Der Abbau erfolgte allerdings noch vor der ersten Vorstellung.
Die strengen Coronaregeln
in Bayern und drohende Verschärfungen ließen keine andere Wahl, hieß es
dazu in den eigenen Social Media-Kanälen. Stattfinden konnte hingegen
der Aachener Weihnachtscircus. Was die Anzahl der zugelassenen
Zuschauer je Vorstellung anging, mussten auch in NRW deutlich spürbare
Einschränkungen akzeptiert werden. Hinzu kamen die einzuhaltenden
Hygieneregeln. Keine Abstriche wurden hingegen bei der Show gemacht.
Hier wurde am hohen Standard der Vorjahre festgehalten. Und so bekam
des Publikum in Aachen eine der wenigen großen Produktionen des
vergangenen Winters zu sehen.
Der Aachener Weihnachtscircus auf dem Bendplatz
Das
Material kam diesmal vom in den Niederlanden reisenden Circus Maximum.
Als Vor- und Spielzelt diente jeweils ein blau-gelber Viermaster. Im
Chapiteau konnten die Besucher in den Logen und auf den blauen
Plastiksitzen des Gradins Platz nehmen. Der Artisteneingang wurde
weihnachtlich dekoriert und mit dem Emblem des Aachener
Weihnachtscircus versehen. Auf dem Orchesterpodium fanden statt
Musikern mit Lichtern besetzte Tannen ihren Platz. In der Manege war
eine große Rundbühne als Spielfläche aufgebaut.
Weihnachtliches
Opening mit Lisette Whitter und den Donnert Dancers
Für
die Inszenierung der Show zeichnete Thomas Bruchhäuser verantwortlich.
Diese geriet wieder wunderbar weihnachtlich, sehr stimmig und war mit
etlichen herrlichen Einfällen versehen. Dabei wieder Aachen-Klassiker
wie der schwebende Komiker und die Sängerin mit großen Engelsflügeln
zum Finale. Den Gesang übernahm in diesem Winter Lisette Whitter. Die
„Voice of Germany“-Teilnehmerin überzeugte mit einer tollen Präsenz und
einer eindrucksvollen, wandlungsfähigen Stimme. Ein echter Gewinn. Das
sind ebenfalls die vier hübschen jungen Damen, die mit Tanzeinlagen in
verschiedenen schicken Kostümen schöne Bilder kreierten. Donnert
Dancers lautet der Name des Quartetts. Zusammengestellt wurde die
Formation von Sandor Donnert, der unter anderem für die Abendregie
verantwortlich war. Die bewährte Technikcrew sorgte für ein traumhaftes
Lichtdesign und einen klaren Sound.
Skating Donnerts, Luna Girls
Tauchen
wir also ein in das circensische Winterwunderland. Dahin entführt
werden wir von Lisette Whitter und den Donnert Dancers. Es gibt
weihnachtliche Outfits und weihnachtliche Klänge. Auf dem
Gabentisch liegen die Geschenke. Der Tisch wird sogleich von den
Skating Donnerts übernommen. Sie zeigen darauf rasante
Rollschuhartistik. Im Rock'n-Roll-Stil fegt Ryan Donnert mit Partnerin
Anna über die Plattform. Mit gewagten Figuren sorgen sie für
wohldosierten Nervenkitzel. Oleg Ponukalin, Clownspartner von Jigalov,
animiert das Publikum mit seinem Taktstock zum Klatschen. Im
Zuschauereingang singt Lisette Whitter ihren nächsten Song, bevor die
Manege Maverik Niemen gehört. Der junge Italiener hat sich der Kunst
der Rola Rola verschrieben. Mal stapelt er die Bretter übereinander, um
auf einer Rolle zu balancieren, mal baut er einen Turm aus
verschiedenen Walzen, um sich darauf mit einem Brett im Gleichgewicht
zu halten. Gereicht werden ihm die Requisiten von seiner hübschen
Assistentin. Zwei Schönheiten am Luftring, das sind die Luna Girls.
Marina Luna und Marika Gould zaubern sinnliche Figuren hoch über den
Köpfen des Publikums. Ästhetik geht hier wunderbar einher mit
anspruchsvollen Tricks.
