was nicht zuletzt dann
auch das anschließende, gesanglich von Marco Mariani eingeleite
Finale belebt. Hier nimmt sich Kevin van Geet trotz vorheriger
und anschließender Termine selbst die Zeit, das Publikums seines
Circus' zu verabschieden. |