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Aachener Weihnachtscircus 2021/22
www.weihnachtscircus-aachen.eu ; 127 Showfotos

Aachen, 28. Dezember 2021: Wenn alles nach Plan läuft, veranstalten die Unternehmen von Thomas Schütte rund um den Jahreswechsel drei Weihnachtscircusse in Deutschland. Aber in diesen Corona-Zeiten läuft wenig nach Plan. Die Absage für den „Grand Prix der Artisten“ in Hannover kam bereits Ende Oktober. Dies mit Hinweis auf die rechtlichen Grundlagen, welche nicht die notwendige Planungssicherheit geben würden. Zudem sei es für internationale Artisten schwierig, nach Deutschland einzureisen. In Regensburg wurde das Chapiteau zunächst aufgebaut.

Der Abbau erfolgte allerdings noch vor der ersten Vorstellung. Die strengen Coronaregeln in Bayern und drohende Verschärfungen ließen keine andere Wahl, hieß es dazu in den eigenen Social Media-Kanälen. Stattfinden konnte hingegen der Aachener Weihnachtscircus. Was die Anzahl der zugelassenen Zuschauer je Vorstellung anging, mussten auch in NRW deutlich spürbare Einschränkungen akzeptiert werden. Hinzu kamen die einzuhaltenden Hygieneregeln. Keine Abstriche wurden hingegen bei der Show gemacht. Hier wurde am hohen Standard der Vorjahre festgehalten. Und so bekam des Publikum in Aachen eine der wenigen großen Produktionen des vergangenen Winters zu sehen.


Der Aachener Weihnachtscircus auf dem Bendplatz

Das Material kam diesmal vom in den Niederlanden reisenden Circus Maximum. Als Vor- und Spielzelt diente jeweils ein blau-gelber Viermaster. Im Chapiteau konnten die Besucher in den Logen und auf den blauen Plastiksitzen des Gradins Platz nehmen. Der Artisteneingang wurde weihnachtlich dekoriert und mit dem Emblem des Aachener Weihnachtscircus versehen. Auf dem Orchesterpodium fanden statt Musikern mit Lichtern besetzte Tannen ihren Platz. In der Manege war eine große Rundbühne als Spielfläche aufgebaut.


Weihnachtliches Opening mit Lisette Whitter und den Donnert Dancers

Für die Inszenierung der Show zeichnete Thomas Bruchhäuser verantwortlich. Diese geriet wieder wunderbar weihnachtlich, sehr stimmig und war mit etlichen herrlichen Einfällen versehen. Dabei wieder Aachen-Klassiker wie der schwebende Komiker und die Sängerin mit großen Engelsflügeln zum Finale. Den Gesang übernahm in diesem Winter Lisette Whitter. Die „Voice of Germany“-Teilnehmerin überzeugte mit einer tollen Präsenz und einer eindrucksvollen, wandlungsfähigen Stimme. Ein echter Gewinn. Das sind ebenfalls die vier hübschen jungen Damen, die mit Tanzeinlagen in verschiedenen schicken Kostümen schöne Bilder kreierten. Donnert Dancers lautet der Name des Quartetts. Zusammengestellt wurde die Formation von Sandor Donnert, der unter anderem für die Abendregie verantwortlich war. Die bewährte Technikcrew sorgte für ein traumhaftes Lichtdesign und einen klaren Sound.


Skating Donnerts, Luna Girls

Tauchen wir also ein in das circensische Winterwunderland. Dahin entführt werden wir von Lisette Whitter und den Donnert Dancers. Es gibt weihnachtliche Outfits und weihnachtliche Klänge. Auf dem Gabentisch liegen die Geschenke. Der Tisch wird sogleich von den Skating Donnerts übernommen. Sie zeigen darauf rasante Rollschuhartistik. Im Rock'n-Roll-Stil fegt Ryan Donnert mit Partnerin Anna über die Plattform. Mit gewagten Figuren sorgen sie für wohldosierten Nervenkitzel. Oleg Ponukalin, Clownspartner von Jigalov, animiert das Publikum mit seinem Taktstock zum Klatschen. Im Zuschauereingang singt Lisette Whitter ihren nächsten Song, bevor die Manege Maverik Niemen gehört. Der junge Italiener hat sich der Kunst der Rola Rola verschrieben. Mal stapelt er die Bretter übereinander, um auf einer Rolle zu balancieren, mal baut er einen Turm aus verschiedenen Walzen, um sich darauf mit einem Brett im Gleichgewicht zu halten. Gereicht werden ihm die Requisiten von seiner hübschen Assistentin. Zwei Schönheiten am Luftring, das sind die Luna Girls. Marina Luna und Marika Gould zaubern sinnliche Figuren hoch über den Köpfen des Publikums. Ästhetik geht hier wunderbar einher mit anspruchsvollen Tricks.