Marc Métral, Andrey Jigalov
Ein
Entertainer par excellence ist Marc Métral. Als Ventriloquist leiht er
anderen seine Stimme. In Aachen lässt er einen Löwen und einen
schwarzen Vogel witzige Dialoge mit ihm führen. Während die beiden
Puppen noch recht gut steuerbar sind, ist beim Hund aus Fleisch und
Blut schon größere Verwunderung angesagt. Denn auch der Vierbeiner
spricht und singt. Métral ist ein Meister seines Faches und sorgt für
hörbare Heiterkeit im Rund. Die blonden Donnert Dancers leiten in roten
Livrees über zu Tony Frebourg. Mit seinen Diabolos bringt er ordentlich
Tempo in die Show. Bis zu vier davon lässt der Franzose gleichzeitig
durch die Luft fliegen. Genauso ausgefeilt sind die Touren, die er mit
zwei oder drei Diabolos arbeitet. Auf seiner Melodika will Oleg
Ponukalin ganz seriös ein Ständchen geben. Doch daraus kann nichts
werden, wenn (Andrey) Jigalov in der Nähe ist. Das feucht-fröhliche
Konzert ist das Paradestück des russischen Clowns. Die beiden Akteure
bleiben hier genauso wenig trocken wie die Augen des Publikums. Die
Pausennummer gehört Avital und Jochen am schwingenden Trapez. Avital
wagt atemberaubende Flüge, nach denen sie immer wieder sicher in den
Händen von Partner Jochen landet. So gern man diesen riskanten Sprüngen
zuschaut, ist man doch ein wenig froh, wenn die beiden wieder sicher
auf den Boden zurückgekehrt sind. Musikalisch begleitet wird das Duo
ganz wunderbar von Lisette Whitter.
TyreD, Avital, Duo Acrobatics
Die
Sängerin ist auch zu Beginn des zweiten Teils wieder präsent. Gemeinsam
mit den Donnert Dancers begrüßt sie die Zuschauer zurück im Chapiteau.
TyreD nennt sich das Trio, das auf Fahrrädern coole Stunts performt.
Die großen Sprünge werden mit Hilfe einer Rampe vollführt. Weitere
originelle Jumps gehen von in der Manege aufgebauten Plattformen aus.
Mit dem Selfiestick versucht Jigalov, coole Schnappschüsse von sich
anzufertigen. Das gelingt natürlich nicht ohne Hindernisse. Pure
Eleganz dann wieder bei der Kür an Strapaten von Avital. Vogelgleich
fliegt sie im weißen Kleid durch die Luft und lässt dabei fast
vergessen, wie kraftraubend viele ihrer Tricks sind.
Hand-auf-Hand-Artistik ist die Disziplin des Duo Acrobatics. Misha
trägt seine Nastya tatsächlich auf Händen, während sich die Partnerin
im Handstand im Gleichgewicht hält. Die beiden blendend aussehenden
Akteure entstammen dem Circus-Theater Bingo und überzeugen zudem mit
Sprüngen von Nastya, die sie auf den Händen von Misha landet.
Johan Wellton, Hochseil-Quartett um Jordan Mesa
Johan
Wellton als Bouncing-Jongleur zu bezeichnen ist sicher richtig. Diese
Beschreibung wird dem blonden Schweden aber nicht wirklich gerecht.
Denn Wellton ist ein brillanter Entertainer. Davon konnten wir uns
hierzulande bereits bei der Höhner Rockin' Roncalli Show überzeugen.
Virtuos lässt er die gelben Jonglierbälle tanzen. Dabei nutzt er Tisch
und Stuhl als zusätzliche Requisiten, die faszinierende Variationen
erlauben. Nebenbei macht er seine Späße, lässt Konfetti regnen und
führt ein Telefonat mit seiner Mutter. Es ist immer wieder äußerst
erfrischend, Johan Wellton erleben zu dürfen. Nach einem weiteren
Auftritt von Jigalov und Oleg Ponukalin sind die Scheinwerfer auf die beiden Hochseile gerichtet, die
übereinander gespannt sind. Jordan Mesa ist der Kopf des rein
männlichen Quartetts. Dieses versteht es wunderbar, beide Etagen zu
nutzen. So sehen wir etwa den vierfachen Kopfstand auf dem Seil oder
zwei Zwei-Mann-Hoch übereinander. Hochspannung herrscht nicht zuletzt
bei der Pyramide mit drei Personen. Herrlich zelebriert wird das
ausgiebige Finale mit dem gesamten Ensemble, es werden wirklich alle
Register gezogen. Sogar Schnee fällt aus der Kuppel. Eine wunderbare
Einstimmung auf die Festtage oder eben ein schöner Rückblick auf das
gerade zurückliegende Weihnachtsfest.
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