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Waiblinger Weihnachtscircus 2019/20
www.waiblinger-weihnachtscircus.de ; 94 Showfotos

Waiblingen, 21. Dezember 2019: Nicht weniger als 45 Artisten stehen im Finale dieses 13. Waiblinger Weihnachtscircus in der Manege. Zu den vier großen Truppen kommen noch ein zehnköpfiges Ensemble des Circustheaters Bingo, Clown Mister Chap, Kontorsionistin Suellen Sforzi sowie wieder einmal die Tiernummern des Circus Bely. Letztere stehen in einem kompletten Kontrast zum Großteil der artistischen Darbietungen, die Markus und Britta Sperlich für diese Produktion vor den Toren Stuttgarts engagiert haben. Die Vorstellung am Samstagabend ist hervorragend besucht.

Wie immer glitzert es nicht nur im äußerst aufwendig geschmücktem Vorzelt. Schon beim Einfahren auf den Parkplatz sieht man die Büsche und Bäume vor dem Circus im Glanz zahlreicher Lichterketten funkeln. Während im ersten Vorzelt wie immer Kasse, Toiletten und eine leuchtende Winterlandschaft aufgebaut sind, befinden sich im zweiten die zahlreichen Verkaufshütten. Diese sind ganz neu und in einem modernen Design gehalten. Bekannt ist natürlich der riesige Tannenbaum in der Mitte des Raumes. Von der Kuppel führen Lichterketten zu den Rondellstangen.


Truppe Bingo

Nachdem die Besucher auf dem modernen Klappsitzgradin Platz genommen haben, heizt Clown Mister Chap die Stimmung mit den bekannten Klatschspielen an. Er ist schon beinahe Stammgast in Waiblingen und wird mit zwei Entrees wohldosiert eingesetzt. Seine Filmszene unterscheidet sich erfreulicherweise etwas von anderen, beispielsweise durch das Schlossturm-Requisit. Auch beim bekannten Box-Entree geht das Publikum begeistert mit. Ganz neu für Waiblingen ist die Truppe Bingo. Zu acht eröffnen sie das Programm mit einem turbulenten Charivari. Es werden Hula-Hoop-Reifen geschwungen und Diabolos gespielt, es wird am Trapez geturnt und natürlich getanzt. Es ist schon ein ungewöhnlicher Anblick, das Ensemble vor dem Waiblinger Artisteneingang zu sehen, kennt man es doch nur in der Kulisse von Knie, Roncalli und Co. Doch die Truppe fügt sich bestens in die Show ein und begeistert noch mit drei weiteren Auftritten. Zum einen nach der Pause, wenn ein Mitglied Handstand-Equilibristik zeigt und dabei von sechs Kolleginnen umtanzt wird. Zum anderen Anton Shcherbyna, der auf der Rola Rola Seil springt und die üblichen Türme stapelt sowie als vorletzte Darbietung zwei Kolleginnen mit starken Hand-auf-Hand-Tricks.


Jambo Kids, Revancha  Gauchos, Truppe Empress 

Ebenfalls zehn Personen umfasst die Truppe Jambo Kids. Drei Frauen tanzen mit Trommeln in der Manege, ehe die männlichen Mitglieder das Chapiteau erobern. Die Kostüme sind im Zebralook gehalten, und die Akteure tragen Speere und Schutzschilder. Es folgen Pyramiden in einer Stärke, wie man sie selten von afrikanischen Truppen sieht. Die üblichen Limbotänze beschließen die Darbietung. Tempo, Können und exotisches Flair bringen auch die sechs Gauchos, darunter eine Frau, als Truppe Revancha Gauchos in die Manege. Sie beginnen ihre Darbietung mit einer rhythmischen Trommelperformance und lassen anschließend ihre Bolas in allen denkbaren Varianten kreisen. Die restlichen beiden Truppen kommen aus Russland. 2015 trat die Truppe Empress den Rückweg aus Monte Carlo unverständlicherweise ohne einen Clown an. In stylischen Schottenrockoutfits passen sich die Mitglieder ihre zahlreiche Keulen in allen denkbaren Positionen zu. Der Clou ist, dass das weibliche Truppenmitglied auf einer Schaukel abwechselnd in die Luft gezogen wird oder während der Passings gar hin und her schwingt. Auch die drei männlichen Akteure werfen sich teilweise die Keulen zu, während sie auf hohen Podesten stehen. Das Ganze passiert in einer wirklich ansprechenden Inszenierung zu modernen Technoklängen.


Nino Frank, Truppe Rubzovy, Suellen Sforzi

Nicht ganz so modern und ein wenig „russischer“ kommt die Truppe Rubzovy daher. Ihre Airtracknummer gewann schon 1992 in einer anderen Version einen Silbernen Clown an der Côte d’Azur. Nun fegen sie in mittelalterlicher Inszenierung über das Sprungkissen und bilden damit die Schlussnummer des Programms. Nicht vergessen dürfen wir natürlich die einzige Solistin an diesem Abend. Suellen Sforzie und ihre Mischung aus Kontorsionistik und Handstandakrobatik ist immer wieder schön anzusehen. Wirkungsvoller Schlusstrick ist auch hier der inzwischen inflationäre Bogenschuss mit den Füßen. Etwas weniger sind in diesem Jahr die Tiere vertreten. Die Dressurdarbietungen mit ihnen liegen ganz in der Hand von Nino und Diana Frank aus dem Circus Bely. In seinem ersten Auftritt zeigt Nino Frank ein Doppeltes Groß und Klein, auf das zwei steigende Araber folgen. Die Tiere laufen sauber, und bei der rustikalen Vorführung im Livree, zu ganz klassischer Circusmusik, kommt typische Familiencircusstimmung auf. Nicht weniger trickstark ist die muntere Hundemeute im zweiten Teil, die sich auch keinesfalls zu verstecken braucht. Durch das Programm führt Bianca Richter, die über Künstler und Disziplinen informiert.

Ja, es ist gewiss eine ungewöhnliche Mischung, die hier präsentiert wird. Doch eins ist sicher: Sie macht auf jeden Fall unglaublichen Spaß, so dass die zweieinhalb Stunden wie im Fluge vergehen. Mit seinem riesigen Ensemble bietet der Waiblinger Weihnachtscircus das überraschendste Programm dieser Weihnachtssaison.

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Text: Simon Preißing; Fotos: Tobias Moll