Marc Métral, Andrey Jigalov

Ein Entertainer par excellence ist Marc Métral. Als Ventriloquist leiht er anderen seine Stimme. In Aachen lässt er einen Löwen und einen schwarzen Vogel witzige Dialoge mit ihm führen. Während die beiden Puppen noch recht gut steuerbar sind, ist beim Hund aus Fleisch und Blut schon größere Verwunderung angesagt. Denn auch der Vierbeiner spricht und singt. Métral ist ein Meister seines Faches und sorgt für hörbare Heiterkeit im Rund. Die blonden Donnert Dancers leiten in roten Livrees über zu Tony Frebourg. Mit seinen Diabolos bringt er ordentlich Tempo in die Show. Bis zu vier davon lässt der Franzose gleichzeitig durch die Luft fliegen. Genauso ausgefeilt sind die Touren, die er mit zwei oder drei Diabolos arbeitet. Auf seiner Melodika will Oleg Ponukalin ganz seriös ein Ständchen geben. Doch daraus kann nichts werden, wenn (Andrey) Jigalov in der Nähe ist. Das feucht-fröhliche Konzert ist das Paradestück des russischen Clowns. Die beiden Akteure bleiben hier genauso wenig trocken wie die Augen des Publikums. Die Pausennummer gehört Avital und Jochen am schwingenden Trapez. Avital wagt atemberaubende Flüge, nach denen sie immer wieder sicher in den Händen von Partner Jochen landet. So gern man diesen riskanten Sprüngen zuschaut, ist man doch ein wenig froh, wenn die beiden wieder sicher auf den Boden zurückgekehrt sind. Musikalisch begleitet wird das Duo ganz wunderbar von Lisette Whitter.


TyreD, Avital, Duo Acrobatics

Die Sängerin ist auch zu Beginn des zweiten Teils wieder präsent. Gemeinsam mit den Donnert Dancers begrüßt sie die Zuschauer zurück im Chapiteau. TyreD nennt sich das Trio, das auf Fahrrädern coole Stunts performt. Die großen Sprünge werden mit Hilfe einer Rampe vollführt. Weitere originelle Jumps gehen von in der Manege aufgebauten Plattformen aus. Mit dem Selfiestick versucht Jigalov, coole Schnappschüsse von sich anzufertigen. Das gelingt natürlich nicht ohne Hindernisse. Pure Eleganz dann wieder bei der Kür an Strapaten von Avital. Vogelgleich fliegt sie im weißen Kleid durch die Luft und lässt dabei fast vergessen, wie kraftraubend viele ihrer Tricks sind. Hand-auf-Hand-Artistik ist die Disziplin des Duo Acrobatics. Misha trägt seine Nastya tatsächlich auf Händen, während sich die Partnerin im Handstand im Gleichgewicht hält. Die beiden blendend aussehenden Akteure entstammen dem Circus-Theater Bingo und überzeugen zudem mit Sprüngen von Nastya, die sie auf den Händen von Misha landet.


Johan Wellton, Hochseil-Quartett um Jordan Mesa

Johan Wellton als Bouncing-Jongleur zu bezeichnen ist sicher richtig. Diese Beschreibung wird dem blonden Schweden aber nicht wirklich gerecht. Denn Wellton ist ein brillanter Entertainer. Davon konnten wir uns hierzulande bereits bei der Höhner Rockin' Roncalli Show überzeugen. Virtuos lässt er die gelben Jonglierbälle tanzen. Dabei nutzt er Tisch und Stuhl als zusätzliche Requisiten, die faszinierende Variationen erlauben. Nebenbei macht er seine Späße, lässt Konfetti regnen und führt ein Telefonat mit seiner Mutter. Es ist immer wieder äußerst erfrischend, Johan Wellton erleben zu dürfen. Nach einem weiteren Auftritt von Jigalov und Oleg Ponukalin sind die Scheinwerfer auf die beiden Hochseile gerichtet, die übereinander gespannt sind. Jordan Mesa ist der Kopf des rein männlichen Quartetts. Dieses versteht es wunderbar, beide Etagen zu nutzen. So sehen wir etwa den vierfachen Kopfstand auf dem Seil oder zwei Zwei-Mann-Hoch übereinander. Hochspannung herrscht nicht zuletzt bei der Pyramide mit drei Personen. Herrlich zelebriert wird das ausgiebige Finale mit dem gesamten Ensemble, es werden wirklich alle Register gezogen. Sogar Schnee fällt aus der Kuppel. Eine wunderbare Einstimmung auf die Festtage oder eben ein schöner Rückblick auf das gerade zurückliegende Weihnachtsfest.

Mit dieser Ausgabe des Aachener Weihnachtscircus schenken die Macher ihrem Publikum eine fulminante, in jeder Hinsicht großartige Show in alles andere als einfachen Zeiten. Bleibt zu hoffen, dass die Gäste dieses Risiko entsprechend honoriert haben. Ein Investment in die Zukunft ist die Produktion in jedem Fall. Denn sie begeistert voll und ganz. Wer sie gesehen hat, wird im kommenden Winter wiederkommen. Dann hoffentlich ohne Einschränkungen und mit einem bis auf den letzten Platz gefüllten Chapiteau.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch